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Interkulturelle Kompetenzen als Erfolgsfaktoren für die Führung eines multikulturellen Teams

AutorManuela Berger
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl65 Seiten
ISBN9783656120124
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Psychologie - Sozialpsychologie, Note: 6.0 (=1.0 in Deutschland), Fachhochschule Nordwestschweiz (Hochschule für Soziale Arbeit), Sprache: Deutsch, Abstract: Multikulturelle Teams werden in der heutigen Zeit oftmals gegründet, weil sich Firmen zusammenschliessen, Projekte international bearbeitet werden oder hoch spezialisierte Fachkräfte aus anderen Ländern eingesetzt werden, um regionale Teams mit Spezialwissen zu unterstützen. Sie besitzen positive Eigenschaften, wie grössere Kreativität zur Problemlösungs- und Entscheidungsfindung, aber bergen auch Risiken für Probleme, wie Missverständnissen auf Grund unterschiedlicher Sprachen und Werten, Dominanz einer Teilgruppe, Stereotypisierungen oder Problemen betreffend der Arbeitsweise. Für die Führungsperson heisst es, zu wissen, wie ein multikulturelles erfolgreiches Team aufgebaut wird und wie interkulturelle Probleme, die bereits in der Gründungsphase auftreten können, angegangen werden. Eigenschaften, die zur Erkennung solcher Probleme und deren Lösung helfen, werden interkulturelle Kompetenzen genannt. Eine der wichtigsten interkulturellen Kompetenzen ist das Kennen der eigenen und der fremden Kultur, anhand der fast alle Probleme angegangen werden können. Verständnis für verschiedenartige Abläufe, Akzeptanz, Ambiguitätstoleranz und Offenheit sind weitere interkulturelle Kompetenzen, mit denen vielerlei Schwierigkeiten verstanden werden. Hinzu kommen Empathie, Polyzentrismus, Rollendistanz, interkulturelles Lernen, interkulturelle Führung und interkulturelle Kommunikationsfähigkeiten, die die wichtigsten interkulturellen Kompetenzen vervollständigen. Interkulturelle Kompetenzen können durch Schulung, eigene Erfahrung, Erfahrungsberichte anderer, Coaching und Mediation erlernt oder erweitert werden. Aber auch die Gesamtunternehmung ist für das positive Gelingen der Projekte eines multikulturellen Teams mitverantwortlich, in dem sie das Top-Management unterstützt, eine entsprechende Organisationskultur schafft und die nötigen Ressourcen, unter anderem für die Schulung der Projektleitung, zur Verfügung stellt.

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Leseprobe

3 Anforderungen und Herausforderungen eines multikulturellen Teams


 

3.1 Anforderungen für eine erfolgreiche multikulturelle Gruppenarbeit


 

 

Abbildung 3: Anforderungen für eine erfolgreiche multikulturelle Gruppenarbeit (eigene Darstellung)

 

Um herauszufinden, was es heisst, ein erfolgreiches multikulturelles Team zu schaffen, werden in den nächsten Kapiteln die Anforderungen an das Unternehmen, die Gruppenzusammenstellung und die Einzelperson erklärt, die bereits schon im vorherigen Kapitel kurz erwähnt wurden. Wenn ein multikulturelles Team diese Kriterien erfüllt, kann es sehr erfolgreich sein, ansonsten kann es passieren, dass es sehr ineffektiv bleibt (vgl. Adler/Gundersen 2008: 140). Diese Anforderungen werden in den nachfolgenden Abschnitten erklärt und sind in Abbildung 3 zusammengefasst dargestellt.

 

3.1.1 Was muss das einzelne Gruppenmitglied, welches in multikulturellen Teams tätig ist, mitbringen?


 

 

Abbildung 4: Anforderungen an die Einzelperson (eigene Darstellung)

 

