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Sonnenblende - Sonnenwende

Die Geschichte von jemand, der auszog, auf Teneriffa sein Glück zu suchen

AutorMonika Kühn-Görg
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl268 Seiten
ISBN9783741248023
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
'Die Geschichte von jemand, der auszog, auf Teneriffa sein Glück zu suchen' 20 Jahre Leben im ewigen Frühling mit all seinen positiven und negativen Aspekten - erlebt und aufgeschrieben von Monika Kühn-Görg Sonnenblende Die Sonne erzeugte zu Beginn nur Euphorie, und alle negativen Aspekte wurden ausgeblendet. Sonnenwende Im Laufe der folgenden 20 Jahre gewannen allmählich die negativen Aspekte die Oberhand. Durch diese Erkenntnis setzte eine Wende ein, die schließlich zur Rückkehr in die alte Heimat führte.

Bereits als Kind sehnte sich Monika Kühn nach Sonne und Licht, da sie die dunkle Seite des Lebens kennengelernt hatte und sich dies ganz sicher nicht wiederholen sollte. Also entschloss sie sich, sobald es ihre finanziellen Ressourcen zulassen würden, so viel wie möglich zu reisen. In ihrem Mann fand sie glücklicherweise einen kongenialen Reisepartner, mit dem sie gemeinsam die Vielfalt der Länder der Erde und ihrer Völker erkundete. Dabei wurde Teneriffa zu ihrer Wahlheimat; von hier aus starteten sie immer wieder zu neuen Reisen und Abenteuern.

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Leseprobe

1 – Die Sehnsucht


Sie schaute in die Sonne und musste niesen, mindestens achtmal. Das Licht der Sonne war so ungewohnt für das kleine Mädchen von wenigen Monaten. Doch schnell brachte die Mutter sie in den dunklen Tunnel zurück. Es war das Jahr 1942. Die Menschen der kleinen Stadt suchten Schutz vor den Bombenangriffen in diesem ehemaligen Eisenbahntunnel.

Im Juni dieses Kriegsjahres war das Kind an einem Sonntag zur Welt gekommen. Es war also ein Sonntagskind und wurde von seiner Mutter sehr geliebt, obwohl sie es zuerst gar nicht haben wollte. Der dazugehörige Vater hatte sich aus dem Staub gemacht und die Vaterschaft nicht anerkannt. Es war ein österreichischer Soldat, der sich als Verwundeter im örtlichen Lazarett aufgehalten hatte. In seiner Heimat existierten Frau und Kinder, von deren Existenz die Mutter des kleinen Mädchens nichts wusste. Das änderte sich, als die Mutter schwanger wurde und dies dem Vater des Mädchens brieflich mitteilte. Der Antwortbrief stammte nicht von ihm, sondern seiner Frau und wurde noch zu allem Übel von den Großeltern des Mädchens abgefangen. Man kann sich vorstellen, bei der strengen Moral, die damals in einer Kleinstadt herrschte, was der Mutter für eine schlimme Zeit bevorstand. Die Vaterschaft wurde vehement bestritten, und die Mutter stand nun so da, als ob sie es mit mehreren Männern getrieben hätte. Doch sie ließ sich nicht in die Irre führen und wollte kämpfen. Ein Vaterschaftsprozess wurde angestrengt. Dazu musste sie, als das Kind zwei Jahre alt war, eine Reise nach Wien zum erbbiologischen Institut unternehmen. Zum damaligen Zeitpunkt war ein Vaterschaftstest nicht mit einer Haarprobe abgetan, sondern eine aufwändige Angelegenheit. Obwohl die Blutgruppe die des Vaters war, reichten die anderen Erbmerkmale nicht aus, den leiblichen Vater zu überführen. So fuhr die Mutter denn unverrichteter Dinge wieder nach Hause zurück. Dort waren ihre Eltern, die ihrer Tochter keine Vorwürfe mehr machten und auch ihr Enkelkind inzwischen liebevoll in ihr Herz geschlossen hatten. Der Krieg ging zu Ende und man musste nicht mehr im Tunnel leben. Doch die Monate in der Dunkelheit hatten dem Kind die Liebe zum Licht und der Sonne gegeben. Das sollte sie ihr ganzes Leben begleiten.

