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E-Book

Ein Leben bis zur W(ende)

AutorEckhard Steinfurth
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl212 Seiten
ISBN9783739287096
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,49 EUR
In diesem Buch beschreibt der 1955 in der DDR geborene Autor seinen "etwas anderen" Lebenslauf, der ihn nach der Lehre mit Abitur, seinem 3-jährigen Dienst in der Volksmarine, einem 4-jährigen Hochschulstudium, einem weiteren Studium an der Komsomol-Hochschule in Moskau und seiner Tätigkeit als hauptamtlicher FDJ-Funktionär 1983 Offizier der Hauptverwaltung Aufklärung des MfS werden ließ. Schnörkellos und anschaulich berichtet er, wie seine Entwicklung nicht ohne Reibungen, aber folgerichtig verlief. Die Lebenserinnerungen in Form einer Autobiographie zeigen neben dem alltäglichen Leben in der DDR, eingebunden in politische Ereignisse der Zeit, die unterschiedlichen Aufgaben eines Mitarbeiters und die Arbeitsweise der Abteilung VI der Hauptverwaltung Aufklärung.

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Leseprobe

Meine Kindheit


Wie schon angeführt, verbrachte ich mit meiner Schwester die ersten unbeschwerten Kindheitsjahre bei meinen Großeltern in Greifswald. Ich besuchte, wenn ich mich recht erinnere, nicht besonders gerne, den Kindergarten. Nachmittags, schon am Zaun auf meine Oma wartend, war ich froh, wenn wir wieder zu Hause ankamen und ich meinen eigenen Beschäftigungen nachgehen konnte. Unbeschwert konnte ich basteln und im Garten spielen. In einer Ecke des Gartens baute ich mir aus Holzresten, die mein Opa im Schuppen hatte, eine kleine Hütte. Diese war von oben sogar wasserdicht, hatte ein Fenster, eine Tür und da ich mich damals schon für Kabel und Batterien interessierte, auch elektrisch Licht und eine Klingel. Im Sommer konnte man dies ja kaum richtig nutzen, aber die Herbst- und dunklere Jahreszeit kam und hatte so auch ihre Reize.

Bauen, basteln und meinem Opa in der heimischen Werkstatt im Schuppen, wo er nach Feierabend noch nebenbei arbeitete, zuzusehen und zu helfen, war für mich eine unvergessene Zeit.

Hier lernte ich mit Hammer, Säge und so weiter umzugehen, was mir nicht nur im Werkunterricht, sondern auch bei allen praktischen Arbeiten bis heute sehr hilfreich war. Ob später Fahrrad- oder Autoreparatur, renovieren wie streichen tapezieren, Elektroarbeiten und fliesen, Gartengestaltung und vieles mehr, nichts konnte mich abhalten es auszuprobieren. Wenn es auch zu Anfang nicht gleich immer klappte, war ich doch später mit den Ergebnissen sehr zufrieden. In den ersten Jahren, wenn etwas nicht gelang, brachte ich oft nicht viel Geduld auf. Dann flog auch mal etwas durch die Werkstatt und mein Opa musste helfen.

In meinem ganzen weiteren Leben fehlte mir oft eine gewisse Geduld. Es sollte alles gleich klappen, funktionieren und auch von anderen, so wie ich es sah, verstanden werden. Mein Ziel ist es, angefangene Arbeiten so schnell wie möglich zum Abschluss zu bringen. Mit Halbfertigen und Liegengelassenen konnte ich mich nie anfreunden. Ungeduld, alles fertig zu kriegen, hat mich immer getrieben und Ordnung spielt bis heute für mich eine sehr große Rolle.

Mit der Einschulung 1961, wenige Tage nach dem Bau der Berliner Mauer begann für mich, wie man so sagt, ein neuer Lebensabschnitt, die Schulzeit. Wie oft beginnt aber ein neuer Lebensabschnitt?

