John F. Kennedy und die Berlinkrise in der zeitgenössischen Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung (13.- 22. August 1961 und nach dem Attentat 1963)
Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Geschichte Europa - Deutschland - Nachkriegszeit, Kalter Krieg, Note: keine, Universität Augsburg (Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte), Veranstaltung: Proseminar: 'Krisen, die die Welt bewegten: Berlin (1958- 1963) und Kuba (1962)', 41 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Im vergangenen Jahr löste der Tod von Papst Johannes Paul II. weltweit nicht nur innerhalb der katholischen Glaubensgemeinschaft tiefe Trauer aus, ebenso pilgerten Millionen vornehmlich junger Nicht-Katholiken nach Rom. Und auch trotz der erzkonservativen Ansichten des ehemaligen Papstes bezüglich Sexualität u. ä, aufgrund derer er häufig der Kritik besonders der jungen Generationen ausgesetzt war, schien in den Tagen nach seinem Tod all diese vergessen, seine Heiligsprechung wurde gefordert. Zwar mag ein Vergleich des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy mit Papst Johannes Paul II. gewagt erscheinen, doch ergeben sich bei näherer Betrachtung in der Tat Parallelen: So löste die Ermordung John F. Kennedys im November 1963 nicht nur Trauer und Bestürzung in der westlichen Welt aus, sondern auch in der UdSSR und den anderen Ostblock- Staaten zeigte man sich ehrlich betroffen. War auch Kennedys außenpolitisches Vorgehen besonders in Bezug auf Deutschland und der Berlinkrise von deutscher Seite heftig kritisiert worden, so ist hiervon nach seinem plötzlichen Tod kaum mehr etwas wahrzunehmen. Im Gegenteil: Nach Kennedys Erfolg in der Kubakrise 1962, neigte man noch zu seinen Lebzeiten auch in Deutschland zu dessen Glorifizierung als Retter der Welt. Hat man sich jedoch eingehend mit der Geschichte und den Hintergründen der Berlinkrise beschäftigt, mag diese Tatsache etwas befremdlich wirken. Kennedy war nämlich der erste amerikanische Präsident, der erstmals direkt klar werden ließ, die deutsche Wiedervereinigung sei nicht das außenpolitische Primärziel der USA. Ferner scheute er sich nicht, in der Berlinkrise die Absperrung der östlichen Sektorengrenzen zu Gunsten eines Modus vivendi mit der UdSSR zu akzeptieren. Trotz dieses offenen 'Verrates' wurde der amerikanische Vizepräsident Lyndon B. Johnson eine Woche nach dem Mauerbau mit Jubel und Begeisterung von der Berliner Bevölkerung empfangen. Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären, zumindest nachvollziehen? Zahlreiche Forschungen aus heutiger Zeit bieten aufgrund der Freigabe von immer neuen Akten zur Berlinkrise Auskunft über viele damals von der Öffentlichkeit unbemerkte Details und Entscheidungsvorgänge, die im Nachhinein Licht in diesen Widerspruch bringen. Dabei muss man sich aber stets der Tatsache bewusst sein, dass wir auch über alle weiteren Ereignisse und Konsequenzen der Berlinkrise Bescheid wissen und die Dinge somit aus der Rückschau bewerten.
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