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Eltern dürfen Fehler machen

Wie Familien an Schwierigkeiten wachsen

AutorJirina Prekop
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783641035945
FormatePUB/PDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Deutschlands große Erziehungsexpertin feiert ihren 80. Geburtstag
Gleich, wie liebevoll und bemüht Eltern sind, in der Kindererziehung bleiben Fehler nicht aus - und das ist auch gut so! Die erfahrene Erziehungsexpertin Jirina Prekop zeigt, dass diese kleinen Stolpersteine eine unverzichtbare Chance sind und wie Kinder an ihnen wachsen können.

»Liebe Jirina, wir sind von Herzen dankbar, dass es Sie gibt! Für uns sind Sie ein echter Hoffnungsträger auf dieser Welt. Ohne Sie wäre unsere Welt weniger freundlich und heil.« Eva-Maria Zurhorst, Autorin und Coach

Dr. phil. Jirina Prekop war Diplom-Psychologin und arbeitete viele Jahre in der bekanntesten Kinderklinik in Stuttgart. Ihre zahlreichen Bücher sind mittlerweile in 24 Sprachen übersetzt worden. Die Begründerin der Festhaltetherapie nach Prekop und 1. Vorsitzende der Gesellschaft zur Förderung des Festhaltens als Lebensform und Therapie e.V. verstarb am 9.9.2020.

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Leseprobe
FEHLER MÜSSEN SEIN ODER VOM SINN DER FEHLER

»Jahrelang war ich der festen Überzeugung, richtiggehandelt zu haben, wenn ich mein Kind zur Strafe in sein Zimmer schickte. Jetzt lese ich, dass es ein Fehler war, und ich spüre, wie mich diese Erkenntnis schmerzt. Ich habe eine unverzeihliche Wut auf mich selbst.« Eine Trauer macht sich breit, so als wäre alles verloren. Oft höre ich Eltern, die sich wie diese Mutter zutiefst über einen Fehler grämen. Das Entsetzen ist umso größer, als sie doch absolut keinen Fehler machen wollten und nur das Beste für ihr Kind im Sinn hatten!
Es erscheint einem als Heimtücke der Natur, wenn man sich die Unabwendbarkeit der Fehler einmal bewusst macht: »Das Leben muss man nach vorne leben, die Fehler aber erkennt man nur rückblickend.« So beschrieb dieses Lebensgesetz sinngemäß der weltberühmte Mystiker Sören Kierkegaard. Im Grunde aber kennt es jeder: ohne Fehler kein Lernen. So gerät man sozusagen, ohne es zu wollen, in die Schuld.
Und noch eine Tücke: Eltern werden nun mal relativ junge Menschen, die kaum oder wenig Erfahrung mit der Erziehung haben. Heutzutage gibt es immer mehr unerfahrene Eltern, weil die meisten in kinderarmen Familien oder als Einzelkinder aufgewachsen sind. Die erste erzieherische Erfahrung machen sie dann mit ihrem eigenen Kind, der größten Kostbarkeit, die es gibt. Und alle Menschen um sie herum, die eigene Mutter, die Schwiegermutter, die Tanten, Großmütter etc. bestaunen die junge Mutter, wie wunderbar - oder eben nicht - sie mit dem Kleinen umgeht. So manch eine Frau fühlt sich von diesen vielen Blicken verunsichert. Natürlich wirkt sich das auch auf ihre innere Sicherheit und ihr Selbstwertgefühl aus. Dabei ist es ganz natürlich, dass junge Eltern schon aufgrund ihrer Unerfahrenheit zwangsläufig Fehler machen, obwohl sie gute Eltern sein möchten. Besonders stark macht sich dies beim erstgeborenen Kind bemerkbar. Mit einer Prise Humor pflege ich bei meinen Vorträgen gerne zu sagen, dass ich jetzt mit 80 Jahren aufgrund meiner lebenslangen Erfahrung eine perfekte junge Mutter wäre. Ein großes Gelächter im Publikum belohnt jedes Mal diesen kleinen Witz. Ja, es ist ein Absurdum, aber dennoch ist es so.
In meinem Buch Von der Liebe, die Halt gibt gab ich einem Kapitel den Titel »Keine Angst vor Fehlern«. Zwar stehe ich nach wie vor hinter allem, was ich darin über die Nützlichkeit der Fehler schrieb, aber eigentlich war der Titel ein Fehler an sich, denn ein wenig Angst vor Fehlern muss schon sein, um sich überhaupt Gedanken über das Richtige und über das Falsche machen zu können. Selbst der mutige Reinhold Messner bestieg nie ohne Angst und Respekt vor der Herausforderung einen Achttausender. Nur etwas Angst bewegt zur Sorgfalt.
Stehen wir also dazu, dass zu Fehlern das Wissen um die Gefahr und die daraus folgende Angst gehört und dass nur »Angsthasen« aufgrund ihrer übertriebenen Angst lieber auf jegliche neue Erfahrungen verzichten. Solche Menschen sind beispielsweise auch nicht in der Lage, sich von den eigenen Eltern loszulösen und selbstständig zu werden. Der mutige Mensch jedoch lässt sich nicht abschrecken. Nachdem er den Fehler erkannt hat, macht er ihn wieder gut, verarbeitet ihn und steigt daraus mit erneuerter Lebenskraft - quasi wie der Phönix aus der Asche - wieder empor. Er traut sich, ein neues Fehlerrisiko auf sich zu nehmen, allerdings wird er dabei mit einer bewussteren Behutsamkeit ausgestattet sein. Wenn etwa ein Bergsteiger den Halt für den nächsten Schritt nicht ausreichend geprüft hat und deshalb der Felsen unter ihm etwas nachgibt, so erkennt er seinen Fehler sofort und wird beim nächsten Schritt den Felsen genauer prüfen. Oder: Hat ein Autofahrer die Vorfahrtsregel nicht beachtet und dadurch einen Unfall verursacht, so muss er für die Schäden selbstverständlich aufkommen und sowohl eigene leibliche Schmerzen als auch Gewissensbisse oder ein Bußgeld ertragen. Danach wird er die Verkehrsregel viel bewusster einhalten als vorher!
Das lässt sich auch auf die Erziehung übertragen. Wenn Eltern ihrem Sohn stundenlanges Computerspielen blauäugig gestattet haben, doch nun durch die in der Presse dargestellten Warnbeispiele die Gefährlichkeit solcher Spiele erkennen, ihren Leichtsinn bereuen und den Umgang mit dem Computer nach pädagogischen Maßstäben rechtzeitig ändern, dann sind sie eben als praktizierende Pädagogen gewachsen.

