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E-Book

Mozarts Geist

Große Komponisten

AutorIgnaz Ferdinand Cajetan Arnold
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl90 Seiten
ISBN9783849602017
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,49 EUR
Das Buch: Eine Biografie des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart. Inhalt: Vorrede. I. Kurze Biografie Mozarts. II. Ueber Künstlertalent oder Genie. Auf die vorhergehende Biographie angewendet. III. Darstellung seiner Art zu setzen im Allgemeinen. IV. Karakteristik seiner Melodien. V. Akkompagnement. Singparthien. Oekonomie der Instrumente. Aesthetische Entwickelung der Schönheiten seiner einzelnen Werke. Dramatische Werke. Die Zauberflöte. Don Giovanni Idomeneo Re di Creta Le nozze di Figaro La Clemenza die Tito. Die Entführung aus dem Serail. Cosi fan tutte. La bella finta giardiniera. Mithridate. Lucio Sulla. La finta semplice. Der Schauspieldirektor. Die Kirchenkomposizionen. Serenaten, einzelne Szenen und Gelegenheitssingstücke mit voller Orchesterbegleitung. Deutsche Lieder am Klavier zu singen. Die Klavierkomposizionen. Konzerte für verschiedne Instrumente. Simfonien. Quintetten, Quartetten, Trios und Duetten. Harmonien. Tänze

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Leseprobe

Die Zauberflöte.


 

Ich habe ihr unter Mozarts Kunstwerken die erste Stelle eingeräumt, weil dieses Meisterwerk – wenn seine Beurtheilung auf das Ganze gerichtet wird – nicht nur alle übrigen dieses Meisters, sondern auch gewiß alle andre berühmten Opern weit hinter sich zurück läßt.

Ich übergehe den allgemeinen Beifall, den sie als die höchste Tendenz dramatischer Musik erndten mußte. – Mozarts Opern gefielen alle; aber welche wurde wohl allgemeiner, als diese? Wenn man Aeneas in Lazium, Idomeneo, die Mädchen aus Flandern, kaum dem Namen nach kennt, so wurde die Zauberflöte allenthalben aufgeführt, nachgesungen, und unter den mannigfaltigsten Gestalten aufgeführt, um sie ja für jeden Ort anwendbar zu machen. Man zog die größere Partitur in eine kleinere zusammen, wo Hörner und Trompeten blos mit einander wechselten, und von zwei Personen besetzt werden konnten, wo statt zweier Flöten, Hoboen, Bassons und Klarinetten, nur eine derselben nöthig war. Für manche Orte war diese Besetzung noch zu groß und man arrangirte sie zu 8 Instrumenten; Noch mehr: man führte sie mit zwei Violinen, Bratsche und Baß auf; sie erschien in Quartetten, in Quintetten, in Duetten für Flöte und Geige. Mehr als sechs verschiedene Klavierauszüge schaften musikliebenden Individuen namenloses Vergnügen; ja auch für bloße Klavierspieler, denen Natur die Gabe des Gesanges versagt hatte, machte man sie brauchbar. Man zog sie in vierhändige Sonaten aus; auch als einfache Klaviersonate mit Begleitung einer Violine oder Flöte gab sie wenigstens eine süße Reminiszens. Auf den Redouten und Tanzböden ertönte Papageno bald als Walzer, bald als Angloise. Liebende benutzten die feierlichen Chöre, in Harmoniepiecen ausgezogen, zu Ständchen; auf den Jahrmärkten erschallte der Vogelfänger aus der Drehorgel von der Tambourine begleitet. – Wenn freilich dieses alles nur Verstümmelungen des großen Meisterwerks sind, so beweisen sie doch den allgemeinen Beifall des Publikums; und noch lange wird dieses Tonstück das deutsche musikalische Publikum beschäftigen, unterhalten und kultiviren, wenn dieses in der That das richtige Gefühl und den feinen Geschmack besitzt, den man bei ihm voraussetzen sollte, weil – dieses Meisterwerk so allgemein gefallen hat. –

In der Zauberflöte sind alle ästhetischen Aufgaben der Tonkunst gelöst. Wenn es zur innern Schönheit eines dramatischen Tonstücks – eigentlich jedes Kunstprodukts, das einer ästhetischen Beurtheilung fähig ist – gehört, daß absolute Vollkommenheit – Sittlichkeit – die Hauptbedingung des Wohlgefallens ist, wenn Harmonie im Gange der Handlung, reines Gefühl, ruhige, innige Freude am Ziele des Gebildeten Sinn erfreut: so ist die Zauberflöte gewiß der vorzüglichste Gegenstand des Wohlgefallens für den mit ächtem Kunstsinn begabten Kenner.

