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Die Schlacht bei Namur (Bataille de Charleroi) vom 21. bis 24. August 1914

Das Zentrum der Schlacht. Niedersachsen gegen Normannen

AutorJan Witte
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl84 Seiten
ISBN9783656673514
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Fachbuch aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Gesch. Europa - Deutschland - I. Weltkrieg, Weimarer Republik, Note: ohne, , Sprache: Deutsch, Abstract: Die Schlacht bei Namur (auch Schlacht bei Charleroi genannt) war eine von mehreren zeitgleich erfolgenden Grenzschlachten in der Frühphase des Ersten Weltkrieges. Während der grundsätzliche Ablauf der Schlacht im Hinblick auf die Gefechtshandlungen der Divisionen und Korps bekannt ist, fehlen bislang zusammengefasste Angaben zu den einzelnen Gefechtshandlungen und den eingetretenen Verlusten sowohl auf deutscher wie auf französischer Seite. Die Darstellung enthält zahlreiche zeitgenössische Gefechtsskizzen.

Leutnant d.R., Rechtsanwalt

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Leseprobe

5. Freitag, der 21. August 1914


 

Generaloberst von Bülow hatte für den 21. August 1914 zunächst beabsichtigt, die (dt.) 1. und 2. Armee geschlossen nach Süden einschwenken zu lassen. Das X. AK und das Gardekorps sollten sich demnächst für einen Angriff über die Sambre gegen den südlich des Flusses stehenden Feind bereitstellen, um dadurch der 3. Armee den Übergang über die Maas zu erleichtern. Als jedoch in der Frühe des 21. August ein Nachrichtenoffizier die Mitteilung überbrachte, dass die 3. Armee frühestens am Abend dieses Tages mit der Artillerie das Feuer gegen die feindlichen Stellungen hinter der Maas eröffnen könne, änderte der Armeeführer seinen Entschluss dahin ab, dass am 21. August nicht angegriffen, beide Korps vielmehr zurückgehalten werden sollten, bis auch der rechte Flügel der Armee in der Lage wäre, über die Sambre vorzudringen. Bevor der auf Grund dieser neuen Lage von General von Emmich erlassene abändernde Befehl, die Linie Fleurus – Velaine nicht zu überschreiten, bis nach vorne durchgedrungen war, hatten die Divisionen des X. AK schon gemischte Abteilungen gegen die Sambre vorausgesandt, und es war zu Kämpfen gekommen, die sich nicht sogleich abbrechen ließen.

 

Die 19. ID hatte um 7:00 Uhr von Gentinnes den Vormarsch auf Fleurus angetreten. Das IR 78 bildete mit der I. Abteilung des FAR 26 die Vorhut.[24] Das FR 73 stellte sich in und um Fleurus bereit, um notfalls im Kampf des IR 91 um die Sambre-Brücken eingreifen zu können. Ein Einsatz wurde aber – ebenso wie der des IR 74 - nicht nötig.[25]

 

Das IR 78 marschierte als Vorhut der 19. ID in südwestlicher Richtung über Fleurus gegen die Sambre vor. Eingehende Meldungen besagten, dass der Feind mit schwachen Kräften nördlich, mit den Hauptteilen aber noch südlich des Flusses stand. Daraufhin wurden sämtliche Radfahrer des Regiments sowie eine Offizier-Patrouille zur Aufklärung gegen den Sambre-Abschnitt bei Pont-de-Loup vorausgesandt. Die Patrouillen gerieten im Dorfe Pont-de-Loup in ein Ortsgefecht und konnten feststellen, dass der Gegner das Südufer des Flusses stark besetzt hielt. Zum ersten Mal in diesem Krieg konnte der Feind aus nächster Nähe beobachtet und als französische Infanterie erkannt werden. Ein lebhafter Schusswechsel über den Fluss ergab keine eigenen Verluste. Das Regiment biwakierte ohne weitere Feindberührung in Waigne.[26]

 