Nun begann für die Menschen eine schwierige Zeit, denn der Krieg hatte vieles in der Stadt zerstört. Auch das Haus der Großeltern war stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Es wurde notdürftig wieder hergerichtet, sodass man wieder darin wohnen konnte. Doch an Nahrungsmitteln gab es in der Familie keinen Mangel, denn ein kleiner Bauernbetrieb lieferte alles Nötige zum Leben. Das Haus der Familie lag mitten in der Stadt, die Felder zum Bewirtschaften aber außerhalb. Das alte Fachwerkhaus aus dem Mittelalter war umgeben von Stallungen mit einem Innenhof, in dem sich in der Mitte ein Misthaufen befand. In den Stallungen lebte ein Ackergaul zum Arbeiten auf den Feldern, eine Kuh als Milchlieferant, ein Schwein als Fleischlieferant und Hühner als Eierlieferanten. Auf den Feldern baute man Getreide, Raps und Kartoffeln an. Das Getreide wurde zu einer wasserbetriebenen Mühle gebracht und man hatte Mehl zur Verfügung.

Die kleine Stadt an der Ahr hatte für jedes Stadtviertel ein Backhaus, in dem die Einwohner nach Absprache ihr Brot backen konnten. Für das kleine Mädchen war es immer ein Ereignis, am Brotbacktag teilnehmen zu dürfen, denn es wurden auch süße Sachen gebacken. Der selbst geerntete Raps wurde zur Ölmühle gebracht und man hatte genügend Öl für den Eigenbedarf. Die Ernte der Kartoffeln ging weit über den Eigenbedarf hinaus und man konnte diese verkaufen. Das Gemüse wurde im nahegelegenen Garten angebaut. Die Milch von der Kuh wurde auch zu Butter und Käse weiterverarbeitet und so manches Mal musste das Kind das Butterfass drehen. Das Schwein wurde einmal im Jahr geschlachtet. Das Ereignis fand das Mädchen ganz schrecklich. Deshalb wurde es an diesem Tag nicht gesichtet. Doch das Fleisch und die Wurstsuppe am nächsten Tag mochte es genießen. Der Rest wurde in Gläser eingeweckt und der Schinken geräuchert. Die Familie war mit allem versorgt und litt keine Not, wie so viele andere Familien in dieser Nachkriegszeit. Dann gab es da noch die Weinberge, die Haupterwerbsquelle waren. Die geernteten Trauben wurden in der Winzergenossenschaft zu Wein verarbeitet und weiter vermarktet. Dies war eine der wenigen Quellen, aus denen Geld floss. Man hatte zwar alles zum Leben, doch waren auch Anschaffungen wie Kleider, Schuhe oder Möbel zu tätigen. Manchmal durfte das Kind ganz stolz hoch oben auf dem Ackergaul sitzen. Sie verlebte eine ungetrübte und glückliche Kindheit.

Ich war ein verträumtes Kind, das manchmal nichts um sich herum wahrnahm und nur in seinen Träumen gefangen war. Als ich etwa acht Jahre alt war, wurde meine Mutter schwer krank. In den Kriegsjahren, bevor ich geboren war, hatte sie sich infolge einer Rippenfellentzündung eine Lungenerkrankung zugezogen. Diese Krankheit schien ausgeheilt, doch die offenbar noch nicht ganz zugeheilten Löcher in der Lunge brachen infolge der schweren Arbeit in der Landwirtschaft wieder auf. Meine Mutter musste sich einer schwierigen Lungenoperation unterziehen und kam danach in ein Sanatorium. Sie war über ein Jahr von mir getrennt. In dieser Zeit kümmerte sich meine liebevolle Großmutter um mich. Doch die Trennung von meiner Mutter belastete mich sehr, was sich auch in der Schule bemerkbar machte. Wenn wir meine Mutter besuchten, welches eine Reise mit der Eisenbahn mit sich brachte, konnte ich sie nicht direkt an ihrem Krankenbett sehen. Nur unten vom Park konnte ich meiner Mutter oben am Fenster zuwinken. Als ich dann wieder mit meiner Mutter vereint war, wurden auch meine Leistungen in der Schule besser, was nicht zuletzt an meiner neuen Lehrerin lag. Ich war immer noch verträumt und träumte davon, Malerin oder Schriftstellerin zu werden. Lesen war für mich zur Leidenschaft geworden. Manchmal habe ich am Abend so lange im Bett gelesen, dass meine Mutter die Sicherung herausdrehte. Doch das störte mich nicht, da las ich eben mit der Taschenlampe unter der Bettecke weiter. Neben dem Bett lag immer ein Stift mit Schreibblock, da ich einmal gehört hatte, dass einen das nachts die besten Einfälle heimsuchen. Doch der Block blieb leer, da ich doch in der Nacht einen gesunden Schlaf hatte. In der Schule schrieb ich die besten und phantasievollsten Aufsätze. Auch Gedichte für alle Lebenslagen habe ich verfasst. Die zeigte ich meiner Lehrerin, die mich dafür besonders mochte und dabei vergaß, dass ich im Rechnen eine ziemliche Niete war.

