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Die Babenberger sind an allem Schuld

Aus Urwäldern schufen sie Österreich

AutorHubert Hinterschweiger
VerlagAmalthea Signum Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783902998392
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Ein spannendes Leseabenteuer, die Frühgeschichte Österreichs in neuer humorvoller Sicht Was wäre passiert, hätte der erste Babenberger dem Kaiser damals nicht sienen Bogen geliehen? Durch welche Zwistigkeiten wurde Österreich zum Herzogtum? Der Autor führt auf humorvolle Weise durch wichtige Daten und Ereignisse der Geschichte und porträtiert dabei nicht nur auf köstliche Weise die damals herrschenden Persönlichkeiten sondern auch anschaulich und facettenreich das Alltagsleben im Mittelalter.

Hubert Hinterschweiger, geboren 1931 in Wien, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der österreichischen Geschichte und Politik. Mehrere tausend Seite Material sind das Ergebnis. Der Autor ist verheiratet und lebt in Niederösterreich.

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Leseprobe

SIND DIE BABENBERGER
AN ALLEM SCHULD?


Schuld oder Nichtschuld, wer kann das beurteilen? Hatten oder haben die Regierenden Erfolg und Glück, so spricht man später, nach Jahrhunderten noch, voll Hochachtung von ihnen … andernfalls? Kramt man in der Kiste der Vergangenheit, erstehen vor dem geistigen Auge jedes Einzelnen unterschiedliche Bilder. Aber eines ist allen gemein, der Glaube an die hehre, aufrechte Ritterzeit.

Welch herrlicher Glanz liegt auf diesem Wort, welch metallischer Geschmack liegt auf der Zunge, wenn man heute von Rittern spricht oder in Opern und Liedern darüber hört.

Tatendrang, Edelmut, Großzügigkeit, Freundschaft, Achtung und männliche Demut vor den Damen, das ist das Holz, aus dem Ritter geschnitzt waren.

Überall sind sie gegenwärtig, die Ritter. In den Museen und Burgen, die vollgefüllt sind mit Rüstungen, Waffen und Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Die herrlichen großen Gemälde in den Schlössern, wo in stolzer Haltung die Vorfahren der hochnoblen Gesellschaft auf uns herabsehen. Unzählige Ritterspiele, Ritteressen, Rittermasken auf Bällen, ja sogar Dürers berühmter Stich »Ritter, Tod und Teufel« sind Zeugnis vergangener Tage.

Auch die Österreicher haben eine Vergangenheit, die viel erzählt von Rittern und dem Leben am ritterlichen Hof. Ruinen und Burgen, mit Gemäldegalerien und Rüstkammern werden mit ehrfurchtsvollem Schaudern betrachtet. Und wenn man gar aus einer Folterkammer wieder ins Freie tritt, begrüßt man erleichtert diese heutige, friedliche Zeit.

Unsere unmittelbare Geschichte, also die uns bekannte Geschichte der Habsburger, reicht über viele Jahrhunderte zurück. Aber vor jenen, da war die Zeit noch mystisch, nebelverhangen, eben sehr weit weg. Legende und Geschichte – sehr oft greifen die beiden nahtlos ineinander und lassen Bilder erstehen, die bei den verschiedensten Veranstaltungen an Märchen, Sagen oder Räubergeschichten erinnern. Doch unsere Vergangenheit war weder märchenhaft noch sagenumwoben, sondern so wie zu allen Zeiten voller Räubergeschichten, also kriegerisch. Nur weil das Geschehen doch sehr weit zurückliegt, ist auch das Erinnerungsvermögen lückenhaft, und zeitliche Zwischenräume hat man mit Begeisterung ausgeschmückt und nach Gutdünken verziert. Dabei waren unsere Vorfahren Vorreiter im wahrsten Sinn des Wortes, die den Boden für unsere heutige Heimat, unseren heutigen Wohlstand aufbereiteten.