Das IR 91 erhielt am Nachmittag Befehl, sich – ohne ernsten Kampf - in den Besitz der Sambre-Brücken in Tergnee und Pont-de-Loup zu bringen. Das I. Bataillon wurde auf Pont de Loup, das III. mit der MGK auf Tergnee angesetzt. Grandchamp auf dem linken und Tergnee auf dem rechten Flussufer wurden vom III. Bataillon in kurzem Gefecht besetzt, so dass bei Einbruch der Dunkelheit hier ein Brückenkopf auf dem südlichen Ufer errichtet war.[27] Um die Brücke war allerdings heftig gerungen worden. Dreimal hatte das III. Bataillon die Brücke angegriffen. Dreimal wurde es von den Franzosen wieder zurückgedrängt. Erst nach dem vierten Angriff gelangte die Brücke endgültig in deutschem Besitz. Zudem konnte die Eisenbahnbrücke zwischen Tergnee und Tamines besetzt werden. Das I. Bataillon kam nach einem Feuerüberfall dagegen nur bis zum Bahndamm südlich Le Campinaire, da der südlich liegende Ort Farciennes und die Brücke bei Pont-de-Loup selbst aufgrund dort eintreffender feindlicher Verstärkungen ohne ernsten Kampf nicht zu gewinnen waren.

 

Das FAR 26 war für die Vorstöße der IR 78 und IR 91 in Lauerstellung gegangen, um nötigenfalls Unterstützung bieten zu können. Es beschoss mit einer Batterie vom Wasserturm bei Wainage feindliche Infanterie an einer Halde nordostwärts Pont-de-Loup. Die II. Abteilung nahm Stellung am Westrand von Lambusart und richtete ihr Feuer auf den Ort Pont-de-Loup.[28]

 

Bei der 20. ID entsandte das IR 79 im Laufe des Vormittags, nachdem es an diesem Tage bis nach Boignee marschiert war, ebenfalls ein Radfahrerdetachement von 24 Mann, das der Division vorausfahrend die Übergänge über die Sambre bei Tamines besetzen und sichern sollte. Am Nordrand von Tamines stieß man auf gegnerische Besetzung und es entwickelte sich ein Gefecht. Auf die Nachricht hin, dass ein Radfahrer des IR 92 verwundet am Südausgang des Dorfes läge, ging ein Stoßtrupp von zehn Mann vor, dem es trotz Beschusses aus den Häusern gelang, den Verwundeten zu retten.[29]

 

Auf Befehl der 20. ID sollte das IR 77 noch am Abend des 21. August die noch nicht gesprengte Brücke in Tamines in Besitz nehmen, um von dort am nächsten Morgen vorbrechen zu können. Der Regimentskommandeur beschloss, mit dem gesamten Regiment bis nach Tamines zu marschieren, während die 6./77 als Vorausabteilung - als Verstärkung der Radfahrer des IR 79 - die Brücke besetzen und nach Süden sichern sollte. Leutnant Schellenberg erhielt daher am 21. August bereits um 10:00 Uhr in Velaine den Auftrag, mit seinem ersten Zug der 6. Kompanie zunächst den Nordeingang und die Ziegelei von Tamines zu sichern. Um 15:00 Uhr folgten die beiden anderen Züge der Kompanie unter Hauptmann von Bültzingslöwen. An der Ziegelei erwartete sie schon der Divisionskommandeur, Generalleutnant Schmundt, mit den Worten „Guten Tag Leute, die Artillerie ist gleich soweit, dann geht es ran an den Feind“. Der Hauptmann mit gezogenem Degen voran, marschierte die Kompanie durch Tamines in Richtung Sambre-Brücke. Alle Straßen waren leer, die Fensterläden der Häuser geschlossen. Nach kurzem Marsch war die Brücke erreicht. Die Brücke war verbarrikadiert und besetzt. In einem gegenüberliegenden Haus war ein MG postiert, das vor einem Angriff auf die Brücke zunächst beseitigt werden musste. Der Gefreite Arndt der 6./IR 77 zog sich Zivilkleidung an, schlich offenbar unbehelligt von den französischen Vorposten mit einem Eimer Petroleum über die Brücke, drang in das Haus ein und legte dort Feuer.[30] Hauptmann von Bültzingslöwen gab danach den Angriffsbefehl. Die Kompanie stürmte feuernd gegen die Brücke, warf die aufgehäuften Kisten, Karren und sonstigen Gegenstände der Barrikade in den Fluss und zwang die nur schwache feindliche Feldwache dazu, die Brücke zu räumen und Schutz in den Häusern des Südufers zu suchen. Der kurze aber heftige Kampf hatte das Regiment mehrere Verwundete aber keine Gefallenen gekostet. Die Brücke, die nun ständig unter gegnerischem Infanteriefeuer lag, wurde zur Verteidigung eingerichtet.[31] Die Kompanie richtete in den Eckhäusern der Brücke Posten ein und errichtete selbst eine Barrikade gegen eventuelle feindliche Vorstöße. Angriffe auf die Brücke erfolgten aber nicht.[32] Damit befand sich neben den beiden vom IR 91 genommenen Brücken am Abend des 21. August eine dritte Brücke in den Händen der Deutschen.

