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NAMASTE - Du bist gesehen!

Abenteuer*Mutmach*Hoffnungs*Geschichten aus Indien

AutorChristoph Zehendner
VerlagBrunnen Verlag Gießen
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783765574986
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Aus einer kleinen Geste erwächst etwas Wunderbares. Kommen Sie mit auf eine Reise mit Christoph Zehendner und mit Singh Komanapalli, dem 'Bischof der Hoffnung'. Erleben Sie mit, wie aus einer Einladung zum Abendessen in Deutschland in Indien erst ein kleines Kinderheim entsteht, dann mehrere große, dann Schulen, Krankenhäuser, Ausbildung ... und eine Kirche - mit inzwischen 120.000 Gottesdienstbesuchern in 1.500 Gemeinden.

Christoph Zehendner, Jahrgang 1961, ist Journalist, Liedermacher, Moderator und Theologe. Er lebt mit seiner Frau in Steinenbronn bei Tübingen. Zusammen arbeiten sie im Kloster Triefenstein a.M. (Unterfranken) in der evangelischen Christusträger-Bruderschaft.

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Leseprobe

„DA KOMMT ETWAS GANZ GROSSES AUF UNS ZU!“

Manches Wunder fängt ganz bescheiden an.

Manche Erfolgsgeschichte beginnt mit einem winzigen Schritt.

Manche weitreichende Bewegung wird von einer eigentlich selbstverständlichen kleinen menschlichen Geste ausgelöst.

Wenn Gott wirkt.

Und wenn Menschen auf ihn hören und in seinem Sinne zupacken.

Zum Beispiel im Dezember 1963.

Im Haus eines CVJM im Süden Deutschlands, nur ein paar Schritte weg vom Zentrum der Stadt, hat sich eine farbenfrohe Gesellschaft versammelt. Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten sitzen zusammen und feiern Advent. Alleinstehende Frauen und Männer, Ehepaare, Familien mit vielen Kindern. Der „Christliche Verein junger Männer“ hier in Sindelfingen ist gastfreundlich. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat er extra ein Haus für Flüchtlingsfamilien gebaut, die es aus den ehemals deutschen Ostgebieten hierher nach Schwaben verschlagen hat. Egal wo sie herkommen und egal was sie in der neuen Umgebung schon erreicht haben – hier sollen sie sich herzlich willkommen fühlen. Ein Stück Heimat und einen Ort der Geborgenheit finden.

Heute sitzt ein schüchterner Gast mitten drin in der Festgesellschaft. Jawaharlal Komanapalli erlebt Advent zum ersten Mal in Deutschland. Ein junger Mann aus Narsapur im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh – im südöstlichen Teil Indiens gelegen, an der Küste, irgendwo zwischen Kalkutta und Madras. Er erweitert die ohnehin schon vielfältige Runde noch um eine Farbe. Ein Mann mit tiefdunklem Teint. Gut gekleidet, wohlerzogen und mit perfekten Tischmanieren. Aber eben durch und durch fremd in einer Welt, in der Ausländer und Menschen mit dunkler Hautfarbe noch selten sind wie ein Goldfisch im Karpfenteich.

Als Student ist Jawa – seinen kompletten Namen kann sich niemand hier merken – nach Deutschland gekommen. Im Lande der Tüftler und Schaffer soll er sich möglichst viel Ingenieurskunst aneignen. Das Geheimnis hinter dem „Made in Germany“-Gütezeichen ergründen. Den Einstieg ins Studium finanziert er sich als Schweißer am Fließband. Im großen Sindelfinger Werk von Mercedes-Benz baut er Luxuskarossen. „Beim Daimler“, wie die Schwaben ihren größten Arbeitgeber liebevoll nennen, klotzt Jawa ran. Ein Studium in Deutschland ist eine kostspielige Angelegenheit.

Jawa stammt aus gehobenen Verhältnissen, aus einer der führenden „Kasten“ – in Indien spielt diese Gliederung der Gesellschaft bis heute eine große Rolle, obwohl die Kasten offiziell schon lange abgeschafft sind.

