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Forschungsbericht über die Schlacht von Lützen. Welchen Forschungsgewinn liefert die Archäologische Forschung?

AutorAlexander Gebelein
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl74 Seiten
ISBN9783668610415
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,7, Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Der methodische Ansatz, der in dieser Arbeit verfolgt wird, beruht auf der Herangehensweise von John Keegan, den er in seinem Werk 'Das Antlitzt des Krieges' von 1978 anwandte und die Schlachten des 17. Jahrhunderts nach einem viel allgemeineren Prinzip darstellte. Unterteilt in Infanterie gegen Infanterie oder Kavallerie gegen Artillerie, schafft er es anhand dieser Herangehensweise dem Leser die tatsächlichen Kampfweisen näherzubringen und vermittelt ihm das Gefühl bei der Schlacht dabei gewesen zu sein. Um das Schlachtgeschehen verlässlich zu rekonstruieren, dienen dem Historiker der frühen Neuzeit schriftliche und bildliche Quellen. Im Falle des dreißigjährigen Krieges handelt es sich dabei um Schlachtpläne, Kupferstiche, wie denen im Theatrum Europaeum, Malereien und Briefe. Um eine überzeugende Darstellung der Schlacht von Lützen bemüht sich die historische Forschung seit inzwischen fast 150 Jahren. Doch Widersprüche in schriftlichen sowie bildlichen Quellen lassen keinen zufriedenstellenden Schluss zu. Den Anspruch dieses Rätsel zu lösen, erhebt die Schlachtfeldarchäologie. Denn nur das Schlachtfeld selber kann die objektive Wahrheit preisgeben, welche anhand von subjektiven Quellen nicht zu erlangen ist. Die Untersuchungen in Lützen haben sich zu dem größten Schlachtfeldarchäologischen Projekt in Europa herauskristallisiert. Seit 2006 arbeiten Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen daran, das Gelände der Schlacht zu erforschen und zu prospektieren. Das Projekt begründet ein Forschungsfeld in Deutschland, welches bis dato Hobbyhistorikern oder Schlachtfeldbuddlern überlassen wurde, die in Staaten wie Amerika, Großbritannien oder Polen schon für Aufsehen gesorgt haben. Dabei wurde ein Massengrab mit 47 gefallenen Soldaten entdeckt, welches in dieser Größenordnung Europaweit nicht zu finden war. Sie sollen erzählen, wie nicht nur ihre letzten Stunden abgelaufen sind sondern wie ihr Leben verlief. Anhand der Skelette lassen sich Aussagen zum Sterbealter, der Herkunft, den Lebensbedingungen und Aktivitäten, zu Vorerkrankungen und verheilten Verletzungen sowie zur möglichen Todesursache treffen.

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Leseprobe

3. Historischer Rahmen


 

Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 sollte die Toleranz zwischen Katholiken und Protestanten zusichern. Die Bestimmungen verstärkten jedoch die konfessionellen Spannungen und unter Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) spitzten sich die Zustände unter den Gegenreformationen weiter zu. Zusammen mit den Machtbestrebungen der europäischen Herrscherhäuser eskalierten im Mai 1618 die Verhältnisse und lösten den ersten Teilkonflikt, den Böhmisch-Pfälzischen Krieg, aus. Es wurde ein Flächenbrand ausgelöst mit vielen Teilkonflikten, der dreißig Jahre währen und als Katastrophe in die Geschichte eingehen sollte. Damit standen sich die katholische Liga und die protestantische Union unter stetig wechselnden Bündnispartnern, bei denen fast alle wesentlichen europäischen Mächte mit vertreten waren, gegenüber. Eingeteilt wurde er, nach den Hauptgegnern, in vier Teile. Da Schweden 1630 in den Konflikt mit einschritt, erhielt dieser Teil auch den passenden Namen, Schwedischer Krieg, wo die Schlacht bei Lützen mit hineinzurechnen ist. Da das protestantische Schweden durch das katholische Frankreich unterstützt wurde, machte es den konfessionellen Konflikt endgültig zur Farce und offenbarte das Machtkalkül der europäischen Häuser.[68]

 