 

Das IR 92 marschierte im Laufe des 21. August über Tongrinne und Velaine nach Tergnee. Um 16:15 Uhr erhielt es Befehl, die Sambrebrücke in und östlich Tergnee einzunehmen. Die Brücke in Tergnee wurde jedoch bereits vom III./IR 91 angegriffen, das die Brücke schließlich auch in der Hand behielt. Das IR 92 verblieb vorerst auf dem Nordufer der Sambre, schickte aber die 4. Kompanie zur Aufklärung gemeinsam mit der 11./IR 91 über die von IR 91 eroberte Sambre-Brücke bis nach Roselies vor. Am Ortseingang wurden mehrere Häuser durchsucht und 47 Franzosen als Gefangene eingebracht. Danach zogen sich die beiden Kompanien wieder auf das Nordufer des Flusses zurück.[33] Auch das IR 164 verblieb ohne Gefechtshandlung auf dem Nordufer der Sambre und ging um 17:00 Uhr in Sombresse zur Ruhe über.

 

Das zur 2. GRD gehörige RIR 91 gliederte sich auf der Chaussee bei Dernier Patard in die Marschordnung der Division ein und marschierte am Anfang des Gros über Quatre-Bras gegen Süden. Um 11:00 Uhr kam Meldung, wonach die sechs bis acht Kilometer entfernt auf der Marschstrecke zu durchquerenden Orte Liberchies, Biesville und Luttre vom Feind besetzt seien. Darauf entfaltete sich das Regiment südlich Quatre-Bras links der Marschstraße, überschritt die nach Brüssel führende Bahnlinie und stellte sich östlich von Frasnes-les-Gosselies hinter dem RIR 77 links gestaffelt in zweiter Linie bereit. Zu Gefechtshandlungen kam es aber nicht, da der Gegner vorzeitig abbaute. Lediglich die Artillerie schickte dem abziehenden Gegner noch einige Kanonenschüsse hinterher. Um 17:00 Uhr rückten die Regimenter in Ortsunterkunft nach Frasnes-les-Gosselies.[34] Die RIR 15 und RIR 55 marschierten vor bis Roux.

 

Das Reserve-Jägerbataillon Nr. 10 ging über Baisy Thy und Reves Richtung Liberchies vor, als eine Ulanenpatrouille meldete, das dieser Ort, der etwas abseits der Vormarschstraße lag, vom Feind besetzt sei. Das Bataillon bog daraufhin in Richtung des Ortes von der Straße ab. Die Besatzung des Dorfes bestand aber nur aus einer belgischen Radfahrerabteilung, die sich bei Ankunft des Bataillons nach kurzer Schießerei zurückzog.[35]

 

Bei der 19. RID überschritt das RIR 73 die Bahnlinie Nivelles – Fleurus, als Kanonendonner aus westlicher und östlicher Richtung hörbar wurde. Nach Meldung der Divisions-Kavallerie sei die 2. GRD bei Frasnes les Gosselies auf schwachen Gegner gestoßen. Der Gefechtslärm aus östlicher Richtung müsse vom X. AK kommen, das anscheinend schon um die Sambre-Brücken kämpfe. In weiter Entfernung wurde kurz...

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