Vom einzelnen Gruppenmitglied sind die Kompetenzen, die in Abbildung 4 zusammengefasst dargestellt sind, zu erwarten, damit ein multikulturelles Team erfolgreich bestehen kann. Das heisst, dass zusätzlich zum persönlichen Engagement und dem Rollenverständnis, interpersonelle und fachliche Fähigkeiten von grosser Bedeutung (vgl. Yukl 1998 zit. in Podsiadlowski 2002: 81) sind. Als fachliche Fähigkeiten werden die Fertigkeiten bezeichnet, die nötig sind, um die gestellte Aufgabe an das Team zu erledigen, beziehungsweise den eigenen Aufgabenteil richtig zu erfüllen (vgl. Podsiadlowski 2002: 83f). Interpersonelle oder Beziehungsfähigkeiten sind weitere Begabungen, die ein Gruppenmitglied mitbringen muss, damit ein multikulturelles Team erfolgreich sein kann. Gemeint sind geeignete Kommunikationsfähigkeiten, damit zwischen Personen vermittelt werden kann, sowie mit den anderen Teammitgliedern in einer guten Beziehung zu stehen, damit Streitigkeiten vermieden werden können (vgl. ebd.: 83f, 148f). Als besondere interkulturelle Kompetenz muss das einzelne Gruppenmitglied sich in die anderen Mitglieder hineinfühlen und sich in sie hineinversetzen können, denn das Wohl aller Personen, ist besonders wichtig (vgl. Podsiadlowski: 2002: 148f, Thomas/Zeutschel 2004: 4). Offenheit, Toleranz, Lernbereitschaft und Neugier auf andersartige Sicht- und Verhaltensweisen sowie gute Zuhörfähigkeit sind weitere Eigenschaften, die jedes Mitglied eines multikulturellen Teams mitbringen sollte (vgl. Podsiadlowski: 2002: 148f, Thomas/ Zeutschel 2004: 4).

 

Es ist wichtig, dass jedes Teammitglied weiss, welche Rolle es im Team einnimmt, damit klar ist, wer welche Verantwortung hat. Ausserdem ist es von Vorteil, wenn das einzelne Gruppenmitglied sich verantwortlich fühlt, den anderen Mitgliedern etwas beizubringen und somit für die Entwicklung des Teams beitragen kann (vgl. Podsiadlowski: 2002: 83f).

 

Es ist wichtig, dass jedes einzelne Teammitglied motiviert ist, eine positive Einstellung zur Arbeit oder zum gemeinsamen Ziel mitbringt und auch bereit und motiviert ist, mit Leuten aus einer anderen Kultur zusammen zu arbeiten, sowie dass jedes Teammitglied die fachliche und soziale Kompetenz des anderen anerkennt und schätzt (vgl. ebd.: 83f, 148f).

 

Für eine Führungsperson bedeutet dies, dass sie die Leute vor dem Zusammensetzen der Gruppe kennen lernt, sei es durch frühere gemeinsame Arbeiten, Gespräche oder Interviews und nötigenfalls Referenzen einholt.

 

3.1.2 Welche multikulturellen Gruppencharakteristika sind zu berücksichtigen?


 

 

Abbildung 5: Anforderungen an die Gruppe (eigene Darstellung)

 

Damit ein multikulturelles Team eine Arbeit erfolgreich ausführt, müssen der Gruppengrösse und -zusammensetzung, Zeit, Belohnung, Zielsetzung, Aufgabenbezug, Prozesse, Normen sowie der Kommunikation, siehe Abbildung 5, besondere Beachtung geschenkt werden.

 

Die Gruppengrösse und -zusammensetzung muss der Art der Arbeit entsprechen, damit das multikulturelle Team sie erfolgreich ausführen kann (vgl. Podsiadlowski 2002: 83f). Dabei muss beachtet werden, dass eine grosse Mitgliederzahl die Leistung negativ beeinflussen kann, eine effektive Koordination schwieriger macht und deshalb die Motivation der einzelnen Gruppenmitglieder darunter leiden kann. Deshalb ist es sinnvoller, kleine Gruppen zu bilden, in denen der Kommunikations- und Abstimmungsprozess einfacher ist. Brandstätter (vgl. 1989 zit. in Podsiadlowski 2002: 78) schlägt als geeignete Gruppengrösse fünf Mitglieder vor, wie auch Slater (vgl. 1958 zit. in Podsiadlowski 2002: 78) in seinen Studien mit zwanzig Gruppen mit drei bis sieben Mitgliedern, über die ideale ad-hoc Gruppengrösse herausgefunden hat. Der Grund dafür ist, dass mehr als fünf Mitglieder keinen nennenswerten Zuwachs an Genauigkeit in das Team einbringen.

Andererseits umfasst die kleinste Gruppengrösse die Anzahl Personen, die für das Lösen der Aufgabe notwendig sind. Für die Gruppenzusammensetzung eines erfolgreichen multikulturellen Teams gilt es, Personen mit ähnlichen Ausbildungen, Fähigkeiten, Glaubensvorstellungen und Alter zu wählen, die sich aber gegenseitig ergänzen (vgl. Podsiadlowski 2002: 78f).

