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E-Book

Persönlichkeitsorientierte Psychotherapie

AutorGudula Ritz-Schulte, Julius Kuhl, Pamela Schmidt
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783840921674
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR

Persönlichkeitsorientierte Psychotherapie verbindet integratives psychologisches Grundlagenwissen auf leicht verständliche Weise mit therapeutischem Veränderungswissen und bietet so eine neue, schulenunabhängige Perspektive auf die Psychotherapie. Es geht nicht nur um die Validierung störungsspezifischer Interventionen, sondern darum, zu erklären warum und wie bestimmte Interventionen (und Interventionsprozesse) bei der charakteristischen Problemkonstellationen einer Person wirken.

Erfahrene Therapeuten wissen: Patienten mit gleichen Störungsbildern und Diagnosen können sich stark unterscheiden. Persönlichkeitsorientierte Psychotherapie widmet der Persönlichkeit des Patienten über die Störungsperspektive hinaus eine besondere Aufmerksamkeit. Das Konzept basiert auf der hochintegrativen Persönlichkeitstheorie von Julius Kuhl, der die Persönlichkeit als das Zusammenspiel intrapsychischer Kräfte beschreibt und erklärt. Die Analyse dieser Kräfte eröffnet eine differenzierte Perspektive auf diejenigen Faktoren, die beim individuellen Patienten die Störung bedingen und aufrechterhalten. Dabei werden sieben Ebenen psychischer Prozesse unterschieden: elementare Systeme, Temperament, Affekte, Progression und Regression, Motive, komplexe Systeme und Selbststeuerungskompetenzen. Diese Ebenen der Persönlichkeit dienen als Matrix der persönlichkeitsorientierten Funktionsanalyse und Psychotherapie. Aus dem funktionsanalytischen Verstehen der Störungsdynamik können auf kreative Weise eine Vielzahl Erfolg versprechender therapeutischer Optionen auf den einzelnen Ebenen abgeleitet werden.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Einleitung
  3. 1 Perspektiven Persönlichkeitsorientierter Psychotherapie
  4. 2 Psychologische Grundlagen der PPT
  5. 3 Das Störungs- und Ressourcenmodell der PSI- Theorie
  6. 4 Die Veränderung fixierter Systemkonfigurationen im funktionsdynamischen Modell der PPT
  7. 5 Persönlichkeitsorientierte Psychotherapie bei spezifischen Störungen
  8. 6 Diskussion und Ausblick
  9. Literatur
Leseprobe

2 Psychologische Grundlagen der PPT (S. 29)
Ein persönlichkeitsorientiertes Störungsmodell ist ein differenzielles und gleichzeitig ein klientenzentriertes Störungsmodell. Dies liegt daran, dass das Angebot auf den innerpsychischen Funktionszusammenhang der Persönlichkeit des individuellen Patienten Bezug nimmt. Dieses Verstehen des Funktionszusammenhangs einer Störung erlaubt dem Therapeuten ein Ansetzen auf der Verursachungsebene, so dass bei der Gestaltung des Therapieprozesses über ein symptomorientiertes oder ein experimentelles Vorgehen (nach Versuch und Irrtum) hinausgegangen werden kann.

Das Angebot des Therapeuten kann in extremer Weise auf die Persönlichkeit des einzelnen Patienten abgestimmt sein, ohne dass der Therapeut bei jedem Patienten „das Rad neu erfinden muss". Er braucht dies nicht, wenn er auf ein valides Störungsmodell zurückgreifen kann, das ihm die „Angelpunkte" der Funktionsweise einer Störung bei einem bestimmten Patienten erleichtert.

Ein Störungsmodell für Psychotherapie muss mindestens zwei Anforderungen erfüllen (vgl. Abb. 1, S. 9).

1. Erstens sollte es grundlagenpsychologisch fundiert sein und dabei die persönlichen Systemkonstellationen, Ressourcen und Defizite eines Patienten zur Modellierung seiner Störung verständlich machen.

2. Zweitens sollte es für die praktisch tätigen Psychotherapeuten handhabbar sein, d. h., es sollte ein Modell darstellen, welches die Entstehung von Symptomen und Problemen plausibel erklärt und aus dem sich therapeutische Interventionsmöglichkeiten präzise ableiten lassen.

Wenn ich etwas gestalten will, z. B. einen Garten, muss ich zunächst etwas über die Eigenschaften der zu verarbeitenden Materialien und Pflanzen wissen. Darüber hinaus muss ich über gärtnerische Gestaltungskompetenzen verfügen. Ein analoger Zusammenhang besteht zwischen Psychotherapie und Grundlagenwissen, deren gemeinsame Basis das psychologische Grundlagenwissen ist. Diese „Kunst", die die Auswahl und professionelle Realisierung der Veränderungstheorien beinhaltet, sollte ganz unterschiedliche methodische Vorgehensweisen berücksichtigen, die sich genau wie die Störungsmodelle aus der Funktionsanalyse der Störung ableiten lassen.