Es waren die von Babenberg, die aus einem Niemandsland im Südosten Bayerns eine Markgrafschaft und Jahrhunderte später ein Herzogtum Österreich aufbauten, mit viel Bauchweh, mit noch mehr Kämpfen, aber auch mit unglaublicher Zähigkeit, diplomatischem Geschick und österreichischem Charme.

Bayern war groß, ein mächtiges Herzogtum – schon damals. Diese Größe war für viele nachfolgende Kaiser ein ewiger Stein des Anstoßes, denn bedingt durch diese Stärke waren Allüren die markantesten Eigenschaften der bayerischen Herrscher. Unduldsamkeit, Streitsucht und Arroganz waren ihre hervorstechenden Markenzeichen, und zu all diesem Ungemach wurde auch selbstständige Politik ohne Rücksprache mit dem Kaiser betrieben. Da waren Konflikte natürlich vorprogrammiert. Allerdings muss man entschuldigend einwenden, dass die Bayernherzöge immer stolzen Geschlechtern entstammten und stets in Rivalität zu den Königen und dem jeweiligen Kaiser standen. So ist es nur zu verständlich, dass auch die Bayernherzöge immer wieder bestrebt waren, die Königs- oder Kaiserkrone zu erlangen.

Bei dieser Ausdehnung des Reiches waren auch Reisen in den Süden scheinbar ohne Schwierigkeiten zu bewältigen, denn die bayerischen Herzöge kontrollierten die südlichen Nachbarn Steiermark und Kärnten, ebenso Teile des Etsch- und des Eisacktals sowie die Alpenübergänge der Drau- und Murwege, die auch im Winter gangbar waren. Heute mag das etwas übertrieben klingen, aber vor 1000 Jahren waren die Alpen noch eine sehr schwer überwindbare Bastion. Um gefahrlos die Alpenübergänge zu bezwingen, war man vor allem auf die Einheimischen angewiesen, die so wie alle Alpenbewohner sich ihr Wissen und ihre Erfahrung ruhig, aber bestimmt durch Sonderrechte und Privilegien vergelten ließen. Typisch für ihre Ruhe und Schlauheit waren die Tiroler Bauern, die durch emsiges Nachdenken, sich am Kopf kratzend, sehr wortkarg, sich jedes Wort lohnen ließen, sodass sie letztlich immer freie Bauern waren und blieben. Man bedurfte ihrer Hilfe, sie kannten ihre Gegend, die Übergänge, und mit einem Blick gegen den Himmel konnten sie auch das Wetter recht gut vorhersagen und vor Unbill warnen.

Bayern war ein fruchtbares, reiches, gut bestelltes Land, mit Ausnahme einer kleinen, abseits gelegenen Gegend – Ostmark genannt. Dieses exponierte Gebiet, dieses Fast-Niemandsland, war für jeglichen Small Talk der guten Gesellschaft völlig unerheblich. Das Leben spielte sich in der Ebene um Regensburg ab, Augsburg, Salzburg, Freising, Passau, das waren Städte weit weg vom Schuss und von mörderischen Einfällen. Die Ostmark war voller Gefahren, Überraschungen und Abenteuer – war uninteressant, daher blieb wenig Geschriebenes erhalten und das bisschen mündlich Überlieferte verwob sich zu unzähligen Geschichten und Sagen.