 

Weiter ist es wichtig zu wissen, dass die Zuteilung der Arbeit in multikulturellen Gruppen nicht ganz unbedenklich ist. Bettenhausen (vgl. 1991 zit. in Podsiadlowsi 2002: 79) sagt aus, dass monokulturelle Gruppen effektiver als multikulturelle arbeiten, wobei eine Metaanalyse von Galraza und Dipboye (vgl. 1996 zit. in Podsiadlowski 2002: 79) aussagt, dass multikulturelle Gruppen positive Leistungen hinsichtlich Kreativitäts- und Entscheidungsfindung erbringen, allerdings negative hinsichtlich der Effektivität in Produktionsgruppen. Dazu lässt sich sagen, dass sich multikulturelle Teams wegen ihrer zentralen Stärken wie der Flexibilität, Kreativität und Perspektivenvielfalt, besser für die Bewältigung von neuen, komplexen, umstrukturierenden Aufgabestellungen sowie Forschung und Entwicklung eignen, als monokulturelle Teams (vgl. Lehmann/Van den Bergh 2005: 30).

 

Ein weiterer wichtiger Punkt, den es für Arbeiten im multikulturellen Team zu beachten gilt, ist der Zeitfaktor. Damit sich die Gruppe kennenlernen und entwickeln kann, muss genügend Zeit eingerechnet werden. Speziell bei multikulturellen Teams muss mit einem grösseren Zeitaufwand in den verschiedenen Entwicklungsphasen gerechnet werden, insbesondere wenn Probleme auftauchen (vgl. Podsiadlowski 2002: 83f, 148f, Thomas/Zeutschel 2004: 4).

 

Die Belohnung ist zusätzlich zu der Gruppengrösse, -zusammensetzung und dem Zeitfaktor ein weiterer Punkt, der nicht vergessen werden darf. Denn wie auch jede einzelne Person, leistet auch eine multikulturelle Gruppe bessere Arbeit, wenn die gelungene Arbeit oder der Erfolg belohnt wird. Das Team kann mit Anerkennung oder auch materiellen Gütern belohnt werden, allerdings muss berücksichtigt werden, dass sich alle Vertreter der verschiedenen Kulturen mit der Art der Belohnung wohl fühlen (vgl. Podsiadlowski 2002: 148f).

 

Zusätzlich zur Gruppengrösse, -zusammensetzung, Arbeitszuteilung, Zeit und Belohnung muss die Struktur und Organisation im Team berücksichtigt werden. Ein multikulturelles Team muss so organisiert und strukturiert sein, damit die bestimmte Arbeit gelungen ausgeführt werden kann (vgl. ebd.: 83f). Dazu braucht es eine exakte Zielsetzung, Aufgabestellung, Prozesse und Normen. Dabei gilt es zu beachten, dass wenn das Team die Zielsetzung, den Arbeitsansatz, die nächsten Arbeitsschritte, die Spielregeln, sowie auch Prozesse für Problem- und Konfliktlösen und Entscheidungsfindung gemeinsam festlegt, sich alle Teammitglieder damit identifizieren können und die definierten Ziele eher erreicht werden (vgl. Podsiadlowski 2002: 83f, 148f, Thomas/Zeutschel 2004: 4). Spiess erwähnt (vgl. 1996 zit. in Podsiadlowski 2002: 79), dass die Produktivität besonders hoch ist, wenn die Mitglieder gemeinsam erarbeitete Verhaltensnormen und Regeln, Erfahrungen im Umgang miteinander und ein gemeinsames Vorbild haben.

 

Teamzusammenhalt ist ein zusätzlich wichtiger Punkt, den eine multikulturelle Gruppe erfüllen muss, damit sie auch in schwierigen Situationen überleben kann und eine Arbeit erfolgreich ausführen kann (vgl. Podsiadlowski 2002: 83f). Gruppenarbeit bedeutet immer auch Kooperation, denn um erfolgreich ein bestimmtes Ziel zu erlangen, ist man auf die anderen Gruppenmitglieder angewiesen. Damit miteinander kooperiert werden kann, muss ein gewisses Vertrauen in die Teammitglieder sowie ein positiver Umgang miteinander bestehen (vgl. ebd.: 82).

 

Ein zusätzlicher Faktor, der für das Team wichtig ist, ist das Bestehen eines guten Informations- und Kommunikationssystems. Für ein multikulturelles Team, sowie für jedes einzelne Teammitglied ist es wichtig, dass ein Informationssystem mit offener Kommunikation und der Möglichkeit sich gegenseitig auszutauschen vorherrscht. Deshalb schlägt Podsiadlowski...

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