Sie sind hier
E-Book

Die Medici

Die Geschichte meiner Familie

AutorLorenzo de' Medici
Verlaghockebooks
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl300 Seiten
ISBN9783957511560
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Der Name »Medici« ruft wie kein anderer das prächtige Bild der italienischen Renaissance mit seinen kostbaren Kunstwerken, seinen beeindruckenden Palästen und seinem außerordentlichen Reichtum hervor. Die berühmte Florentiner Familie hat die europäische Kultur maßgeblich geprägt. Lorenzo de' Medici, der letzte Erbe der Dynastie, erzählt in dieser Biografie die faszinierende Geschichte seiner Familie, er beleuchtet ihre bekanntesten Vertreter und deren außergewöhnliche Lebensgeschichten. Geschichten, die nicht sich nicht nur durch Prunk und Wohlstand auszeichnen, sondern immer auch durch Intrigen, Korruption und den skrupellosen Kampf um Macht.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

19.
Die Grossherzöge der Toskana:
Cosimo II. und Cosimo III.


Nach Ferdinandos I. Tod folgte ihm sein Sohn Cosimo II. (1590–1621) auf den Thron, der wiederum die Schwester von Kaiser Ferdinand II., Maria Magdalena von Österreich, heiratete. Er war streng gläubig und steckte einen Großteil seines Vermögens in Schenkungen und Spenden an verschiedene Orden, was eine Stärkung der absoluten Macht und des theokratischen Einflusses nach sich zog. Cosimo II. war der letzte Bankherr der Familie, denn er fand, dass der Handel und die Bankgeschäfte keine würdigen Beschäftigungen für ein herrschendes Staatsoberhaupt seien; er schloss die Bank in der Toskana und die zahlreichen Filialen in anderen europäischen Hauptstädten. Das bewirkte zwar einen leichten Rückgang seiner privaten Einkünfte, aber der Reichtum der Familie war so immens, dass er es kaum bemerkte.

Als Galileo Galilei der Ketzerei beschuldigt wurde, stellte Cosimo ihn unter seinen Schutz; als Dank nannte der Wissenschaftler seine neu entdeckten Jupiter-Satelliten das Mediceische Gestirn. Cosimo stellte Galilei für seine Forschungen eine Villa in Arcetri und gab ihm einen Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Florenz.

Am 28. Februar 1621 starb Cosimo II. nach elfjähriger Herrschaft mit nur dreißig Jahren. In seinem Testament verfügte er, dass bei seinem Tod die beiden Großherzoginnen Cristina von Lothringen und Maria Magdalena von Österreich, seine Mutter und seine Frau, die Regentschaft übernehmen sollten, solange der junge Erbe Ferdinando noch minderjährig war.

In das Testament waren eine ganze Reihe von Klauseln eingefügt, die Reichtum und Vermögen der Familie schützen sollten, denn er wusste, dass die beiden Frauen sehr verschwenderisch waren. Beide Großherzoginnen neigten sehr zu Prasserei und Luxus; beiden war zudem eine Frömmelei eigen, die sie zu übertriebenen Schenkungen und Spenden an Konvente und Klöster verleitete. Demzufolge war ihre Herrschaft eine wahre Katastrophe sowohl für das Familienvermögen als auch für das des Staates, denn sie verschwendeten unglaubliche Geldsummen.

Ferdinando II (1610–1670), Sohn und Nachfolger von Cosimo II., wurde wegen seines Fleißes und seiner wissenschaftlichen Tätigkeit der »Weiseste der Fürsten, der Fürst der Weisen« genannt, obwohl er am Ende Galileo Galilei seinem Schicksal überließ. Er heiratete seine Cousine Vittoria della Rovere, Nichte von Ferdinando I., und herrschte fünfzig Jahre lang. Mit seiner Herrschaft begann der Niedergang der Macht in der Toskana einzusetzen, was den Einflussverlust der Medici zur Folge hatte. Andererseits ist ihm das erste Hygienebüro zu verdanken, sowie wirtschaftliche und gesundheitliche Hilfe für die von der Pest gegeißelten Bevölkerung.

