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E-Book

Dinkelsbühler Hauslexikon I-M

Architektur - Bewohner - Geschichte - Sagen

AutorGerfrid Arnold
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl232 Seiten
ISBN9783746083186
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Als Stadtarchivar und langjähriger Heimathistoriker bearbeitet Gerfrid Arnold das "Europäische Kulturdenkmal" Dinkelsbühl, das mit seiner Hauslandschaft brilliert. Dreiviertel der Altstadthäuser sind im Kern älter als 350 Jahre, nahezu die Hälfte hat einen mittelalterlichen Baubeginn. Architektur und Baugeschichte werden vom Armbürgerhaus bis zum Patrizierhaus beschrieben und mit über 500 aktuellen und historischen Fotos sowie mit alten Bauzeichnungen aus dem Stadtarchiv veranschaulicht. Die Berufe der Besitzer und Bewohner, bzw. das im Haus ausgeübte Handwerk geben einen Einblick in die Sozialstruktur des 18. und 19. Jh., wobei Künstler und heimatgeschichtlich bedeutende Personen namentlich erfasst sind. Eingebunden sind die Stadtgeschichte und örtliche Sagen wie auch die Kunst am Haus. Neben den einzelnen Gebäuden werden Denkmale, Gedenkstätten und Brunnen beschrieben. Eingegangen wird auch auf die Lage und Namen von Straßen, Gassen und Plätzen. Im Anhang befinden sich ein Verzeichnis der Fachbegriffe sowie eine Bilderklärung zu Fachwerk und Bauformen. Im vorliegenden 2. Band des Hauslexikons I-M sind die 176 Häuser der 16 Straßen und Gassen Inselweg bis Muckenbrünnlein beschrieben.

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Leseprobe

Kapuzinerweg

*S

Enger Weg an der Stadtmauer und an Gartenmauern vom Segringer Tor zur Oberen Schmiedgasse, der zu den ehemaligen städtischen Speichern Oberer Kasten (Jugendherberge) und Kornhaus (Kinderzech-Zeughaus) führt. Den Namen hat der Weg vom dortigen Kapuzinerkloster.

Sage Es geht die Sage, in den zwölf Raunächten reite der Thomasreiter mit seiner dreibeinigen Schindmähre vom Oberen Mauerweg herkommend den Kapuzinerweg entlang und treibe sich am liebsten hier herum. Seinen Kopf trägt er unter dem Arm.

Kapuzinerweg 1

Wehrganghaus mit Mauerturm

Baubeginn eines kleineren Anbaus am Dreikönigsturm ca. 1550. Stehender Dachstuhl. Vermutlich ca. 1700 erweitert und 1804 neu erbaut „an der Stadtmauer, dem Kornhaus unweit dem Segringer Tor gegenüber“.

Armbürgerhaus (Haushälfte, zweifensterbreit, ein Obergeschoss, zwei Dachgeschosse). Verputztes Fachwerk. Das an drei Seiten frei stehende Haus ist an den Wehrgang und den Dreikönigsturm gebaut und hat dadurch zwei Parallelfirste. + In den Flur ragt der über Eck stehende Dreikönigsturm, an dem die Treppe zum Obergeschoss führt. Das Haus steht mit der Traufseite zum Weg und hat dort einen Seitenflur. Die einstige Flügeltür ist erneuert. Die linke Hausecke ist im Erdgeschoss wegen der Zufahrt zur Kornscheune um eine Fensterbreite abgeschrägt. + Das Obergeschoss kragt an der Traufseite ca. 60 cm auf verschalten Konsolen vor. In Richtung Segringer Tor ein Fensterband, an der Giebelseite gegenüber sind heute ungleiche Fenster gestuft angeordnet. + Im 1. Dachgeschoss ist über dem unterbrochenen Traufgesims ein holzverschalter Aufzugerker mit Walmdach, früher eine offene Fachwerkkonstruktion. Die beidseitigen kleinen Walmdachgauben wurden im vorigen Jh. ergänzt. + Im Spitzboden und am Wehrgang sind an den Giebeln kleine Fenster.

Im 18. Jh. Eigentum oder bewohnt von Wagner. + Im 19. Jh. Eigentum oder bewohnt von Handelsmann, Wagnern, Pinselmacher.

