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E-Book

Der Bundeswehrsoldat im Liegestuhl

AutorAnton Schmitt
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl100 Seiten
ISBN9783743185395
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Im Gegensatz zum "Braven Soldaten Schwejk", der nur eine Romanfigur eines Schriftstellers war und auf der Naivität eines Soldaten beruht, ist der "Bundeswehrsoldat im Liegestuhl" eine Autobiografie. Anton Josef Schmitt steigt auf bei der Bundeswehr, weil er mit einer hochgradigen Intelligenz aufwartet, also geradezu das Gegenteil ist von Josef Schwejk, der auf Naivität baut. Anton Schmitt hat immerhin einen IQ von 140 aufwärts. Seine Ärzte bescheinigten ihm schon beim Wehrdienst, dass er mit Abstand der intelligenteste Soldat seiner Einheit war und mit seinen 18 Jahren auch noch der jüngste. Und das bei einer Kompaniestärke von 300 Soldaten! Bei 2 Unteroffizieren und dem original Schirrmeister fand Anton Schmitt jeglichen Respekt, wie auch bei allen Offizieren. Bei seinen Mannschaftskameraden, den 2 Transportzügen und seinen 3 Hauptgefreiten war er auch sehr beliebt. Schon zu Beginn seiner Karriere bekam der Schütze Schmitt am sogenannten Runden Tisch der Kompanie einen festen Platz, an den sich sonst nur bewährte Soldaten setzen durften. Hatten die Soldaten der Transportzüge Probleme, holten Sie sich Rat beim Schützen Schmitt im Wartungstrupp. Als Schütze Anton Schmitt schikaniert wurde, halfen die Kommandanten unter den Transportzügen aus. Selbst die Fernmeldeeinheit wurde mit eingebunden. Der Bundeswehrbeauftragte wurde außer Acht gelassen. Die schikanierenden Vorgesetzten wurden bald selbst gemaßregelt.

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Leseprobe

Schicksal


An einem Dienstagmorgen Mitte Februar 1983 wurde ich gleich morgens in Bad Mergentheim auf einen 5-Tonner MAN gesetzt und drehte augenblicklich in der Kaserne von Bad Mergentheim meine erste Runde mit dem LKW und sofort ging es zum Wachtor in den offenen Straßenverkehr hinaus. Am Abend nach Dienstende hatten wir für den theoretischen Teil des Führerscheins zu lernen. Nur ich bekam Fieber und stellte das Lernen ein. Am nächsten Morgen war ich wieder fit und fuhr erneut mit dem 5-Tonner MAN. Abends bekam ich dann wieder Fieber beim Lernen. Das machte ich bis Mittwochabend mit, denn ich bekam erneut Fieber. Am Donnerstag meldete ich mich im Feldlazarett. Ich erklärte dem Stabsarzt meine sonderbaren Erscheinungen und der Stabsarzt meinte: »Schmitt, das ist nichts Gescheites!« Ich fragte nach: »Was meinen Sie mit nichts Gescheites?« »Schmitt«, sagte mir der Arzt, »das ist psychisch!« Der Stabsarzt erklärte mir, »Wir haben ein sehr gutes Militärhospital in Gießen«, und ich solle dort hinauf zur Beobachtung! Wohlgemerkt zur Beobachtung.