Sein Vater Kripanandam kämpfte einst für Unabhängigkeit, politische und persönliche Freiheit, Menschenrechte. Gemeinsam mit Mahatma Gandhi und mit Nehru setzte er die Unabhängigkeit vom Kolonialstaat Großbritannien durch. Nehru, Indiens erster Premierminister, hieß übrigens ebenfalls Jawaharlal mit Vornamen. Aus Dankbarkeit und Respekt vor diesem Politiker bekam der Erstgeborene der Familie Komanapalli den gleichen Vornamen mit auf den Lebensweg.

Im Einsatz für seine politischen Ideale war Vater Komanapalli konsequent: Wie von Gandhi vorgelebt, legte auch er als Zeichen des Protestes die aus England importierte Kleidung ab. Er trug nur noch einfache Hemden und Hosen aus Baumwolle „Made in India“. Sein friedlicher Prostest gegen die Kolonialmacht England brachte ihm einen Gefängnisaufenthalt ein. Verbiegen aber ließ er sich davon nicht.

Die Verantwortung für die Gesellschaft war auch nach der Unabhängigkeit ein großes Thema bei Komanapallis: Eine Zeit lang gestaltete Kripanandam Komanapalli als Kongressabgeordneter die Zukunft des neu gegründeten Staats Indien mit.

Nach dem Ausstieg aus der Politik hatte er als Geschäftsmann Erfolg. Und so konnte er es sich leisten, seinen Sohn ins ferne Deutschland zu schicken.

Versprich mir: Wenn du in Deutschland bist, dann nimmst du dort Kontakt zu Christen auf. Bitte triff dich mit Menschen, die wie wir in der Bibel lesen und nach Gottes Willen fragen“, so hat Jawas Mutter ihren Ältesten vor der Abreise ermahnt. Jawas Eltern sind Christen. Sie nehmen ihren Glauben an Jesus Christus ernst. Und sie möchten auch ihre Kinder – fünf Söhne und eine Tochter – entsprechend prägen. Seit einigen Generationen schon arbeitet die Großfamilie in einer christlichen Gemeinde mit. Nun sorgt sich die Mutter darum, dass ihr Sohn in der Fremde seinen Glauben verlieren könnte. Was bleibt ihm anderes übrig als zuzustimmen?

Und so sitzt Jawa also brav und folgsam im CVJM-Haus. Zwischen lauter Menschen, die ihm vollkommen fremd sind. Staunend erlebt er eine typisch deutsche Adventsfeier: mit Kerzenlicht und Tannengrün, mit Weihnachtsliedern und Tee, Plätzchen und Stollen. Wie üblich beim CVJM, gibt’s natürlich auch eine „Andacht“, einen kurzen Beitrag über einen Satz aus der Bibel. Und am Schluss wird gebetet. Stoff genug also, um das Programm zur Mutter nach Hause zu melden und dort für eine gewisse Beruhigung zu sorgen.

Gastgeber der Adventsfeier ist Karl Ramsayer, Anfang vierzig, Jugenddiakon, viel unterwegs, um junge Leute zum Glauben an Jesus einzuladen. Ramsayer begrüßt den jungen Mann aus Indien offen und freundlich, ohne jedes Vorurteil. Herkunft, Sprache, Hautfarbe des Gastes – all das spielt für Ramsayer keine Rolle. Spontan lädt er den Gast aus der Ferne sogar zur Weihnachtsfeier zu sich nach Hause ein. Ramsayers haben selbst keine Kinder. Sie öffnen ihr Herz und ihre Haustür deshalb gerne für Menschen, die ein wenig Nestwärme und Familienanschluss brauchen könnten.

Auf die Adventsfeier im CVJM-Haus folgt wenig später die kleine Weihnachtsfeier im Hause Ramsayer. Und nicht lange danach bezieht Jawa bei den beiden freundlichen Schwaben ein Zimmerchen unterm Dach. Der junge Mann aus Indien erlebt in Deutschland eine wohltuende Mischung aus Gastfreundschaft und wertvoller Gemeinschaft unter Christen. Er fühlt sich gesehen. Von Herzen angenommen. Umsorgt wie ein Sohn des Hauses. Karl Ramsayer und seine Frau Irmgard werden für Jawa wie zweite Eltern. Diese Erfahrung bewegt den jungen Mann so sehr, dass er davon seinen Eltern zu Hause in Indien berichtet. Ausführlich. Mit Begeisterung.