In diesem Werke herrscht durchaus ein Hauptgefühl jenes ruhigen, aber ununterbrochenen Hinstrebens an das Ziel, und ruhige Freude bei Erreichung desselben. – Ein äußerst moralisches Gefühl – die Sittlichkeit selbst, so weit sie sich in einem Gefühle abspiegeln kann.

Dieses Hauptgefühl ist durch die Ausdrücke von Ergebung in Widerwärtigkeiten, des ruhigen aber kraftvollen und unablässigen Kampfes mit Widerwärtigkeiten, unnachahmlich schön kolorirt, und mit andern Gefühlen, wie z.B. dem des Ausbruchs wilder Freude, und unzweckmäßigen Ringens, mit Schilderung unedler Lust und verbotener Wünsche aufs vollkommenste kontrastirt. Dabei aber sind alle die verwandten und zur Hebung des Hauptgefühls dienenden Gefühle bei aller Lebhaftigkeit und Richtigkeit der Darstellung, doch immer so gezeichnet, daß sie gleichsam im Schatten stehen, während sich jenes im vollen Lichte heraushebt, daß sie also nie den Haupteindruck im Zuhörer verlöschen, sondern immer nur auf die Hauptsache hindeuten, und eine Sehnsucht nach dieser vermehren.

Deshalb ist dieses Meisterwerk vollkommen geeigenschaftet, einen Beleg zu den Regeln der Kritik abzugeben. Denn die Erfindung oder Idee dieser Oper ist – man sage dagegen was man will – unverbesserlich. Das Gefühl, dessen Schilderung das Thema des Ganzen ausmacht, ist sittlich im hohen Grade, ist etwas sehr Vollkommenes, und ist auch in einer sehr vollkommenen Darstellung ausgeführt worden. Das Stück erfüllt also die Forderungen der moralischen Urtheilskraft und der vergleichenden Vernunft. Für Annehmlichkeit und Reiz des Ohrs ist durch Abwechslung jeder Art gesorgt. Die äußere Schönheit des Ganzen aber besteht zum Theil eben darin, worin die Annehmlichkeit liegt, zum Theil wird sie durch die immer wachsende Theilnahme und die immer bestimmtere und hervorstechendere Zeichnung des Hauptgefühls bezweckt.

Was im Ganzen dem Künstler so wohl gelungen ist, hat er auch im Einzelnen erreicht. Die kleinern Stücke behaupten, so wie die größern, eine Einheit der Darstellung, die zur Bewunderung hinreißt. Noch mehr. Man kann in Beurtheilung dieser Stücke nie übersehen, daß sie nur Theile eines Ganzen sind; so geschickt deuten sie beständig auf die Hauptsache hin, so richtig ist die Schattirung der einzelnen Parthien in jene des Ganzen verwebt. Man nehme eine Arie, ein Chor heraus, wo man will; es hat einen edeln, ruhigen Charakter, die Farbe, die es trägt, ist eine gemilderte Farbe, und die Freude, die es athmet, ist der stillen ruhigen Freude des Weisen verwandt.

Allerdings mehr oder weniger, wie es der Zweck erforderte, denn die untergeordneten Personen durften nicht so edel empfinden, als die Hauptpersonen; allein der Ausbruch des Gefühls ist selbst bei den erstern gleichsam durch die Verbindung, in welcher sie stehen, geadelt, und der Schauspieler, der den Monostatos oder Papageno spielt, muß ein sehr gewöhnlicher Mensch seyn, wenn er durch seyn Spiel der Rolle das Schickliche und Anständige nimmt, welches der Tonkünstler, freilich nur mit einem leisen Hauche, über dieselbe zu verbreiten wußte.

