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Das Problem des kulturellen Vergessens: Das Beispiel der Bücherverbrennung des 10. Mai 1933

AutorLaura Rademacher
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl42 Seiten
ISBN9783955498979
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Wie entsteht ein kulturelles Gedächtnis? Wer bestimmt, was in dieses aufgenommen wird? Und kann das Gedächtnis manipuliert werden? Schon Aristoteles und Platon haben sich mit den Phänomenen Erinnern und Vergessen auseinandergesetzt und auch heute noch sind Menschen von diesen fasziniert. Immer wieder hat es in der Geschichte bewusste Akte der symbolischen Löschung gegeben. So brennen beispielsweise am 10. Mai 1933 in ganz Deutschland Bücher. Studentische Nationalsozialisten wollen unzählige Schriften - u.a die von Karl Marx, Walter Benjamin und Sigmund Freud - aus dem kulturellen Gedächtnis tilgen. Doch ihre Aktion ist nicht erfolgreich, die Löschung der kulturellen Erinnerung ist nicht restlos und die Autoren sind auch heute noch Teil der kulturellen Identität, nehmen in dieser sogar eine Sonderstellung ein. Die verbrannten Autoren machen deutlich, dass ein Eingriff in die kulturelle Erinnerung immer seine Spuren hinterlässt und somit auch eine Löschung niemals vollständig sein kann.

Laura Rademacher wurde 1987 in Essen geboren. Ihr Studium der Germanistik und Geschichtswissenschaft an der Ruhr-Universität-Bochum schloss die Autorin 2012 mit dem akademischen Abschluss Bachelor of Arts erfolgreich ab. Zurzeit absolviert sie ein Masters

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4.1, Die Bücherverbrennung von 1933: Die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 wurde von der deutschen Studentenschaft geplant und durchgeführt, allerdings auch von der Reichsführung gebilligt und unterstützt. So hielt Propagandaminister Joseph Goebbels - Doktor der Germanistik - bei der Bücherverbrennung in Berlin eine Rede, welche im ganzen Reich über Rundfunk empfangen werden konnte. Bereits am 13. April 1933 waren an deutschen Universitäten zwölf Thesen 'Wider dem undeutschen Geist', von der Deutschen Studentenschaft auf Plakaten gedruckt, aufgehängt worden. Diese Thesen riefen, gut einen Monat vor der Verbrennung, zur Sammlung der verfemten Literatur und gemeinsamen Verbrennung am 10. Mai 1933 auf. Die Thesen forderten Zensur und den Schutz der deutschen Sprache vor den Juden. Zwar sind die Autoren der Thesen nicht bekannt, es ist jedoch sicher, dass die Studenten dabei von dem nationalsozialistischen Literaturhistoriker Adolf Bartels unterstützt worden waren. Dieser schrieb am 22. April 1933 im Zweiten Blatt des Völkischen Beobachters: 'Ein Jude kann kein deutscher Dichter sein und demgemäß alle deutschschreibenden jüdischen Dichter und Schriftsteller einfach weggelassen [sic!]. Ich behaupte nun auch, daß ein Jude kein deutscher Literaturhistoriker sein kann, da, wer über deutsche Literatur schreibt, diese selbstverständlich in deutschem Geiste erfassen und beurteilen muß.' In diesem kurzen Zitat wird deutlich, dass das Wort 'Jude' und die Wörter 'deutscher Dichter'; 'deutscher Literaturhistoriker'; 'deutsche Literatur' und 'deutschem Geiste' in der Ideologie des Nationalsozialismus Gegensatzpaare bilden. Ein Jude kann demnach höchstens ein 'deutschschreibender jüdischer Dichter', keinesfalls aber ein 'deutscher Dichter' sein. Die Juden sollen also aus der Kultur der Deutschen ausgeschlossen werden, was nur durch die Ausgrenzung aus dem Funktionsgedächtnis passieren kann. So wurden beispielsweise der jüdische Autor Alfred Döblin und der Kritiker des Nationalsozialismus Thomas Mann im Mai 1933 aus der Preußischen Akademie der Wissenschaften ausgeschlossen. Sie sollten nicht mehr Teil der kulturellen Landschaft Deutschlands sein. Bis dahin waren Juden - und damit auch jüdische Dichter - Teil des aktuellen Funktionsgedächtnisses gewesen. In dieses sollte aber nun händisch eingegriffen werden, um es zu Gunsten eines neuen, generierten Funktionsgedächtnisses abzuändern. Für eine dauerhafte Festigung und Erhaltung dieses neuen, künstlichen Funktionsgedächtnisses musste in einem folgenden Schritt dafür gesorgt werden, dass es sich nicht durch Spuren und Gespenster im Speichergedächtnis selbst neu gestaltet.
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