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Muslime in der Waffen-SS

Erinnerungen an die bosnische Division Hand?ar (1943-1945)

AutorZvonimir Bernwald
VerlagAres Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl416 Seiten
ISBN9783902732545
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Die 13. Waffen-Gebirgs-Division der SS 'Hand?ar' bestand zum größten Teil aus 15.000 bosnischen Muslimen, die sich freiwillig gemeldet hatten. Die Division wurde am 1. März 1943 aufgestellt und wurde in Nordost-Bosnien gegen Tito-Partisanen und serbische Tschetniks eingesetzt. Die Ausbildung erfolgte zunächst in Südfrankreich und dann auf dem Truppenübungsplatz Neuhammer am Queis in Schlesien. Während der Ausbildung in Südfrankreich kam es in der Stadt Villefranche-de-Rouergue unter Führung von zwei kroatischen und zwei bosnischen Kommunisten zu einer Meuterei, bei der die Meuterer fünf deutsche Offiziere erschossen. Nach einigen Stunden konnte die Meuterei niedergeschlagen werden. Der Autor hat jahrelang zahlreiche Unterlagen ausgewertet und Zeitzeugen zu diesem Ereignis befragt. Er beschreibt als einer der letzten Überlebenden im Weiteren die Hintergründe der Aufstellung dieser 'nichtgermanischen' SS-Einheit und die Rolle des Großmuftis von Jerusalem, Amin el-Husseini. Dessen Kooperation mit Heinrich Himmler gibt bis heute Anlass zu kontroversen Diskussionen über das Verhältnis von Islam und Nationalsozialismus.

Der Autor Zvonimir Bernwald war als Dolmetscher im Divisionsstab der 'Hand?ar' tätig. Sein Werk enthält neben seinen Aufzeichnungen und Erinnerungen auch viele bisher unveröffentlichte Bilder und urkundliches Material. Sein Buch dürfte wohl das letzte Werk zu Thema Muslime in der Waffen-SS aus der Hand eines unmittelbar Beteiligten sein.

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Leseprobe

Vorwort des Verfassers


Die Leser dieses Buches werden sich fragen, warum ich, ein über 80-jähriger Privatier, der sein Leben lang in der Druckindustrie tätig war, in diesem Alter auf die Idee komme, ein Buch über seine militärische Laufbahn und deren begleitende Umstände zu schreiben. Zu diesen begleitenden Umständen gehört die Tatsache, dass ich den Balkanfeldzug 1941 und seine Folgen bis 1945 teilweise persönlich erlebt habe – als Zuschauer und als Teilnehmer.

Die Antwort auf die Eingangsfrage ist einfach: Nach meiner Pensionierung hatte ich endlich Zeit genug, die Jahrestreffen der Truppenkameradschaft (TK) der ehemaligen Division Handžar zu besuchen. Bei einem dieser Treffen lernte ich auch den US-Amerikaner George Lepre kennen, der damals seine Doktorarbeit schrieb und auf der Suche nach Material über die Division Handžar war. Diese Bekanntschaft hatte zur Folge, dass mein Interesse für dieses Thema wachgerufen wurde. Bei der näheren Beschäftigung mit dieser Thematik stieß ich immer wieder auf Widersprüche, was mein Interesse weiter steigerte.

Zunächst versuchte ich George Lepre zu überreden, mit mir nach Bosnien zu fahren, um dort nach den muslimischen Kameraden zu suchen. Ich hielt es für unerlässlich, dass er auch mit den Bosniaken spricht. Man darf nicht vergessen, dass die TK Handžar nur aus reichs- und Volksdeutschen Kameraden bestanden hatte. Die Reichsdeutschen gehörten mehrheitlich der Nachrichtenabteilung an und hatten sowieso kaum Kontakt mit unseren Bosniaken.

