Sie sind hier
E-Book

Endlich durchschlafen

Schlafprobleme verstehen und lösen

AutorChristine Rankl
VerlagPatmos Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl230 Seiten
ISBN9783843602853
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Jedes vierte Kleinkind hat Schlafprobleme. Und die Eltern sind Nacht für Nacht auf den Beinen. Das zehrt an den Nerven - und zwar auf beiden Seiten. Was sind die Ursachen? Und was hilft wirklich? Christine Rankl weiß für jedes Schlafproblem - vom Säugling bis zum Grundschulalter - eine Lösung. Dabei geht es nicht darum, ein bestimmtes Schlafprogramm durchzuziehen, sondern Kindern sanft und liebevoll in ihrer Fähigkeit zur Selbstregulation zu stärken. Und das gelingt Schritt für Schritt. Ein kompetenter Ratgeber, der endlich für erholsame Nächte sorgt.

Dr. phil. Christine Rankl, Klinische Psychologin, geb. 1966. Mitbegründerin der Säuglingspsychosomatik: Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, Kinderklinik Glanzing mit Neonatologie und Psychosomatik im Wilhelminenspital Wien. Umfangreiche Fortbildungs- und Vortragstätigkeit sowie wissenschaftliche Arbeiten.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

Einleitung oder: Das Dilemma mit Elternratgebern


Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser!

Sie haben nun diesen, vielleicht Ihren ersten oder schon fünfzigsten1 Elternratgeber in der Hand, von dem nahe liegenden Wunsch

angetrieben, endlich zu erfahren, warum Ihr Kind nicht schläft und wie Sie das ändern können.

Sie haben sich wahrscheinlich schon nach hilfreichen Tipps umgehört und ebenso wahrscheinlich eine Menge an wohlmeinenden guten Ratschlägen bekommen, die angeblich immer funktionieren. Somit wird Sie die berechtigte Frage quälen, wer denn eigentlich mit seiner Meinung recht hat, welcher Rat denn der beste ist. Und jedes zusätzliche Buch, jede weitere Expertenmeinung bringen noch mehr Verwirrung und letztendlich Ärger. Jeder Ratgeber findet berechtigte Gründe für seinen Ansatz und kann dies mit einer Reihe von Fallgeschichten belegen. Zu guter Letzt findet dann noch der Kinderarzt, dass dies alles normal sei, wohingegen die Großeltern im Brustton der Überzeugung meinen, dass mit einem richtig dicken Abendbrei das Kind schlafen muss.

Weitere hinzugezogene Helfer wie Osteopathen orten die Ursache im Geburtstrauma und die Lösung in der Cranio-Sacral-Therapie. Ganz anders sieht die Lage vielleicht ein Homöopath, der Unruhezustände im Kind einzustellen versucht und damit im Widerspruch zum Wünschelrutengeher steht, der mögliche Wasseradern im Kinderzimmer als die Wurzeln allen Übels sieht.

Kann es, fragen Sie sich zu Recht, eine derartige Uneinigkeit über die Ursachen und Lösungen von Schlafproblemen geben?

Es kann. In wohl kaum einem anderen Gebiet der Wissenschaft gehen die Meinungen derart auseinander wie in der Frage, wie man denn ein Kind richtig aufzieht. Die scheinbare Objektivität erweist sich durchzogen vom Zeitgeist und den eigenen, lebensgeschichtlichen Erfahrungen des Ratgebenden.

Der Einfluss des Zeitgeistes ist leicht nachvollziehbar: In der Meinung, Schreien kräftige die Lunge, spiegelt sich der Glaube an Disziplin und Autorität der Nachkriegsjahre wider. Die Begeisterung über das neu gewonnene Wissen über Hygiene und Bakterien förderte die Haltung, einem Säugling nähere man sich möglichst mit Mundschutz und weißer Arbeitskleidung und unterlasse das unhygienische Abküssen tunlichst. Ein Baby habe im Weiteren nicht öfter als alle vier Stunden Hunger zu haben und müsse von Anfang an begreifen, wer der Herr im Haus ist. Kurz, das Kind ist ein listiges Wesen, das primär danach trachtet, seiner Bequemlichkeit und seinen Bedürfnissen nachzugehen und dafür die Eltern schon früh ins Joch vor einen Karren spannt, indem es verlangt, möglichst dauernd herumgetragen zu werden.

