Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Note: 1,0, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Institut für Geschichte), Veranstaltung: Das letzte Jahr des 'Dritten Reiches'. Die Deutsche Gesellschaft in der Endphase des Zweiten Weltkrieges., Sprache: Deutsch, Abstract: 'Die Erinnerung ist bei Staaten der Prüfstein ihrer Politik. Je grundlegender die Erfahrung, umso tiefgreifender wertet eine Nation die Gegenwart im Licht der Vergangenheit. Es kann sogar vorkommen, daß eine Nation so starke Erinnerungen mit sich herumträgt, daß sie zum Gefangenen ihrer eigenen Vergangenheit wird.' Diese Sätze Henry Kissingers, obwohl in einem völlig anderen Kontext verfasst, lesen sich beinahe und ganz natürlich als eine Beschreibung der (bundes-)deutschen Nachkriegsgeschichte. Die nationalsozialistische Vergangenheit wiegt schwer und hat nicht nur die deutsche Außenpolitik, durch eine komplette militärische Enthaltung bis zum Kosovokrieg (1999) und der Erklärung des Erhaltes des Staates Israel zum vitalen Interesse der BRD, geprägt. Die ganze Struktur des zumindest westdeutschen Staates ist mit Dezentralisierung, Föderalismus und dem Grundgesetz ganz an den Lehren aus der Zeit des Hitler-Regimes ausgerichtet. Doch auch die innergesellschaftliche Diskussion bewegt sich, spätestens seit der 68er Bewegung, immer wieder und mit scheinbar zunehmendem Interesse um die 12 Jahre der 'Braunen Diktatur'. Im Zentrum dieses Interesses steht das Jahrhundertverbrechen, der Genozid an 6 Millionen Juden, und die damit verbundenen Fragen nach der ethischen und praktischen Möglichkeit einer solchen Tat, aber auch nach den Tätern und dem Umgang mit diesen. Die so genannte 'Fischer- Kontroverse', der 'Historikerstreit', die Goldhagen-Debatte und zuletzt auch die Diskussionen über die Wehrmachtsausstellung waren im Endeffekt Auseinandersetzungen über Sinn oder Sinnlosigkeit von Erklärungsversuchen und Deutungsmustern in Bezug auf eben diese Fragen. Die Brisanz und Langlebigkeit dieser 'Täter und Motiv'- Kontroverse(n) ergab sich dabei aus der Deutung der jeweiligen Historiker, welche in den Tätern eine 'kleine Gruppe fanatisierter Antisemiten' oder aber, wie im Falle Goldhagens, einen 'repräsentativen Querschnitt der deutschen Bevölkerung' erblickten. Die Debatte entzündete sich unter anderem an der Einordnung des Völkermordes an den europäischen Juden im Sinne einer quasi 'kollektiven Verurteilung' des deutschen Volkes oder der 'Verharmlosung', durch Einengung des Täterkreises auf nur wenige Personen. Gerade ersteres, die Kollektivschuld aller Deutschen,wurde spätestens mit den Thesen Goldhagens zur 'Opinio communis', wie etwa der renommierte Historiker Johannes Hürter meint und vor einem 'stark vereinfachte[m] Geschichtsbild' warnt
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