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E-Book

Raubkind

Von der SS nach Deutschland verschleppt

AutorDorothee Schmitz-Köster
VerlagVerlag Herder GmbH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783451813917
FSK1
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Klaus B. ist Mitte Siebzig, als sein ordentliches Leben aus den Fugen gerät. Er erfährt, dass er als Kind Opfer eines Verbrechens wurde. Er selbst kann sich an nichts erinnern. Mit Hilfe einer Journalistin findet Klaus B. heraus, dass er in Polen zur Welt gekommen ist. Dass er 1943 seiner Familie geraubt wurde, vermutlich von der SS. Dass sein Name und seine Herkunft mit Hilfe des 'Lebensborn' gefälscht wurden, der ihn dann bei linientreuen deutschen Pflegeeltern unterbrachte. Klaus B. und die Journalistin lernen: Dieses Schicksal teilten Zehntausende Kinder aus Polen und anderen osteuropäischen Staaten. Sie wurden von nationalsozialistischen 'Rassenspezialisten' ausgewählt, ihren Familien entrissen und zur 'Germanisierung' nach Deutschland verschleppt. Bis heute wissen viele 'Raubkinder' nichts von ihrer Herkunft. Klaus B. macht sich auf die Suche nach seinen Wurzeln und findet eine Familie, die ihn seit sieben Jahrzehnten vermisst. Alles beginnt mit dem Anruf einer Journalistin, die Klaus B. telefonisch darauf anspricht, dass er 1944 als Pflegekind zu seiner Familie gekommen sei, aus dem Lebensborn-Heim in Bad Polzin. Ob er sich an dieses Heim erinnern könne? Ob er wisse, warum er dort gewesen sei? Darüber würde sie gerne mit ihm reden. Sie beschäftige sich nämlich mit dem Lebensborn, auch mit dem Heim in Bad Polzin. Er selbst hat erst mit neunzehn Jahren erfahren, dass die Familie ihn aus einem Lebensborn-Heim geholt hatte. Das war alles. Kein Wort darüber, warum er in diesem Heim war und was Lebensborn bedeutet. Klaus B. ist hin- und hergerissen zwischen Neugier und gleichzeitig dem Wunsch, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Obwohl er sich in den letzten Jahren immer wieder gefragt hat, ob die Informationen wirklich stimmen, die ihm die Stiefeltern mit auf den Weg gegeben haben. Warum hat er zum Beispiel keine Geburtsurkunde? Als junger Bursche hatte er nur einen Flüchtlingsausweis, das war alles. Und irgendwann war der Ausweis fort, verlegt, verloren, auf alle Fälle konnte er ihn nicht mehr finden. Es kann sein, dass die Urkunde wirklich auf der Flucht verloren gegangen ist, wie seine Stiefmutter gesagt hat. Seine Stiefgeschwister Inge, Uschi, Volker und Gero haben allerdings Geburtsurkunden... Nach dem Einmarsch der Wehrmacht und der Besetzung Polens zerschlugen die neuen Machthaber den polnischen Staat mitsamt seinen Strukturen. Politiker und Militärs, Juristen, Kleriker und Wissenschaftler - pauschal als Gegner klassifiziert - wurden fortgejagt, verfolgt, ermordet. Im Oktober 1939 teilten die deutschen Besatzer das Land in zwei Teile und Hitler kündigte einen 'harten Volkstumskampf' an, um 'das alte und neue Reichsgebiet zu säubern von Juden, Polacken und Gesindel.' In diesem Kontext von Diskriminierung, Entrechtung und Enteignung, von Gewalt, Terror und Mord auf der einen und 'sauberer' Bürokratie auf der anderen Seite stand die Verschleppung der polnischen Kinder. Auch dabei ging es um 'Rassenpolitik' - aber mit den Mädchen und Jungen, die in die Hände der Nationalsozialisten gerieten, hatte man etwas anderes vor. Heinrich Himmler propagierte das Vorhaben, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Man werde Kinder 'guten Blutes' im Osten aus ihrer Umgebung herausholen, notfalls 'rauben und stehlen' und nach Deutschland bringen. Nach Prüfung aller vorhandenen Quellen geht die Historikerin Isabel Heinemann von 20 000 verschleppten Mädchen und Jungen aus. Bis heute ist dies die belastbarste Zahl. Damit bleibt Polen trotz allem dasjenige Land, das die meisten Kinder an das NS-Germanisierungsprogramm verloren hat. Bekannt sind Kinderraub und Kinderverschleppung nach Deutschland aber auch aus Slowenien und der Tschechoslowakei. Um die Anerkennung als Opfer der Nationalsozialisten und für eine Entschädigung für das erlittene Unrecht kämpften in den letzten Jahren immer wieder sogenannte Raubkinder vor Gericht - bisher erfolglos. Die Geschichte von Klaus B.

Dorothee Schmitz-Köster, geboren 1950; Dr. phil., Studium der Germanistik, Philosophie und Sozialwissenschaften; seit 1985 freiberufliche Journalistin und Autorin; zahlreiche erfolgreiche Bücher zur deutschen Zeitgeschichte, insbesondere zur NS-Geschichte und zum 'Lebensborn'.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Titel1
Impressum4
Inhalt5
Aufgestört, beunruhigt, neugierig7
Tausend offene Fragen: »Haben Sie Akten über Klaus B.?«18
Die Stiefeltern – 1930–194422
Eine Sensation: Klaus heißt eigentlich Cseslaus31
Polen unter deutscher Besatzung: Mord, Vertreibung, Kinderraub39
Der Schock53
Das Lebensborn-Heim »Pommern« in Bad Polzin60
Stiefschwester Inge ist nicht erreichbar – und gibt indirekt doch Auskunft69
Puzzlestück: Die Personalakte von Johannes Schäfer75
Endlich: Große Neuigkeiten aus Arolsen79
Dass ich mal so klein war! Klaus B. begegnet seiner Kindheit85
Herzrasen: Klaus B. bricht zusammen91
Die Stiefeltern – 1944–194596
Das erste Treffen mit Klaus B.103
Plötzlich dreimal Bruder und achtmal Onkel109
Die Stiefeltern – 1945–1964113
»Du warst das Wichtigste«: Noch mehr Post aus Jarocin122
Ein Stapel Dokumente: Die Kinderakte127
Besuch aus Polen131
Wie geht man mit einer neuen Familie um?137
Puzzlestück: Der Nürnberger Prozess gegen das Rasse- und Siedlungshauptamt SS (RuSHA)141
Fährt er? Fährt er nicht? Zweites Treffen mit Klaus B.149
Eine Reise nach Jarocin und Rogo?no158
Rogo?no im Krieg176
Die Geschichte von Alojsy Twardecki180
Datenwirrwarr: Wann wurde Czes?aw geraubt?190
Puzzlestück: Janitscharen196
Zweite Sichtung der Kinderakte: Ein Gespräch im ITS200
»Wir sollten unsere Familien schnell vergessen«: Recherchen in polnischen Archiven211
Puzzlestück: Psychologische Gutachten228
Klaus B. macht Pause – und steigt wieder ein236
Behördenchaos und Schäfers Lügen238
Der Stiefvater – 1945–1973248
Warum gibt es keine Entschädigung?252
Gedankenspiele: Wie wäre Klaus B.s Leben verlaufen, wenn …254
Lohnt es sich,nach der Wahrheit zu suchen?256
Dank260
Literaturverzeichnis263
Anmerkungen267
Abbildungsverzeichnis269

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