Was wusste ich als Kind damals schon von den politischen Ereignissen, um den Bau der Berliner Mauer und die Kriegsgefahr die durch die Kubakrise ausgelöst wurde. Stand die Welt nicht wieder am Abgrund eines Weltkrieges. Auch wenn man es heute nicht wahr haben will und die Mauer als reine Fluchtbremse aus der DDR, die von dem „unmenschlichen SED-Regime“ errichtet wurde ansieht, ist die Realität doch anders. So tummelten sich zur damaligen Zeit unzählige Geheimdienste in Westberlin, um mit der Bonner Adenauer Regierung die Nachkriegsgrenzen zu revidieren und die DDR zu vereinnahmen. Die geschichtlichen Fakten zeigen die aggressiven Machenschaften, welche auch heute zunehmend von westlichen Politikern offenbart und anerkannt werden. Man muss sich nur die Mühe machen diese Fakten heute in zahlreichen Dokumentationen zu erkennen. Da staunt man, wie offen jetzt über damalige geheimdienstliche Tätigkeiten und Sabotage gegen die DDR berichtet wird und die Autoren sind auch noch stolz darauf und brüsten sich als Sieger. Viele Angriffe gegen die DDR werden heute tröpfchenweise von damaligen Agenten und Menschenhändlern zugegeben. Damals hat man sie abgestritten. Wie viel unschuldige Menschen in der DDR bei Sabotageanschlägen geschädigt und ums Leben gekommen sind, wird verschwiegen. Im Namen der westlichen Freiheit sind das anscheinend rechtsstaatliche Mittel gewesen, die legal waren. Aber auch heute werden, nach wie vor, die Interessen des Kapitalismus und besonders des USA Imperialismus mit derartigen Mitteln durchgesetzt. Wo diese angeblichen Interessen verletzt sind, kann man im Namen der Freiheit anscheinend ungehindert mit allen Mitteln vorgehen.

Wie viele solche Anschläge hat die DDR denn im Westen verübt? Derartiges war uns wesensfremd. Aus westlicher Sicht wäre es doch klüger, bestimmte Fakten und Einstellungen heute nicht anzusprechen und zu äußern, um das damals aufgebaute westliche Bild nicht selbst nachträglich zu zerstören. Die Wahrheit ist schon eine andere, als die, die man uns glauben machen will. Man muss nur tief genug schauen und bereit sein, sie zu erkennen.

Drei Jahre ging ich dann in Greifswald in die Schule, bevor wir nach Kühlungsborn zogen. Die Schule machte mir im großen und ganzen Spaß. In Fächern, die mir gefielen, gab ich mir sehr viel Mühe und hatte sehr gute und gute Leistungen. Deutsch und später die Fremdsprachenfächer lagen mir leider nicht so und ich tat mich schwer damit. Ich beneide jeden, der mindestens eine Fremdsprache richtig kann, aber mir sind da wohl, trotz großer Bemühungen, Grenzen gesetzt.

Neben der Schule, war die Freizeit für mich oft sehr viel interessanter. Es galt ständig Neues zu entdecken und kennen zu lernen. Klavierunterricht, den ich auch über ein Jahr besuchte, gehörte aber nicht dazu. Hierbei gingen mir die Fortschritte nicht schnell genug und dadurch verlor ich die Lust. Interessanter für mich war da schon das Leben der Matrosen in der Dienststelle der Volksmarine, in der meine Mutter als Arzt arbeitete und in die ich jederzeit Zutritt hatte. In mehreren Sommern war ich Teilnehmer im Kinderferienlager der Volksmarine „Max Reichpietsch“ in Kühlungsborn. Viele Zirkel, Arbeitsgruppen, Treffen, Ausflüge und das ganze Leben im Ferienlager gefielen mir, auch wenn es, oder gerade deshalb, mit Appellen, Wache, Küchendienst und so weiter verbunden war. Besonders aufregend waren je Durchgang immer 3 Tage Touristenlager außerhalb des offiziellen Ferienlagers im Wald mit kleinen Zelten, Gulaschkanone und Nachtwanderung. Alles wurde von Angehörigen der Volksmarine, zu denen ich ja eh guten Kontakt hatte, organisiert und betreut.

