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E-Book

Don't worry, be Mami

Juristisches Know-how rund um Schwangerschaft, Geburt und Elternsein

AutorSandra Runge
VerlagBlanvalet
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783641187552
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Das juristische Standardwerk zu Schwangerschaft, Geburt und Elternsein - mit überlebenswichtigen Tipps und Tricks zu Elterngeld, Elternzeit & Co. - jetzt als aktualisierte Taschenbuchausgabe
Wer meint, die Geburt wäre das Heftigste am Kinderkriegen, irrt: Es ist der juristische Wahnsinn, der Eltern den Verstand raubt: Wo beantrage ich Elterngeld - und welches? Wer erhält das Sorgerecht im Falle einer Trennung? Und was ist noch mal der Unterschied zwischen Mutterschutz und Elternzeit? Ganz ohne Juristenkauderwelsch und mit Beispielen aus dem wahren Leben gibt Rechtsanwältin und Zweifachmutter Sandra Runge Tipps, um Mamas und Papas vor allen rechtlichen Fallgruben zu bewahren.

Ihr unverzichtbares Standardwerk zu Schwangerschaft, Geburt und Elternsein erscheint nun erstmals als aktualisierte Taschenbuchausgabe, die im Zuge neuer Gesetze um hilfreiche Checklisten, Linksammlungen und Tipps erweitert wurde. Denn wer sich nicht über verstrichene Fristen und einen mickrigen Kontostand ärgern muss, kann sich an den wirklich wichtigen Dingen des Lebens erfreuen: dem eigenen Kind zum Beispiel.

Sandra Runge ist selbstständige Rechtsanwältin, Fachanwältin für Arbeitsrecht und Gründerin eines Start-ups. Als man ihr am ersten Tag nach der Elternzeit netterweise die Kündigung überreichte, wurde ihr klar: (Werdende) Eltern benötigen dringend Hilfe, sowohl gegenüber fiesen Arbeitgebern als auch im undurchsichtigen Paragrafen- und Behördendschungel. Das inspirierte sie zu ihrem Eltern-Rechtsratgeber Don't worry, be Mami mit vielen nützlichen Tipps und Tricks, Checklisten und Mustertexten, verpackt in lustig-skurrile Alltagsgeschichten, die alle Mamas und Papas kennen. Sandra Runge lebt mit ihren beiden Jungs, zwei Meerschweinchen und ihrem Mann in Berlin.

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Leseprobe

VORGESCHICHTE

Der Urknall: Wie ich nach der Elternzeit zu einer arbeitslosen Mutter wurde

Nick, mein kleiner Sohn, der bis eben noch tief und fest in meinen Armen schlummerte, ist aufgewacht. Erst meldet er sich mit einem leisen Glucksen, dann mit mehreren lauten Wähwähhhhs. Milchdurst! Er befreit seine Ärmchen und Beinchen mit heftigen Ruder- und Strampelbewegungen aus meiner Umarmung, krabbelt auf meinen Bauch und zieht erwartungsvoll an meinen Haaren und Ohren. Dann bohrt er kurz seinen Zeigefinger in mein rechtes Nasenloch. Autsch! Bereits im zarten Alter von zwölf Monaten und drei Tagen weiß er genau: Meine Mama ist ein Morgenmuffel und muss mit sanften Ritualen geweckt werden.

Ich taste schlaftrunken nach meinem Telefon, das irgendwo auf dem Nachttisch liegen muss. Das Display zeigt 5.17 Uhr. Verdammt, flucht meine innere Stimme. Wieso ist Nick so früh wach geworden? Normalerweise trinkt er doch erst um sieben Uhr seine Guten-Morgen-Nuckelflasche. Ausgerechnet heute, an meinem ersten Arbeitstag nach einem Jahr Elternzeit, raubt er mir den Schlaf.

Ich stehe auf, nehme das durstige Bündel in meine Arme und beruhige ihn mit einem langsamen Wiegewalzer, den ich mit ihm im Schummerlicht durch das Schlafzimmer tanze. Engtanzen und leise »Sch-Sch-Sch’s« helfen immer, wenn Nick unzufrieden ist. Wir tanzen im Dreivierteltakt zur Fensterbank, dort bereite ich eine Milchflasche für ihn zu. Zwischendurch schiebe ich das Rollo einen Spalt zur Seite und werfe einen Blick aus dem Fenster. Es ist dunkel, Berlin schläft noch. Vereinzelt blinkt die noch nicht abgehängte Weihnachtsbeleuchtung aus den Fenstern der gegenüberliegenden Häuser. Ein kitschiger einäugiger Schneemann mit Zipfelmütze grinst mich an. Ich habe das Gefühl, dass er mich auslacht – wie ich da so am Schlafzimmerfenster unserer Dachwohnung stehe: übermüdet, mit verquollenen Augen, in einem ausgewaschenen Micky-Maus-Schlafhemd, links das Baby wiegend und rechts eine Nuckelflasche schüttelnd. Ich strecke dem Schneemann kurz die Zunge raus – soll er doch woanders hingucken und grinsen.