Kapuzinerweg 2

*H *G *S Kapuzinerkloster

Erbaut 1622-1624 durch den Kapuzinerorden. Angelegt als Vierflügelanlage mit Kreuzgang in einem weitläufigen, abfallenden Gartengelände, das zwischen den rückwärtigen Haushöfchen der Koppengasse und der Jugendherberge, dem Flohberg und der Rossbrunnengasse sowie dem Treppenweg Russelberg liegt. 1908 teilweise Abriss und Neubau eines Erholungsheims für die Armen Schulschwestern. Ein Modell der historischen Klosteranlage erstellte Leonhard Bromberger (s. Kapuzinerweg 9).

Ein schlichter, imposanter Bau, der einen malerischen Winkel mit Dachreiter zwischen Kloster und Langhaus der Klosterkirche hat. Das gefugte Portal im Barockstil mit Schlussstein hat über einem verkröpften und profilierten rechteckigen Sturz als Abschluss einen gesprengten Segmentgiebel. Im Feld ein eingefügtes Relief mit der Heiligen Familie. Schmiedeeiserne Fensterkörbe von 1909.

Geschichte Die Kapuziner beeinflussten ab 1618 etwa 185 Jahre lang das religiöse Leben der zerstrittenen katholischen und mehrheitlich evangelischen Bürgerschaft der Reichsstadt. Die in Salzburg ansässige Witwe Eva Maria Fleisch kaufte von neun Bürgern die am Russelberg gelegenen Grundstücke auf. Das Kloster wurde mit der Säkularisation 1803 aufgehoben, die Brüder wohnten bis zu ihrem Ableben darin. Bei der Mediatisierung kam es 1810 an den bayerischen Staat. 1834 kaufte die Kath. Kirchengemeinde Kloster und Kirche. 1908 erwarben die Armen Schulschwestern das Kloster, seit 2013 ist es städtisch.

Sage Es geht die Sage, dass vom 2. Kellergeschoss unterirdische Gänge zum Deutschen Haus am Weinmarkt hinunterführen sowie zum nahe gelegenen Zwingerstand „Stadtparkruine“. Tatsächlich wurde Mitte 19. Jh. ein Gang vom Deutschen Haus bis in die Gegend des Schweinemarkts erkundet. Es soll im Garten im vorigen Jh. auch ein spitzbogiger unterirdischer Eingang aufgedeckt worden sein. Und an der Mauer in Höhe des Grünen Turms befindet sich eine Zisterne mit einem ca. 0,80 m hohen, in den Garten hinunterführenden Backsteingang.

Kapuzinerweg 4

*H *K Kapuzinerkirche St. Franziskus, Inschrift

Bauzeit ca. 1624-1628. Zum Bau wurden Steine der nach Verlegung des Friedhofs ruinösen Doppelkapelle St. Johannis- und Vitus (Beinhaus und Totenkapelle) auf dem Kirchhöflein und wohl auch Restmaterial der Vorgängerkirche des Münsters St. Georg verwendet.

Der Ordensvorschrift der Kapuziner entsprechend, ist die Kirche ein schlichter, einschiffiger Bau mit Chor. An der Traufseite stehen Stützpfeiler mit Pultdach. Das frühgotische Hauptportal an der Giebelseite zeigt ein zwischen Stäben gekehltes Sandsteingewände, vermutlich von der Doppelkapelle am Kirchhöflein stammend. Darüber in rechteckiger Vertiefung ein Fresko mit dem Heiligen Ignatius, bezeichnet mit MRK 1780. Von schlichter Wirkung sind das Rundfenster und die Gruppierung kleiner Stichbogenfenster im Giebeldreieck.

Rechts vom Portal ist eine Bronzetafel angebracht.

Wallfahrts-Gedenkstätte

Für die Gnadenorte der

Heimatkreise Mies und Pilsen

Westböhmen Errichtet 1960

Frühere Kapuzinerkirche

Kapuzinerweg bei der Kapuzinerkirche

*D *K Gedenkstätte Mies-Pilsen

Am erhöhten Platz vor dem Hauptportal der Kapuzinerkirche ist an der Gartenmauer das verwitterte Bruchstück eines Sandsteinreliefs eingemauert. Möglicherweise die frühgotische Fratzenfigur der abgerissenen Doppelkapelle St. Johannis und Vitus auf dem Kirchhöflein – noch 1688 wurden laut Kirchenpflege von dort Steine verkauft.