Die heilsame Wirkung der Fehler geschieht ausnahmslos durch das Erkennen und durch die Verarbeitung.
Das leuchtet ein. Eine Heilung kann sich also ausnahmslos in diesem Prozess ereignen. Nicht anders meinen es alle psychotherapeutischen Methoden, von Freud bis zu den gegenwärtigen Traumatherapeuten. Das Wissen um die Gefahr der Verdrängung der unverarbeiteten Erlebnisse begann jedoch nicht erst mit Sigmund Freud. Er hat lediglich diese Erkenntnisse an die Wissenschaft übermittelt und zu seiner psychoanalytischen Methode herausgearbeitet. Doch schon seit dem Neuen Testament haben die Menschen eine Möglichkeit, Fehler zu verarbeiten, die Vergehen zu erkennen und Versöhnung zu erlangen: durch die Beichte. Sie zählt in der katholischen, der orthodoxen und der koptischen Kirche als das Sakrament der Buße und der Versöhnung zu den Sakramenten der Heilung. Was ist ihr Sinn? Diese Frage beantwortete mir in einem persönlichen Gespräch der Priester Leo Kuchar: »Es ist nicht Aufgabe der Religion, immer nur von Schuld und Sühne zu sprechen. Das würde krankhafte Schuldgefühle schüren. Der Auftrag der Religion ist aufzuzeigen, dass es Auswege aus Schuld und Sühne gibt, bewirkt durch die echte Versöhnung mit Gott und den Menschen. Die Schuld bewältigt man nicht durch Verdrängung, sondern durch ihr bewusstes Erkennen und die bewusste Aufarbeitung, der Distanzierung von der Schuld und schließlich dadurch, dass Gott und die Mitmenschen mir verzeihen. Die Befreiung ist also die wahre Botschaft. Das ist der Sinn des Sakraments der Beichte.«
In der Prüfung des Gewissens, im Erkennen und im Bereuen eigener Fehler, in dem Vorsatz, sowohl sich selbst trotz der begangenen Fehler als auch den anderen trotz seiner Fehlbarkeit zu lieben, leuchtet der mystische Kern des höchsten Prinzips der Liebe. Die Quelle der Wahrheit, der Auferstehung und des ewigen Lebens.

DER UMGANG MIT FEHLERN

Es gibt zwei Extreme, mit Fehlern umzugehen, und diese sind vollkommen gegensätzlich. Im ersten Fall wird der Fehler aus Angst gemieden. Im zweiten Fall wird er wegen fehlender Angst ohne Weiteres zugelassen.

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