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Analyse von Einflussfaktoren auf interkulturelle Kompetenzen im Bereich der ERP-Anwendungsentwicklung

AutorStephan Daub
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl157 Seiten
ISBN9783656936701
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Informatik - Wirtschaftsinformatik, Note: 1,3, Universität Duisburg-Essen (Fakultät für Wirtschaftswissenschaften), Veranstaltung: Bildungsmanagement und E-Learning, Sprache: Deutsch, Abstract: International operierende Unternehmen und andere Institutionen sind aufgrund der wirtschaftlichen Vernetzung und des daraus resultierenden Handlungsdruckes gezwungen, sich der Herausforderung des organisationalen Wandels zu stellen. Die Analyse der Kompetenzprofile der Mitarbeiter ist dabei für den Erfolg der Veränderungsmaßnahme von entscheidender Bedeutung. Insbesondere in den Unternehmen der Informations- und Kommunikationsbranche, die zugleich Wachstumstreiber für viele andere Industrien darstellen, kann die Analyse von Kompetenzprofilen und gezielte Förderung der Mitarbeiterkompetenzen die Veränderungsprozesse positiv beeinflussen. Im Rahmen von global organisierten Entwicklungsteams werden neben den notwendigen Fachkompetenzen vor allem auch Kenntnisse und Fertigkeiten im Bereich der interkulturellen Zusammenarbeit benötigt. Vor allem in den Fachabteilungen Entwicklung, Beratung, Service und Support müssen interkulturelle Aspekte beim täglichen Kontakt mit Kunden und Kollegen besonders berücksichtigt werden. Die vorliegende Arbeit stellt zunächst die zugrundeliegende Begriffswelt vor und zeigt die verschiedenen Sichtweisen auf Kompetenz und den Kompetenzerwerb auf. Speziell wird dann der Begriff der interkulturellen Kompetenz erläutert, wichtige Kulturmodelle analysiert und das Handlungsfeld der Interkulturalität aus der Sicht der Unternehmen definiert. Vertiefend wird danach auf die Herausforderungen im Rahmen der global verteilten und organisierten Entwicklung von ERP-Anwendungen eingegangen. Aufbauend auf dieser Literaturarbeit werden zwei Forschungsfragen formuliert, die im Rahmen einer repräsentativen Umfrage bearbeitet werden. Die varianzanalytische Auswertung liefert dabei vertiefende Ergebnisse und Antworten. Er werden darüber hinaus zusätzliche Daten erhoben und interpretiert, die es erlauben, Rückschlüsse auf die interkulturellen Bemühungen innerhalb der Unternehmen zu ziehen, und den Prozess des interkulturellen Kompetenzerwerbs in global verteilten Entwicklungsteams zu unterstützen.

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Leseprobe

2 Dimensionen der Kompetenz


 

Bevor aber der Begriff der Kompetenz genauer betrachtet wird, erfolgt zunächst eine historische Herleitung des Begriffs Bildung oder allgemein des Wissenserwerbs.

 

2.1 Historische Entwicklung


 

Der Prozess des Erwerbs von neuem Wissen und Kompetenzen wird bereits in der Antike von Aristoteles in freien und unfreien Wissenserwerb eingeteilt. Er definiert, dass man sich nur mit solchen Dingen unter den nützlichen beschäftigen soll, die den Beteiligten nicht zu einem nur mechanisch Handelnden machen (vgl. Aristoteles 1953, S. 76), und sagt:

 

"Denn etwas um seiner selbst oder um der Freude oder der Tauglichkeit willen zu tun, ist nicht unschicklich. Wer aber dasselbe um willen anderer tut, scheint wohl oftmals als Knecht oder Sklave zu handeln" (ebd.).

 

Eine Aufteilung von Wissen und Kompetenzen in die beiden Kategorien nützlich und in sich selbst sinnvoll zieht sich durch die gesamte folgende historische Betrachtungsweise.