Ich kam in Gießen im Militärhospital an, man zeigte mir mein Bett und schon war eine Krankenschwester mit einem Becher gefüllt mit vier pharmazeutischen Tabletten bei mir am Betttisch. Ich solle die Medikamente sofort einnehmen. Ich gab zur Antwort: »Stellen Sie die Medikamente auf das Bettschränkchen, ich werde sie dann schon nehmen!« Das Zimmer war leer und nun leerte ich den Becher mit den pharmazeutischen Mitteln zum Fenster hinaus. Dies tat ich täglich dreimal. Am kommenden Dienstag war Blutabnahme und am Blutbild konnte man feststellen, ob ich die Medikamente einnahm oder nicht. Zwei Tage später am Donnerstag war Oberarztvisite. Es kam ein ganzes Rudel Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaftsdienstgrade ins Zimmer, etwa 25 Mann. An mein Bett trat ein Oberleutnant (Oberarzt) und brüllte mich sofort an, was ich mit meinen Medikamenten mache. Ich brüllte augenblicklich zurück, dass er mich nicht anzuschreien hätte: »Ich bin 18 Jahre alt und bin von meinem Elternhaus ausgezogen, weil mein Vater 18 Jahre lang nur herumbrüllte wie ein Vollidiot. Entweder geht es im normalen Tonfall oder wir haben uns nichts zu sagen.« Also fragte er erneut: »Schmitt, was machen Sie mit Ihren Medikamenten?« Ich gab zurück, dass ich sie täglich dreimal nehme. Er meinte, ich würde lügen: »Wir haben Blutbildkontrolle gemacht!« »Ich nehme die Medikamente nicht ein«, so sagte ich zum Oberleutnant, »deutsche Grammatik! Ich sagte Ihnen nicht, dass ich die Medikamente einnehme, sondern nehme, und das mache ich dreimal täglich und werfe sie zum Fenster hinaus in den Garten und wenn sie die Vöchelie nicht gefressen haben, liegen sie noch unten im Garten.« Ich müsste auf die Geschlossene. »Zuerst bekomme ich einen Anruf bei meiner Mama und in zwei Tagen ist mein Rechtsanwalt hier in Gießen.« Der Oberleutnant bestand weiterhin auf der Geschlossenen. »Einen Moment«, sagte ich und drehte meinen Zeigefinger in die Runde. »Wer von euch Hanswursten ist denn eigentlich mein behandelnder Arzt?« Es meldete sich ein Bübchen mit erhobenem Arm aus der hintersten Reihe. »So treten Sie doch mal vor, Herr Doktor!« Was dieser auch tat. »So, ich habe nur eine Frage an Sie: Welche Krankheit habe ich?« Er antwortete: »Das weiß ich nicht!« »Gut«, sagte ich zu ihm, »Herr Leutnant, dann muss ich Ihnen den Dienstgrad heute abnehmen wegen Idiotie im Dienst! Sie haben mir vier Medikamente verordnet, ohne zu wissen, welche Krankheit ich überhaupt habe! Außerdem machten Sie kein Aufnahmegespräch mit mir und keine Psychoanalyse!« Der Oberleutnant wollte sich wieder einmischen mit der Geschlossenen. Ich sagte ihm: »Herr Oberleutnant, Sie sehen doch, ich unterhalte mich gerade mit meinem behandelnden Arzt!« »Zweite Frage, Herr Leutnant: Welche Krankheit mutmaßen Sie, habe ich?« Er antwortete: »Schizophrenie!« Ich meinte nun: »Herr Leutnant, wenn ich schizophren wäre, müsste ich doch in meinem Oberstübchen«, ich deutete mit meinem Zeigefinger auf meine Stirn, »etwas bemerken!« Er bejahte! »Da bemerke ich aber nichts! Was könnte es möglicherweise denn noch sein?« »Angehende Schizophrenie.« »Na, dann ist es ja noch keine Schizophrenie!«, erklärte ich dem Leutnant. Nun mischte sich der Oberleutnant wieder ein: »Schmitt, Sie müssen auf die Geschlossene!« Nun wurde ich wahrhaft ernst. »Herr Oberleutnant, Sie haben zwar was auf den Schultern, aber nichts im Hirn«, und dabei deutete ich auf meine Stirn. »Ich dagegen hab zwar nichts auf den Schultern, aber ich hab’s da oben drin, das nennt man Verstand, das ist der Unterschied zwischen uns beiden!« Der ganze Ärztepulk verließ nun das Zimmer und tat beratschlagen. Nach etwa fünf Minuten kamen sie wieder aufs Zimmer. »Schmitt«, bläkte der Oberleutnant, »Sie kommen auf die Geschlossene!« So sagte ich zu ihm: »Auch Ihnen werde ich den Dienstgrad wegnehmen wegen Idiotie im Dienst und werde das ganze disziplinarisch angehen. Ich werde Sie auf Freiheitsberaubung und Idiotie im Dienst verklagen und jetzt habe ich die Medikamente eingenommen und habe fürchterliche Magenschmerzen, das heißt, Schmerzensgeld werde ich auch noch fordern, daneben eine Leibrente. Ich würde zuerst mal meinen Verstand benutzen, bevor ich planlos mein Maul aufmache.« Der Pulk von 25 Krankenhausmitarbeitern verschwand wieder aus dem Zimmer und beratschlagte zehn Minuten lang. Dann kamen sie wieder herein. »So, Herr Oberleutnant«, sagte ich, »ich habe jetzt zwar keine Uhr dran, aber vor fünf Minuten habe ich meinen Dienst bei der Bundeswehr quittiert. Machen Sie mir meine Entlassungspapiere zurecht, denn Geisteskranke stellt meines Wissens die Bundeswehr nicht ein. Ich bin für Sie ab jetzt der Herr Schmitt und nicht mehr der Schütze Schmitt.« Nun wurde der Oberleutnant freundlich. Er sprach mich an: »Schmitt, wie verbleiben wir denn?« Jetzt gab ich zurück, dass meine 4 Jahre beendet sind: »Ich trete aus der Bundeswehr aus oder mache allenfalls meine 15 Monate Wehrpflicht. Außerdem bleibe ich in diesem Bett, wohlgemerkt zur Beobachtung! Deswegen bin ich ja hierhergeschickt worden und nehme keine Psychopharmaka ein.« Darauf verständigten wir uns und der Pulk zog zum nächsten Bett. Mein Arzt, der Leutnant, blieb bei mir am Bett und wollte von mir wissen, was es eigentlich mit der Vöchelie auf sich hat. Ich gab ihm zur Antwort: »Das ist fränkischer Dialekt und Vöchelie sind bei uns kleine Vögel, wie zum Beispiel eine Amsel oder ein Spatz.« »Ach so ist das zu verstehen!« Nun wollte der Leutnant von mir wissen, warum ich mich freiwillig zum Wehrdienst gemeldet habe! Ich gab zur Antwort: »Mein ältester Bruder ist schwerhörig und von der Bundeswehr befreit. Von meinem jüngsten Bruder weiß ich, dass er sich vor der Bundeswehr drückt. Sie müssen es mal so sehn. Wir leben seit 1946 in Friedenszeiten und trotzdem könnte ein V-Fall ausbrechen und darum möchte ich an der Waffe ausgebildet werden und mich mit der Bundeswehr vertraut machen!« Der Arzt meinte, das ist eine vernünftige Einstellung. Er traut mir halt keine 4 Jahre zu, aber W 15 würde ich schon durchhalten. Außerdem verabredeten wir uns auf 6 Monate Zeitsoldat und dann eine Zurückstufung auf Wehrpflicht, denn ich hatte mir extra eine Wohnung angemietet und diese wollte bezahlt werden. Dann verabredeten wir, dass, wenn Führerscheinprüfung ist, mich der KvD nach Bad Mergentheim bringt. Probehalber nahm ich auf einen Freitag ein Medikament ein. Und siehe da, am Samstag war ich gerade dabei, mich totzuwichsen. War es Zufall? Also nahm ich am nächsten Freitag, als ich wieder alleine war, nochmals diese Pille ein und am Samstag musste ich mich wieder fast zu Tode wichsen. Sonntags war der Spuk vorbei. Ein Glück, dass ich mich gegen diese pharmazeutischen Mittel wehrte!