So viel im Allgemeinen. Was die Charaktere betrifft, so sind sie gleich gut gewählt und behandelt. Zoroaster der König und Oberpriester – ein Greis ehrwürdig und weise, gut und streng, sanft und erhaben; sein Charakter ist sehr bestimmt. Grau geworden in den Lehren der Mystik bleibt er sich immer gleich; kein Ausbruch heftiger Leidenschaft entweiht die Zeichnung des Charakters des stillen, ruhigen, erhabenen Weisen. Mozart bearbeitete seinen Charakter äußerst richtig. Die Tonarten die er ihm anwies athmen Ruhe und Sanftheit, f, e, und mit den Chören das erhabene Es. Giebt es wohl zum Bezeichnen der stillen sanften Ruhe eine schönere Tonart als f? eine schmeichelndere als e? – In diesen heiligen Hallen etc. – Die Tempos sind feierlich erhaben, sanft und voller Würde. Man nehme das Gebet: "O Isis und Osiris etc." im Anfange des zweiten Akts, welche Inbrunst, welche edle Einfalt in Melodie und Ausdruck! Wie schön hebt sich sein Charakter in dem Terzett: "Soll ich dich Theure nicht mehr sehn?" vor den beängsteten Liebenden hervor! – Das Akkompagnement der Saiteninstrumente in abgebrochnen Noten mahlt die innere Unruhe aller drei Sänger. Tamino, unvermögend, feine Angst zu verbergen, fängt in gedrängten Noten, ähnlich jenen des Akkompagnements, an: "Soll ich dich Theure nicht mehr sehn?" Die Melodie steigt mit der Angst seines Herzens aufwärts, und Sarastro tröstet, einlenkend in seinem Charakter-Ton f, – das Stück geht aus B – "Ihr werdet froh euch wiedersehn" – Demohngeachtet verräth das noch immer abgebrochene Akkompagnement die innere Unruhe des Weisen über den ungewissen Ausgang der bevorstehenden Probe; – sein Trost ist mehr wohlgemeint als gründlich, und soll nur den Augenblick der Trennung erleichtern, welches sich auch in der Folge und dem Schlusse entwickelt. – Die besänftigende Arie: "In diesen heiligen Hallen etc." hat so wie edle Einfalt, so viel namenlose Sanftmuth, und ihre Deklamazion ist so richtig, und dem Karakter des erhabenen Weisen so anrassend, daß sie nicht schöner gegeben werden könnte. Die einfach Begleitung, das leidenschaftliche, ruhige Zeitmaas, die heitere Beruhigung einflößende Tonart, E dur, alles mahlt uns den ruhigen Greis durch Weisheit und Erfahrung von allen Leidenschaften geheilt, den väterlich Nachfichtigen, den Bemitleidenden, Lehrenden, Bessernden. "Nicht strafen, nur bedauern, ist der Geweihten Pflicht." Er nimmt an der Wuth des boshaften Weibes, selbst da sie ihrer Tochter den Dolch zu seinem Morde vertraut, keinen Antheil, sieht mit gleichgültigem Bedauern auf ihre machtlose Wuth herab, sein Herz schlägt nur für Menschenliebe – die wahre Weisheit – Wie schön mahlt uns dieses Mozart in der Stelle derselben Arie: "Den Müden reichen wir den Stab etc." oder "Man reicht sich traulich hier die Hand, und hat die Nachsucht nie gekannt." Bei dieser Lehre wird das Herz des alten silberlockigen Greises wärmer – die Melodie steigt aufwärts, die Noten werden kürzer, nicht gedehnt, wie im Anfange; Note auf Sylbe, und die zunehmende Bewegung der Violinen verkündigen die wärmern Pulse für Menschenwerth, die auch im Herzen des Greises nicht erstorben sind. Und seines Karakters eingedenk, schließt die Arie doch so traulich sanft, als sie begann, als wollte der weise Mann die Wärme seines Herzens nicht laut werden lassen, und sein halbverhaltenes Feuer läßt uns nur die warmen Gefühle seines Herzens unter dem Priesterrocke – errathen, die er schnell verbirgt, so bald er merkt, daß sie dem Herzen überwallen. Welche ruhige, aber desto innigere, leidenschaftlose Freude...

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