George Lepre konnte aus verschiedenen Gründen damals nicht nach Jugoslawien reisen, sondern kehrte in die USA zurück und schrieb sein Buch „Himmler’s Bosnian Division“. Im Herbst des Jahres 1991 brach in Bosnien und Herzegowina der Bürgerkrieg, von der Historikerin Marie-Janine Calic treffend als „Nachfolgekrieg“ bezeichnet, aus. Ein Besuch meinerseits wurde deshalb zunächst unmöglich. Diesen „Nachfolgekrieg“ in Kroatien und Bosnien-Herzegowina verfolgte ich sehr intensiv und informierte mich laufend aus kroatischen, serbischen und bosnischen Zeitungen über die Lage an den Fronten.

Im Jahre 1993 wurde in den kroatischen Zeitungen über eine Sonderbriefmarke der kroatischen Post berichtet, die zum fünfzigsten Jahrestag der Meuterei in Villefranche-de-Rouergue herausgegeben worden war. Im Begleittext dazu waren etliche unzutreffende, augenfällige Behauptungen zu lesen, sodass ich mich entschloss, der Wahrheit, oder was ich dafür hielt, auf den Grund zu gehen. Glücklicherweise traf ich in Nürnberg Džemal Ibrahimovic, unseren letzten, damals in Deutschland lebenden Divisions-Imam. Ich konnte mich sehr gut an ihn vom Imamen-Lehrgang in Babelsberg erinnern. Er gehörte damals zu den jüngeren Imamen, zu denen ich und mein Kamerad Erich Elbling, der auch Dolmetscher beim Aufbaustab war, eine fast freundschaftliche Beziehung unterhielten. Die jüngeren Imame waren nicht viel älter als wir beide und schätzten besonders – wir waren ja sozusagen Landleute – unsere Art des Umgangs mit ihnen.

In den 1990er Jahren besuchte ich mit Džemal einige Meletta-Feiern in Graz, die jedes Jahr vom Österreichischen Heer zur Erinnerung an die tapferen Bosniaken der k. u. k. Armee im Ersten Weltkrieg durchgeführt werden. Außerdem haben wir im März 1996 gemeinsam bei der Südwest 3-Sendung „Bosnier in der Waffen-SS: die Division Handžar“ mitgewirkt. In den vielen Gesprächen mit Džemal erhielt ich manche Hintergrundinformation bezüglich des Islams sowie über dessen Wirken von 1945 bis zu seinem Tode in Deutschland. Auch die Aufklärung der Schicksale mehrerer unserer Divisions-Imame verdanke ich Džemal. „Rahmetul’lahi alejhi!“ – Allah möge seiner Seele gnädig sein!

Lepre beschreibt in seinem Buch vorwiegend die militärische Geschichte der Division Handžar im Verbund mit dem damaligen politischen Umfeld im Dritten Reich. Mir war diese Berichterstattung zu einseitig, fast eingleisig. Deshalb reifte in mir die Idee, mehr über die religiösen, politischen und kulturellen Hintergründe und Lebensumstände unserer muslimischen Handžar-Kameraden und der Division Handžar zu schreiben, habe ich doch einen, wenn auch nur kurzen Abschnitt ihrer schicksalhaften Vergangenheit in diesem Jahrhundert selbst miterlebt.

Bei manchem Aspekt bestand die Gefahr, sich in wissenschaftlichen Abhandlungen zu verlieren, was aus verschiedenen Gründen nicht meine Absicht war. Beim Sichten und Auswählen der vielen unterschiedlichen Unterlagen, vor allem aber beim Abfassen der Kommentare habe ich mich stets von folgenden Gedanken Immanuel Kants leiten lassen:

Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was der Mensch dafür hält; aber in allem, was er sagt (oder schreibt) muss er wahrhaft sein.

Beim kritischen Prüfen der Unterlagen, auch von solchen wissenschaftlicher Institute, stieß ich immer wieder auf unwahre Aussagen. Das Paradebeispiel einer solchen ungenauen Darstellung ist der Begleittext zur Sonderbriefmarke der Kroatischen Post anlässlich des fünfzigjährigen Jahrestages der Meuterei in Villefranche. Den begleitenden Text dazu lieferte das Institut für Zeitgenössische Geschichte in Zagreb. Im Buch wird auch auf diesen Fall näher eingegangen werden.

