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E-Book

Erfolgsmenschen

Was ich von meinen prominenten Gästen gelernt habe

AutorIngo Nommsen
Verlagriva Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783745303407
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Wer den Mut hat, seiner Leidenschaft zu folgen, wird am Ende auch dafür belohnt. Wie konnte die Band Scorpions um Sänger Klaus Meine zur Rock-Legende werden? Wie wurde aus Kellneranwärter Steffen Henssler einer der besten und bekanntesten Köche Deutschlands? Welche Rolle spielt die Familie im Leben von Weltstar Kim Wilde? Was braucht es, um wie Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann alles aus sich herauszuholen? Fernsehmoderator Ingo Nommsen hat sich mit seinen prominenten Gästen abseits der Kamera über ihre ganz persönlichen Erfolgsrezepte unterhalten und erzählt hier emotional und mit viel Humor von diesen außergewöhnlichen Begegnungen. Ein inspirierendes Buch voller Lebensträume und Erfolgsgeheimnisse - und gleichzeitig ein spannender Blick hinter die Kulissen des Showbusiness.

Ingo Nommsen ist diplomierter Journalist und Fernsehmoderator. Nach Stationen als Moderator, Autor und Produktmanager präsentiert er, neben anderen Sendungen und Shows seit mehr als 15 Jahren die Morgensendung 'Volle Kanne' im ZDF. Darüber hinaus steht er immer wieder als Schauspieler vor der Kamera und moderiert große Gala-Events wie den Live Entertainment Award LEA, die Publisher's Night oder den Deutschen Markenaward. Ingo Nommsen lebt abwechselnd in München und Düsseldorf.

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Leseprobe

Siegfried Rauch


Nicht quatschen – machen


Siegfried Rauch ist nicht nur ein bemerkenswerter Schauspieler gewesen. Er war auch einer der Männer, die nun wirklich eng mit meinem Einstieg in den Beruf verbunden sind. Sein Tod mit fünfundachtzig Jahren war für mich ein echter Schock. Hatten wir doch kurz vorher noch telefoniert und uns bei ihm getroffen. Es gab Zeiten, in denen wir uns weit öfter sahen als in den letzten Jahren. Über Monate hinweg sogar nahezu täglich, weil ich beim Dreh seiner ARD-Serie Wildbach einer der beiden Produktionsfahrer war.

Ein Herzinfarkt riss ihn im März 2018 ganz plötzlich aus dem Leben und ließ Familie, Freunde und viele Menschen wie mich ratlos zurück. Die Erinnerung bleibt. An einen Mann, der von meiner alten Heimat Murnau aus loszog, um die Filmwelt bis nach Hollywood zu erobern. Der in Patton – Rebell in Uniform genauso begeisterte wie als Traumschiffkapitän. Und der mir maßgeblich half, meinen Traum vom Film wahr werden zu lassen. Das werde ich ihm nie vergessen. Doch der Reihe nach.

Wie viele Teenager träumte auch ich von einem Leben auf der Bühne. Mit einem Vater, der Berufssoldat war, und einer Kosmetikerin als Mutter standen meine Chancen, beim Film einen Fuß in die Tür zu bekommen, allerdings nicht gerade gut. Verbindungen in die Welt meines Traumberufs gab es nur eine einzige – und die erwies sich eher als hinderlich: Ein entfernter Verwandter arbeitete beim Theater und redete meinen Eltern zu, ihren Sohn bloß nicht an die Schauspielschule zu lassen. Seine Warnung: »Da sind alle nackt, dieses moderne Theater – da sind nur noch Nackte auf der Bühne.« Meine Eltern waren dadurch sehr verschreckt. Dass sie mir dann trotzdem über Jahre den Schauspielunterricht finanzierten, rechne ich ihnen bis heute hoch an.

Fest stand: Das moderne Theater in seiner ganzen Nacktheit war das Meine nicht. Zu der Zeit war ich Boulevardtheater-Fan und filmtechnisch auf Blockbuster abonniert. Und genau da wollte ich hin: möglichst viele Zuschauer. Nur wie? Der Schritt zum Film funktionierte dann doch über Vitamin B, und zwar mein eigenes. Ich war Gitarrist in mehreren Bands und unsere Auftritte hatten mir einige Gitarrenschüler beschert. Einer davon war Benedikt, dessen Vater einer unserer bekanntesten Schauspieler in Deutschland war: Siegfried Rauch.

Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass wir einmal zusammen Fernsehserien und Filme machen würden, ich hätte es nicht geglaubt. Mit dem Kinoklassiker Le Mans hatte er zusammen mit seinem Freund Steve McQueen schon in den Siebzigerjahren internationalen Kultstatus erlangt. Ihm habe ich meinen ersten Schauspieljob beim Film zu verdanken.

Als Schüler im oberbayerischen Murnau nahm mein Wunsch, in der Medienbranche zu arbeiten, langsam Gestalt an. Genau zu der Zeit lernte ich Sigi kennen, Herrn Rauch, wie ich ihn damals noch nannte. Mein Gitarrenschüler Benedikt war der ältere seiner beiden Söhne. Er stand genau wie ich auf Rockmusik und wollte in erster Linie wissen, wie Status-Quo-Songs richtig gespielt werden, um damit in seiner eigenen Band zu reüssieren. Seine Gitarren, die er mit in den Unterricht brachte, waren Sahnestücke, die mich beeindruckten und von meinem bescheidenen Instrumenten-Budget Lichtjahre entfernt waren. Einmal packte er eine wunderbare alte Fender Stratocaster aus. Ein echtes Schätzchen, top in Schuss und mit allerfeinstem Klang. Auch sie stammte aus der Gitarrensammlung seines Vaters. Mein Staunen war nicht zu übersehen. »Mein Vater hat noch ein paar schöne Gitarren zu Hause«, sagte er. »Magst du nicht bei uns vorbeikommen und sie dir anschauen?« Ich wollte. Am liebsten wollte ich natürlich sogar auf ihnen spielen und vielleicht auch ein Wort mit dem Mann wechseln, den ich sonst nur von der Mattscheibe kannte.

Gespannt fuhr ich eine Woche später zu Benedikt. Ich hatte eine Filmstar-Villa mit Garten à la Hollywood erwartet und wurde überrascht. Die Familie wohnte auf dem Land. In einem wunderbaren alten Bauernhof auf dem Dorf mit Blick auf die Alpen. Dach, Wände und Böden hatte der Hausherr persönlich restauriert. Jahre später erfuhr ich, dass er eigentlich Architekt hatte werden wollen. »Aber ich war nicht so gut in Mathe und wäre wohl an der Statik gescheitert«, verriet mir Siegfried in einem unserer zahlreichen Gespräche. Bis zu seinem Tod baute er zumindest an seinem eigenen Zuhause mit großer Leidenschaft weiter.

Die Begrüßung, ein kurzes »Servus«, kam schon bei unserer ersten Begegnung so entspannt und freundlich, dass mir der Star aus Film und Fernsehen sofort sympathisch war. Meine anfängliche Ehrfurcht löste sich schnell auf. Benedikt und ich gingen in die Bauernstube und packten unsere Gitarren aus. Neben dem Kachelofen gab es jetzt Rock ’n’ Roll. Da saßen wir nun in einer gemütlichen bayerischen Sitzecke und ließen den Akkorden freien Lauf.

Plötzlich stand sein Vater mit einer wunderbaren halbakustischen Gitarre in der Tür. Eine Gibson ES-335, die um einiges älter war als ich. Ihr Klang war hervorragend, mit seinen Händen entlockte er ihr ganz nebenbei die Akkorde der von ihm geliebten Swingklassiker. Auch die Bluesstücke, die wir dann gemeinsam spielten, gingen ihm leicht von der Hand. Als er mir sein Schmuckstück reichte, konnte ich mein Glück kaum fassen. Mit den Saiten schwang ein Stück Geschichte mit. Eine solche Gitarre lässt dich einfach besser spielen.

