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Wirkungen des Fairen Handels auf das Soziale Leben in Entwicklungsländern: Beispiel von zwei Kooperativen in Kamerun

AutorSteve Magloire Fotso Ouoguep
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl84 Seiten
ISBN9783958503731
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Einerseits investiert die Europäische Union kolossale Summen in ihre Agrarwirtschaft. Dies betrifft auch die tropische Pflanze Baumwolle, deren Subvention jährlich im Durchschnitt 8.500 Euro pro europäischen Bauern beträgt. Andererseits tätigt die US-Regierung andere hohe Baumwollsubventionen. 2001/2003 hat sie 300 Millionen US Dollar dafür ausgegeben, diese Summe ist höher als das Bruttoinlandsprodukt von Burkina Faso. Dieses Land ist eines der größten Baumwollproduzenten Afrikas. Dort betragen die Baumwollexporte 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Man spricht von schädigenden Investitionen der Industrieländer, da sie die Wirtschaft und die Existenz anderer Menschen (Bauern und Familienangehörige) aufs Spiel setzt. Über die Jahre schließen sich zahlreiche Bürger aus ethischer Überzeugung in Vereinen, Kooperativen, Gewerkschaften oder Stiftungen zusammen, konzipieren Verhaltens- und Wertmuster, die die Gesellschaft nachhaltig verändern. Unter dem Begriff 'Nicht-Regierungsorganisationen (NRO)' oder 'Non-Profit-Organisationen' sind sie ebenfalls bekannt. Man schätzt, dass etwa 400 Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern (Stand 2009) in Entwicklungsländern von der Landwirtschaft abhängen und existenzbedroht sind. Sie leben in ländlichen Regionen, wo der Zugang zu Märkten aufgrund mangelnder Infrastrukturen erschwert ist, sind wegen ihrer sehr niedrigen Kaufkraft nicht kreditwürdig, erhalten kaum Unterstützung ihrer Regierung und sind daher auf Zwischenhändler angewiesen, von denen sie asymmetrische Informationen über den Markt erhalten. Das Hauptziel des Fairen Handels ist die Unterstützung dieser KleinproduzentInnen. Ihnen soll die Möglichkeit gegeben werden, sich am Welthandel zu beteiligen.

Steve Fotso wurde 1983 in Jaunde, Kamerun geboren. 2007 kam er für ein Studium der Wirtschaft nach Deutschland. Er absolvierte sein Bachelorstudium in Marketing /technische Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg im Februar 2014. Bereits während des Studiums engagierte er sich sozial in der Gesellschaft. Er fing als Peer Researcher in der sozialen Forschung PaKoMi an, wo er in afrikanischen Migrantencommunities in Hamburg über HIV und AIDS forschte. Beim N.N. Theater Hamburg schrieb er 2010 ein Theaterstück und spielte mit. Das gesellschaftskritische Stück thematisiert das Leben von AfrikanerInnen in Deutschland und die Hürden der Integration. Im Programm STUBE-Nord des Diakonischen Werks Hamburg arbeitete er drei Jahre lang als Multiplikator für entwicklungspolitische Themen mit dem Schwerpunkt Fairer Handel und bot zahlreiche Workshops in Schulen, Hochschulen, Weltläden und Bildungsinstituten in Hamburg und im Umland an. Seine Leidenschaft für den Fairen Handel führte ihn zu der Frage über die Situation dieses alternativen Handels in seinem Heimatland. Eine Feldforschung in fünf kamerunischen Fairhandelspartner-Kooperativen wurde zum Teil seiner Praxisphase. Im Anschluss zu dem Praxissemenster im Mobile Bildung e.V. schrieb er diese Studie über die soziale Nachhaltigkeit des Fairen Handels in der kamerunischen Gesellschaft. Für seine Referententätigkeiten ist er in der Fairtradestadt Hamburg beim Vamos e.V. und beim Projekt Bildung Trifft Entwicklung bekannt. Steve identifiziert sich ebenfalls als Slamer. Er schreibt Gedichte über Gerechtigkeitsthemen und nimmt an Poetry Slams teil. Sein bekanntester Text heißt 'Kabongo aus dem Kongo', in dem er das Verbrechen in Kongo aufkündigt und für eine internationale Gerechtigkeit plädiert.