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Die sieben Sicherheiten, die Kinder brauchen

Blockaden lösen mit der Evolutionspädagogik

AutorLudwig Koneberg, Silke Gramer-Rottler
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783641107680
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Ein neuer Weg bei Lernproblemen
Verhaltensauffälligkeiten und Lernschwierigkeiten sind kindliche Botschaften, aus der die herkömmliche Pädagogik meist falsche Schlussfolgerungen zieht und denen sie deshalb hilflos gegenübersteht.

Dürfen sich Kinder den naturgegebenen Evolutionsstufen gemäß entwickeln, entfalten sie wie von selbst die sieben Grundsicherheiten: Urvertrauen, Sicherheit auf der Erlebnis-, Körper- und Gefühlsebene, in Gruppen, in der Sprache und in der Kooperation mit anderen. Zeigen sie in einem dieser Bereiche Auffälligkeiten, hilft die Evolutionspädagogik, die dahinter liegende Botschaft zu entschlüsseln. Symptome wie Hyperaktivität, Legasthenie oder Aggressivität werden zu ganz konkreten Hinweisen: So lassen sich Entwicklungsblockaden erkennen und lösen.

Ludwig Koneberg (1947-2020), M.A. phil., studierte Wirtschaftsingenieurwesen, Philosophie und Pädagogik. Er war Gründer und Leiter des Ausbildungsinstituts für Praktische Pädagogik I.P.P. GmbH in München. Seit 1990 bildete er Lernberater und Coachs in seiner Methode aus.

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Leseprobe

EINLEITUNG


Pädagogik – eine Erfahrungswissenschaft


Das Ergebnis der Pisa-Studie hat in Deutschland blankes Entsetzen hervorgerufen. Kann es sein, dass deutsche Schüler so schlecht abschneiden? Ja, es kann sein, doch es darf nicht sein. Politiker, Pädagogen, Therapeuten wurden sofort beauftragt, diesen Missstand zu beheben – in dieses pädagogische Reformprojekt wurde viel Energie investiert, aber dann zeigte sich: »Auf keinem anderen Wissensgebiet ist in den vergangenen Jahrzehnten weniger geforscht worden« als auf dem der Pädagogik, so Andreas Schleicher, der Pisa-Beauftragte. Höchste Zeit, dass etwas in Gang gebracht wird!

Man sah sich wieder vor die Frage gestellt: Was ist die Aufgabe der Pädagogik? Was vermag sie zu bewirken? Was zu verändern? – Fragen, die sich nicht ausschließlich an Pädagogikprofessoren richten, denn wie der Neurologe Gerhard Roth zu Recht meint: »Vieles, was Pädagogikprofessoren behaupten, hat weder mit Wissenschaft noch mit Schulpraxis zu tun.« Es sind Fragen, die uns alle betreffen und auf die wir alle herausgefordert sind, eine Antwort zu finden.

Dass die äußeren Reformen der Pisa-Sonderbeauftragten wie z.B. mehr Gelder, mehr Lehrer, bessere und teurere Bücher nichts zum Besseren wendeten, zeigten die Studien der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit) – die Qualität der Bildung änderte sich nicht. Und noch immer ist der Status quo der, dass unser Bildungssystem Jahr für Jahr 250.000 »Sitzenbleiber« produziert, und Kindern und Jugendlichen wird vermittelt: »Du bist nicht ok!« oder: »Für dich und deine Talente ist in der Gesellschaft keine Verwendung da!« Man braucht sich also nicht zu wundern, dass 10 bis 15 Prozent der Schüler innerlich schon »kündigen«. In manchen Anfangsschulklassen können bis zu 40 Prozent der Kinder dem Unterrichtsangebot nicht folgen. Die Schule wird auf diese Weise für sie zu einer Zwangsveranstaltung. – Wie können die Schüler, die sich in einer solch negativen Stimmungslage befinden, überhaupt noch motiviert werden?