Wallensteins und Tillys militärische Erfolge im Niedersächsisch-Dänischen Krieg verschafften den Kaiserlich-Katholischen ein militärisches Übergewicht und nach dem Ausscheiden Dänemarks als Kriegsgegner, befand sich Kaiser Ferdinand II. auf dem Höhepunkt seiner Macht. Aufgrund der militärischen Überlegenheit wollte Kaiser Ferdinand eine  „[…] politisch-rechtlich akzeptierte Friedensordnung […]“[69] nach seinen Bedingungen etablieren und versuchte dazu den Konflikt vom europäischen Umfeld weitestgehend einzudämmen.[70] Jedoch hatte schon der Verlauf der Regensburger Kurfürstentage angekündigt, dass die fehlende politische Einigkeit und die rein auf Ferdinands militärischer Überlegenheit gestützte Macht, unweigerlich zur weiteren Ausweiterung des Konfliktes führen musste.[71] Die militärische Dominanz könnte ein Faktor gewesen sein, den Kaiser Ferdinand II. dazu ermutigt hat, den Stimmen in seinem Umfeld nachzugeben, und den allzu unbeliebten und mächtig gewordenen Wallenstein abzusetzen. Nachdem bis 1630 aufgrund mangelnder Kompromissbereitschaft kein Frieden ausgehandelt werden konnte, der auch politisch für beide Seiten verträglich war, konnte mit dem Eingreifen Schwedens kein Frieden, ohne die Zustimmung einer auswärtigen Krone, im Reich geschlossen werden. Kampmann begründet dies mit der Verschiebung der etablierten Machtverhältnisse, besonders dem Verlust an Macht der katholischen Liga, sowie der reichsständisch-protestantischen Mittelpartei.[72]

 

Mit 13000 Mann landete er auf Usedom und beteiligte sich aktiv am Krieg. „Nach anfänglicher Zurückhaltung wurden seine Reihen durch protestantische Landesherren gestärkt, die bedeutendsten unter ihnen waren die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg“[73]. Nach der Schlacht bei Breitenfeld war es ihnen möglich, ungehindert in das katholische Süddeutschland zu ziehen. Gustav II. Adolf wurde zum Retter der Protestanten erklärt. Weitere Siege bei Rain am Lech sowie bei Wiesloch und dem Tod des berühmten Generals Tilly verschlimmerten die Lage der Liga zunehmend. Daraufhin war Kaiser Ferdinand II. gezwungen, den in Ungnade gefallenen Wallenstein wieder als Oberbefehlshaber und als Generalissimus  einzusetzen. Er war der Einzige, der in der Lage war, schnell ein schlagkräftiges Heer aufzustellen, welches er auch selber finanzieren konnte.[74]

 

3.1.  Gustav II. Adolf und die Schweden


 

Der Übergang vom 16. zum 17. Jahrhundert ließ im Norden des Reiches eine neue Großmacht entstehen. Schweden unter dem Wasa Geschlecht rüttelte am traditionellen Machtgefüge im Ostseeraum, welches eine Bevölkerungszahl von gerade einmal Brandenburg und Kursachsen umfasste. Bis dato war das Königreich Dänemark, welches unter Christian IV. aus vielen Teilreichen bestand, der Machtfaktor im Ostseeraum, da er den Zugang zur Ostsee, den Sund, kontrollierte, der eine bedeutende Einnahmequelle bildete.[75]

 

Die gängige wissenschaftliche Vorstellung war, dass Schweden aufgrund des Erhaltungswillens der nationalen Selbstständigkeit, gegenüber Dänemark und anhaltenden polnisch-schwedischen Kriegen, zu einem Militärstaat avancierte. Dazu soll hier in aller Kürze der Keim für die schwedisch-polnischen Auseinandersetzungen dargelegt werden.[76]

 

Nachdem der katholische Sigismund III. 1587 zum König von Polen und 1592 ebenfalls zum schwedischen König erhoben wurde, wurde er aufgrund der starken Machtstellung des protestantischen schwedischen Adels und seiner Politik der Förderung des Katholizismus, bereits 1600 abgesetzt. Sigismund setzte sich nach Polen ab und erhob weiterhin Anspruch auf den schwedischen Thron. Damit begannen andauernde polnisch-schwedische Kriege, die bis 1660 andauerten.[77] Aufgrund der anhaltenden militärischen Auseinandersetzungen, reformierten Sigismunds Nachfolger Karl IX. und sein Nachfolger Gustav II. Adolf die schwedische Monarchie. Dabei wurde besonderer Augenmerk auf den Ausbau des Militärs gelegt, sowie der politischen Zentralisation. Axel Oxenstierna als Reichskanzler unterstützte ihn dabei maßgeblich. Daraus resultierte, wie Kampmann beschreibt, „[…] ein außerordentlich effizientes schwedisches Militärwesen einschließlich eines Wehrsystems (des sog. Indelningsverk) […]“[78]. Im Gegensatz zu den Heeren der Schweizer und der Landsknechte bildeten sie nach Delbrück die erste nationale Armee. Auch wenn sich dieser Fakt im Laufe des Krieges verwässerte, da Schweden nicht in der Lage war, selbständig ein derart angewachsenes Heer zu erhalten.[79]

