Sie sind hier
E-Book

Haus der Könige

Das Wiener Palais Coburg. Throne, Triumphe, Tragödien

AutorGünter Fuhrmann
VerlagAmalthea Signum Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783903217065
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Die Wiener Geschichte einer europäischen Dynastie Hohe herrschaftliche Säulen, elegante weiße Fassade - das Palais Coburg in Wien vermittelt den Eindruck von Macht und Weltbedeutung. Mit der Hochzeit Ferdinand Georgs von Sachsen-Coburg und Maria Antonia Kohárys beginnt hier im frühen 19. Jahrhundert der kometenhafte Aufstieg der österreichischen Coburger, die im Lauf ihrer Geschichte zahlreiche gekrönte Häupter, Könige wie Zaren, hervorbringen. Neben glanzvollen Festen und Triumphen ist das Palais in Wien jedoch auch Schauplatz so mancher menschlichen Tragödie. Günter Fuhrmann erzählt erstmals die Geschichte der Wiener Coburger von den Anfängen bis heute und zeichnet dabei das eindrucksvolle Porträt einer großen Familie. Mit zahlreichen, zum Teil erstmals veröffentlichten Abbildungen

Günter Fuhrmann, Mag., MAS, geboren 1972 im Weinviertel in Niederösterreich, Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien und Kulturmanagements an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. 1994 machte er die Ausbildung zum Fremdenführer und vermittelte Österreich-Besuchern bis 2001 Kunst und Geschichte des Landes. Danach wechselte er ins Kultur- und Museumsmanagement. Seit 2014 selbstständig im Bereich Ausstellungsproduktion und Heritage Marketing tätig, entwickelt er interaktive Tools für Geschichtsvermittlung.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

Bollwerke


Wo sich heute das Palais Coburg erhebt, standen ehemals die Stadtbefestigungen Wiens. Fast unvorstellbar scheint es, dass sich hier statt des eleganten Basteigartens einst Geschützplattformen für Kanonen befanden. Doch das Palais ist auf mehreren Ebenen mit der kämpferischen Vergangenheit verknüpft. Nicht nur der Ort, auf dem es erbaut wurde, entstand durch die kriegerischen Ereignisse vor einem halben Jahrtausend, auch neue Familien nutzten die Zeit der Wirren für ihren Aufstieg zu Macht und Reichtum.

Um das Jahr 1500 veränderte sich die Welt grundlegend. Es war die Epoche der Renaissance und der großen Entdeckungen. Die Macht schien in die Hände einer Familie gefallen zu sein, der Habsburger. Durch geschickte Heiratspolitik hatten sie Burgund, die Niederlande sowie die Königreiche Kastilien und Aragon zu ihren österreichischen Ländern dazugewonnen. Doch unter der glänzenden Oberfläche gärte es. Im Heiligen Römischen Reich sollte ein Augustinermönch eine konfessionelle Revolution auslösen. Und im Osten war eine neue Macht aufgestiegen, das Osmanische Reich.

Sultan Mehmed II. hatte 1453 Konstantinopel erobert. Vor seinem Fall wurde das alte Byzanz »Stadt des goldenen Apfels« genannt, gemeint war damit die Kuppelspitze der Hagia Sophia. 70 Jahre später war es die prächtige Hauptstadt der osmanischen Sultane, deren Reich Nordafrika, Mesopotamien, die Küsten des Schwarzen Meeres und den Süden des Balkans umfasste. 1520 bestieg ein neuer Sultan den Thron, Süleyman I., später genannt »der Prächtige«. Er träumte von der Expansion seines Reiches in den Westen und verlieh einer anderen Stadt den Ehrentitel »goldener Apfel«, den es zu gewinnen galt. Gemeint war der vergoldete Knauf auf der Spitze des Turms der Stephanskirche. Denn die »neue Stadt des goldenen Apfels«, von deren Eroberung der Sultan träumte, war Wien.