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4.2.1.3, Wirkungen des Fairen Handels: Dass PRESCRAFT heutzutage als Vorreiter der Volkskunst in der Region, Sozialeinrichtung, Ausbildungszentrum oder Finanzierungsfonds existiert, hat sie dem Fairen Handel und vor allem der Mission 21 zu verdanken. Die diversifizierte Volkskunst der Grassfields im westlichen Teil Kameruns wird immer bekannter und rentabler. Die Aktivitäten der PRESCRAFT durch Auftritte im Radio, Teilnahmen an Messen und Verkaufsförderung in den drei Filialen haben positive Wirkungen auf die Revalorisierung der traditionellen Geschicklichkeit der Einheimischen. Die Produkte vor Ort werden nicht nur von Touristen, sondern auch von Bürgerinnen und Bürgern abgenommen. Ferner werden in der Region immer mehr Entwicklungsprojekte nach dem Modell von PRESCRAFT geschaffen oder weiterentwickelt (z.B. Bamenda HandicraftCooperative Society Ltd. ). Derzeit bietet PRESCRAFT einen sicheren Lohn für 370 Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker, die dadurch die Existenz ihrer Angehörigen sichern. Dies kommt laut Schätzungen über 3.000 Menschen zugute. Hier sind Frauen in der Webtechnik und der Töpferei tätig und repräsentieren bis zu fünfzig Prozent der gesamten Arbeitskräfte. Dazu zählen die sehbehinderten Frauen, die dort durchs Weben an der Wertschöpfung teilnehmen. Die erfahrenen ProduzentInnen vermitteln ihr Wissen an die Jüngeren und qualifizieren sie für den Handwerksberuf. Die Ausbildungszeit variiert je nach Spezialisierung und geht von 6 Monaten bis zu 3 Jahren. PRESCRAFT funktioniert ebenfalls als ein Finanzierungsfonds für ihre KleinproduzentInnen, die nicht kreditwürdig bei den Banken oder für Mikrokredite sind. Dieser Fonds wird durch die kirchlichen Budgets für Entwicklungsprojekte und die Vorauszahlungen der Fair-Handelsunternehmen gefördert. Mithilfe des Monitoring-Systems wird die Qualitätssicherung innerhalb der Kooperative durch einen externen Akteur erbracht. Es finden regelmäßige Ausflüge von Handelspartnern aus dem Norden statt, deren Berichte die Einhaltung der WFTO-Normen von PRESCRAFT bestätigen. Somit ist es ersichtlich, welche entscheidende Rolle der Faire Handel für eine Nachhaltige Entwicklung bezüglich des Kunsthandwerks in Kamerun spielt. 4.2.1.4, Potentiale und Herausforderungen: PRESCRAFT ist bestrebt, Leader in fair gehandeltem Kunsthandwerk aus Zentralafrika zu bleiben und ihren Markt auszubauen. Dies lässt sich in ihren zahlreichen Aktivitäten und Marketingaktionen erkennen. Die Kooperative erreicht und vergrößert ihre Kundschaft durch Teilnahmen an Messen, Auftritte im Radio oder Internet. Auf der Homepage sind die vielfältigen Artikel dargestellt. Dazu zählen die neuesten Kreationen, die als Muster vorgestellt werden und regelmäßige Anregungen von Designern aus Europa erhalten. Die Kooperative orientiert sich stark an der Nachhaltigkeit und startet derzeit ein Projekt zur Wiederaufforstung, damit die Wälder in der Region regeneriert bzw. erhalten werden. PRESCRAFT öffnet