Auch Siegfried begleitete die Faszination für Gitarren Zeit seines Lebens. Sogar auf dem Traumschiff hatte er immer eine dabei. Schon in jungen Jahren war er als Gitarrist unterwegs gewesen und hatte nach dem Krieg für sich und seine Familie Geld mit seiner Leidenschaft, der Musik, verdient. Er spielte vor allem in Clubs für die amerikanischen Soldaten. Sein Repertoire: das – wie Fachleute es heute nennen – Great American Songbook, herausragende Hits, die in den Jahren 1930 bis 1960 entstanden und um die Welt gingen. Sobald er eine Gitarre in der Hand hatte, kamen ihm auch Jahrzehnte später Sinatras Welthits locker aus der Hüfte. »Fly Me to the Moon«, »As Time Goes By« oder »The Lady Is a Tramp« – er hatte sie alle drauf. Wie damals in den Tanzlokalen, in denen er auch seine Frau Karin kennen und lieben lernte. Sie und die Familie waren für ihn bis zuletzt Dreh- und Angelpunkt seines Lebens. Auch wenn sich seine Frau selbst nach über sechzig gemeinsamen Jahren nie daran gewöhnen konnte, dass er zu viel Pfeife rauchte. »Sag der Karin bloß nix«, wies er mich fast immer an, wenn er sich in meiner Gegenwart eine angesteckt hatte.

Für seine Familie nahm er Rollen an, die er sonst nicht gespielt hätte. Denn trotz seiner riesigen Erfolge blieb er Zeit seines Lebens bescheiden. »Ich habe immer gedacht, das ist jetzt die letzte Rolle und dann kriegst du nie mehr eine«, verriet mir Siegfried in einer unserer gemeinsamen Sendungen. Seine Frau weiß, wie schwer es mitunter war. Auch diese Zeiten meisterten sie gemeinsam. Die glückliche Familie diente ihm als Rückzugsort und Quelle der Kraft für seine internationale Karriere. Dieser reale Ort der Zufriedenheit und Sicherheit war noch schöner als die Familie, der Siegfried Rauch zweiundfünfzig Folgen lang im Fernsehen vorstand: Die glückliche Familie hatte in den Achtzigerjahren Millionen von Zuschauern, Weltstar Maria Schell spielte seine Frau.

Wann immer ich Siegfried als Gitarrenlehrer seines Sohnes traf oder mit ihm telefonierte, weil ich Unterrichtsstunden verlegen musste, lag mir auf der Zunge, ihn nach einem Tipp in Sachen Film zu fragen. Doch ich traute mich lange nicht, ihn, den Star, auf seine Profession und seine Kontakte anzusprechen. Als ich mit siebzehn schließlich all meinen Mut zusammennahm und nach einer Empfehlung fragte, musste er nur kurz überlegen, dann ging er sein Telefonbuch durch und schrieb mir eine Telefonnummer auf. »Ruf den Joe an, der macht für viele Filme und Serien die Komparsen und kleine Textrollen. Sag einen Gruß von mir. Da geht bestimmt was«, sagte Siegfried, während ich mein Glück kaum fassen konnte. Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen. Ein weiteres Mal nahm ich meinen Mut zusammen und rief diesen Joe an. Und natürlich ging was, nämlich genau das Richtige für einen Einstieg ins Fernsehgeschäft. Joe entschied in der Filmstadt München über die Besetzung kleiner Schauspielrollen. Erst fragte er die klassischen Eckdaten ab. Größe, Haarfarbe, Alter. Einen 1,93-Meter-Mann konnte er gebrauchen. »Traust du dir zu, eine kleine Textrolle zu übernehmen?«, fragte Joe mich am Ende unseres Gespräches. »Das kriege ich hin«, antwortete der begeisterte Jungschauspieler in mir spontan. Mein erster Auftritt sollte laut Joe in einer bayerischen Komödie sein. Mit internationaler Besetzung. Ehrfürchtig lauschte ich den Worten dieses Joe, der offenbar wusste, wovon er sprach. Das schien eine Riesennummer zu werden. Einer von Louis de Funès’ Kollegen aus Der Gendarm von Saint Tropez sowie die erste Liga bayerischer Volksschauspieler, alle sollten sie mitspielen. Und ich. Zumindest als Komparse. Verzeihung: Edelkomparse. Immerhin war für meine Rolle ein Satz vorgesehen, für den ich zweihundertsiebzig Deutsche Mark bekommen sollte. Ein Vermögen für mich als Siebzehnjährigen.

Wobei Siegfried Rauch Text ja für reichlich überbewertet hielt. Ihm wurde überall zu viel geredet und dabei oft auch zerredet. »Zu viele Worte, mit denen nix gesagt wird«, stellte Siegfried fest, als wir wieder einmal über das Fernsehen und seine Zeiten beim Film sprachen. Die Kühe waren sein Lieblingsmotiv bei seinem kreativen Ausgleich – dem Malen. »Die Kühe schauen nur, die haben...

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