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E-Book

Taschenatlas Notfallmedizin

AutorAndreas Flemming, Hans Anton Adams, Heiner Ruschulte, Lars Friedrich
VerlagGeorg Thieme Verlag KG
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783131548535
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis51,99 EUR
Notfallmedizin - leicht erlernen und richtig handeln. Dieses Buch wendet sich grundsätzlich an jeden Arzt, besonders jedoch an den präklinisch tätigen Notarzt und das Rettungsdienstpersonal. Als eine ideale Ergänzung zum größeren Lehrbuch ermöglicht es durch optimale Visualisierung komplexer Zusammenhänge und Techniken, Notfallsituationen rasch zu erkennen und im Ernstfall schnell und richtig zu handeln. Das bewährte Taschenatlaskonzept gibt Ihnen alle wesentlichen Inhalte auf einen Blick durch die Gegenüberstellung von Text und Bild. Der modulare Aufbau erleichtert Ihnen das gezielte Nachlesen einzelner Themen. Alle Informationen sind rasch und kompakt verfügbar. Die 3. Auflage ist komplett überarbeitet und nach den neuen ERC-Leitlinien von 2015 aktualisiert. Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit.

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Leseprobe

2 Spezielle Notfallmedizin


2.1 Innere Medizin


2.1.1 Akutes Koronarsyndrom – ACS


2.1.1.1 Grundlagen

Das ACS (Acute Coronary Syndrome; akutes Koronarsyndrom) ist eine häufige Einsatzindikation im Rettungsdienst. Das Syndrom ist durch eine wechselnde und oft untypische Symptomatik sowie hohen Handlungsdruck gekennzeichnet.

Das Unter dem Begriff ACS – mit dem Leitsymptom akuter Brustschmerz bzw. Angina pectoris (AP) – werden folgende Diagnosen subsumiert (▶ Abb. 2.1):

  • Instabile AP, ACS mit normalem Troponin

  • NSTEMI (non-STEMI), akuter Myokardinfarkt ohne ST-Hebung

  • STEMI (ST-Elevation Myocardial Infarction), akuter Myokardinfarkt mit persistierender ST-Hebung bzw. STE-ACS (ST-Elevation Acute Coronary Syndrome)

Von der asymptomatischen koronaren Herzkrankheit zum akuten Koronarsyndrom.

Abb. 2.1 

Durch rasche Diagnosestellung und Therapie konnte die Mortalität in den letzten Jahren gesenkt werden, allerdings versterben – bezogen auf die Gesamtmortalität – zahlreiche dieser Patienten in der Prähospitalphase, davon die meisten in der ersten Stunde nach Symptombeginn. Ursache ist häufig ein Kreislaufstillstand infolge von Kammerflimmern.

2.1.1.2 Pathogenese und Pathophysiologie

Meist führen atherosklerotische Veränderungen zu Stenosen der Herzkranzgefäße und damit – meist belastungsabhängig – zu einem Missverhältnis zwischen Sauerstoffbedarf und -angebot im Myokard (▶ Abb. 2.2).

Koronare Herzkrankheit – Pathophysiologie und Verlauf.

Abb. 2.2 

Die Angina pectoris ist durch eine prinzipiell reversible Myokardischämie gekennzeichnet, während es beim Myokardinfarkt zur irreversiblen ischämischen Myokardnekrose kommt.

Letzter Auslöser ist häufig eine Plaqueruptur mit konsekutivem thrombotischem Verschluss im betroffenen Koronargefäß. Eine seltene Form der AP ist die Prinzmetal-Angina, der eine koronare Spastik zugrunde liegen soll.

Präklinisch ist eine sichere Differenzierung zwischen einer instabilen AP und einem NSTEMI nicht möglich, hierzu müssen intrahospital der Troponin-Wert und der Verlauf bewertet werden.

Ein akuter Myokardinfarkt kann in kurzer Zeit zu weiteren schwersten Komplikationen führen. Dazu zählen ein Linksherzversagen mit Lungenödem, der kardiale Schock sowie maligne Herzrhythmusstörungen.

Grundsätzlich ist jeder Patient mit ACS in Begleitung des Notarztes unter engmaschiger Überwachung der Vitalfunktionen und in Defibrillationsbereitschaft in ein geeignetes Krankenhaus – grundsätzlich mit PCI-Bereitschaft – zu bringen.

