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Arbeitsorganisation und Qualifikation in der Industrie 4.0

Ermittlung der Anforderungen an Management, Mitarbeiter und Arbeitsumfeld in der Produktion

AutorTim Weiland
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl134 Seiten
ISBN9783656625513
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Ingenieurwissenschaften - Wirtschaftsingenieurwesen, Note: 1,0, Universität Bremen, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit enthält als Ergebnis die Ermittlung von Auswirkungen durch die Umsetzung der Lösungsansätze der Industrie 4.0 und abgeleitete Anforderungen an Arbeitsorganisation und Qualifikation in der Produktion. Zukünftige Marktbedingungen führen zu einem herausfordernden Umfeld für die industrielle Produktion. Unter dem Begriff Industrie 4.0 wird versucht, diese Herausforderungen anzugehen und entsprechende technologische Lösungen anzubieten. Diese finden sich in der Ausgestaltung von Cyber-Physischen Systemen, intelligenten Assistenzsystemen, Smart Devices sowie Social Media-Funktionalitäten wieder. Die Entwicklung und Umsetzung dieser technologischen Lösungen ist ein Zukunftsprojekt der Bundesrepublik Deutschland. Mit der Integration von technologischen Innovationen muss die Ausgestaltung der Auswirkungen auf Mitarbeiter in Form von Anforderungen an Arbeitsorganisation und Qualifikation berücksichtigt werden. Im Rahmen dieser Arbeit erfolgt zur Ermittlung der Anforderungen eine Delphi-Befragung. Dabei wurden 18 hochrangige Experten zur Bewertung zukünftiger Entwicklungstendenzen befragt. Maßgebliche Ergebnisse sind Auswirkungen in Form einer durchgehenden Vernetzung und Informationstransparenz, steigender Automatisierung von Produktionssystemen, Selbststeuerung und Entscheidungsfindung von Objekten, digitalen Kommunikation und interaktiven Managementfunktionen sowie einer Flexibilisierung des Mitarbeitereinsatzes. Die abzuleitenden Anforderungen erfordern eine Arbeitsorganisation mit hoher Standardisierung und Formalisierung sowie einer Dezentralisation und geringen Spezialisierung. Anforderungen an die Qualifikation von Mitarbeitern sind neben interdisziplinären Fach- und Methodenwissen, anspruchsvolle aktivitäts- und umsetzungsorientierte sowie sozial-kommunikative Kompetenzen.

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Leseprobe

2. Arbeitsorganisation und Qualifikation in der Produktion


 

Im Rahmen des folgenden Kapitels werden theoretische Grundlagen der Arbeitsorganisation und Qualifikation von Mitarbeiter und Management in der Produktion aufgeführt. Dazu wird zunächst das soziotechnische Arbeitssystem der Produktion und somit das Betrachtungsfeld dieser Arbeit beschrieben. Anschließend werden theoretische Grundlagen zu den Untersuchungsgegenständen Arbeitsorganisation und (Mitarbeiter-)Qualifikation dargestellt.

 

2.1. Soziotechnisches Arbeitssystem der Produktion


 

Die Zielsetzung dieser Arbeit erfordert eine ganzheitlichen Betrachtung potentieller Wirkungszusammenhänge der technischen Lösungsansätze der Industrie 4.0 und den Mitarbeitern. Ropohl (2009, S. 135) stellt allgemein die Hypothese auf, dass das Zusammenwirken zwischen Technologie und Mensch durch das Prinzip der Arbeitsteilung zu beschreiben ist. Dementsprechend werden im Folgenden zunächst Aspekte der Interaktion von sozialen und technischen Systemen vorgestellt. Daraufhin wird die zusammenhängende Betrachtung von Mensch, Technik und Organisation (MTO) beschrieben, die somit noch um das Teilsystem der Organisation ergänzt wird. Basierend auf der Beschreibung und Herleitung dieser beiden Ansätze wird im Anschluss das Arbeitssystem der Produktion als Untersuchungsumfeld dieser Arbeit vorgestellt.

