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Kriegspropaganda in der Habsburgermonarchie zur Zeit des Ersten Weltkriegs

Eine Analyse anhand fünf ausgewählter Zeitungen

AutorChristian Schwendinger
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl173 Seiten
ISBN9783842810969
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Das 20. Jahrhundert wird eingeleitet von einem Krieg, der Europa in seinen Grundfesten erschüttern und die politische Landschaft für immer verändern sollte. Der Erste Weltkrieg stellte eine Zäsur im Denken und Handeln der beteiligten Menschen dar und er legte der Grundstein für einen zweiten, ebenso globalen Konflikt. Das 20. Jahrhundert wird zudem eingeleitet, von der Institutionalisierung der Meinungslenkung. Propaganda wurde während des Krieges von allen beteiligten Staaten angewendet und im Zuge dessen verfeinert, systematisiert und institutionalisiert. Das vorliegende Buch versucht anhand des historischen Kontexts der Zeitungslandschaft der österreichisch-ungarischen Monarchie, den genannten Aspekten - den Beginn und Fortlauf des Ersten Weltkrieges und die "Entdeckung" der Propaganda als Mittel zur Meinungslenkung - zu verbinden. Als methodisches Vorgehen wird eine empirische Studie gewählt, welche fünf ausgewählten Zeitungen der cisleithanischen Reichshälfte der Monarchie zu fünf relevanten Zeitpunkten des Krieges untersucht. Wie war die Propaganda in den untersuchten Zeitungen der österreichisch-ungarischen Monarchie geartet? Wie wurde sie umgesetzt? sind zwei der gestellten Forschungsfragen. Ein eigens entwickeltes Analyseschema macht es möglich, die vorherrschende Propaganda zu verorten und zu klassifizieren. Dabei ergeben sich Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten in den verschiedenen Berichterstattungen der Zeitungen, welche für die Periode des Ersten Weltkriegs typisch erscheinen.Christian Schwendinger wurde 1975 in Ried im Innkreis, Oberösterreich geboren. Sein Diplomstudium der Geschichte an der Universität Salzburg schloss er im Oktober 2010 mit dem akademischen Grad Mag. phil. erfolgreich ab. Während seines Studiums war der Autor unter anderem für das Büro des Rektorats Rhetorik tätig und konnte so praktische als auch theoretische Erfahrungen in den Bereichen Rhetorik und Kommunikation sammeln. Das spezifische Interesse für den Themenbereich der Propaganda kristallisierte sich ebenso bereits während seines Studiums heraus. Der Autor machte es sich zur Aufgabe die Fachgebiete Geschichte, Kommunikationswissenschaften und Soziologie den Themenbereich der Propaganda betreffend zu verbinden. Das vorliegende Buch stellt einen ersten Versuch in diesem Unterfangen dar.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.4, Die Situation um 1914: Nachdem in den vorigen Kapiteln die Arbeit im Hinblick auf deren Ausrichtung eingegrenzt und das verwendete Vokabular definiert wurde, fällt der Fokus der Betrachtung nun auf den Ersten Weltkrieg als solchen. Fokussiert werden zum einen die Ursachen für dessen Entstehung, da diese den historischen Hintergrund darstellen, der - wie schon im ersten Kapitel aufgezeigt - das Basisverständnis für die anschließende Analyse liefert. Zum anderen erscheint es sinnvoll auf die konkrete Situation der Habsburgermonarchie im Krieg näher einzugehen. Weiters werden die speziellen historischen Rahmenbedingungen der habsburgischen Presselandschaft ins Auge gefasst: Welche Versuche gab es, die Presse in die gewünschten Bahnen zu lenken? Welche institutionellen Rahmenbedingungen (Gesetze, Maßnahmen, Institutionen) gab es, um eine Lenkung der Presse zu ermöglichen? Zusammengefasst: Wie wurde Presselenkung - mit Fokus auf Zeitungen - betrieben? 