Doch ich ging gerne zur Schule und war traurig, dass diese nach acht Jahren zu Ende war. Meiner Mutter wurde empfohlen, mich doch weiter zur Schule zu schicken, um nach dem Abitur Lehramt zu studieren. Doch meine alleinstehende Mutter war finanziell von ihren Eltern abhängig. Eine weiterführende Schule kostete damals Schulgeld. Obwohl mich meine Großeltern sehr liebten, waren sie der Meinung, dies würde sich bei einem Mädchen nicht lohnen, da es ja sowieso heiraten würde. So ging ich denn mit 14 Jahren nach der achten Klasse mit einem guten Zeugnis von der Volksschule ab.

Ich begann eine Lehre als Großhandelskaufmann in einer Weinhandlung. Aus war es mit den Träumen von Malerin oder Schriftstellerin. Mit diesem Schritt war abrupt die Kindheit beendet, obwohl ich mit meinen 14 Jahren noch ein echtes verträumtes Kind gewesen war. Das erste Lehrjahr ist mir sehr schwergefallen und ich bin öfters heulend nach Hause gekommen. Doch irgendwie habe ich die drei Lehrjahre durchgehalten, meine Abschlussprüfung bestanden und konnte dann ans Geldverdienen denken.

Ich trug immer eine Sehnsucht nach fernen sonnigen Ländern in mir drin, die damals für mich unerreichbar waren. Ich wollte unbedingt aus meiner Kleinstadt hinaus und mich in der Welt umschauen. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich eine Freundin, die genauso dachte wie ich. Der Transporter unserer Weinfirma lieferte den Ahrwein in ganz Deutschland aus. So vereinbarte ich, dass meine Freundin Marlene, unsere Fahrräder und ich auf einer Tour nach Heidelberg mitgenommen werden sollten. Die Rückfahrt sollte etappenweise mit unseren Fahrrädern stattfinden. Alles klappte super. Übernachtet wurde in Jugendherbergen, doch wir kamen auf dem Rückweg nur bis Frankfurt. Dort wurde mir aus dem Fahrradschuppen der Jugendherberge mein Fahrrad gestohlen. Das war ein Riesenschock, denn das Fahrrad war noch ziemlich neu. Ob die Versicherung der Jugendherberge einspringen würde, stand noch in den Sternen. Auf jeden Fall saß ich heulend und deprimiert im Aufenthaltsraum der Frankfurter Jugendherberge herum.

Dort befand sich eine Gruppe junger Amerikaner. Ein schwarzer Jugendlicher kam auf mich zu und fragte mich in gebrochenem Deutsch, warum ich denn so traurig sei. Als er den Grund erfuhr, fragte er mich, was denn so ein neues Fahrrad koste. Das war für ihn, als man für eine D-Mark vier Dollar bekam, offensichtlich nicht viel. Er bot mir an, mir ein neues zu kaufen, damit ich nicht mehr so traurig sei. Seine anderen Kameraden sagten mir, er käme aus einem wohlhabenden Elternhaus und dieser Betrag sei kein Problem für ihn. Ich fand das schon eine tolle Geste und habe es auch bis heute nicht vergessen. Doch darauf konnte ich beim...

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