»Nicht das, was gesagt wird, ist wichtig, sondern das, was ankommt« – diesen alten Grundsatz der Pädagogik müssten wir uns wieder vor Augen halten und uns die ureigene elementare Aufgabe der Pädagogik vergegenwärtigen. Die Pädagogik ist dazu da, Menschen zu bilden und zu fördern. Was wir also brauchen sind nicht nur äußere Maßnahmen wie z.B. mehr Gelder oder mehr Lehrer, sondern eine Änderung unserer Sichtweise. Wir brauchen eine innere Reform: Statt dauernd von außen zu bewerten und zu beurteilen, müssen wir wieder lernen zu beobachten – auf diese Weise können wir die Qualität von Erziehung und Lernen nachhaltig verändern. Doch in einem Bildungssystem, das auf einem eher demotivierenden Prinzip beruht, wo demnach mehr auf Benotung und Bewertung als auf Lob und Erfolg gesetzt wird, stellt sich dieser Wandel der Einstellung als Kraftakt dar. Er ist keine bequeme Lösung, weil nicht nur der einen Seite, den Schülern, der schwarze Peter zugeschoben werden kann, sondern auch die Pädagogen zur Verantwortung gezogen werden müssen: auf dass sie Schüler nicht mehr zur Mittelmäßigkeit erziehen, sondern sie fördern und gut auf den Weg ins Leben bringen.

Selbstverständlich ist es bequemer, den über 10 Millionen Kindern weltweit, bei denen das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS) – so der Fachbegriff für den legendären »Zappelphilipp« – diagnostiziert wurde, Medikamente zu verabreichen: äußere Mittel, um Kinder ruhig und konzentriert zu »machen«. Dabei wird jedoch den Langzeitschäden, die dadurch verursacht werden können, nicht Rechnung getragen. Die Erwachsenen können sich zwar ruhigen Gewissens zurücklehnen – sie haben in dieser »Sache« etwas unternommen, man kann ihnen nichts mehr vorwerfen –, doch bleibt die tatsächliche Ursache unaufgedeckt und unbearbeitet.

Gegen kindliche Verhaltensauffälligkeiten, Lernschwierigkeiten und Schulprobleme helfen keine Pillen. Sie sind Botschaften an uns. Kinder teilen uns etwas mit und es liegt an uns, ihre Sprache verstehen zu lernen. Statt kindliches Verhalten zu bewerten und abzuwerten, gilt es, zu beobachten und anzuleiten. Und das ist mit Hilfe des neuen Weges, den wir in diesem Buch vorstellen, möglich. Wir nennen ihn Evolutionspädagogik.

Pädagogik ist für uns eine Erfahrungswissenschaft und beruht nicht auf irgendwelchen ungeprüften und vagen psychologischen Erklärungsmodellen, sondern auf den neuesten Erkenntnissen der Neurologie, der Gehirnforschung und Evolutionstheorie, aus denen sie ihre Schlüsse zieht.

Die sieben Sicherheiten, die Kinder brauchen bietet Eltern und Pädagogen die Möglichkeit, das Verhalten und die »Sprache« von Kindern grundsätzlicher und tiefer zu begreifen.

 

Dadurch wird es möglich zu entdecken:

  • wie Kinder wahrnehmen,
  • wie Kinder Informationen verarbeiten,
  • warum sie spezielle Schlüsse ziehen,
  • wie wir sie ansprechen und erreichen können,
  • welche Informationen sie uns durch ihr Verhalten übermitteln wollen,
  • wie Kinder lernen,
  • was hinter »Verhaltensauffälligkeiten« tatsächlich steckt und wie man helfen kann, sie zu beheben,
  • wie wir Neugierde, Interesse, Lernfreude und Lernkompetenz bei Kindern wecken können,
  • wie Talente erkannt und gefördert werden.

Was ist Evolutionspädagogik?