Eine Episode aus dieser Zeit ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Im Ferienlager gab es eine Sanitätsstelle in der eine Schwester, die ich durch die Arbeit meiner Mutter kannte, ihren Dienst versah. Hier ging ich auch öfter ein und aus. Im Korridor der Baracke hing ein Feuerlöscher, der mich wie alles Neue interessierte. Also spielte ich daran herum, um rauszukriegen wie er wohl funktioniert. Mit einmal ging er los und ich konnte ihn nicht wieder abstellen. Also ergriff ich die Flucht. Die Schwester, die nun dachte es brennt, ist dann aus dem Fenster der Baracke gestiegen. Dies machte in der Dienststelle schnell die Runde. Als ich abends zuhause ankam, standen meine Eltern auf dem Balkon und empfingen mich schon „sehr herzlich“. Da ich kurz vor dem vermeintlichen Brand in der Baracke gesehen worden war, konnte ich mich auch nicht rausreden. Ich musste mir also eine Standpauke anhören, obwohl mir nicht entging, dass mein Vater dabei grinste.

Die Zeit in Kühlungsborn und im Sommerurlaub in Lubmin auf unserem Wochenendgrundstück brachte mich unter anderem auch der Natur näher. Ständig im Wald und an der Ostsee, so kam ich auf die Idee alle möglichen Sachen zu sammeln. Ich präparierte Schmetterlinge, untersuchte Gewölle, züchtete Raupen bis aus ihnen Schmetterlinge wurden, sammelte Pflanzen, Samen und vieles mehr. Neben unseren eigenen Tieren, einem Schäferhund und später einem Pudel, Vögel, Goldhamster und Fischen, brachte ich auch noch Molche aus dem Dorfteich mit nach Hause. Da diese senkrecht an Glasscheiben hochkommen, sind sie ausgerissen und ich musste sie nach dem Einfangen wieder zurück in die Natur bringen. Na ja, es war nie langweilig.

Nach den Jahren in Kühlungsborn zogen wir vorübergehend nach Tharandt, weil wir in Dresden keine Wohnung bekamen. In eineinhalb Zimmern ohne Küche, machten wir es uns ein Jahr gemütlich. In dem halben Zimmer, übrigens Deckenhöhe ca. 2m, standen 2 Doppelstockbetten in denen wir vier schliefen und ein Tisch zum Kochen. Toilette draußen ohne Licht, dass machte besonders im Winter viel Freude. Meine Mutter fuhr jeden Tag mit dem Bus bis Freital und ab Freital mit der Straßenbahn nach Dresden zur Arbeit. Mein Vater studierte an der Forstakademie und ich absolvierte die 6. Klasse. Meine Freizeit nach der Schule verbrachte ich oft auf dem Nachbarbauernhof. Hier gab es Pferde, Schafe und Kühe. Es mussten unter anderem die Wiesen mit dem Pferdegespann gemäht und abends die Tiere versorgt werden. Hierbei half ich und es machte mir sehr viel Spaß. Zu dieser Zeit reifte auch in mir der Wunsch Tierarzt zu werden.

Bei einem weiteren älteren Nachbarn, der mehrere Bienenstöcke besaß, lernte ich noch etwas über Bienenzucht. Angst vor Bienenstichen hatte ich keine und wurde, so weit ich mich erinnern kann, auch nicht gestochen.

Diese Zeit ist mir, obwohl die Wohnbedingungen für uns sicher nie schlechter waren, als sehr harmonisch und schön in Erinnerung geblieben. Wohnten wir hier als Familie doch das erste Mal richtig und nicht nur an Wochenenden zusammen. Aber auch dieses Jahr verging und mit dem Umzug in eine Altbauwohnung in Dresden Neustadt begannen mehrere Jahre meines Lebens in Dresden.

Die Wohnung in der Hansastraße war in einem sehr schlechten Zustand und musste auch durch unsere Mithilfe erst renoviert werden. Teilweise alter Stuck musste entfernt werden, alte Öfen wurden erneuert, die Stromleitungen wurden unter Putz verlegt und alles musste tapeziert und gemalert werden. Am Ende hatten wir ein sehr schönes Zuhause.

Was erwartete mich nun in der neuen Schule und in Dresden?

Ich kannte ja schon 3 Klassen in 3 Schulen und musste besonders hier feststellen, dass die unterschiedliche Art der Lehrer und des Unterrichts sich auf meine...

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