2.1.1.3 Anamnese

Zunächst wird der Patient kurz nach Art, Dauer, Intensität, Lokalisation und evtl. Atemabhängigkeit der Beschwerden befragt. Danach sind kardiale Vorerkrankungen mit Medikation (Nitrate, ASS usw.) sowie operative Eingriffe am Herzen (Operationsnarbe?) und Katheterinterventionen (PCI) zu eruieren. Es ist gezielt nach dem Vorliegen eines thorakalen oder abdominalen Aortenaneurysmas zu fragen, dessen Symptomatik bei beginnender Dissektion mit einem ACS verwechselt werden kann und eine strikte KI für eine Antikoagulation ist. Als weitere Hinweise sind kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Fettstoffwechselstörungen, arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus oder Nikotinkonsum zu werten.

2.1.1.4 Symptomatik und Befunde

Allgemeine Symptomatik

Die Symptome eines ACS können sehr unterschiedlich sein und schnell an Dramatik gewinnen. Im Rahmen der klinischen Basisuntersuchung werden zunächst die Vitalparameter Bewusstsein, Atmung und Kreislauffunktion bewertet.

Regelhafte, jedoch nicht obligate Symptome des ACS sind der Brustschmerz und die Stenokardie, das thorakale Engegefühl. Dieses bildet sich bei einer AP nach Nitrat-Gabe zurück, während dies bei einem Myokardinfarkt nicht der Fall ist.

Die typische atemunabhängige Schmerzmanifestation ist retrosternal bis linksthorakal – ggf. mit Ausstrahlung in die linke Schulter bzw. den Armbereich – lokalisiert (▶ Abb. 2.3). Es kommen auch rechtsseitige Schmerzprojektionen sowie Ausstrahlung in den Unterkiefer und das Epigastrium sowie lumbagoähnliche Schmerzen vor. Eine vegetative Begleitsymptomatik (Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen) ist häufig. Bei Patienten mit diabetischer Polyneuropathie, Frauen und älteren Patienten kann die Symptomatik atypisch oder maskiert sein.

Schmerzmanifestationen bei akutem Myokardinfarkt.

Abb. 2.3 

Beim Myokardinfarkt tritt häufig ein lang (> 20 Minuten) anhaltender retrosternaler Vernichtungsschmerz mit Atemnot, Unruhe und Todesangst auf, der im Gegensatz zur AP nitratresistent ist (▶ Abb. 2.4). Vor allem bei Diabetes mellitus kann dieser schwach ausgeprägt sein (bis zum schmerzlosen STEMI).

Wirkprinzip der Nitrate.

Abb. 2.4 

Bei Ausbildung eines kardialen Schocks ist die Haut des Patienten meist kaltschweißig, blass und marmoriert; die Extremitäten sind kühl und zyanotisch. Bei Rechtsherzbelastung sind die Halsvenen auch bei Oberkörperhochlagerung gestaut. Ein manifestes Linksherzversagen führt zum Lungenödem. Auskultatorisch finden sich dabei basal feuchte Rasselgeräusche; im fulminanten Verlauf ist bereits ohne Stethoskop ein Distanzrasseln wahrzunehmen. Bei der kardialen Auskultation können abgeschwächte Herztöne, Galopprhythmus und Geräusche weitere Hinweise ergeben. Es kann sowohl eine arterielle Hypotonie als Folge eines Pumpversagens als auch eine Hypertonie mit folgender koronarer Symptomatik vorliegen.

EKG-Befunde

Zur Abgrenzung eines STEMI von anderen Formen des ACS und den daraus folgenden Therapieentscheidungen ist die Ableitung eines 12-Kanal-EKG erforderlich. Das EKG ist unverzüglich abzuleiten. Neben den Infarktzeichen ist auch auf Ischämiezeichen zu achten (▶ Abb. 2.5).

Ischämie und Infarktzeichen.

Abb. 2.5 

Als Zeichen des...