 

Aufgrund der neueren Forschung wurde Schwedens Außenpolitik neu bewertet und die ehemalige dominierende Vorstellung verworfen, da diese vornehmlich der Abwehr der polnischen Thronansprüche und des dänischen Vormachtstrebens galt. Das strategische Ziel bildete die Erlangung der Ostseeherrschaft. Ebenfalls ausschlaggebend war ein „[…] ausgeprägtes konfessionelles Sendungsbewusstsein Schwedens, als der berufenen Führungs- bzw. Schutzmacht des Protestantismus […]“[80]. Mit den Siegen 1617 gegen Russland und 1621 gegen Polen kündigte sie sich deutlich in der Weltpolitik an.[81]

 

Gustav Adolf und der schwedischen Sache blieben die Verhältnisse im Deutschen Reich keinesfalls verborgen. Auf der einen Seite tangierte ihn seine konfessionelle Ausrichtung, auf der anderen Seite beobachtete er jedoch zunehmend die Verschiebung der norddeutschen Verhältnisse zur Missgunst der Schweden. Des Weiteren bedeutete die Belehnung Wallensteins mit Mecklenburg einen direkten Affront. Dies bedeutete für Schweden, dass Habsburg einen andauernden Anspruch auf die Norddeutschen Regionen besitzt, mit einem Ausbau einer eigenen Ostseeflotte. Schweden verstand die als eine „[…] empfindliche Begrenzung des eigenen politisch-militärischen Aktionsradius […]“[82]. Die bis 1629 noch existierten Hindernisse zur Teilnahme an diesem Konflikt lösten sich im selben Jahr. Dänemark schied aus dem Konflikt aus und die Schweden schlossen einen Friedensvertrag mit Polen. Frankreich zeigt auf besondere Art und Weise, wie ein indirekter Krieg gegen Habsburg zu führen war. Eine „[…] Politik der Non-Intervention […]“[83], wie Kampmann es beschrieben hat, war für Frankreich keine Option. Im Grunde war ihre Auffassung, dass jede Passivität im deutschen Reich eine schlechte Auswirkung auf die Stellung im Konflikt mit Spanien hätte.[84] Trotzdem sollte ein direktes Eingreifen so lange wie möglich hingezogen werden. Damit lassen sich die Bemühungen Frankreichs um Dänemark erklären, die zwar scheiterten, dafür aber ermöglichten sie Maßgeblich die Friedensverhandlungen Schwedens sowie eine Finanzielle Zusicherung, für ein Eingreifen Schwedens in diesem Konflikt.[85]

 

Der schwedische Feldzug im Deutschen Reich unterlag zu Beginn dem Problem von fehlenden Bündnispartnern, trotz der Verdeutlichung, dass „[…] Schwedens Engagement ausschließlich auf die Wiederherstellung traditioneller, in jüngster Zeit unterdrückter (>>deutscher<<) Freiheiten der Reichsstände“[86] beruht. Daraus lässt sich Gustav Adolfs anfänglich zögerliches Verhalten begründen, der noch bis zu Beginn des Jahres 1631 versuchte, einer Schlacht auszuweichen und stattdessen, Tillys Truppen, der nach Wallensteins Ablösung sowohl die kaiserlichen als auch die ligistischen Truppen kommandierte, zu ermüden, womit er auch Erfolg hatte. [87]

 

Die militärisch potenten Bündnispartner, wie die protestantischen Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg, verhielten sich, trotz der schlechten militärischen Lage, reserviert. Laut Kampmann war für die evangelischen Reichsstände eine Ausweitung des Konfliktes ebenso gefährlich, wie die militärische Dominanz der Liga.[88] Die evangelischen Reichsstände waren...

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