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Ängste von Grundschulkindern und deren Aufarbeitung mit themenspezifischer Kinderliteratur

AutorEva Gabris
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl89 Seiten
ISBN9783638019927
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Didaktik - Deutsch - Pädagogik, Sprachwissenschaft, Note: 1, , 58 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Angst spielt in unserem Leben eine allgegenwärtige Rolle. Sie begleitet uns ein Leben lang und nimmt deshalb einen großen Teil unseres Lebens ein. Nimmt sie jedoch einen zu großen Teil in unserem Leben ein, kann die Angst uns einengen, quälen und krank machen. Das bedeutet, jeder von uns hat Angst, doch es ist wichtig für unser Wohlbefinden, zu wissen wie wir damit umgehen können. Wenn es uns gelingt eine Angstsituation zu bewältigen fühlen wir uns stark und erfolgreich. Kinder haben auch Ängste, jedoch ist es für sie auch nicht immer einfach ihre Ängste zu bewältigen. Sie brauchen oftmals unterschiedliche Hilfestellungen zur Angstbewältigung und das Gefühl der Geborgenheit um mit ihren Ängsten umgehen zu können. Die vorliegende Diplomarbeit, mit dem Titel 'Ängste von Grundschulkindern und deren Aufarbeitung mit themenspezifischer Kinderliteratur', befasst sich mit verschiedenen Kinderängsten, deren Entstehung und Erscheinungsformen, sowie mit unterschiedlichen kindlichen Bewältigungsstrategien. Hauptaugenmerk wird auf die pädagogische Bewältigungsstrategie von Kinderängsten durch themenspezifische Kinderliteratur gelegt. Die Kenntnis der Hintergründe von unterschiedlichen Ängsten der Kinder stellt eine grundlegende Voraussetzung dar, um einem Kind angemessene Hilfestellung geben zu können. Daher liegt es bei der Lehrperson sich über die Ursachen und Symptome sowie die möglichen Bewältigungsstrategien von Kinderängsten zu informieren, wenn diese die Thematik von Kinderängsten im Unterricht bearbeiten möchte. Die Arbeit gliedert sich in zwei Bereiche: Der erste Teil beschäftigt sich mit dem Phänomen und dem Begriff der Angst. Dabei wird auf die Entwicklung im frühen Kindesalter eingegangen, um zu zeigen welche Bedeutung das kindliche Aufwachsen in den ersten Lebensjahren für den Umgang mit Angst hat. Es werden entwicklungs- und erziehungsbedingte Auslösemechanismen von Angst durchleuchtet. Weiters werden die Entstehung, Erscheinungsformen und mögliche Ursachen und Auswirkungen von Kinderängsten beschrieben. Außerdem sollen unterschiedliche kindliche Bewältigungsstrategien für Kinderängste vorgestellt werden. Im zweiten Teil der Diplomarbeit möchte ich herausfinden, in welcher Form sich die deutschsprachige Kinderliteratur mit den Ängsten der Kinder auseinander setzt, und welche Bedeutung man der Kinderliteratur für die Bewältigung von Kinderängsten zukommen lassen kann.

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Leseprobe

3. Kinderängste


 

Kinder entwickeln sich in den ersten Lebensjahren sehr schnell. Ständig setzen neue Entwicklungsschritte ein, durch die sie auf ihrer Gefühlsebene auch immer herausgefordert werden. Sie werden im Laufe der ersten Jahre mit vielfältigen neuen Erfahrungen konfrontiert, denn jeder Entwicklungsschritt fordert neue Aufgaben zu bewältigen und möglicherweise Vertrautes zu verlassen. Dadurch können Kinder gleichzeitig auch viele Ängste durchleben, die ganz normal mit jedem Entwicklungsschritt einhergehen. Ängste, die sich aus diesen für das Kind gefühlsmäßigen Entwicklungsprozessen ergeben, gehören zum Leben eines Kindes dazu. Der Umgang mit diesen entwicklungsbedingten Ängsten hat Auswirkungen auf den weiteren Werdegang des jungen Menschen.

 

Da die Angst zu unserem Leben dazugehört, macht Erziehung, die sie fernhalten will, Kinder unfähig, mit den eigenen Ängsten umzugehen und schutzlos gegenüber möglicher Angstzustände. Erziehung, die mit Ängsten als Druckmittel gegen Kinder arbeitet, erschwert dem jungen Menschen die Lebensbewältigung enorm.

 

Eine selbstbestimmte Verarbeitung von Ängsten ist daher besonders für die Ausbildung der Ich-Identität und das Selbstvertrauen wichtig.