Darunter ziert ein Brunnen die Gedenkstätte Mies/Pilsen von 1960, zwei Wappen:

IN TREUE

ZUR HEIMAT

DIE

VERTRIEBENEN

DES KREISES

MIES UND

DER STADT

PILSEN

Kapuzinerweg bei der Kapuzinerkirche

*K Kreuzkapelle

Beim Eingang zum Stadtpark führt eine Freitreppe zur Kreuzkapelle. Dort war zuvor von den Kapuzinern ohne städtische Erlaubnis und unter Protest des Evangelischen Ratsteils 1715 ein etwa fünf Meter hohes Kruzifix aufgestellt worden. 1729 wurde dann die Kreuzkapelle erbaut, gespendet von 12 Bürgern, darunter Bildhauer Jacob Strobel und Kunstmaler Johann Michael Merz.

Die gemauerte und verputzte Kapelle ist von korbbogigem Grundriss und hat eine hohe Rundnische. Sie ist von Pilastern flankiert, deren Kapitelle Engelköpfchen zwischen Voluten mit Blütengehängen zeigen. Die Pilaster werden von einem Rokokoabschluss mit Kugel gekrönt. In der Rundbogennische des Dreieckgiebels befand sich früher die Brustfigur von Petrus. Auf dem korbbogigen Fassadensturz stand bis 1933 eine Strophe des Dichters Venantius Fortunatus: „Vexilla regis prodeunt“ (Des Königs Fahnen wehen). Damals brachte man die heutige Inschrift an: „O Crux, ave, spes unica!“ (O Kreuz, sei gegrüßt, einzige Hoffnung!). In der Nische sind zu Füßen des Gekreuzigten die lebensgroßen Holzfiguren von Maria, Magdalena und Johannes aufgestellt, angefertigt von Jacob Strobel (1667-1744; er schuf u.a. für das Karmeliterkloster die große Dinkelbauerfigur). Die Ausmalung von Johann Michael Merz (gest. 1744) zeigt eine Landschaft und den in der Sterbestunde Christi sich verfinsternden Himmel. Seitlich hängen die beiden Schächer am Kreuz, der ungläubige Schächer an der linken Seite Jesu ist zum Zeichen seiner Schlechtheit mit zwei linken Händen dargestellt. Über dem Kreuz ist ein Spruchband: „Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist“. Darüber schwebt das von einem Engel gehaltene Schweißtuch der Veronika mit dem dornengekrönten Christushaupt. Beidseitig davon sind Engel mit den Kreuzigungsutensilien Leiter, Lanze und Schwamm, im Gewölbe weitere Putten. Die Kreuzkapelle wurde mehrmals instandgesetzt.

Kapuzinerweg 6

*H *G Bürgervilla der Altstadt

Baubeginn 1909, zuvor war dort ein Garten.

Die kleine Bürgervilla (dreifensterbreit, ein Obergeschoss, ein Dachgeschoss) steht an der Russelbergtreppe im Garten als frei stehendes Walmdachhaus. + Die Eingangstür zum Hochparterre wurde in unserem Jh. erneuert. + Im Obergeschoss an der Südwestecke nachträgliche Holzverschalung mit Deckleisten, Zwillingssprossenfenster in Richtung Kapuzinerkirche. Zur Stadtmitte ein Balkon mit Blick zum Münster. + Auf jeder Dachseite eine mittig liegende Schleppdachgaube.

Der Garten am Russelberg war im 19. Jh. Eigentum des Gärtners Johann Einfalt, der 1889 ein Treibhaus baute. + Im vorigen Jh. Eigentum der Kath. Kirchenverwaltung, es war das Benefiziatenhaus für die ehemalige Kapuzinerklosterkirche St. Franziskus. Danach war es im Besitz der Armen Schulschwestern, die seit 1908 ihr Erholungsheim im einstigen Kloster hatten. Ab 2013 Eigentum der Ev. Kirchenverwaltung,...

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