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Das Spiel in der Reformpädagogik: Ein Vergleich zwischen Maria Montessori und Celestin Freinet

AutorJens Schütz
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl33 Seiten
ISBN9783956848100
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Der Ursprung dieser Idee zum Titel lag in einem Pädagogikseminar der Universität Potsdam. Das Seminar befasste sich mit der Theorie und der Praxis des Kinderspiels und stellte die Frage, inwieweit sich die Reformpädagogen in ihren Ansichten über das Spiel unterscheiden? In diesem Buch wird auf unterschiedliche Definitionen des Spiels, Ansichten und gemeinsame Merkmale verschiedenster Spieltheorien sowie auf ausgesuchte Spielformen und Merkmale von Spiel kurz eingegangen. Die Konzepte der Reformpädagogen, Célestin Freinet und Maria Montessori sind bis heute erhalten geblieben und stellen erfolgreich eine Alternative zur herkömmlichen Schule dar. Vielleicht lag es ja an ihren pädagogischen Konzepten, die im Kapitel Pädagogische Konzepte von Maria Montessori und Célestin Freinet auszugsweise vorgestellt werden. Der eigentliche Kern der Arbeit ist der Vergleich: Spiel bei Maria Montessori und Célestin Freinet. Hier werden die beiden Ansichten hinsichtlich des Spiels in ihrer Pädagogik verglichen und mögliche Gründe für ihre Ansichten aufgeführt sowie, wenn möglich, die Integration des Spiels im Unterricht beider Pädagogen beleuchtet.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.1.3, Schlüsselbegriffe: 3.1.3.1, Freie Texte (texte libre): In Freinet-Klassen schreiben die Schüler aus eigenem Antrieb Aufsätze und Gedichte, die in Geschichtenbüchern der Klasse gesammelt oder mit der klasseneigenen Druckerei gedruckt werden. Bei der deutschen Pädagogik-Kooperative steht zur Anregung der Schüler eine Blättersammlung mit dem Titel 'Schreib los!' zur Verfügung. Aber im Allgemeinen schreiben die Jungen und Mädchen ganz aus eigenem Antrieb. Bei den 'freien Texten' zeigen sich 'Interessenzentren', die Decroly als erster beschrieben hat, Schwerpunkte, um die die Gedanken der Schüler kreisen: Dinge des häuslichen Lebens, der Schulgemeinschaft, jahreszeitliche Beobachtungen und Erlebnisse, Wanderungen etc. (vgl. Freinet 1979, S. 184 ff.). 'Die freien Texte entstehen zu jeder Gelegenheit: zu Hause, während des Unterrichts, in freien Minuten, auf Zetteln, einem Stück Butterbrotpapier oder manchmal sogar mit der Schreibmaschine getippt.' (Laun, S. 121) Freinet knüpft mit seinem Verfahren der 'freien Texte' an die Erkenntnisse anderer Reformpädagogen an, dass ein Kind von acht, neun Jahren Beobachtetes und Empfundenes gern aufschreibt und in den folgenden Jahren dabei bleibt, wenn das Korsett des Aufsatzunterrichts diesen natürlichen Drang nicht zerstört. Berthold Otto macht den traditionellen deutschen Aufsatzunterricht geradezu für die 'Stilverderbnis' verantwortlich und verlangt, 'dass der Schüler nur über Dinge schriebe, über die er nicht nur etwas zu sagen weiß, sondern über die es ihn geradezu drängt, etwas zu sagen' (Otto, S. 226), damit ein echter, eigener Stil erworben wird. Wilhelm Münch (1843 - 1912), der spätere Provinzialschulrat und Honorarprofessor in Berlin, macht bereits 1908 mit seinen Schülern 'impressionistische Übungen', bei denen jeder das eben Beobachtete benennen, in Beziehung setzen und ohne jede Gängelung niederschreiben kann. Der Lehrer kann helfen, 'die Sinne der Kinder aufzuschließen, damit sie sich wieder vorwagen und der Seele Bilder bringen.' (Münch 1909, S. 96) Auf der 'Leipziger pädagogischen Woche' zeigt sich 