Viele Wege führen nach Rom. Dieses Bild lässt sich problemlos auf die Psychotherapie übertragen. Es bedeutet nicht, dass alle therapeutischen Vorgehensweisen für jedes Problem und jeden Patienten gleich gut geeignet sind. Eine solche „psychotherapeutische Universalmethode" würde bedeuten, dass alle Patienten, unabhängig von der Störung und unabhängig von ihrer Persönlichkeit, ein nahezu identisches oder, analog dem Dodobird- Verdikt, ein beliebiges therapeutisches Angebot erhalten. Für jeden Patienten gibt es mehrere optimale Wege und diese hängen nicht ausschließlich von der Störung ab, sondern auch von den Vorlieben und den Ressourcen des Patienten.

Das Phänomen einer Angststörung kann bei verschiedenen Patienten auf ähnlichen Systemvoraussetzungen beruhen, die aber beim einzelnen Patienten unterschiedliche Konfigurationen ergeben. Es können analog zum breit akzeptierten multifaktoriellen Krankheitsmodell auch vollkommen unterschiedliche Faktoren zu einer Angststörung führen.

Ressourcen und Defizite können beim individuellen Patienten trotz gleichartiger Störung unterschiedlich ausgeprägt und geartet sein. Es lohnt sich, um diese Unterschiede zu wissen. Wir halten diese Erweiterung störungsspezifischer Psychotherapie für sehr bedeutsam, da die Bandlungsansätze genauso differenziert sein sollen, wie das Störungsbild, dem sie gegenüberstehen.

Damit man einen Menschen auf seinem Weg zur Besserung oder Heilung (Therapie) begleiten kann, ist es wichtig, ihn als Persönlichkeit auch zu finden. Das erfordert eine genaue Kenntnis des Standortes und der Ressourcen des hilfsbedürftigen Menschen. Zu einer genauen Standortbestimmung kann neben einer funktionsanalytischen Betrachtungsweise auch eine gezielte Diagnostik beitragen. Diese bleibt auch von Bedeutung, wenn es darum geht, einzuschätzen, wie weit man noch vom Ziel entfernt ist und wie gut man auf dem Weg vorangekommen ist.

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Einleitung10
1 Perspektiven Persönlichkeitsorientierter Psychotherapie15
1.1 Inhaltsebene18
1.2 Bearbeitungsebene20
1.3 Beziehungsebene21
1.4 Ressourcenorientierte Beziehungsgestaltung22
1.5 Intrapsychische Systemebene23
1.6 Die PPT erweitert den Übertragungsbegriff26
1.7 Die PPT verbindet empathisches und analytisches Verstehen27
1.8 Die PPT fordert eine klare Rollenübernahme28
2 Psychologische Grundlagen der PPT30
2.1 Funktionsanalytisches Verstehen31
2.2 Die PSI-Theorie von Kuhl32
3 Das Störungs- und Ressourcenmodell der PSI- Theorie56
3.1 Eine wichtige Unterscheidung: Erst- und Zweitreaktionen56
3.2 Affektive und kognitive Fixierungen58
3.3 Diskrepanzen zwischen expliziten Zielen und impliziten Bedürfnissen63
3.4 Motivumsetzung66
3.5 Unzureichende Selbstregulations- und Selbststeuerungskompetenzen67
3.6 Bewältigungskompetenzen bei Belastungen oder Krisen76
4 Die Veränderung fixierter Systemkonfigurationen im funktionsdynamischen Modell der PPT82
4.1 Ebene 1: Funktionsdynamik IVS und OES85
4.2 Ebene 2: Temperament90
4.3 Ebene 3: Basisaffekte91
4.4 Ebene 4: Progression und Regression93
4.5 Ebene 5: Motive und Motivumsetzung97
4.6 Ebene 6: Denken und Fühlen100
4.7 Ebene: Selbststeuerung101
4.8 Therapeutische Expertise108
4.9 Schematheorie als Matrix für Übertragungsprozesse112
5 Persönlichkeitsorientierte Psychotherapie bei spezifischen Störungen118
5.1 Die Verbesserung von Gestaltungs- und Bewältigungsmöglichkeiten118
5.2 Die Borderline-Persönlichkeitsstörung122
5.3 Angststörung131
5.4 Depression141
6 Diskussion und Ausblick154
Literatur160

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