sich für alle Kulturen und religiöse Einrichtungen. Unter den ProduzentInnen sind Menschen aus allen Ethnien zu finden, die in den Regionen Nordwest und Südwest leben und katholisch, evangelisch, islamisch oder animistisch sind. Diese ProduzentInnen sind autonom und dürfen ihre Erzeugnisse unabhängig von der Kooperative absetzen. Wichtig ist hier anzumerken, dass sie keine festen Arbeitsverträge haben, sondern durch Handelsverträge mit PRESCRAFT verbunden sind. Allerdings steht die Kooperative vor einer großen Herausforderung: die Herstellung geschieht in den ländlichen Regionen und die Beschaffung von den Dörfern bis zur Stadt Bamenda ist die größte Schwierigkeit. Die Straßen zu den Produzenten sind nicht an die Infrastruktur angeschlossen. Es existieren keine Autobahnen hier. Die Straßen sind nicht geteert und die Fahrwege sind schwierig und kostspielig für die ProduzentInnen, die ihre Erzeugnisse in die Stadt Bamenda transportieren wollen, da sie keine eigenen Wagen besitzen. Besonders in der Regenzeit ist diese Lage schlimmer, denn die Niederschläge sind ergiebig, das Wasser bleibt auf der Erdoberfläche und bildet Wasserlachen und Schlamm. Autos rutschen von der Straße oder bleiben stehen. Die Nachfrage der Kundschaft wird meistens gedeckt, da das Versorgungssystem Pufferzeiten für Verspätungsrisiken effizient einplant, sagt die Buchführerin. Die PRESCRAFT Bamenda verfügt über einen etwa Fünfzig-Quadrat-Meter-Lagerraum, wo die Erzeugnisse zwischengelagert werden. Im Gegensatz zu Lebensmitteln wie Kaffee oder Kakao sind die Waren hier unverderblich. Daher wird sich diese Schwierigkeit nicht im Exportgeschäft spürbar. Die Kooperative unterschätzt jedoch das Risiko nicht und beabsichtigt eine Personalstelle für die Logistik zu schaffen. Abschließend hat die Kooperative mehr Potenziale als Herausforderungen. Sie zeigt sich zukunftsfähig und identifiziert sich als ein Akteur der Nachhaltigen Entwicklung. Sie stellt dies unter Beweis, indem sie Arbeitsplätze und Tätigkeiten schafft, die ein Einkommen für benachteiligte Menschen sichern.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Wirkungen des Fairen Handels auf das Soziale Leben in Entwicklungsländern: Beispiel von zwei Kooperativen in Kamerun1
Inhaltverzeichnis3
1 Einleitung7
1.1 Methodik9
1.2 Aufbau der Arbeit10
2 Nachhaltigkeit13
2.1 Definition und Konzept der Nachhaltigkeit13
2.2 Entwicklung des Begriffs „Nachhaltigkeit“17
2.3 Nachhaltigkeit als Entwicklungsprozess19
3 Fairer Handel21
3.1 Grundlagen des Fairen Handels21
3.1.1 Definition „Fairer Handel“21
3.1.2 Akteure des alternativen Welthandels22
3.1.3 Historische Entwicklung des Fairen Handels28
3.2 Normen im Fairen Handel30
3.2.1 WFTO-Standards30
3.2.2. Fairtrade-Standards31
3.3 Wertschöpfungsketten im Fairen Handel35
3.3.1 Integrierte Wertschöpfungskette35
3.3.2 Fair-Trade-zertifizierte Wertschöpfungskette36
4 Auswirkungen des Fairen Handels in Entwicklungsländern am Beispiel Kamerun38
4.1 Kamerun38
4.1.1 Politische Lage39
4.1.2 Wirtschaft39
4.1.3 Einführung des Fairen Handels in Kamerun41
4.2 Wirkungen des Fairen Handels in Kamerun41
4.2.1 PRESCRAFT41
4.2.2. CNPCC/ SODECOTON49
5 Kritik am Fairen Handel67
5.1 Grenzen des Fairen Handels im Kamerun67
5.2 Gesellschaftliche Nachhaltigkeit in anderen Handelskonzepten68
6 Schlussfolgerung und Ausblick71
Literaturverzeichnis75
Bücher75
Fachpublikationen75
Internetquellen77

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