 

Da Kinder oftmals nicht alleine mit ihren Ängsten fertig werden, brauchen sie die Unterstützung ihrer Eltern oder anderer Bezugspersonen, um bei der Bewältigung ihrer Angst Sicherheit und Halt zu erfahren. (Vgl. ROGGE, 2001, S. 24 ff)

 

Nicht immer erhalten Kinder durch ihre Eltern oder Bezugspersonen die nötige Sicherheit. Dadurch sind Kinderängste auch oftmals das Resultat von Erziehungsbemühungen und Erziehungsbeziehungen.

 

Erziehungsbedingte Ängste ergeben sich aus den sozialen Beziehungen zwischen Kindern und ihren Bezugspersonen, die sie in den ersten Lebensjahren begleiten.

 

Man darf natürlich die Ängste der Kinder nicht nur auf ihre persönliche Nahwelt zurückführen, da Kinderängste auch durch die Schule, die Gesellschaft und die Medien geprägt werden.

 

Entwicklungsbedingte Ängste können beziehungsweise sollen bei Kindern nicht verhindert werden, jedoch sollte es die Aufgabe der Eltern und der nahen Bezugspersonen sein, dem Kind Unterstützung im Umgang mit seinen Ängsten zu geben.

 

Da Erziehungsverhalten auch Ängste hervorrufen oder bestehende verstärken kann, sollten unüberlegte Handlungen oder Aussagen, wie zum Beispiel: „ Wenn du nicht brav bist, holt dich der schwarze Mann.“, laut Rogge unbedingt vermieden werden.

 

(Vgl. ROGGE, 2001, S. 194 ff)

 

Die Kenntnis der entwicklungsbedingten Ängste eines Kindes stellt eine wesentliche Voraussetzung dar, um ein Kind mit all seinen Ängsten und Unsicherheiten in seiner Entwicklung zu unterstützen und begleiten zu können.

 

Im nächsten Kapitelunterpunkt werden den einzelnen Altersgruppen entsprechende, typische Ängste, welche Kinder in ihren ersten Lebensjahren durchleben und erfahren beschrieben, da dies wichtig ist, Kinder und ihre Ängste zu verstehen.

 

3.1 Entwicklungsbedingte Kinderängste


 

So wie es bereits beschreiben wurde, gehören Ängste zum Leben und zur kindlichen Entwicklung dazu. Sie sind Ausdruck psychischer Konflikte.

 

Ihre Überwindung zeigt, dass das Kind eine Entwicklungsstufe bewältigt hat.

 

Die Entwicklung ist ein fortschreitender Prozess und daher ist das Kind in jeder Entwicklungsphase bzw. in jeder Altersstufe für bestimmte Ängste anfällig.

 

So wird ein 12-jähriges Kind kaum noch Angst vor Monstern unter seinem Bett haben, aber sich vielleicht vor den körperlichen Veränderungen, die es an sich wahrnimmt fürchten. Es wird Befürchtungen haben, dass etwas an seiner Entwicklung nicht normal sein könnte.

 

In bestimmten Altersstufen und Entwicklungsprozessen sind bestimmte Ängste vorrangig. Es stellt sich dabei die Frage, mit welchen Entwicklungsaufgaben sie zusammenhängen. So bekommt man die Möglichkeit, zu erkennen, welche Entwicklungsschritte und seelischen Konflikte hinter der jeweiligen Angst stecken.

 

Dadurch ist man in der Lage, dem Kind zu helfen und angemessen zu reagieren.

 

(Vgl. SCHULTE-MARKWORT & SCHIMMELMANN, 1999, S. 46 f)

 

3.1.1 Ängste im Säuglingsalter


 

Die Geburt bedeutet für jedes Kind einen Verlust der Geborgenheit und den Verlust der totalen Bedürfnisbefriedigung, den es im Mutterleib verspürte. Das Neugeborene muss alles bisher Vertraute aufgeben und tritt ins Ungewisse. Es ist von Bezugspersonen abhängig, da es keines seiner Bedürfnisse, ohne fremde Hilfe befriedigen kann.

 

Bei der Geburt erlebt der Säugling einen Zustand der Hilflosigkeit und ist erstmals der Angst ausgesetzt. (Vgl. NIEDERLE, 2000, S. 13)

 

Sigmund Freud beschrieb den Geburtsvorgang als das erste Angsterlebnis.