Mit Beginn der Siebzigerjahre, sprich der Post-68er-Bewegung, wurde auf einmal alles anders. Freiheit und Grenzenlosigkeit nach all den Jahren der moralischen Einengung war das lang ersehnte Ziel. Kindern fortschrittlicher Eltern wurde überlassen, wann sie essen, wo sie schlafen, wann sie aufräumen und wann sie folgen wollten. Diese reinen, von jeglicher Verformung freien Engel sollten nun ihren Eltern zeigen, wie ein wirklich freies Zusammenleben in Einklang mit den Urinstinkten funktioniert. So lastete die Sinn- und Orientierungssuche der Eltern und die Entscheidung, was auf den Mittagstisch zu bringen ist, auf den Schultern von Zweijährigen. Zweijährige, die in diesem Alter eigentlich so den Halt von außen brauchen, wurden zu kleinen Buddhas erklärt, die ihren Eltern sagen sollten, wo es langgeht.

Allein der Rückblick auf stehende Leitsätze der Kindererziehung zeigt die extreme Relativität der Lehrmeinung.

Ja, und jeder Experte ist Kind seiner Zeit und ist somit »leibhaftiges Endprodukt« der Erziehung seiner Eltern und deren damaligen Ratgebern. Eine Mutter erzählte mir von ihrer Kinderärztin, die immer forcierte, dass sie das Schlafproblem ihres Kindes durch Schreienlassen beenden sollte, und dies so begründete: »Wenn ich das bei meinen Kindern geschafft habe, dann werden Sie es auch schaffen.«

Was für die heutige junge Elterngeneration so verwirrend scheint, ist die Schnittstelle der eigenen Geschichte (noch »autoritär« oder schon »antiautoritär«), der offene Methodenstreit der Experten und die Bewertung der psychologisch aufgeklärten Gesellschaft, die weiß, wie Eltern ihre Kinder schon früh fördern, aber ihnen auch schaden können.

Gut, werden Sie sich jetzt vielleicht denken, alles eine ganz interessante Ausführung, aber was hat das mit dem Schlafproblem meines Kindes zu tun? Ich will, dass mein Kind schläft, und nicht wissen, warum irgendeine Kinderärztin komische Ratschläge gibt. Und außerdem: Wieso hat bei der befreundeten Familie A. die Methode B. wirklich hervorragend funktioniert und bei uns nicht?

Diese Gedanken, die sich öfter in Gesprächen mit Eltern ergeben, können die Betroffenen ganz schön wütend machen. Wütend auf die »blöden« Ratgeber und wütend auf ihr »blödes« Kind, das scheinbar überhaupt nicht so funktioniert, wie es sich die Experten und die Eltern selbst vorstellen.

Nicht umsonst spreche ich vom Dilemma mit Elternratgebern. Für mich ist es ebenso ein »Dilemma«, nun so viele verschiedene Familien gleichzeitig anzusprechen und auch gerade für Sie die Patentlösung anbieten zu können. Wohl kristallisierte sich in meiner Arbeit mit Hunderten Familien mit kindlichen Schlafproblemen kein »Universalrezept« heraus – dazu sind Kinder und Familien zu unterschiedlich –, aber doch ein klarer Lösungsweg.

Grundsätzlich geht es darum, Ihr Kind in seiner Selbstregulationskompetenz zu stärken – das ist die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen, zu beschäftigen und mit kleinen Frustrationen fertig zu werden.