Die Osmanen in Mitteleuropa


Am 29. August 1526 erreichte eine riesige osmanische Armee, ausgerüstet mit modernen Waffen und Artillerie, ein Feld im nahe der Donau gelegenen Mohács. Der Sultan führte 70 000 Soldaten aufs Schlachtfeld, darunter 10 000 Reiter und 12 000 Janitscharen, alles bestens ausgebildete Elitesoldaten. Der 20-jährige König Ludwig kam mit 30 000 Mann, die meisten davon Bauern, die man eben erst rekrutiert hatte, und ein paar Tausend Rittern. Sie hatten keine Chance. König Ludwig ertrank auf der Flucht in einem Seitenarm der Donau. Nach dem Sieg bei Mohács zog Sultan Süleyman I. bis vor die Tore Budas, plünderte das Land und zwang fast 100 000 Menschen in die Sklaverei, zog sich dann aber nach Belgrad zurück.

Das alte Königreich Ungarn verfiel ins Chaos. Zusätzlich zur verheerenden Niederlage brach ein Streit um die Nachfolge des verunglückten Königs Ludwig aus. Wer sollte als Nächster die heilige Stephanskrone tragen? Es gab zwei Kandidaten: den Habsburger Ferdinand, dieser war mit Prinzessin Anna von Böhmen und Ungarn verheiratet, der älteren Schwester des toten Königs Ludwig. Der andere Kandidat war Johann Zápolya, Fürst von Siebenbürgen und ehemaliger Reichsverweser, der für den jungen König Ludwig die Regentschaft geführt hatte. Ein Teil des ungarischen Adels wählte Ferdinand, die anderen Zápolya zum König. Das Land hatte nun zwei Herrscher, die sich feindlich gegenüberstanden. Sultan Süleyman I. nutzte die Wirren im Land. 1529 zogen erneut osmanische Truppen durch Ungarn, doch diesmal marschierten sie weiter Richtung Westen. Ihr Ziel: Wien.

1529 – Die Türken vor Wien

Der englische König Richard Löwenherz war 1192 auf dem Heimweg vom Dritten Kreuzzug in Erdberg bei Wien gefangen genommen worden. Für seine Freilassung musste England eine gewaltige Summe Lösegeld an den österreichischen Herzog Leopold V. zahlen. Dieser investierte das Geld in eine neue Mauer rund um seine rasch wachsende Hauptstadt Wien. 300 Jahre hatte die mittelalterliche Stadtmauer Bestand und der Stadt Schutz gewährt. Doch für moderne Kanonen und Schusswaffen stellte sie kein allzu großes Hindernis mehr da. In Italien hatten bedeutende Renaissance-Architekten längst Lösungen gefunden, sich gegen Artilleriebeschuss zu verteidigen. Man baute moderne Festungen in Sternform, umgeben von breiten, abgeschrägten Wällen, die auch schwere Kanonentreffer abfedern konnten. Doch in Wien waren diese neuen Methoden der Festungsarchitektur noch kein Thema. Man hatte die bewährte Mauer aus dem Mittelalter, eine Bedrohung durch die Osmanen galt als unwahrscheinlich. Außerdem schreckten die gewaltigen Kosten eines Ausbaus der Stadtbefestigung ab.

Der Schock war umso größer, als sich im September 1529 ein gewaltiges osmanisches Heer unter Süleyman I. der Stadt näherte. Der Sultan kam für eine Belagerung sehr spät im Jahr an und hatte schon beim Anmarsch mit witterungsbedingten Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Großteil seiner Artillerie war nach schweren Regenfällen im Schlamm stecken geblieben und in Ungarn zurückgelassen worden. Am 25. September begann die Belagerung. 150 000 türkischen Soldaten standen 17 000 Verteidiger unter dem Kommando des Grafen Nikolaus Graf Salm gegenüber. Da die Türken ohne schwere Artillerie gekommen waren, gruben sie Tunnel unter die Stadtmauer, um diese in die Luft zu sprengen. Die Verteidiger stellten in den Kellern nahe der Mauer große Bottiche mit Wasser auf, um etwaige Erschütterungen, verursacht durch die Mineure, erkennen und Gegenmaßnahmen treffen zu können. Trotz heftiger Angriffe schafften es die Türken nicht, die Stadt zu nehmen. Am 15. Oktober begann der Abzug, der Sultan fürchtete den Einbruch des Winters. Wien war gerettet. Vorerst.