Cosimo III. (1642–1723), Sohn und Nachfolger Ferdinandos II., war der sechste Großherzog der Dynastie und glühender Verfechter eines theokratischen Absolutismus. Er heiratete Margarete Louise von Orléans, mit der er drei Kinder hatte: den Großprinzen Ferdinando, der ohne Erben starb, Gian Gastone[100], siebter und letzter Großherzog der Dynastie, und Anna Maria Luisa[101], die letzte des großherzoglichen Zweiges. Mit seiner eher mittelmäßigen Politik reduzierte er die Toskana während seiner langen Herrschaft von dreiundfünfzig Jahren zur einfachen Provinz der europäischen Mächte.

20.
Vittoria della Rovere, Grossherzogin der Toskana (1621–1693)


Vittoria della Rovere ist in der Geschichte der Dynastie von keiner besonderen Wichtigkeit, wären da nicht ihre bemerkenswerten Familienbande. Ich muss gestehen, dass ich auch an sie erinnern möchte, weil ich sie täglich auf einem Porträt sehe, das eine ganze Wand im Vorzimmer meines Hauses einnimmt.

Sie wurde 1621 als Tochter des Herzogs von Urbino, Federico della Rovere, und Claudia de’ Medici geboren. Als ihre Mutter Claudia mit 19 Jahren Witwe wurde, kehrte sie 1623 in ihren Geburtsort Florenz zurück und versprach die erst zweijährige Vittoria deren Vetter Ferdinando, dem Thronerben der Toskana, der auch erst dreizehn Jahre alt war. Dieses rasche Eheversprechen ist dem Umstand zu verdanken, dass Vittoria als Mitgift, wie im Dokument des Ehevertrags eindeutig formuliert, das Herzogtum von Urbino mitbrachte, das in die Toskana eingegliedert werden sollte. Später sollte anders entschieden werden in der Geschichte, obwohl es Papst Urban VIII. und nicht die Geschichte war, der diese Pläne änderte.

Dieser Papst hatte großes Interesse daran, seine eigene Familie, die Barberini, zu fördern. Bei der Thronbesteigung machte er im Namen der Kirche seine Absichten bezüglich des Herzogtums sofort klar. Das war doppelt erniedrigend, denn das Herzogtum gehörte nicht nur der einzigen Erbin, der kleinen Prinzessin Vittoria, sondern es stand rechtlich auch einem anderen Zweig der Familie Medici zu. Als Christine von Lothringen Ferdinando I. de’ Medici heiratete – die gemeinsamen Großeltern der Versprochenen Vittoria und Ferdinando – brachte sie über 600.000 Kronen sowie die Rechte über das Herzogtum Urbino in die Ehe mit, das sie von ihrer Großmutter und Königin von Frankreich Caterina de’ Medici geerbt hatte, die es ihrerseits wiederum von ihrem Vater Lorenzo II de’ Medici, Herzog von Urbino, geerbt hatte. Das Herzogtum gehörte demzufolge sowohl nach maskulinem wie femininem Erbrecht den Medici. Trotzdem ließ der Papst seine Truppen in das kleine Herzogtum einmarschieren und es in Besitz nehmen[102].

Die Ehe von Vittoria und Ferdinando II., Großherzog der Toskana, führte zu einem komplizierten Familiengewirr, denn alle waren mit allen verwandt. Zu diesem Zeitpunkt der Geschichte saß auf dem Thron eines jeden der vier wichtigsten europäischen Mächte eine Medici, dazu kam der Besitz des Großherzogtums der Toskana. In Frankreich war es Maria de’ Medici, Gattin von Heinrich IV.; in Spanien Elisabeth, Tochter von Maria de’ Medici und Gattin von Philipp IV.; in England Henriette Maria, ebenfalls Tochter von Maria de’ Medici und Gattin von Karl I.; und in Österreich Eleonora Gonzaga-Medici. Noch komplizierter sollten die familiären Verwicklungen werden, als der Sohn von Claudia und Erzherzog Leopold, Erzherzog Karl von Österreich, mütterlicherseits Vittoria della Roveres Stiefbruder, seine Cousine Anna de’ Medici, die Schwester von Ferdinando II. de’ Medici, heiratete.