 

2.1.1. Soziotechnische Systeme


 

Im Rahmen dieser Arbeit sollen Anforderungen an Mitarbeiter, Management und Arbeitsumfeld in Form von Arbeitsorganisation und Qualifikation ermittelt werden. Die Gestaltung menschlicher Arbeit steht demnach im Fokus der Betrachtung. Der Begriff der Arbeit entspricht dabei einer gerichteten Tätigkeit des Menschen zum Zweck der Bedürfnisbefriedigung (Heeg 1991, S. 9 in Anlehnung an Hackstein 1977, S. 11). In diesem Zusammenhang kann die Gestaltung menschlicher Arbeit mit der Gestaltung von soziotechnischen Arbeitssystemen gleichgesetzt werden (Heeg 1991, S. 11). Ein soziotechnisches System kann folgendermaßen beschrieben werden:

 

„Ein soziotechnisches System ist mithin ein Handlungs- oder Arbeitssystem, in dem menschliche und sachtechnische Subsysteme eine integrale Einheit ergeben." (Ropohl 2009, S. 141)

 

Basierend auf dieser Definition sollten Unternehmen bzw. Organisationen als soziotechnische Systeme betrachtet werden und bestehen aus einem technischen und einem sozialen Teilsystem, welche nach unterschiedlichen Regeln funktionieren. Zur optimalen Ausgestaltung des gesamten Systems müssen beide Teilsysteme miteinander verknüpft und in Beziehung zueinander untersucht werden. (Baitsch et al. 1989, S. 32f.) Die sozialen Bezüge eines Gegenstands sind individuelle Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Bedienung bzw. Nutzung und die damit verbundenen erlenbaren Qualifikationen. Des Weiteren bedarf es eines Motivs bzw. einer Intention, Technik zu verwenden. Zudem basiert der technische Gegenstand im Rahmen der Technikaneignung und -konstruktion auf kulturellen und gesellschaftlichen Wissen vieler Generationen von Entwicklern und Nutzern. (Weyer 2008, S. 34ff.)

 

2.1.2. MTO-Ansatz


 

Der Einsatz moderner Technik in Produktionssystemen erfüllt durch verbundene Probleme mit der Technik, mit der Qualifikation sowie in der Arbeitsorganisation oftmals gesetzte Ziele nicht (Ulich 1997, S. 6ff. in Anlehnung an Strohm et al. 1993, S. 129ff.). Die Probleme mit der Technik begründen sich laut Ulich (1997, S. 9) dabei vor allem in den Ursachen unausgereifter, ungeeigneter und zu komplexer Technik. Die Probleme bzgl. der Organisation begründen sich durch die häufige Integration neuer Technik in vorhandene ungeeignete Organisationsstrukturen. Die problemhafte Qualifikation von Mitarbeitern wird erst nachträglich behoben und nicht strategisch angegangen. Resultierend aus den vorgestellten Problemfeldern lässt sich der Bedarf eines ganzheitlichen Konzepts ableiten, um moderne Technologie erfolgreich in Arbeitssysteme zu integrieren. (ebd. 1997, S. 9) Als Grundlage für dieses Konzept dient der Ansatz soziotechnischer Systeme unter besonderer Fokussierung der Elemente (bzw. Teilsysteme) MTO. Das MTO-Konzept[7] stellt den Einsatz von Technik, den Mitarbeiter sowie dessen Qualifikation und die Gestaltung der Arbeitsorganisation als im Rahmen eines soziotechnischen System zusammenhängende Elemente dar, die gemeinsam optimiert werden müssen (Ulich 2011, S. 83f.). Dabei bildet die Arbeitsaufgabe den Schnittpunkt der Elemente und zugleich den Mittelpunkt des soziotechnischen Systems und der Arbeitsaufgabe wird eine zentrale Vorrangstellung[8] zugesprochen (ebd. 2011, S. 202f.). Auch nach Heeg (1985, S. 38) stellen Technik, Organisation und Qualifikation die entscheidenden Faktoren bei der Gestaltung und Entwicklung von Arbeit dar und sollten im Rahmen einer Neugestaltung durch veränderte Bedingungen des Umfelds besonders berücksichtigt werden.

 

2.1.3. Arbeitssystem der Produktion


 

Arbeitssysteme sind organisatorische Einheiten von Unternehmen, die Arbeitsaufgaben enthalten. Diese stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander. (Weber 1999, S. 14) Arbeitssysteme sind im Unternehmen eindeutig identifizierbare und untereinander abgrenzbare Subsysteme. Das bedeutete, dass in einem Arbeitssystem aufeinanderfolgende Teilaufgaben durchgeführt werden und das Arbeitssystem vom Aufgabenspektrum von anderen Arbeitssystemen des Unternehmens zu unterscheiden ist. (Strohm 1997, S. 136) Arbeitssysteme können entsprechend des soziotechnischen Systemansatzes folgendermaßen erklärt werden:

 

„Arbeitssysteme werden [...] als zielorientierte, offene und dynamische Systeme verstanden, die über Inputs und Outputs im Austausch mit ihrer Umwelt stehen." (ebd. 1997, S. 135f.)