Vater Kripanandam Komanapalli ist tief gerührt, als er die Berichte seines Sohnes aus der Ferne liest. Und vielleicht auch ein bisschen beschämt. Nach den begeisterten Berichten über die Gastfreundschaft in Deutschland reift ein Entschluss in ihm. Oder sollte ich besser schreiben: Durch die Berichte berührt Gott Kripanandams Herz auf einzigartige Weise?

So oder so, Vater Komanapalli beschließt: Ich möchte genauso gastfreundlich sein wie diese Menschen in Sindelfingen. Mein Sohn Jawa erlebt christliche Gastfreundschaft im kalten Deutschland. Jetzt sollen einige der Ärmsten bei uns in Indien auch solche Gastfreundschaft erleben.

Kurz entschlossen beruft Kripanandam den Familienrat ein. Teilt seinen Entschluss mit und wirbt dafür. Und beginnt anschließend, den leer stehenden Kuhstall hinterm Haus zu einer Wohnung umzubauen. Dort schafft er Raum für fünf Jungs von der Straße. Bitterarme Kinder, ohne Verwandte, ohne Dach über dem Kopf, ohne Schulbildung. Er sieht sie und ihre Not. Er kümmert sich um sie. Nimmt sie in seine Familie auf. Sorgt dafür, dass sie eine Zukunftschance bekommen. Bringt ihnen den Glauben an Jesus Christus nahe.

Und Jawa?

Als er von dem privaten Hilfsprogramm seines Vaters hört, zweigt er regelmäßig etwas von seinen schwer verdienten Deutschen Mark ab. Und unterstützt damit den ersten kleinen Keim von Sozialarbeit. So kann das zarte Pflänzchen in Indien mit Unterstützung aus Deutschland Wurzeln schlagen und wachsen. Eine überschaubare Privatinitiative wird allmählich zum Anfang einer Hilfsorganisation. Eine Brücke der Solidarität entsteht. Eine Verbindung der Nächstenliebe über Kontinente hinweg.

„Die Not der Kinder ist so groß“, meldet Vater Komanapalli nach Deutschland.

Jawa gibt die Nachricht weiter. Und so fühlen sich auch Karl Ramsayer und sein CVJM in Sindelfingen herausgefordert zu helfen. Bald kann Vater Komanapalli sich um immer mehr verwaiste Kinder kümmern. Die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des CVJM unterstützen ihn. Ramsayer sucht und begleitet Pateneltern in Deutschland, die Monat für Monat für die Kosten eines Kindes in Indien aufkommen. Schon wenige Jahre nach der ungeahnt folgenreichen Adventsfeier in Sindelfingen haben bereits fünfzig Kinder in Narsapur eine neue Heimat gefunden.

Und das ist erst der Anfang. Viel später berichtet Karl Ramsayer über diese Phase: „Wir hatten den Eindruck, da kommt etwas ganz Großes auf uns zu!“ Die Geschichte der nächsten Jahrzehnte gibt ihm recht.

Doch 1974 steht die hoffnungsvoll gestartete Initiative vor dem Aus: Vater Komanapalli ist sterbenskrank. Die Gelbsucht hat ihn so schwer erwischt, dass die Ärzte keinen Pfifferling mehr für sein Leben geben. Obwohl er mit dem Tod kämpft, trifft Kripanandam Komanapalli einen schwerwiegenden Entschluss: „Wenn ich überleben sollte, dann werde ich nicht länger Geschäfte machen. Ich möchte lieber von Jesus erzählen. Möglichst viele Menschen in meinem Land sollen die Chance bekommen, ihn kennenzulernen“, verspricht der Schwerkranke. Eine Art persönliches Gelübde, das er Gott gegenüber ablegt. Ohne mit einem Menschen darüber zu sprechen.

Und tatsächlich: Wie durch ein Wunder wird Vater Komanapalli wieder gesund. Der Ehrenmann hält, was er versprochen hat: Mit vierundsechzig Jahren wagt er einen beruflichen Neuanfang. Er zieht in den unwegsamen und wenig...

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