Ich lege Nick in unser Bett, das seit geraumer Zeit in eine Familien-Schlaflandschaft umfunktioniert worden ist, und drücke ihm die Milchflasche in die Hand. Dann krieche ich unter die Bettdecke und stelle erleichtert fest: Er nuckelt mit geschlossenen Augen und zwirbelt seine goldbraunen Wuschelhaare um den Zeigefinger – ein sicheres Zeichen dafür, dass er wieder einschläft. Auch ich muss schlafen und Energie tanken. Dringend. Aber ich komme verflixt noch mal nicht zur Ruhe. In meinem Kopf dreht sich ein außer Kontrolle geratenes Gedankenkarussell mit der Aufschrift »Tschüss Elternzeit, hallo Job!«, in dem Nick, mein Mann Max, Nicks künftige Erzieherin und meine beiden Chefs, Herr Frey und Herr Werth, sitzen.

Nun beginnt er also – ein neuer Lebensabschnitt. In vier Stunden sitze ich im Büro und fange wieder an, als Inhouse-Juristin eines internationalen Logistikunternehmens zu arbeiten. Zweifel überkommen mich. Wird es mir gelingen, vom Windel-, Nuckel- und Bauklotz-Modus in den Paragafen-Modus zu wechseln? Kann ich das überhaupt noch – eine Rechtsabteilung leiten und Verantwortung für mein Team und teure Transaktionen tragen? Gesetze studieren, Paragrafen jonglieren und Gutachten für meine Chefs schreiben? Das fühlt sich fremd an – und dazu noch meilenweit entfernt. Was ist, wenn ich meinen Job nach der Elternzeit verlernt habe? »So ein Quatsch«, ermahnt mich meine innere Anwältin, die langsam aus dem einjährigen Dornröschenschlaf erwacht, »du hast dich im letzten Jahr doch fortgebildet und deinen Fachanwalt für Arbeitsrecht gemacht. Ganz blöd kannst du ja nicht sein.«

Ich umarme Nick und ziehe ihn an mich. Er riecht gut und vertraut nach Elternzeit. Ein Cocktail aus Milch, Karamell und einem Hauch Lavendel-Gute-Nacht-Bad. Ich merke, wie das schlechte Gewissen an mir nagt. Der arme Zwerg, auch für ihn beginnt heute der Ernst des Lebens – sein erster Tag in der Krippe. Dagegen ist mein Wiedereinstieg doch lächerlich. Ich weiß immerhin, was auf mich zukommt, er dagegen muss sich an fremde Menschen und eine völlig neue Umgebung ohne Mama und Papa gewöhnen. Wie ein von Hand aufgezogenes Tierbaby, das plötzlich im Dschungel ausgewildert wird.

Das Gedankenkarussell nimmt Fahrt auf. Was ist, wenn die Erzieher doch nicht so nett sind wie bei unseren beiden Besichtigungen? Werden sie Nick trösten, ihn durch die Krippe tragen und mit ihm Wiegewalzer tanzen, wenn er weint? Haben wir für ihn die richtigen Menschen ausgesucht, die ihn ab jetzt Tag für Tag beim Wachsen begleiten, seine Stinkewindeln wechseln und Auas wegpusten werden?

Ich denke an das »Kita-Eltern-Casting« zurück. Was haben wir nicht alles über uns ergehen lassen müssen, um dort einen Platz zu ergattern: Mehrere Vorstellungsgespräche, zu denen ich Max mitgeschleift hatte (»Ja, Schatz, du MUSST da mitkommen, es macht immer einen besseren Eindruck, wenn wir zu zweit antanzen. Und bitte geh noch mal vorher zum Friseur und zieh dir ein schickes Hemd an.«), peinliche Betteltelefonate (»Es wäre so toll, wenn das mit dem Platz klappt, wissen Sie, wir haben so viele Einrichtungen gesehen, diese hier hat das überzeugendste pädagogische Konzept. Ach, und was ich noch sagen wollte, mein Mann ist handwerklich sehr geschickt und könnte bestimmt den kaputten Sandkastenrand reparieren.«) – und dann noch eine ärgerliche Zahlung für den Monat Dezember – obwohl wir den Betreuungsplatz erst ab Januar in Anspruch nehmen dürfen (»Ist doch kein Problem, das bezahlen wir gerne.«). Egal. Augen zu, Portemonnaie auf, Hauptsache wir haben einen Krippenplatz.