 

Nach dem zentralen Bildungsgedanken von Comenius (vgl. 2007, S.41), den er 1657 in der Schrift Didactica Magna fasst, muss der Mensch erst zum Menschen gebildet werden. Denn, so sagt er, "… niemand glaube also, daß wirklich Mensch sein kann, wer sich nicht als Mensch zu verhalten gelernt hat, d. h. zu dem, was den Menschen ausmacht, herangebildet worden ist ..." und weiterhin "Denn alles was gewusst werden soll, muss gelernt werden" (ebd.). Zwei seiner zehn "Grundsätze zu dauerhaftem Lehren und Lernen" lassen sich wieder in die beiden zuvor genannten Kategorien fassen. Comenius behauptet (ebd., S 108f.), dass "... sich eine Weise finden lassen [wird], nach der einer nicht nur was er gelernt hat, sondern mehr also das wissen kann, indem er nämlich nicht nur das, was er von Lehrern empfangen oder aus Schriftstellern geschöpft hat, leicht wiederzugeben, sondern selbst über die Dinge von Grund auf zu urteilen vermag". Er formuliert daraus den ersten Grundsatz, dass nur Inhalte gelehrt werden sollen, die von dauerhaftem Nutzen für das Leben sind. Weiterhin führt er im Detail einen zweiten Grundsatz aus, dass die "... wissenschaftliche Bildung aber den Verstand, die Sprache und die Hand des Menschen ausbilden, damit er alles Nützliche vernünftig betrachten, aussprechen und verrichten kann" (ebd.). Comenius folgert, dass, wenn "... etwas davon übergangen [wird], so entsteht eine Lücke, die nicht nur einen örtlichen Bildungsmangel bedeutet, sondern die Festigkeit des Ganzen untergräbt. Denn nichts kann dauerhaft sein, das nicht überall zusammenhängt" (ebd.).

 

Weitere einhundert Jahre später, stellt Humboldt (1986, S. 33) wie folgt kritisch fest:

 

"Hierin liegt einer der vorzüglichsten Gründe der häufigen und nicht ungerechten Klagen, dass das Wissen unnütz und die Bearbeitung des Geistes unfruchtbar bleibt, dass zwar Vieles um uns her zu Stande gebracht, aber nur wenig in uns verbessert wird, und dass man über der höheren, und nur für Wenige tauglichen wissenschaftlichen Ausbildung des Kopfes die allgemeiner und unmittelbarer nützliche der Gesinnungen vernachlässigt" (ebd.).

 

Humboldt umfasst hiermit die neuhumanistische Bildungstheorie, die bis in das 20. Jahrhundert seine Gültigkeit hatte. Bildung bezeichnet demnach einen Prozess, bei dem die inneren Kräfte des Menschen optimal ausgebildet werden sollen. Diese inneren Kräfte umfassen nach Humboldt nicht nur den Verstand, sondern auch die Einbildungskraft und die Wahrnehmungsfähigkeit (vgl. ebd.).

 

Zusammenfassend sieht der Verfasser die Bildungstheorie nach dem neuhumanistischen Muster nach dem zweiten Weltkrieg in die Kritik geraten, da der Begriff der Bildung bis dahin zu sehr mit Standesdünkel verknüpft war und nicht mehr in moderne, demokratisch orientierte Gesellschaftsformen passte.

 

Klafki zählt zu den wichtigsten Vertretern der kritisch-konstruktiven Erziehungswissenschaften. Klafki hält den neuhumanistischen Begriff der Bildung zwar für unverzichtbar, ist aber mit dem erweiternden Begriff der Allgemeinbildung um eine zeitgemäße Neubestimmung des Begriffs bemüht, "... um Sinn und Zweck einzelner pädagogischer Maßnahmen übergreifend begründen und kritisch reflektieren zu können" (Koller 2006, S. 104). Neben der neuen Begrifflichkeit der Allgemeinbildung hat Klafki ein neues didaktisches System auf Basis der sogenannten Kategorialen Bildung geschaffen, aus dem er später sein Modell zur Kritisch-konstruktiven Didaktik entwickelt, welches als erstes Kompetenzmodell gelten kann. Dabei unterscheidet Klafki drei Kernkompetenzen: "...