3.4.1, Warum Krieg? Was waren die Ursachen, die zur Eskalation führten? Warum geriet das seit dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts bestehende europäische Mächteverhältnis in eine derartige Schieflage, dass Krieg als einzig Lösung offen blieb? Zunächst hatte es zu Beginn des Jahrhunderts eher nach zwischenstaatlicher Einigung denn nach Weltkrieg ausgesehen. Zwei Friedenskonferenzen schürten diese Hoffnung und brachten ein kodifiziertes Völkerrecht hervor. Die zunehmende wirtschaftliche Verflechtung schien ihren Teil zu einer friedlichen Koexistenz beizutragen. Industrielles Wachstum, wirtschaftliche Expansion und, damit einhergehend imperialistische Ausdehnungspolitik führten zur Herausbildung einer 'Pentarchie' - was den europäischen Mächtekanon betraf. Zu den fünf Großmächten Europas gehörten England, Deutschland, Frankreich, Österreich-Ungarn und Russland. Zudem wurde der Einfluss der außereuropäischen Staaten Japan und USA im Laufe der Zeit immer bedeutender. Erfolgte die Lösung der Konflikte - welche sich zwangsläufig durch die expansiven Bestrebungen der einzelnen Staaten ergaben - bis 1914 durchwegs auf diplomatischen Wege, wobei dem Verlierer die Möglichkeit zur Wahrung des eigenen Gesichts gelassen wurde¬, so zeichnete sich schon in dieser Periode eine Verschärfung der Konflikte und eine zunehmende Frontenbildung ab. Dies mündete auf der einen Seite in der Bildung des 'Zwei- bzw. Dreibundes' (mit Italien) zwischen Deutschland und der österreichisch-ungarischen Monarchie und auf der anderen Seite in der Herausbildung der 'Entente Cordiale' zwischen England und Frankreich, zu der später noch Russland hinzukommen sollte. Die Aufspaltung in zwei Lager führte zu einem Wettrüsten aller beteiligten Parteien. Die Krisen des beginnenden 20. Jahrhundertes, seien es die Marokkokrisen, die Konflikte am Balkan oder die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers, trugen allesamt zur Verschärfung der Situation bei. Jeder Staat hatte seine eigene Position im Machtgeflecht. Es können somit externe und interne (innenpolitische) Faktoren unterschieden werden. Erstere waren das oben schon beschriebene Bündnissystem, das Wettrüsten und der vorherrschende Imperialismus aller beteiligten Parteien. Letztere müssen staatendifferenter betrachtet werden. Allen gemeinsam waren die Konfliktpotentiale innerhalb des eigenen Herrschaftsraumes. Seien es nun, wie im Fall der Habsburgermonarchie, die Loslösungsbestrebungen einzelner Volksgruppen oder - dem generellen Zeitgeist entsprechende - Forderungen verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen (zum Beispiel der Arbeiter/-innenschaft): Diese aufkeimenden Konfliktpotentiale versuchte man nach außen zu verlagern. Der äußere Feind sollte die innenpolitischen Spannungen unwichtiger und zweitrangig erscheinen lassen. Zusammenfassend lassen sich nach Bernhard Rosenberger sechs Ursachen, die zu Ausbruch des Ersten Weltkrieges führten, ausmachen: 1. Internationale Ursachen: Es gab eine Anzahl an Konfliktherden in ganz Europa: Deutschland stritt mit Frankreich um das Gebiet um Elsass-Lothringen. Österreich-Ungarn und Russland kämpften um die Vormachtsstellung am Balkan und um die Gebiete des ehemaligen, nun im Zerfall begriffenen Osmanischen Reiches. Österreich-Ungarn wollte die serbischen Großmachtsbestrebungen unterbinden und seine eigene Position am Balkan sichern. 2. Militärische Gründe: Das allgemeine Wettrüsten führte zu einer Militarisierung der Politik, was die Optionen derselben weniger werden lies. Deutschland und England rüsteten zur See und ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in Frankreich, Deutschland und Russland Pläne zur Vergrößerung der Armeen umgesetzt. Das Bündnissystem bewirkte, dass sich Deutschland mehr und mehr eingekesselt fühlte und sich deshalb auf das Bündnis mit Österreich-Ungarn konzentrierte. Gerd Krumreich weist zudem auf Fehleinschätzungen die Kriegsdauer sowie die Beschaffenheit des Heeres betreffend hin, welchen die führenden Militärs dieser Zeit unterlagen. 3. Wirtschaftliche Ursachen: Die wachsenden Industrien der europäischen Staaten suchten nach Absatzmärkten und neuen Rohstoffquellen in Übersee. England bekam zunehmend wirtschaftliche Konkurrenz von Deutschland, das zur Handelsmacht aufgestiegen ist. Deutschland und Russland waren Konkurrenten was den Getreidehandel betraf. Eine Ausnahme stellte die Stahlindustrie dar, in der es starke Verflechtungen der Staaten untereinander gab. 4. Innenpolitische soziale Einflussfaktoren: Die inneren Konflikte wurden nach außen getragen. Innerhalb der österreichisch-ungarischen Monarchie vermehrten sich die Spannungen zwischen den aufkeimenden nationalen Bewegungen. Die Monarchie verstärkte ihre außenpolitischen Bestrebungen, um von den innenpolitischen Problemen Abstand zu nehmen und um das Prestige als 'Großmacht' zu bestätigen. In Deutschland versuchte man durch außenpolitische Erfolge die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen zu einen. Ein äußerer Feind bedeutete zudem mehr inneren Zusammenhalt. 