 

(Vgl. FREUD, 1994, S. 391)

 

Urvertrauen – Urangst

 

Ein Neugeborenes möchte zu Beginn sein gewohntes Leben, dass es aus dem Mutterleib kannte, fortsetzen. Es möchte schlafen, essen, trinken, in den Arm genommen werden um dadurch Körperkontakt, Wärme und Geborgenheit zu erfahren.

 

Das bedeutet, es möchte, dass all seine Bedürfnisse schnell und bestmöglich befriedigt werden. Neugeborne kennen noch keinen Unterschied zwischen sich und ihrer Mutter.

 

Kinder, deren Bedürfnisse befriedigt werden, sehen dies, solange sie nicht zwischen sich und der Mutter unterscheiden können, als ihren persönlichen Erfolg an. Ein Kind, dass seine ersten Lebenswochen als befriedigend erlebt, kann Vertrauen in sich und seine Umwelt entwickeln. Es entwickelt das sogenannte Urvertrauen in die Umwelt, welches das Kind nie mehr verlieren wird. Daher ist es von großer Wichtigkeit für die weitere Entwicklung eines Kindes, ob es in der frühesten Phase seines Lebens durch zuverlässige Zuwendung ein Sicherheitsgefühl entwickeln konnte.

 

Hatte das Kind also die Möglichkeit, Urvertrauen zu entwickeln, so wird es sich später mehr zutrauen. Es wird weniger Ängste entwickeln und es wird ihm leichter fallen angstauslösende Situationen zu bewältigen.

 

Ganz anders wird sich ein Kind entwickeln, wenn es zu wenig Befriedigung seiner Bedürfnisse erfährt. Dieses Neugeborene erfährt einen andauernden Unruhezustand, seinen persönlichen Misserfolg, seine Unfähigkeit und seine Hilflosigkeit. Dadurch entwickelt es Angst, die sogenannte Urangst.

 

(Vgl. NIEDERLE, 2000, S. 13 ff; RICHTER, 2000, S. 87)

 

Fremdenangst oder Acht-Monats-Angst

 

Zirka um das achte Monat herum befindet sich das Kind in einer kritischen Phase.

 

Die Bezugsperson, in den meisten Fällen ist dies die Mutter, ist nicht mehr nur funktional wichtig für das Baby, damit seine Bedürfnisse befriedigt werden, sondern sie gewinnt auch an emotionaler Bedeutung für das Kind.

 

Es kann nun zwischen bekannten und fremden Menschen und Situationen eindeutig unterscheiden und ist emotional an seine Bezugsperson gebunden.

 

Das Kind blickt den ihm fremden Menschen prüfend an. Es sucht nach dem verlorenen Liebesobjekt, seiner Bezugsperson. Das Baby muss erkennen, dass der ihm bekannte Mensch nicht vor ihm steht und empfindet Enttäuschung und Angst seine Bezugsperson verloren zu haben. Daher eignet sich diese Phase des Kindes nicht, um es an eine neue Betreuungsperson zu gewöhnen, wie zum Beispiel an eine Tagesmutter.

 

(Vgl. SCHULTE-MARKWORT & SCHIMMELMANN, 1999, S. 48)

 

Natürlich „fremdeln“ nicht alle Kinder gleich stark. Dies hängt oftmals von verschiedenen Faktoren ab. Säuglinge die in engen Einzelbeziehungen versorgt werden, „fremdeln“ stärker als Kinder die von Anfang an von mehreren Personen betreut werden. In anderen Kulturen tritt das Phänomen der Fremdenangst oftmals überhaupt nicht auf. Auch in unserer heutigen Gesellschaft hängt das „Fremdeln“ von der Situation, der Reaktionsweise der Eltern und vom Wesen des Kindes ab.

 

(Vgl. DU BOIS, 1998, S. 50 ff)

 

3.1.2 Ängste im Kleinkind- und Kindergartenalter


 

Auch in diesem Alter ist Angst eine normale Erscheinung. Sie kann in längeren oder auch kürzeren Perioden auftreten und mit unterschiedlicher Intensität wirken.

 

Das Kleinkind merkt bald, dass die Befriedigung von Wünschen und Bedürfnissen. nicht immer möglich ist. Deshalb muss es den Forderungen der Außenwelt gerecht werden und auf die reine Lustbefriedigung, die es als Säugling erfahren hat, verzichten. Das Kind löst sich immer mehr von der Mutter und entdeckt durch seine erlernte Mobilität die Umgebung. Diese Entwicklungsschritte sind mit Angst vor dem Neuen und Unbekannten verbunden. Umstände wie Trennungen von den Bezugspersonen und Auseinandersetzung mit anderen Kindern, zum Beispiel...

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