Der Plan, am gleichen Tag mit der Eingewöhnung und mit dem Job-Wiedereinstieg zu beginnen, ist eigentlich völlig verrückt. Aber es ließ sich nicht anders organisieren. Eine Verlängerung der Elternzeit war von meinem Arbeitgeber abgelehnt worden, da Sylvie, meine Elternzeitvertretung, nur bis Ende Dezember gearbeitet hat. Und Max kann die Eingewöhnung leider nicht übernehmen, da er drei Tage unter der Woche nicht in Berlin arbeitet – deshalb muss meine Mutter einspringen. Ich verdränge mein schlechtes Gewissen. Das Leben ist kein Wunschkonzert, erst recht, wenn es um den beruflichen Wiedereinstieg und um einen Krippenplatz geht.

Das Gedankenkarussell dreht sich unkontrolliert weiter. Schlaf, wo bist du? Ich gehe gedanklich meinen Wiedereinstiegs-Masterplan durch, schließlich soll mein Start nach der Elternzeit perfekt sein:

– Handtasche ausmisten (Reiswaffelkrümel, abgelutschte Schnuller, Ersatzwindeln) und neu packen (Kopfschmerztabletten, Lippenstift, Ersatzstrumpfhose)

– Schoko-Wiedereinstiegskuchen backen (damit die beiden Chefs und alle Kollegen um mich herum gut gelaunt sind)

– Absatzsschuhe entstauben und putzen (hat sich erledigt, da ich am Freitag neue Schuhe gekauft habe)

– Pralinen für meine Mutter besorgen (sie wird Nervennahrung brauchen)

– Foto von Nick für den Büro-Schreibtisch rahmen (zur Beruhigung bei plötzlichen Sehnsuchts-Attacken)

– Gespräch mit den Chefs vorbereiten (bei guter Laune haben: flexible Arbeitszeiten und Homeoffice ansprechen, bei sehr guter Laune: Gehaltsentwicklung)

Ich stelle erleichtert fest, dass ich alles erledigt habe. Die Oma ist bereits angereist und wurde mit Pralinen versorgt, ich habe gepackt, gebacken, das Bild von Nick in einen silbernen Rahmen gesteckt und alles im Flur bereitgestellt. Ja, sogar das Gespräch, das ich am ersten Tag mit meinen beiden Chefs führen werde, habe ich zusammen mit Max vorbereitet. Aber warum mache ich mich verrückt, es wird bestimmt alles gut laufen, Herr Frey hat sich nach meinem letzten Bürobesuch kurz vor Weihnachten schließlich mit den Worten »Wir freuen uns schon sehr auf Ihre Rückkehr und sehen uns dann am 3. Januar« verabschiedet.

Ist doch klar, ich mache da weiter, wo ich aufgehört habe, und werde so schnell wie möglich meine ehrgeizigen Pläne, die ich in der Elternzeit geschmiedet habe, umsetzen: mehr Verantwortung, mehr Geld, Mitarbeiterin des Monats, ach Quatsch, des Jahres! Ich denke an meine Lieblingskollegen, meinen Arbeitsplatz, gebügelte Blusen, klappernde Absätze und an mein altes Gehalt, das bald wieder auf meinem Konto landen und endlich das Elterngeld ablösen würde.

Mein Bauchnabel kribbelt. Eigentlich ist es doch schön, wieder arbeiten zu gehen – irgendwie habe ich den Jahrmarkt der Eitelkeiten auch ein wenig vermisst. Es ist an der Zeit, dass ich endlich zu den Müttern gehöre, die ich im Sommer häufig auf dem Spielplatz beobachtet hatte: mit der Sonnenbrille auf der Nase, halb im Sandkasten sitzend, schick gekleidet im Büro-Outfit, barfuß oder in Nylonstrümpfen (die Stöckelschuhe liegen umgekippt am Sandkastenrand), tiefenentspannt mit dem Kind buddelnd, die gebügelte Bluse paniert mit Sand. Das schaffe ich doch mit links, oder? Und Nick wird das auch schaffen, die Krippe wird ihm bestimmt guttun. Die vielen Aktivitäten, die anderen Kinder – und wenn die Erzieher doof sein sollten, dann wird eben gewechselt. Punkt. Ich atme tief ein. Und plötzlich merke ich, dass sich das Gedankenkarussell langsamer dreht und stehen bleibt. Die Wiedereinstiegs-Zweifel und das schlechte Gewissen verflüchtigen sich langsam. Hallo, Welt da draußen, ich kann beides! Glückliches Kind und glückliche Mama, Sandkasten und Büro, Schnuller und Paragrafen, Sandburgen und Präsentationen.

Dann kuschele ich mich wieder an Nick, dem die leere Milchflasche gerade aus der Hand geglitten ist. Er schnarcht leise und friedlich. Ich...

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