Die beiden Geschwister Vittoria della Rovere und Ferdinand Karl von Österreich heirateten praktisch zwei weitere Geschwister, Ferdinando II. der Toskana und Anna de’ Medici. Die Tochter von Ferdinand Karl von Österreich und Anna de’ Medici, Claudia Felicitas, heiratete einen ihrer Vettern, Kaiser Leopold I. von Österreich. Eine andere Schwester von Ferdinando II., Margherita de’ Medici, heiratete ihrerseits Edoardo Farnese, Herzog von Parma. Sie waren die Vorfahren der zukünftigen Königin von Spanien, Elisabeth Farnese, und der Grund für deren Anspruch auf die Thronfolge des Großherzogtums.

Die Ehe des Thronerben mit Vittoria della Rovere war eine wahre Katastrophe. Vittoria hatte das als Erbe versprochene Herzogtum von Urbino nicht eingebracht, was der einzige Grund der Heirat gewesen war, und war zudem eine dumme, ungebildete und leichtfertige Frau. In ihrer Frömmigkeit ließ sie sich nur von Pfarrern beherrschen, was deren Macht und Manipulationen begünstigte und das Land in den Ruin trieb.[103] Sie hatte ein cholerisches Wesen, und die Streitereien machten diese Ehe für Ferdinando zu einer wahren Hölle. Schließlich lebten sie getrennt in zwei entgegengesetzten Flügeln des herzoglichen Palastes und sahen sich nur bei der einen oder anderen offiziellen Veranstaltung.

Den größten Schaden richtete sie jedoch bei ihrem Sohn Cosimo an, zukünftiger Cosimo III., indem sie ihn zum Mönch statt zu einem zukünftigen Herrscher erzog. Mit ihrem Mann regierte sie ein halbes Jahrhundert und übte weitere dreiundzwanzig Jahre, fast die Hälfte der folgenden Regentschaft ihres Sohnes, negativen Einfluss auf ihn aus.

21.
Gian Gastone I., letzter Grossfürst der Toskana (1671–1737)


Ich bin der Meinung, dass das letzte Mitglied des Hauses Medici, welches das Geschick des Großherzogtums lenkte, etwas mehr Beachtung verdient, als die Historiker ihm bisher geschenkt haben.

Möglicherweise war er keine herausragende Persönlichkeit, denn er war einfach ein Mann, dem das Schicksal eine Position zugedachte, auf die er nicht vorbereitet und der er auch nicht gewachsen war. Seine traurige Kindheit, die vielleicht sein trauriges Leben noch übertraf, fiel in eine Zeitspanne der großen Schwierigkeiten in Europa, das damals von mehreren aufeinanderfolgenden Kriegen und der Konsolidierung des schärfsten Absolutismus gegeißelt wurde. Gian Gastone verfügte weder über genügend Mittel noch über genügend Intelligenz, um diesen Schwierigkeiten gewachsen zu sein, und noch weniger über die Bereitschaft, gegen Ereignisse zu kämpfen, die zweifelsohne weit über seine Kapazitäten hinausgingen.

Sein Leben war eine kontinuierliche Tarnung seines Unglücks und seiner Schüchternheit hinter einem aufgesetzten Sarkasmus, der seinen schlichten und heiteren Geist reflektiert. Sein Tod bedeutete das Ende der Medici-Vorherrschaft in der Toskana, die sechs Jahrhunderte lang allen Stürmen getrotzt hatte, und die daraus folgende Begründung einer neuen Dynastie, denn die Herrschaft über die Toskana ging zum ersten Mal an eine ausländische Familie, die von den kaiserlichen Truppen unterhalten wurde. Eine Besitznahme, die etwas über ein Jahrhundert andauern sollte, bis das Großherzogtum 1859 für den Anschluss an Italien stimmte, womit es die eigene Unabhängigkeit verlor.

Gian Gastone starb am...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Biografie - Autobiografie

Klartext.

E-Book Klartext.
Für Deutschland Format: ePUB/PDF

Streitbarer Querulant, umstrittener Politiker, Nervensäge, wandelndes Medienereignis - all das und mehr ist Jürgen Möllemann. Nach langem Schweigen redet das Enfant terrible der deutschen Politik zum…

Klartext.