Das Geschehen um diese Meuterei, der verhängnisvolle Tod ihrer Anführer, das traurige Schicksal und Ende der armen verführten, leichtgläubigen und ahnungslosen jungen Bosniaken, die ganze Ausweglosigkeit, ja Sinnlosigkeit dieses Vorhabens begleiten mich unentwegt bis auf den heutigen Tag. Zwei der Anführer, Matutinović und Vukelić, waren fast so alt wie ich. Unsere Kindheit und Jugendzeit hatten viele Ähnlichkeiten; bis auf den Tag, als bei jedem von uns die schicksalhafte Entscheidung fiel: Links die Kommunisten oder rechts die Faschisten!

In dem Kapitel „Die Meuterei im Spiegel der Medien“ habe ich mancherlei Material zusammengetragen, das in deutscher, französischer und serbisch-kroatisch-bosnischer Sprache gedruckt oder gesendet wurde. Ohne Kenntnisse dieser drei Sprachen wäre es unmöglich, die zahlreichen Quellen unvoreingenommen auszuwerten und mit den Zeitzeugen zu reden.

Ich habe viel Zeit, Geduld und Geld aufgewendet, um nach 1995 einige damals noch lebende Teilnehmer der Meuterei in Bosnien persönlich zu treffen, mit ihnen ausführlich zu reden und ihre Meinung zu den jeweiligen Ereignissen anzuhören. Außerdem habe ich mit dem Kameraden Šemso Alihodžic, der die Meuterei aktiv mitgemacht hat, die jeweiligen Schauplätze in Villefranche-de-Rouergue besucht und mir den Ablauf des Aufstandes erklären lassen. Ich war überrascht, was für ein außergewöhnliches Gedächtnis Šemso hatte. Er starb erst vor einigen Jahren in Olovo, 20 km von seinem Heimatort entfernt, das jetzt zu Republika Srpska gehört, und von wo er vertrieben wurde. Auch hier sei es mir bitte erlaubt, der alten muslimischen Tradition in Bosnien folgend, ihm nachzurufen: Rahmetul’lahi alejhi!

Der andere gute, helfende Geist ist Kamerad Fuad Mujakic, der mir ebenfalls viele nützliche und wichtige Hinweise geliefert hat, zum Beispiel über den zweiten Imamen-Lehrgang in Guben.

Ein Teil der Texte basiert auf der Auswertung der Unterlagen der Bundesarchive Freiburg im Breisgau und Berlin. Für das Kapitel „Einsatz in Bosnien“ habe ich Angaben aus dem Buch von George Lepre –„Himmler’s Bosnian Division“ – und aus dem Kriegstagebuch unseres Divisions-Ia’s Erich Braun übernommen, der mir seine Aufzeichnungen freundlicherweise zur Verfügung stellte.

Große Hilfe bei der Übersetzung der Texte war mir mein Handžar-Kamerad Erich Elbling. Die meisten anderen treuen Helfer sind inzwischen leider verstorben. Das Korrigieren der Manuskripte und deren sprachliche Vervollkommnung erfolgten durch Herrn Manfred Rampp, dem meine besondere Anerkennung gebührt.

Zum besonderen Dank bin ich meiner Lebensgefährtin Frau Franziska Friedrich verpflichtet, die mir durch ihr Verständnis und ihre große Geduld die erforderlichen zeitlichen und räumlichen Voraussetzungen geschaffen hat, dieses Buch zu schreiben.

Dieses Buch über die Handžar-Division schrieb ich zum Andenken an die vielen tapferen bosnischen Kameraden, die für eine in ihren Augen gerechte Sache im Zweiten Weltkrieg an der Seite Deutschlands gekämpft, gehofft und gelitten hatten; viele verloren dabei ihr Leben.

Es bleibt die Hoffnung, dass kommende Geschichtsschreiber über die Geschichte der Handžar-Division so schreiben, wie diese wirklich war. Ich habe mich bemüht, unbeeinflusst von täglichen politischen Strömungen und Meinungen, mit diesem Buch einen bescheidenen, ehrlichen Beitrag zu Wahrheitsfindung zu leisten. Ob mir das gelungen ist, möge der Leser entscheiden.

Dennoch kämpfe ich...

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