 

Dementsprechend sind Arbeitssysteme als ein funktionierendes Ganzes anzusehen, bei dem das gesamte System und nicht einzelne Arbeitstätigkeiten die Grundgesamtheit bildet (Trist 1990, S. 12ff.). Das Arbeitssystem ist strukturell durch Primär- und Sekundäraufgaben gekennzeichnet (Abbildung 4). Die Primäraufgabe eines Arbeitssystems definiert die Tätigkeit bzw. Tätigkeitsabfolge, zu dessen Zweck das Arbeitssystem konzipiert wurde. Die Primäraufgabe stellt somit ein Transformationsprozess dar, in dem festgelegte Inputs in festgelegte Output transformiert werden. Dieser Transformationsprozess erfolgt zu definierten Terminen, Kosten und Qualität. Sekundäraufgaben sind unterstützende Aufgaben, die für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Arbeitssystems notwendig sind. Die Erfüllung der Primär- und Sekundäraufgaben eines Arbeitssystems erfolgt durch Mitarbeiter mit aufgabenrelevanten Qualifikationen sowie durch eine technische Infrastruktur. Die Nutzung und das Zusammenwirken dieser personellen und technischen Ressourcen werden durch die Arbeitsorganisation festgelegt. (Strohm 1997, S. 137) Eine wichtige Anforderung an Arbeitssystemen die Fähigkeit zur Selbstregulation dar. Durch eine ganzheitliche soziotechnische Gestaltung der Elemente

Mensch, Technik und Organisation wird die Fähigkeit zur Selbstregulation eines Arbeitssystems ermöglicht. (Ulich 2011, S. 200f.)

 

 

Abbildung 4: Elemente eines Arbeitssystems

 

(in Anlehnung an Strohm 1997, S. 138)

 

Unter dem Begriff der Produktion kann der Prozess der Leistungserstellung verstanden werden. Diese beschreibt die technische Be- bzw. Verarbeitung von Rohstoffen zu Halb- bzw. Fertigfabrikaten im Sinne eines Transformationsprozesses, also der Primäraufgabe eines Arbeitssystems. Weiterhin schließt der Begriff betriebliche Entscheidungsprozesse, wie Produktionsmenge, -programm, Fertigungsverfahren etc., im Zusammenhang mit der Fertigung eines Produkts mit ein. Somit werden neben der Primäraufgabe auch Sekundäraufgaben eines Arbeitssystems einbezogen. (Weber & Kabst 2010, S. 111ff.)

 

Die industrielle Produktion lässt sich ferner hinsichtlich ihrer Grundformen der Produktionsprozesse abgrenzen. Zu diesen Grundformen zählen stoffgewinnende Prozesse (Rohstoffförderung), stoffumwandelnde Prozesse (tiefgreifende stoffliche Veränderungen mit typischerweise chemischen Eigenschaftsänderungen) und stoffverformende Prozesse. Bei letzterer Grundform ist die physikalische Veränderung der Werkstoffe typisch und stellt die fertigende Produktion dar, die im Rahmen dieser Arbeit fokussiert werden soll. (Nebl 2004, S. 60f.)

 

2.2. Grundlagen der Arbeitsorganisation


 

Basierend auf der Beschreibung des Arbeitssystems der Produktion werden im Folgenden Grundlagen zur Organisation der Arbeit und somit zur Gestaltung von Arbeitssystemen vorgestellt. Dazu wird zunächst der Begriff der Arbeitsorganisation erschlossen. Im Anschluss werden maßgebliche Entwicklungen und Ausprägungen der Arbeitsorganisation beschrieben.

 

2.2.1. Begriffliche Definition der Arbeitsorganisation


 

Unter dem Begriff der Organisation kann grundsätzlich „[...] ein System von institutionalisierten Regelungen [...], das der gemeinsamen Verfolgung gemeinsamer Zwecke dient" (Heeg

 

1991, S. 9) verstanden werden. Weiterhin kann der Begriff in betriebswirtschaftlicher Hinsicht folgendermaßen definiert werden:

 

„Eine Organisation ist ein...

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