So kam ich rechtzeitig nach Bad Mergentheim und alle meine Kameraden hatten den Führerschein bestanden. Also machten wir uns am Freitagmorgen auf den Weg in die Stammeinheit nach Veitshöchheim und meldeten uns beim Spieß. Ich hatte bei Kompaniechef Major Bross vorzusprechen. Er wollte mich ursprünglich als Unteroffizier in einem Transportzug unterbringen, doch leider wurde daraus nichts. Er wartete auf das ärztliche Gutachten von Gießen. Ich bekam vorläufig ein Bett bei den Transportzugsoldaten. Es verging keine Woche, es war Freitag, da zogen mich die Feldjäger in Zivil am Würzburger Bahnhof heraus. Es liege nichts gegen mich vor, doch ich solle meine Uniform ausziehen und in Zivil weiterreisen. Am darauf folgenden Montag musste ich nach dem Morgenappell zum Kompaniechef ins Büro. Dieser sprach: »Schmitt, Sie sind am Freitag von den Feldjägern aufgegriffen worden, das kostet Sie 100 DM Diszi.« »Hat es irgendeinen Grund?«, fragte ich, und Major Bross reichte mir die Meldung der Feldjäger. Zehn Vergehen listeten sie auf. »Die 100 DM Diszi werde ich natürlich nicht bezahlen«, murrte ich Major Bross...

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