1921, dass der 'freie Aufsatz' in der Gaudig-Schule bereits einen festen Platz hat. Dieser 'freie Aufsatz findet seine Art aus innerster zwingender Notwendigkeit, nach organischen Gesetzen; denn er wird triebhaft aus der kindlichen Seele geboren.' (Schmieder in Gaudig, S. 158) Der Lehrer gibt dem Innersten Nahrung, indem er Beobachtungen ermöglicht. Der Lehrer der Gaudig-Schule wendet auch, wie später die Freinet-Pädagogen, die Reizwort-Methode an. 3.1.3.2, Druckerei: Wenn von Freinets Methode die Rede ist, wird dabei fast immer auch die Freinet-Druckerei genannt, die Freinet 1926 nach zweijährigen Erfahrungen mit verschiedenen anderen Druckpressen entwickelt hat. Die Druckerei bildet zwar nicht den Kernpunkt der Freinet-Pädagogik, ist aber doch ihr wichtigstes technisches Instrument. Freinets Gedanke, praktische und geistige Arbeit (etwa im Sinne Kerschensteiners) zusammenzuführen, ist beim Druckvorgang mit der Handdruckpresse in idealer Weise verwirklicht. Die Schüler entwerfen in kreativer Arbeit einen Text, den sie setzen, im Probedruck kontrollieren und korrigieren und - im Allgemeinen als Arbeitsgruppe - für alle Schüler der Klasse, die Eltern oder für eine Partnerklasse drucken. Der Gedanke an die Adressaten der Druckerzeugnisse, die nicht nur Texte, sondern ebenso gut Linoldrucke u. dgl. sein können, drängt zu Genauigkeit und Sauberkeit bei der Arbeit. Das gemeinsame Tun einer Schülergruppe beim Druckvorgang verlangt von jedem Einzelnen Verlässlichkeit, Kooperation und Rücksichtnahme. Von manchen Lehrkräften wird die Schuldruckerei auch beim Erstlesen und Erstschreiben eingesetzt, wo die selbst entwickelten und selbst gedruckten Texte eine gekaufte Fibel ersetzen können. In Deutschland haben sich Lehrerinnen und Lehrer, die mit ihren Schülern drucken, zum 'Arbeitskreis Schuldruckerei' (AKS) zusammengeschlossen. Eine zweite Gruppe, die mit der ganzen Breite der Freinet-Pädagogik auch deren politischen Akzent betont, ist die 'Pädagogik-Kooperative' mit Hauptsitz in 28209 Bremen. In allen Bundesländern und zahlreichen Nachbarländern bestehen Freinet-Initiativen. 3.1.3.3, Tastendes Versuchen: Wirklich zu leben heißt für Freinet, nicht nur von anderen Menschen Erfahrungen mitgeteilt zu bekommen, sondern selbst Erfahrungen machen zu dürfen. Freinet findet, dass allen menschlichen Handlungen ursprünglich ein versuchsweises Herantasten zugrunde liegt. Das ist prinzipiell bereits beim Kleinkind zu beobachten und grundsätzlich bei wissenschaftlichen Handlungen nicht anders. Es ist ein Gesetz des Lebens, dem sich die Schule nicht entgegenstellen darf. Zuerst findet sich beim kleinen Kind ein rein mechanisches Tasten, das durch eine angeborene Lebenskraft angetrieben wird und auf die Reize aus der Umgebung des Individuums reagiert. Wenn dieses Tasten erfolgreich ist, fixiert es sich als Reflex und verwandelt sich zunehmend in eine Lebensregel. Allmählich wird sich das Individuum des Erfahrenen bewusst und muss das tastende Versuchen nun nicht mehr mechanisch ablaufen lassen, sondern kann das tastende Versuchen intelligent steuern. Wir können auch sagen: Das Individuum kann vom unbewussten natürlichen Lernen zu einem reflektierten selbstbestimmten Lernen übergehen. Diesen Prozess kann die Schule mannigfach unterstützen, indem sie den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit zum Planen und Durchführen von kleinen Experimenten, zum Mit- und Selbstplanen der gesamten Schularbeit einer Woche (Wochenarbeitsplan) und zur Reflexion des zurückgelegten Arbeitsweges gibt.
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