Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Neuzeit, Absolutismus, Industrialisierung, Note: 1,3, Universität Potsdam (Historisches Institut), Veranstaltung: Herrschaft und Kommunikation in der Frühneuzeit, Sprache: Deutsch, Abstract: Es scheint sich - nicht nur aufgrund der neuen Kultur-Politik-Geschichtsschreibung - fast von selbst zu verstehen, Herrschaft als 'kommunikativ-dynamischen Prozess' zu verstehen. Das zugrundeliegende Modell besitzt eine Reihe sinnvoller Elemente. Es unterscheidet analytisch verschiedene 'Figurationen des Kommunikationsphänomens' und bezieht sie aufeinander: Information, Medium und Öffentlichkeit. Letztere aber als kommunikativen Raum aufzufassen, der 'Vorgänge und Handlungen auch in einseitiger, zufälliger oder gewollter Informations-übermittlung sichtbar macht', führt zu einem diffusen Begriff, der beliebige 'Orte' zu For-men der Öffentlichkeit macht - vom Straßenauflauf, einer Zunft, einer Behörde, einer Lesegesellschaft bis zum Militär. Hier soll dagegen ein deutlich engerer Begriff von Öffentlichkeit verwendet werden. Ihre Teilnehmer kommunizieren bewusst, mit gemeinsamen Kommunikationsabsichten, allen zugänglichen Formen und vor allem mit allen interessierenden Inhalten; Öffentlichkeit reflektiert und bewertet die transportierten Inhalte. Dies trifft sich zumindest mit einer weiteren Prämisse des Modells, das Kommunikation als von beiden Seiten aktive Beziehung von Sender und Empfänger beschreibt. Herrschaft wird damit zum Aushandlungsprozess. Dies geschieht in Abgrenzung zum Herrschaftsbegriff Max Webers, der Herrschaft bekanntlich als Chance zum Befehlsgehorsam definierte. Allerdings wird damit der bewusst eng gehaltene Herrschaftsbegriff Webers mit dem bewusst amorph gehaltenen Begriff der Macht verwischt. Begibt man sich in das Begriffsfeld 'soziale Macht' ist der relationale Charakter dieser Beziehung wie die Bedeutung von Kommunikation ohnehin immanent. Dies gilt im übrigen auch für Weber, der Macht parallel zu sozialen Beziehungen im allgemeinen definiert. Diese werden grundsätzlich als relational und sinnhaft aufgefasst und setzen damit Kommunikation voraus.
Kommunikation ist in mehrfacher Hinsicht Bedingung von Herrschaft bzw. Macht. Dem Modell droht dennoch Gefahr aus zweierlei Richtung. Dass Herrschaft sich erst durch ein funktionierendes Kommunikations- und Verkehrsnetz konstituierte, ist als Forschungsrahmen sinnvoll, als 'These' jedoch ist es trivial. Wenn man Aushandlungsprozesse als fundamental ansieht, darf die Nachricht bzw. die Information nicht hinter den Medien zurückstehen.
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