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E-Book

Wertvoll - Wertlos - Wert - was?

Erziehung ohne Netz und doppelten Boden

AutorClara Hell
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783746020112
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Wie soll ich heute Kinder erziehen? Was ist in unserer Zeit wirklich wertvoll? Grenzen wir Kinder ein, indem wir ihnen Regeln vorgeben? Wo greifen Erziehung und individuelle Entfaltung ineinander? Solche und ähnliche Fragen engagierter Eltern, Erziehender, Lehrender, Betreuender höre ich immer wieder in meinen Veranstaltungen. Dabei geht es einerseits um die Frage, ob und wie es vermittelt, andererseits aber auch darum, was überhaupt weitergegeben werden soll. Dahinter steht die zentrale Frage: Wie wird ein Leben sinnvoll? Dieses Buch soll Handreichungen zur wertvollen Erziehung geben, nicht theoretische Ratschläge oder Patentrezepte. Anhand lustiger, aussagekräftiger Vorkommnisse schreibe ich über meine eigenen Erfahrungen und Gedanken, direkt aus der Praxis und mit einem Augenzwinkern.

Dr. Clara Hell: Mutter von vier Kindern, überwiegend allein erziehend, Studium der Vergleichenden Religionswissenschaft, Indologie und Ethnologie seit fast 40 Jahren Dozentin in der Erwachsenenbildung in den Bereichen Philosophie, Religionswissenschaft, Psychologie, Landeskunde, Theologie einige Jahre freie Mitarbeiterin beim Projekt Weltethos von Prof. Dr. Hans Küng Seminarleiterin für Wirtschaftsunternehmen Leiterin einer Bildungsinstitution Reiseleiterin für Bildungsreisen selbständig mit eigener Philosophischer Praxis seit 2005 Dozentin für Philosophie Hochschul-Lehrbeauftragte für Interkulturelle Kompetenz und Deutsch für Ausländer

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Leseprobe

Vorwort


„Heute kennt man von allem den Preis, von nichts den Wert.“ (Oscar Wilde 1892) Was bedeutet dieser Satz für uns heute?

Vorliegendes Buch soll Handreichungen zur wert-vollen Erziehung geben. Nicht Ratschläge, denn die sind bekanntlich allzu oft eher Schläge als hilfreicher Rat.

Die Frage nach dem Wert und wie verschieden er eingeschätzt wird, zeigt sich deutlich an diesem Witz: Beim Spielen vor dem Haus verlor ein Junge eine Kontaktlinse. Er könne sie trotz gründlicher Suche nicht wiederfinden, berichtet er seiner Mutter. Unbeeindruckt geht sie hinaus und kommt wenige Minuten später mit der Linse zurück.

„Ich habe wirklich lange gesucht, Mama“, erklärt der Junge. „Wieso hast du sie gefunden?“

„Weil ich nicht nach derselben Sache gesucht habe wie du. Du wolltest ein Stückchen Plastik finden und ich zweihundert Euro!“

In vielen Wörtern unserer Sprache kommt das Wort Wert vor. So verwerten wir unterschiedliche Informationen, sehen die vielfältigen Dinge und Ereignisse um uns herum als wertlos oder wertvoll an, bewerten ohne Unterlass Ereignisse um uns herum, betrachten wertbeständige Güter entweder als besonders gut oder lehnen sie aufgrund eines persönlichen Werturteils ab, nehmen nach einer erfolgten Arbeit eine mehr oder weniger intensive Auswertung vor, investieren in bestimmte Wertanlagen oder ernähren uns mit Vollwertkost. Wir zahlen Mehrwertsteuer, halten ein Produkt für sein Geld wert.

Die Wertefrage ist an sich eine zutiefst philosophische Frage. Ethik, eine der ältesten und wichtigsten Sparten der Philosophie, stellt die Zentralfrage nach dem richtigen, dem guten Leben. Ohne Werte als Richtschnur lässt sich diese Frage nicht beantworten.