Festung Wien

Noch im Herbst 1529 wurden die Schäden an der Stadtmauer provisorisch ausgebessert. 1530 begannen die Planungen für eine starke Stadtbefestigung. Es musste schnell gehen, daher sah man von einer Erweiterung der Stadtfläche ab und bezog die Stadtmauer aus dem Mittelalter in die Baumaßnahmen ein. Es gab sechs Tore, die in die Stadt führten. Diese mussten mit Basteien geschützt werden, ebenso wie die Ecken der Mauer. Schließlich kam man auf zehn Bastionen, die Wien umgeben sollten.

Eine Bastion – oder wie man in Wien sagt: eine Bastei – war eine keilförmige Terrasse, die man vor die eigentliche Mauer baute. Durch den keilförmigen Grundriss hatte man ein weites Sicht- und Schussfeld, potenzielle Angreifer konnten gut abgewehrt werden. Meist wurde die Bastei aus Erde aufgeschüttet und an der Außenseite mit abgeschrägtem Mauerwerk verkleidet. Traf eine Kanonenkugel die Mauer, minderte die schräge Fläche die Wucht des Aufpralls. Das dahinter liegende Erdreich wirkte wie ein Dämpfer. Damit man die schweren Geschütze auf die Geschützplattformen der Bastei transportieren konnte, gab es im Inneren gewölbte Rampen, die Kasematten. Diese konnten riesige Ausmaße haben und wurden auch als Lagerräume für Munition genutzt. Die Mauern, die zwischen den einzelnen Basteien lagen, wurden ebenfalls mit Erde aufgeschüttet und verkleidet, man nannte diese Teile Kurtinen. Davor schüttete man in der Regel halbhohe Vorwerke an, die Ravelins. Rund um diese Anlage verlief meist ein Graben, der wiederum von einem unbebauten Streifen umgeben war, dem Glacis. In Wien war dieses Glacis bis zu 200 Meter breit. Ein potenzieller Feind sollte keine Möglichkeit finden, sich in diesem Schussfeld zu verschanzen. Blickte man von oben auf eine derart ausgebaute Festung, sah sie aus wie ein vielzackiger Stern.

Die ersten Basteien entstanden beim Stubentor, beim Kärntner Tor und beim Burgtor. Nach und nach wuchsen die gewaltigen Anlagen rund um die Stadt. Um 1560 waren die meisten Basteien vollendet, danach arbeitete man an den Kurtinen. Ende des 16. Jahrhunderts war die alte Stadtmauer von außen nicht mehr sichtbar, sie war hinter den modernen Befestigungsanlagen verschwunden.

Die Wiener Stadtbefestigung, dargestellt auf dem Huber-Plan aus dem Jahr 1778. Die Braunbastei und das lange, gerade Stück der Stadtmauer zwischen Wasserkunst- und Dominikanerbastei sind gut erkennbar.

Die Braunbastei

Im Süden der Stadt, nahe dem Kärntner Tor, stand die Wasserkunstbastei. Sie war nach einem Pumpwerk benannt, das Wasser aus dem hier vorbeifließenden Wienfluss in die Stadt pumpen konnte. Zwischen der Wasserkunstbastei und der Dominikanerbastei am Stubentor verlief ein fast 600 Meter langes gerades Stück der Stadtmauer. Dieses stellte einen Schwachpunkt der neuen Festung dar und wurde daher massiv verstärkt.

Zwischen 1545 und 1555 baute man in der Mitte zwischen den Nachbarbasteien eine besonders große Anlage. Die Kosten trugen die deutschen Reichsstände. Die Bastei wurde anfangs Jakoberbastion genannt nach dem nahe gelegenen Nonnenkloster St. Jakob auf der Hülben, doch setzte sich bald der Name Braunbastei durch. Der Name soll von einem Baumeister oder Ingenieur stammen, der an ihrem Bau beteiligt war,...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Biografie - Geschichte - Erinnerungen

Walter Ulbricht

E-Book Walter Ulbricht
Eine deutsche Biografie Format: ePUB/PDF

Walter Ulbricht, 1893 in Leipzig als Spross einer sächsischen Handwerkerfamilie geboren, schloss sich nach einem Zwischenspiel bei der SPD früh der kommunistischen Bewegung an. Er wird…