In der Nähe von Bamberg, zwischen den Flüssen Main und Regnitz, lebten die Babenberger Fürsten, die im Lauf von Jahrzehnten zahlreiche Nachkommen in die Welt setzten. Die meisten lebten ihr herrschaftliches Leben und vergnügten sich mit Jagd, Musik und Tanz. Wenn es um Machtzuwachs oder Bereicherung ging, waren kleinere Fehden oder sogar größere Kämpfe auf der Tagesordnung. Aber für einen dieser Herren war das alles etwas unbefriedigend, und kühl rechnend machte er sich über seine Zukunft Gedanken. Luitpold, Leopold, auf diesen Namen hörte der edle Herr, stellte sich die Frage, was denn aus dem eigenen Ich werden sollte, betrachtet man all die männlichen Verwandten, die um jeden Happen Machtzuwachs Streit anfingen und locker mit dem Dolch zur Hand waren? Die Zeit floss dahin, ebenso die Jugend, und so war der Augenblick gekommen, eine Entscheidung zu treffen. Nicht dass es an der Apanage mangelte, Gott, viel war es nicht, aber es reichte, um die Zeit mit all den Tätigkeiten und Vergnügungen totzuschlagen. Nur – war das alles, was man vom Leben erwarten konnte? Luitpold wollte mehr. Bald war seine Habe zusammengepackt, sein Diener bereit, und mit einem lockeren Adieu ging es in die Ferne, gegen den Südosten Bayerns, wo ein neues unerschlossenes Hoffnungsgebiet auf mutige Männer wie Luitpold wartete.

Die Gegend war spärlich besiedelt und von dichten Urwäldern überwuchert, unbekannte Fluss- und Bachläufe zogen ihre Bahnen durch diese Undurchdringlichkeit. Es gab kaum Lichtungen in dieser bewaldeten, düsteren, geheimnisumwitterten Landschaft. Fast wie ein ausgestreckter Zeigefinger bohrte sich diese Mark ins Ostland, umgeben von Slawen und neuerdings von Magyaren.

Eines Tages, im Morgengrauen, die Wälder dampften noch – man kann fast sagen, es war auch das Morgengrauen Österreichs –, kamen hoch zu Ross einige hohe Herren zusammen, um zu poltern, zu politisieren und allerlei Männergespräche zu führen; denn Kampf, Überfälle, Raub usw. war schon immer ein beliebtes Spiel hoher Herren.

Da gab es zum Beispiel einen, der wurde nur »Heinrich der Zänker« genannt. Wie sein Name, so auch seine Haltung. Er war sich sehr wohl seiner berühmten Verwandtschaft bewusst und saß tatsächlich auf dem hohen Ross, war doch schon sein Großvater Herzog Heinrich I. von Sachsen deutscher König und Römischer Kaiser gewesen. Die Kaiserwürde ging später auf dessen Sohn Otto I. über, der durch die Heirat mit Adelheid von Burgund, der Witwe König Lothars II. von Italien, auch noch die Lehnsherrschaft über Burgund gewann. Nach dem Ableben des Vaters übernahm sein Sohn Otto II. die Regierungsgeschäfte, und es glückte ihm eine eheliche Verbindung mit der byzantinischen Prinzessin Theopano. Der Bruder des Kaisers, Herzog Heinrich von Bayern, lachte sich eine Luitpoldinger namens Judith an, deren beider Sohn eben der besagte Herzog Heinrich II. von Bayern, genannt Heinrich der Zänker war. Heinrich der Zänker führte immer das große Wort, und es war auch nicht ratsam, ihm zu widersprechen. Auf diese Gruppe edler Herren stieß nun Graf Luitpold, stellte sich vor und wurde von allen aufmerksam gemustert. Die von Babenberg, ja, ja, die waren allen anwesenden Herren bekannt. Einige höfliche Floskeln flogen hin und her, Fragen wurden gestellt, Auskünfte erteilt, um dann zur Sache zu kommen.

Der »Zänker« redete nicht lange herum, sondern unterbreitete den Anwesenden in wenigen Sätzen einen atemberaubenden Plan. Eine Verschwörung, einen Aufstand gegen seinen Cousin, Kaiser Otto II. Der Vorteil? Der Zänker zeigte sich nicht knauserig und war bereit, seinen Freunden großzügige Schenkungen und Lehen zu überlassen. Die Herren fanden diese Idee großartig, vor allem...

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