 

Selbstbestimmungsfähigkeit: umfasst die eigenen und persönlichen Lebensbeziehungen und Sinndeutungen im zwischenmenschlichen, beruflichen, ethischen und religiösen Bereich

 

Mitbestimmungsfähigkeit: jeder einzelne soll die Fähigkeit erwerben, an gesellschaftlich-politischen Verhältnissen zu partizipieren und verantwortlich damit umzugehen

 

Solidaritätsfähigkeit: der Anspruch auf Selbstbestimmung und Mitbestimmung ist nur dann zu rechtfertigen, wenn der Versuch unternommen wird, für die Rechte jener einzutreten, welche über diese Rechte nicht verfügen" (ebd.).

 

Klafki erweitert das Kompetenzmodell, in dem er zu den Grundfähigkeiten eines Individuums die folgenden Kompetenzen (Anm. d. Verf.: heute würde man diese als Soft Skills - siehe auch Kapitel 2.6 - bezeichnen) hinzufügt: "...

 

Kritikbereitschaft und -fähigkeit einschließlich der Selbstkritik

 

Argumentationsbereitschaft und -fähigkeit

 

Empathie: also die Fähigkeit, die Sichtweisen und Perspektiven anderer zu erfassen und adäquat auf diese einzugehen

 

Denken in Zusammenhängen oder vernetzendes Denken" (ebd. 1996, S. 63).

 

Auch wenn sich die großräumig aufgezeigte historische Entwicklung mit den hier genannten vier Eckpfeilern Aristoteles, Comenius, Humboldt und Klafki thematisch primär entweder mit der ganzheitlich-philosophischen Sicht oder der Sicht auf den Wissenserwerb in schulischen Betrieben befasst, so lassen sich nach Auffassung des Verfassers sehr nützliche Parallelen zu den Herausforderungen bei der Kompetenzerweiterung in modernen Unternehmen ableiten. Insbesondere die Anwendung von Kompetenzmodellen hat längst Einzug in die Personalentwicklung gefunden. So formuliert eine Pressemitteilung zum Thema Kompetenz für die Personalentwicklung der Universität Duisburg-Essen wie folgt:

 

"Kompetenzen sind für Unternehmen wie auch für die einzelnen Mitarbeiter entscheidend für den Erfolg ihrer angestrebten Ziele. Dabei müssen verschiedene Ebenen und Dimensionen unterschieden werden: kulturelle, gesellschaftspolitische, soziale, personale, allgemeine und bereichsspezifische Kompetenzen. Derzeit gibt es starke Bestrebungen in der Aus- und Weiterbildung und vor allem im E-Learning, den gesamten Kompetenzbereich auf Grund der Bedarfe und Nachfragen aus der Wirtschaft zu vielfältigen Anwendungsszenarien zu harmonisieren. Diese Anfragen und Ansätze müssen gebündelt werden, damit nicht viele interne Insellösungen entstehen, sondern im Konsensprozess eine einheitliche Branchenlösung zur Standardisierung des generischen Kompetenzmodells entsteht" (QED 2007, S. 2).

 

Auch der eigentliche Begriff der Kompetenz hat eine Tradition. Der moderne Wortstamm hat seinen Ursprung im lateinischen Wort competens und steht dort für fähig sein und nach einem Gesetz/einer Verordnung zulässig sein und competentia für Befähigung und Befugnis.

 

Mulder fand heraus, dass in Westeuropa der Begriff Kompetenz erstmals Anfang des 16. Jahrhunderts vermerkt wurde, und in der niederländischen Sprache geht er sogar auf das Jahr 1504 zurück. Im Altgriechischen ist die Entsprechung für den Begriff Kompetenz ikanotis (ικανότης). Übersetzt wird dies als die Eigenschaft, ikanos (fähig) zu sein, die Fähigkeit zu besitzen, etwas zu erreichen, bzw. als Fertigkeit. Epangelmatikes ikanotita (επαγγελματικής...

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