Nicht umsonst sind Babys, die nur äußerst schwer ein- und durchschlafen können, tagsüber auch besonders anstrengend. Sie wollen dauernd beschäftigt oder herumgetragen werden und ertragen es kaum, wenn ihre Mutter irgendetwas anderes tun möchte oder tun muss, wie bspw. kochen. Das ist nicht nur für die Mutter, das ist auch für ein 10 Monate altes Kind sehr ärgerlich. Alles in ihm drängt nach Selber-Ausprobieren, Selber-Essen, Selber-Bestimmen – und dann kann man nicht mal so was Einfaches wie selbst wieder einschlafen in der Nacht! Das macht wütend und unzufrieden, nicht nur Mama und Papa. Aus diesem Grund schlafen auch viele Kinder im Bett der Eltern um nichts besser; sie wachen genauso oft weinend auf und biegen sich im Arm des jeweils Trostspendenden im weiten Bogen weg.

Aufs Schlafen bezogen heißt Selbstregulationskompetenz zum einen alleine einschlafen zu können und zum anderen sich trennen können. Beides sind schwierige Aufgaben für ein Kind, aber auch für viele Eltern.

Der erste Faktor, alleine einzuschlafen, ist deswegen so wichtig, weil Ihr Kind, wenn es in der Nacht zwischen den einzelnen Schlafphasen aufwacht, auch ohne fremde Hilfe wieder einschlafen kann.

Der zweite Faktor, das Sich-trennen-Können, ist mehr ein »psychischer« Faktor.

Hier spielt das jeweilige entwicklungspsychologische Alter des Kindes eine Rolle. Säuglinge haben erfahrungsgemäß noch keine Trennungsängste, da sind es vielmehr die Eltern, denen es aus verschiedenen, mehr oder weniger bewussten Ängsten oft schwerfällt, sich vom Baby zu lösen. Zum ersten Geburtstag hin steht aber auch das Kind vor einer großen Entwicklungsaufgabe, nämlich das sich immer wiederholende Spiel vom Trennen und Wiederkommen zu bewältigen. Und genau dieses Spiel ist auch beim Thema »Einschlafen« zentral.

Kommen zu diesen ganz normalen Hürden in der kindlichen Entwicklung dann noch vorübergehende Spannungen in der Familie dazu, verkompliziert sich die Sache. Primär für Kleinkinder sind familiäre Spannungen oder durch eigene Sorgen emotional abwesende Eltern oft ein spürbarer, gefühlsmäßiger Verlust, der Angst macht, weil er noch nicht intellektuell verstehbar ist. Und Kinder sind diesbezüglich kompromisslos und »Übertreiber«.

Auch für viele Eltern ist es nicht leicht, sich von ihrem Kind zu trennen. Gerade Situationen wie das Abstillen, die Sorge wegen des plötzlichen Säuglingstods oder die Tatsache, nicht mehr das sanft einschlummernde Kuschelbaby neben sich zu haben, sondern den vielleicht schnarchenden Gatten, machen speziell vielen Müttern diesen ersten großen Abnabelungsschritt schwer.

Dieser Ratgeber wird Ihnen im ersten Teil vier grundlegende familiäre Vorbedingungen, die Kinder gut schlafen lassen, erläutern. Ebenso finden Sie, gestaffelt nach Altersstufen vom Säugling bis zum Schulkind, konkrete Hilfestellungen, wie Sie das Ein- und Durchschlafen Ihres Kindes unterstützen können. In jeder Altersstufe wird Ihnen vom entwicklungspsychologischen Standpunkt sozusagen ein kleiner Einblick vermittelt, wie es bspw. einem Einjährigen mit sich und der Welt so gehen kann und welchen Einfluss das auf seinen Schlaf hat.