Walter Ulbricht

E-Book Walter Ulbricht
Eine deutsche Biografie Format: ePUB/PDF

Walter Ulbricht, 1893 in Leipzig als Spross einer sächsischen Handwerkerfamilie geboren, schloss sich nach einem Zwischenspiel bei der SPD früh der kommunistischen Bewegung an. Er wird…

Göring

E-Book Göring
Eine Karriere Format: ePUB

Hitlers Paladin: populär, hörig, größenwahnsinnig. Seit langem die erste große Göring-Biografie.Er war der zweitmächtigste Nazi-Führer, zeitweilig beliebter als Hitler selbst; er war leutselig und…

Göring

E-Book Göring
Eine Karriere Format: ePUB

Hitlers Paladin: populär, hörig, größenwahnsinnig. Seit langem die erste große Göring-Biografie.Er war der zweitmächtigste Nazi-Führer, zeitweilig beliebter als Hitler selbst; er war leutselig und…

Ernst Jünger

E-Book Ernst Jünger
Die Biographie Format: ePUB

Ernst Jünger - der umstrittenste Schriftsteller des 20. JahrhundertsDer Schriftsteller Ernst Jünger war eine Jahrhundertgestalt. Geboren im Kaiserreich und gestorben erst nach der Wiedervereinigung…

Ernst Jünger

E-Book Ernst Jünger
Die Biographie Format: ePUB

Ernst Jünger - der umstrittenste Schriftsteller des 20. JahrhundertsDer Schriftsteller Ernst Jünger war eine Jahrhundertgestalt. Geboren im Kaiserreich und gestorben erst nach der Wiedervereinigung…

Ernst Jünger

E-Book Ernst Jünger
Die Biographie Format: ePUB

Ernst Jünger - der umstrittenste Schriftsteller des 20. JahrhundertsDer Schriftsteller Ernst Jünger war eine Jahrhundertgestalt. Geboren im Kaiserreich und gestorben erst nach der Wiedervereinigung…

Weitere Zeitschriften

Card Forum International

Card Forum International

Card Forum International, Magazine for Card Technologies and Applications, is a leading source for information in the field of card-based payment systems, related technologies, and required reading ...

care konkret

care konkret

care konkret ist die Wochenzeitung für Entscheider in der Pflege. Ambulant wie stationär. Sie fasst topaktuelle Informationen und Hintergründe aus der Pflegebranche kompakt und kompetent für Sie ...

Deutsche Hockey Zeitung

Deutsche Hockey Zeitung

Informiert über das nationale und internationale Hockey. Die Deutsche Hockeyzeitung ist Ihr kompetenter Partner für Ihren Auftritt im Hockeymarkt. Sie ist die einzige bundesweite Hockeyzeitung ...

DGIP-intern

DGIP-intern

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie e.V. (DGIP) für ihre Mitglieder Die Mitglieder der DGIP erhalten viermal jährlich das Mitteilungsblatt „DGIP-intern“ ...

e-commerce magazin

e-commerce magazin

PFLICHTLEKTÜRE – Seit zwei Jahrzehnten begleitet das e-commerce magazin das sich ständig ändernde Geschäftsfeld des Online- handels. Um den Durchblick zu behalten, teilen hier renommierte ...

EineWelt

EineWelt

Lebendige Reportagen, spannende Interviews, interessante Meldungen, informative Hintergrundberichte. Lesen Sie in der Zeitschrift „EineWelt“, was Menschen in Mission und Kirche bewegt Man kann ...

Eishockey NEWS

Eishockey NEWS

Eishockey NEWS bringt alles über die DEL, die DEL2, die Oberliga sowie die Regionalligen und Informationen über die NHL. Dazu ausführliche Statistiken, Hintergrundberichte, Personalities ...

elektrobörse handel

elektrobörse handel

elektrobörse handel gibt einen facettenreichen Überblick über den Elektrogerätemarkt: Produktneuheiten und -trends, Branchennachrichten, Interviews, Messeberichte uvm.. In den monatlichen ...

Euro am Sonntag

Euro am Sonntag

Deutschlands aktuelleste Finanz-Wochenzeitung Jede Woche neu bietet €uro am Sonntag Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den Themen Geldanlage und Vermögensaufbau. Auch komplexe Sachverhalte ...