Philosophie basiert auf Staunen, Sich-Wundern und Hinterfragen. Philosophisches Denken sollte frei sein und keinem Zweck hinterher jagen. Doch Werte lassen sich auch – im Gegensatz zu ihrem geistigen Sinn - produktionsfördernd einsetzen. Führende Firmenmanager haben die Erfahrung gemacht, dass eine „Firmenphilosophie“ sowohl die Motivation erhöht, als auch das Verantwortungsgefühl der Arbeiter stärkt und so die Krankheitsrate senkt, weil sich die Mitarbeiter anerkannt und sozial eingebunden fühlen. Imagepflege der Betriebe basiert heute weitgehend auf ihrem Einsatz für Umwelt- und Sozialprojekte. Werte wurden zum Wirtschaftsfaktor. Keine Firma kann es sich heute noch leisten, gegen die gängigen Werte zu verstoßen. Ethos ist hier das der Nützlichkeit.

Dabei gelten nicht länger religiöse oder primär humanitäre Systeme als Bemessungsgrundlage, sondern vielmehr die anstehenden Probleme der technisierten Welt, von deren Lösung das Überleben abhängt. Nicht etwa ethische Fernziele, sondern pragmatische Nahziele werden anvisiert. Die Frage in diesem Zusammenhang ist nicht: wie handle ich ethisch richtig, sondern: was nutzt mir jetzt?

Der alltägliche Umgang mit Computern wirkt sich gravierend auf die Ethik aus. Es stellt sich nicht die Frage nach Prinzipien, sondern nach dem: „Was geht, was geht nicht?“ Gut ist, was funktioniert und erst, wenn das Programm nicht planmäßig läuft, sucht man nach anderen Lösungen (nicht unbedingt nach den moralisch besseren).

Die Vorstellungen, die in einer Gesellschaft allgemein (oder von vielen) als wünschenswert anerkannt sind, bilden das Fundament der Normen einer Gesellschaft. Traditionell unterscheidet man moralische Werte (Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Treue), religiöse Werte (Gottesfurcht, Nächstenliebe), politische Werte (Toleranz, Freiheit, Gleichheit), ästhetische Werte (Kunstschönheit), materielle Werte (Wohlstand) sowie Familienwerte.

Wozu brauchen wir überhaupt Werte?

Jede Gemeinschaft regelt ihr Sozialverhalten auf der Grundlage von Normen. Diese wiederum basieren auf Werten, die aus innerer eigener Überzeugung bestehen und/oder durch die jeweilige Kultur geformt sind. Sie sorgen für den Zusammenhalt der Gemeinschaft.

Dieses Buch hat nicht den Anspruch, sich an philosophischen Vordenkern zu orientieren oder diese Traditionen zu diskutieren. Theorie, Nutzen sowie sicht- und messbare Werte sind nicht Sinn dieses Buches.

Wer Werte hat, dem öffnen sich Bedeutungszusammenhänge. Auf diese Weise dienen sie zur Erfüllung des Lebens, denn sie machen Sinn.

Sie verleihen dem Menschen Orientierung, eine Richtschnur, die es ihm erspart, auf sich allein gestellt und ständig neu zu entscheiden, was richtig oder falsch ist.

Zunächst ist es Aufgabe der Eltern und Erzieher, gezielt Werte und Normen zu vermitteln. Später werden Jugendliche durch die Nachahmung von Vorbildern, durch Fernseh- und Radiosendungen, Internet, durch die Lektüre von Zeitungen, Zeitschriften und ähnlichem und – ganz wichtig – durch die Übernahme des Verhaltens ihrer `Peergroup´, also der Gruppe gleichaltriger `Freunde´, beeinflusst.

Damit kommen wir zum Thema Erziehung. Erziehung formt heute den Nachwuchs unserer Gesellschaft und damit morgen die Zukunft unserer Welt! Jugendliche sehen sich einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft gegenüber.

Unter welchen Voraussetzungen kann aber auch der einzelne Mensch zu einer geglückten und erfüllten Existenz kommen? Gut für den Menschen ist, was ihn sein Menschsein bewahren, fördern, gelingen lässt.