Seit einigen Jahren wird die Evolutionspädagogik1 in der Praktischen Pädagogik erprobt und erfolgreich angewandt. In der Praktischen Pädagogik fragen und schauen wir, wie Kinder die Welt wahrnehmen. Lernen wird vor allem als Erfahrungslernen verstanden: Die Welt erschließt sich durch Bewegung und konkretes körperliches Tun. Die langjährige Erfahrung aus der Einzelberatungspraxis mit Kindern und Jugendlichen, die häufig von herkömmlichen Maßnahmen, Therapien und Institutionen bereits aufgegeben wurden, waren der Motor für die Entwicklung der Evolutionspädagogik. Ihre Erfolge verdankt sie vor allem der Gehirnforschung, die in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht hat und über die Funktionsweise unseres Gehirns präzise Auskünfte geben kann. Diese neuesten Erkenntnisse verbindet die Evolutionspädagogik mit der allbekannten, von Charles Darwin (1809–1882) wissenschaftlich fundierten Evolutionstheorie. In unserem Evolutionsmodell wenden wir das an, was in der Natur schon seit ewigen Zeiten existiert. Doch wird unter Evolution nicht lediglich die stammesgeschichtliche Entwicklung der Lebewesen verstanden. In der Evolutionspädagogik wird diese biologische Perspektive um eine kulturelle erweitert, indem auf folgende Frage geantwortet wird: Was bedeutet Evolution für die Entwicklung des einzelnen Menschen und seines Gehirns?

Es wird davon ausgegangen, dass jeder einzelne Mensch vom Augenblick seiner Zeugung über die Zeit von Schwangerschaft und Geburt bis hin zum dritten, vierten Lebensjahr organisch und motorisch die einzelnen Entwicklungsstufen der Evolution durchläuft. Gemeint sind die Bewegungs- und Reaktionsmuster, die Art der Wahrnehmung und der Verhaltensweisen von der Entwicklungsstufe des Fisches, der Amphibie, des Reptils, des Säugetiers bis hin zum Affen, Urmenschen und dem heutigen Menschen. Diese sieben Entwicklungsstufen werden in der Evolutionspädagogik modellhaft übernommen, um so ihre Bedeutung herausstellen zu können. Diese sieben Stufen greifen ineinander über und stehen miteinander in Wechselwirkung. Jede Entwicklungsstufe entspricht einer bestimmten Erlebniswelt und erfordert bestimmte Fähigkeiten.

Dieses Evolutionsstufenmodell, das uns die Geschichte der Menschheit nahe legt, stellt uns eine geniale Methode zur Verfügung, um auf Probleme direkt einzuwirken, Verhaltensmuster und Defizite aufzudecken sowie Talente und Fähigkeiten zu erkennen und zu fördern.

Im Mittelpunkt steht die Frage: Aus welcher Gehirnentwicklungsstufe heraus (mit welchen Wahrnehmungen und Fähigkeiten) agiert und reagiert der Mensch gerade? Was kann diese Entwicklungsstufe leisten, was kann sie nicht?

Es ist unsinnig von einem »Fisch« eine sprachliche Antwort zu erwarten. Die Entwicklungsstufe des Fisches hat ihre Fähigkeiten auf anderen Gebieten – der Fisch hat z.B. Vertrauen in die Welt und er muss nichts tun, um zu beweisen, dass er existiert. Doch oft steht in den Schulheften oder Zeugnissen eines Schülers: »Max beteiligt sich nicht am Unterricht« – er ist also stumm wie ein Fisch, und es wird nicht berücksichtigt, was Max auf der Entwicklungsstufe des Fisches tatsächlich kann: nämlich einfach da zu sein.

Jede Stufe hat ihre eigene »Sprache«, ihre eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Eine intellektuelle Herangehensweise ist das typische Merkmal der siebten, letzten Stufe. Daher unser Appell: Betrachten Sie andere Menschen, egal ob Kinder oder Erwachsene, nicht ausschließlich aus einer analytischen, erwachsenen Ebene. Wenn Sie die speziellen Sicht- und Verhaltensweisen der einzelnen Stufen beachten (und wir werden im Folgenden ausführlich auf die Stufen und ihre Merkmale eingehen), werden Sie Ihr Gegenüber auf eine ganz neue Weise verstehen lernen.

Durch diese neue Sichtweise, indem Ausdruck, Verhalten und Defizite von Kindern und Erwachsenen beobachtet werden, erschließt man sich die Möglichkeit, sie wirklich zu verstehen. Gezielte Förderung ist nur über dieses Verstehen möglich.

In der Evolutionspädagogik fragen wir:

  • Auf welcher Evolutionsstufe befindet sich das Kind im Augenblick, bei speziellen Aktivitäten, in bestimmten...
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