E-Book Klartext.
Für Deutschland Format: ePUB/PDF

Streitbarer Querulant, umstrittener Politiker, Nervensäge, wandelndes Medienereignis - all das und mehr ist Jürgen Möllemann. Nach langem Schweigen redet das Enfant terrible der deutschen Politik zum…

Klartext.

E-Book Klartext.
Für Deutschland Format: ePUB/PDF

Streitbarer Querulant, umstrittener Politiker, Nervensäge, wandelndes Medienereignis - all das und mehr ist Jürgen Möllemann. Nach langem Schweigen redet das Enfant terrible der deutschen Politik zum…

Klartext.

E-Book Klartext.
Für Deutschland Format: ePUB/PDF

Streitbarer Querulant, umstrittener Politiker, Nervensäge, wandelndes Medienereignis - all das und mehr ist Jürgen Möllemann. Nach langem Schweigen redet das Enfant terrible der deutschen Politik zum…

Klartext.

E-Book Klartext.
Für Deutschland Format: ePUB/PDF

Streitbarer Querulant, umstrittener Politiker, Nervensäge, wandelndes Medienereignis - all das und mehr ist Jürgen Möllemann. Nach langem Schweigen redet das Enfant terrible der deutschen Politik zum…

Klartext.

E-Book Klartext.
Für Deutschland Format: ePUB/PDF

Streitbarer Querulant, umstrittener Politiker, Nervensäge, wandelndes Medienereignis - all das und mehr ist Jürgen Möllemann. Nach langem Schweigen redet das Enfant terrible der deutschen Politik zum…

Sigmund Freud

E-Book Sigmund Freud
Format: PDF

Wer war Sigmund Freud wirklich? Wie war der Mann, der in seiner Ordination in der Wiener Berggasse der Seele des Menschen auf die Spur kam? Und welche Rolle spielte dabei die weltberühmte Couch…

Sigmund Freud

E-Book Sigmund Freud
Format: PDF

Wer war Sigmund Freud wirklich? Wie war der Mann, der in seiner Ordination in der Wiener Berggasse der Seele des Menschen auf die Spur kam? Und welche Rolle spielte dabei die weltberühmte Couch…

Sigmund Freud

E-Book Sigmund Freud
Format: PDF

Wer war Sigmund Freud wirklich? Wie war der Mann, der in seiner Ordination in der Wiener Berggasse der Seele des Menschen auf die Spur kam? Und welche Rolle spielte dabei die weltberühmte Couch…

Weitere Zeitschriften

Bibel für heute

Bibel für heute

BIBEL FÜR HEUTE ist die Bibellese für alle, die die tägliche Routine durchbrechen wollen: Um sich intensiver mit einem Bibeltext zu beschäftigen. Um beim Bibel lesen Einblicke in Gottes ...

caritas

caritas

mitteilungen für die Erzdiözese FreiburgUm Kindern aus armen Familien gute Perspektiven für eine eigenständige Lebensführung zu ermöglichen, muss die Kinderarmut in Deutschland nachhaltig ...

Computerwoche

Computerwoche

Die COMPUTERWOCHE berichtet schnell und detailliert über alle Belange der Informations- und Kommunikationstechnik in Unternehmen – über Trends, neue Technologien, Produkte und Märkte. IT-Manager ...

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum - Zeitschrift für die gesamte Grundstücks-, Haus- und Wohnungswirtschaft. Für jeden, der sich gründlich und aktuell informieren will. Zu allen Fragen rund um die Immobilie. Mit ...

dental:spiegel

dental:spiegel

dental:spiegel - Das Magazin für das erfolgreiche Praxisteam. Der dental:spiegel gehört zu den Top 5 der reichweitenstärksten Fachzeitschriften für Zahnärzte in Deutschland (laut LA-DENT 2011 ...

elektrobörse handel

elektrobörse handel

elektrobörse handel gibt einen facettenreichen Überblick über den Elektrogerätemarkt: Produktneuheiten und -trends, Branchennachrichten, Interviews, Messeberichte uvm.. In den monatlichen ...

Evangelische Theologie

Evangelische Theologie

Über »Evangelische Theologie« In interdisziplinären Themenheften gibt die Evangelische Theologie entscheidende Impulse, die komplexe Einheit der Theologie wahrzunehmen. Neben den Themenheften ...