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Hans Anton Adams, Andreas Flemming, Lars Friedrich, Heiner Ruschulte: Taschenatlas Notfallmedizin1
Innentitel4
Impressum5
Vorwort6
Anschriften/Anmerkungen7
Inhaltsverzeichnis8
1 Allgemeine Notfallmedizin11
1.1 Einführung und ethische Aspekte11
Einführung11
Ethische Aspekte11
1.2 Untersuchung und Überwachung13
Vorbemerkung13
Befund13
Überwachung19
Basisversorgung21
Literatur21
1.3 Allgemeine Techniken23
Blutstillung und Verbände23
Lagerung25
Ruhigstellung27
Medikamentenapplikation und Gefäßzugänge29
Atemwegssicherung und Beatmung35
Sonografie49
1.4 Kardiopulmonale Reanimation – CPR53
Grundlagen53
Basismaßnahmen – BLS53
Erweiterte Maßnahmen – ALS55
Besonderheiten bei Kindern – PLS61
Postreanimationsphase – Erwachsene und Kinder63
Literatur64
1.5 Schock und Schockbekämpfung65
Grundlagen65
Hypovolämischer Schock65
Kardialer (kardiogener) Schock74
Anaphylaktischer Schock und Anaphylaxie76
Septischer Schock79
Neurogener Schock81
Besonderheiten im Kindesalter82
Literatur87
1.6 Analgesie, Sedierung und Anästhesie88
Analgesie und Anästhesie88
Grundregeln88
Überwachung88
Pharmakologie88
Literatur94
1.7 Hygiene und Infektionstransporte95
Grundlagen95
Allgemeine Mitarbeiterhygiene95
Impfschutz und Postexpositionsprophylaxe97
Hygienemaßnahmen am Patienten97
Infektionstransporte99
Literatur101
2 Spezielle Notfallmedizin103
2.1 Innere Medizin103
Akutes Koronarsyndrom – ACS103
Herzrhythmusstörungen109
Hypertensiver Notfall115
Lungenarterienembolie119
Asthma bronchiale120
COPD121
Infektionen123
Endokrine und Stoffwechselerkrankungen125
2.2 Chirurgie132
Traumatologie132
Gastrointestinaler Notfall139
Gefäßnotfälle143
2.3 Neurochirurgie145
Grundlagen der Hirnperfusion145
Schädel-Hirn-Trauma – SHT145
Intrakranielle Blutungen147
Wirbelsäulentrauma151
2.4 Geburtshilfe und Gynäkologie153
Vorbemerkung153
Geburtshilfliche Notfälle153
Hypertensive Schwangerschaftserkrankung159
Gynäkologische Notfälle – Blutung und Verletzung159
2.5 Pädiatrie161
Grundlagen161
Epiglottitis163
Laryngotracheobronchitis165
Fieberkrampf und sonstige Krampfanfälle167
Plötzlicher Kindstod – SIDS169
2.6 Neurologie173
Schlaganfall173
Krampfanfall175
2.7 Psychiatrie178
Psychotische Störungen178
Rechtliche Aspekte181
2.8 Notfälle sonstiger Disziplinen182
Urologie182
Orthopädie182
Augenheilkunde186
HNO-Heilkunde und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie186
2.9 Besondere Notfallsituationen188
Intoxikationen188
Hitze- und Kälteschäden191
Wasserunfälle197
Chemische Schäden – Gefahrstoffunfall199
2.10 Der Palliativpatient203
Grundlagen203
Anamnese, Untersuchung, allgemeines Vorgehen203
Symptomorientierte Behandlung203
Luftnot203
Literatur204
2.11 Todesfeststellung207
Tod und Todeszeichen207
Leichenschau207
Literatur207
3 Rettungsdienst209
3.1 Rechtsgrundlagen209
3.2 Rettungsmittel und Organisationsformen209
3.3 Personal210
Notarzt – NA210
Nichtärztliches Personal – Rettungsfachpersonal210
Leitender Notarzt – LNA210
Organisatorischer Leiter – OrgL210
3.4 Rettungsleitstelle – RLS210
3.5 Primäreinsatz211
Grundlagen211
Maßnahmen am Notfallort211
Übergabe in der Klinik – Zentrale Notfallaufnahme211
3.6 Sekundäreinsatz211
3.7 Großschadensereignis und Katastrophe212
Grundlagen212
Einsatzkräfte212
Führungsorganisation212
Allgemeiner Einsatzablauf215
Katastrophenfall215
ABC-Gefahrenlagen216
Der Notfallplan des Krankenhauses216
Literatur219
4 Anhang221
4.1 Vorschlag für einen Notfallkoffer221
Grundlagen221
Ausrüstung221
4.2 Abkürzungsverzeichnis223
Sachverzeichnis226

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