Nichts also gegen die heutigen »Selbst-Tendenzen« (Selbstbestimmung, Selbsterfahrung, Selbstfindung, Selbstverwirklichung, Selbsterfüllung) - solange sie nicht abgekoppelt sind von Selbstverantwortung und Weltverantwortung, von der Verantwortung für die Mitmenschen, für die Gesellschaft und die Natur, solange sie nicht zur narzisstischen Selbstbespiegelung und Selbstbezogenheit verkommen. Selbstbehauptung und Selbstlosigkeit müssen sich nicht ausschließen, sondern das eine bedingt sogar das andere. Identität und Solidarität sind zur Gestaltung einer besseren Welt gefordert.

Welche Projekte man auch plant für eine bessere Zukunft der Menschheit, ethisches Grundprinzip muss sein: Der Mensch darf nie bloß als Mittel zum Zweck dienen - seit Kant ist dies eine Formulierung des kategorischen Imperativs.

Zwischen Philosophie und praktischer Pädagogik möchte ich meinen Beitrag verorten. Er soll Orientierung bieten in einem Supermarkt der Religionen und Weltanschauungen. Während meiner über dreißig jährigen Tätigkeit in der Erwachsenenbildung bin ich oft gefragt worden nach Maßstäben zur Beurteilung von Werten. In diesem Sinne prüfe jeder Leser selbst, was vorliegende Mitteilungen für ihn bedeuten. Nah am Alltag sollen Erfahrungen mit-geteilt werden im Sinne von Teilen, im Sinne von Beispielen. Geschichten, die das Leben erzählt, eignen sich dazu besser, sie sind anschaulicher als trockene Traktate. Außerdem erwecken sie das gewisse Schmunzeln, den Humor, ohne den Erziehung starr und selbstzufrieden würde.

Im Folgenden werde ich meine `Hintergedanken` kursiv, die Begebenheiten in normaler Schrift drucken.

Ich bin Mutter von vier Kindern, größtenteils allein erziehend. Nach Studium und Promotion habe ich mich vorwiegend den Kindern gewidmet. Meine Lebensführung entsprach in keiner Weise und zu keiner Zeit den Vorstellungen eines örtlich ansässigen Dorfbewohners. Mit unendlich viel Liebe, aber mindestens ebenso viel Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein war ich erzogen worden.

Einen Mann gab es nicht in meinem Leben: nicht als Kind bei der Mutter, nicht als Jugendliche in Mädchenschulen und –Internaten, nicht als Idol.

Dann kam die Zeit, als viele Männer mich umschwärmten. Mein Thema damals war ausgesprochen das Perfekte, das Bleibende, das Wesenhafte.

Diese beiden Welten passten nicht zusammen.

Doch dann kam einer, der blieb. Er ließ mich nicht los, zunächst auch in schwierigen Zeiten nicht. Als ich ihn jahrelang geprüft hatte, glaubte ich ihm – und änderte mein Leben. Kompromisslos setzte ich alles auf eine Karte - und verlor, fast auch mich selbst. Einen Rest bewahrte ich für meine Kinder.

„Ein Sprichwort sagt: Ideale sind wie Sterne: wir können sie nie erreichen, aber wir können uns nach ihnen richten. In diesem Sinne mag das vorliegende Buch eine Richtschnur sein. Grau ist alle Theorie. Hier aber geht es um umsetzbare Anregungen, Werte, die sich in der Realität bereits bewährt haben.

Unser Gehirn stützt sich bei seinen Entscheidungen meistens auf vergleichbare Erfahrungen, um die Trefferquote einer Entscheidung zu maximieren. Alle Philosophie aber beginnt damit, Dinge in Frage zu stellen. In eingefahrenen emotionalen oder mentalen Sicherheitsbahnen lässt sich nichts bewegen. Manchmal besteht der Erkenntniszuwachs gerade darin, mit scheinbaren Gewissheiten aufzuräumen und einen Zustand größerer Verwirrung herbeizuführen.

Vorliegendes Buch ist nicht chronologisch, sondern thematisch geordnet, denn es soll nicht eine Ansammlung netter oder lustiger Anekdoten sein. Es möchte den Leser mitnehmen in die Gelassenheit, Meinungsunterschiede zu respektieren,...

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