Im zweiten Teil wird beschrieben, welche Faktoren die Schlafschwierigkeiten Ihres Kindes bewirkt haben können. Erfahrungsgemäß sind dies drei Problembereiche: erstens körperliche Auslöser, wie eine Erkrankung oder ein Entwicklungssprung, zweitens altersunpassende Einschlafgewohnheiten, wie mit elf Monaten beim Getragenwerden einzuschlafen, und drittens seelische Auslöser. Darunter verstehe ich familiäre Krisen und alle Probleme, sich von der Mutter zu trennen.

Im dritten Teil erfahren Sie, wie Sie das Schlafproblem Ihres Kindes lösen können.

Zuerst geht es um die Gewichtung, welcher Auslöser oder gar welche Kombination von Auslösern in Ihrer Familie für gestörte Nächte...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Eltern - Kinder - Familie

Lernen mit Sunflower

E-Book Lernen mit Sunflower
Format: PDF

Kinder mit Lern- und Teilleistungsstörungen zeigen sehr spezifische Beinträchtigungen ihrer physischen, psychischen, geistigen und emotionalen Leistungsfähigkeit, die sich zu einem individuellen…

Lernen mit Sunflower

E-Book Lernen mit Sunflower
Format: PDF

Kinder mit Lern- und Teilleistungsstörungen zeigen sehr spezifische Beinträchtigungen ihrer physischen, psychischen, geistigen und emotionalen Leistungsfähigkeit, die sich zu einem individuellen…

Lernen mit Sunflower

E-Book Lernen mit Sunflower
Format: PDF

Kinder mit Lern- und Teilleistungsstörungen zeigen sehr spezifische Beinträchtigungen ihrer physischen, psychischen, geistigen und emotionalen Leistungsfähigkeit, die sich zu einem individuellen…

Lernen mit Sunflower

E-Book Lernen mit Sunflower
Format: PDF

Kinder mit Lern- und Teilleistungsstörungen zeigen sehr spezifische Beinträchtigungen ihrer physischen, psychischen, geistigen und emotionalen Leistungsfähigkeit, die sich zu einem individuellen…

Weitere Zeitschriften

bank und markt

bank und markt

Zeitschrift für Banking - die führende Fachzeitschrift für den Markt und Wettbewerb der Finanzdienstleister, erscheint seit 1972 monatlich. Leitthemen Absatz und Akquise im Multichannel ...

Burgen und Schlösser

Burgen und Schlösser

aktuelle Berichte zum Thema Burgen, Schlösser, Wehrbauten, Forschungsergebnisse zur Bau- und Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Denkmalschutz Seit ihrer Gründung 1899 gibt die Deutsche ...

Courier

Courier

The Bayer CropScience Magazine for Modern AgriculturePflanzenschutzmagazin für den Landwirt, landwirtschaftlichen Berater, Händler und generell am Thema Interessierten, mit umfassender ...

crescendo

crescendo

Die Zeitschrift für Blas- und Spielleutemusik in NRW - Informationen aus dem Volksmusikerbund NRW - Berichte aus 23 Kreisverbänden mit über 1000 Blasorchestern, Spielmanns- und Fanfarenzügen - ...

Demeter-Gartenrundbrief

Demeter-Gartenrundbrief

Einzige Gartenzeitung mit Anleitungen und Erfahrungsberichten zum biologisch-dynamischen Anbau im Hausgarten (Demeter-Anbau). Mit regelmäßigem Arbeitskalender, Aussaat-/Pflanzzeiten, Neuigkeiten ...

DHS

DHS

Die Flugzeuge der NVA Neben unser F-40 Reihe, soll mit der DHS die Geschichte der "anderen" deutschen Luftwaffe, den Luftstreitkräften der Nationalen Volksarmee (NVA-LSK) der ehemaligen DDR ...

e-commerce magazin

e-commerce magazin

PFLICHTLEKTÜRE – Seit zwei Jahrzehnten begleitet das e-commerce magazin das sich ständig ändernde Geschäftsfeld des Online- handels. Um den Durchblick zu behalten, teilen hier renommierte ...