5. Der Zeitgeist: Durch den vorherrschenden Imperialismus bzw. Nationalismus erschien Krieg immer mehr als legitimes Mittel der Konfliktbereinigung. Jede Nation fühlte sich anderen gegenüber überlegen. Deutschland wollte zu den anderen Großmächten aufschließen, welche ihrerseits um die angestammten Positionen rangen. 6. Individuelle Fehlentscheidungen: Die tragenden Entscheidungen können auch an Personen, welche die Entscheidungsmacht hatten, festgemacht werden. Politischen Entscheidungsträger/-innen war es vorbehalten über Krieg und Frieden zu entscheiden. Andrej Mitrovi? führt die österreichisch-ungarische Beamt/-innenschaft als gewichtigen Faktor an. Laut ihm kam es zu einer Überbetonung des Konflikts mit Serbien, was in einer aggressiveren Politik dem Königreich gegenüber mündete.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis3
1 Einleitung7
1.1 Eingrenzungen8
1.1.1 Erster Weltkrieg8
1.1.2 Österreich-Ungarn9
1.1.3 Ziele der Studie, Problemstellung und Literatur9
2 Propaganda13
2.1 Begriffsgeschichte13
2.2 Folgerungen20
2.3 Typen des Verständnisses von Propaganda20
2.4 Definitionen von Propaganda22
2.5 Kommunikationsmodelle24
2.6 Paradigmen der Propagandaforschung28
2.7 Zusammenfassung30
3 Historischer Kontext34
3.1 Zeitungen in Österreich-Ungarn zur Zeit des Ersten Weltkrieges34
3.1.1 Zeitungen als Träger und Produzenten von Propaganda34
3.1.2 Zeitungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts35
3.1.3 Zeitungen im Krieg37
3.1.4 Zugeschriebene und tatsächliche Medienwirkung38
3.2 Zeitungslandschaft Österreich-Ungarns 1848-191541
3.3 Die analysierten Zeitungen45
3.3.1 Die Illustrierte Kronen-Zeitung (Österreichische Kronen-Zeitung)46
3.3.2 Die Neue Freie Presse47
3.3.3 Die Arbeiter-Zeitung49
3.3.4 Die Reichspost50
3.3.5 Die Wiener Zeitung52
3.4 Die Situation um 191452
3.4.1 Warum Krieg?53
3.4.2 Die Situation Österreich-Ungarns56
3.4.3 Die Presselenkung in Österreich-Ungarn57
3.4.4 Zusammenfassung62
4 Entwicklung des Analyseschemas65
4.1 Theoretische Annäherungen an die Analyse von Propaganda65
4.1.1 Merkmale von Propaganda nach Bussemer65
4.2 Eckpunkte der Analyse der Propaganda in Österreich-Ungarn zur Zeit des Ersten Weltkrieges69
4.2.1 Definition von Propaganda in Österreich-Ungarn zur Zeit des Ersten Weltkrieges71
4.2.2 Ziel und Umfang der Analyse73
5 Die Methodik75
5.1 Die qualitative Inhaltsanalyse75
5.2 Strukturierende Inhaltsanalyse nach Mayring76
5.2.1 Die strukturierende Inhaltsanalyse im Zuge dieser Studie77
5.2.2 Ablaufplan der Analyse78
6 Die Ergebnisaufbereitung83
6.1 Die Ablehnung der Begehrnote durch Serbien: 25. Juli 191484
6.1.2 Zusammenfassender Vergleich der Berichterstattungen91
6.2 Der Kriegsbetritt Italiens: 23. Mai 191595
6.2.1 Zusammenfassender Vergleich der Berichterstattungen102
6.3 Die Brussilow-Offensive: 4. Juni 1916106
6.3.1 Zusammenfassender Vergleich der Berichterstattungen111
6.4 Der Tod von Kaiser Franz Joseph: 21. November 1916114
6.4.1 Zusammenfassender Vergleich der Berichterstattungen120
6.5 Der Kriegseintritt der USA: 6. April 1917123
6.5.1 Zusammenfassender Vergleich der Berichterstattungen130
6.6 Zeitungsinterner Vergleich133
6.6.1 Neue Freie Presse134
6.6.2 Die Reichspost137
6.6.3 Wiener Zeitung (Wiener Abendpost)140
6.6.4 Die Arbeiter-Zeitung142
6.6.5 Die Illustrierte Kronen Zeitung145
6.7 Gesamtvergleich der Berichterstattungen148
6.7.1 Zusammenfassung150
6.7.2 Interpretation der Ergebnisse nach Rosenberger152
7 Schlussbemerkungen und Ausblick155
8 Literatur und Abbildungen161
8.1 Auflistung der analysierten Zeitungsartikel165
8.2 Abbildungen166
9 Anhang169

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