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E-Book

Michael Jackson

Die wahre Geschichte

AutorDieter Wiesner
VerlagFriedrich Reinhardt Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783724521044
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis22,99 EUR
Sechs Jahre ist es her, seit der grösste Popstar aller Zeiten unter mysteriösen Umständen gestorben ist. «Die wahre Geschichte» stellt dar, wie Michael Jackson wirklich gewesen ist und was rund um ihn herum in den letzten Jahren seines Lebens geschah. Nicht nur durch die Darstellung seines ehemaligen General Managers Dieter Wiesner, sondern auch durch Michael Jacksons persönliche Statements.

Dieter Wiesner ist seit über 20 Jahren im Merchandising-Business und Artist Management tätig. Im Jahr 1996 kam es zur Zusammenarbeit mit Michael Jackson. Auf Wunsch des Popstars wurde Wiesner sein General Manager. Dieter Wiesner lebt und arbeitet in Rodgau bei Frankfurt a. M.

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Leseprobe

RODGAU, 25. JUNI 2009, 23.50 UHR UND DANACH


Draussen wehte der laue Wind einer stillen Sommernacht. Weniger still war es allerdings in meinem Büro, wo wie jeden Tag die Telefone im Minutentakt klingelten. Die Arbeitsräume liegen am Rand eines Industriegebiets, das abends wie ausgestorben wirkt. In dieser selbst gewählten Abgeschiedenheit arbeite ich nun schon seit Jahren und kann in aller Ruhe bis spät in die Nacht geschäftliche Telefonate führen, wie es die Zeitverschiebung zu den USA erfordert. Vor einer knappen Stunde hatte mich ein guter Bekannter aus L.A. angerufen, um mir mitzuteilen, dass es Michael Jackson gesundheitlich sehr schlecht gehe und sein Leben auf dem Spiel stehe. So makaber es klingt, doch meine erste Reaktion war ein lautes Lachen. Das konnte ja gar nicht sein! Niemals, nicht im Entferntesten, wäre mir der Gedanke gekommen, dass an dieser Nachricht etwas Wahres sein könnte.

Stattdessen vermutete ich, dass diese Mitteilung auf eine mir nur allzu bekannte Taktik Michaels zurückzuführen war: Sich – unter dem Vorwand, gesundheitlich dazu nicht in der Lage zu sein – der anstehenden «This Is It»-Tour zu entziehen. Seit der Ankündigung seiner grossen Abschiedstournee am 5. März in London waren alle Tickets der geplanten Show ausverkauft. Und Michael Jackson stand – als grösster Popstar aller Zeiten – mehr denn je im Fokus der Öffentlichkeit. Am 13. Juli 2009, in nur 18 Tagen, sollte die Tour starten. Nach dem Telefonat war ich mir sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Tournee aufgrund von «Herzproblemen» oder Ähnlichem offiziell abgesagt würde. Für ihn war diese Tour nach meinem Wissen ganz jenseits seiner Vorstellungen, derlei Unternehmungen standen nicht mehr auf seiner Agenda und widerstrebten ihm. Zu zehn Konzerten hatte er sich hinreissen lassen, aber es sollte inzwischen nach dem Wunsch der Veranstalter um 50 Auftritte gehen. So rechnete ich am darauffolgenden Tag mit einer Pressemeldung, die ihn wegen einer «Erkrankung» von all dem vorerst trickreich entbunden hätte.

Doch ich sollte mich irren. Kurz vor Mitternacht erhielt ich einen weiteren Anruf von dem Bekannten, der sich in Michaels Villa aufhielt und mittlerweile genauere Informationen hatte. Etwas Schreckliches sei passiert: Michael ist tot. Das Blut gefror in meinen Adern, denn der Tonfall, mit dem man mir die Nachricht mitteilte, liess keinerlei Zweifel. Ich stand unter Schock und konnte die Tränen nicht zurückhalten. Ich war paralysiert und ausser Stande, das Telefonat fortzusetzen. Gewöhnt daran, jedes auftretende Problem sofort tatkräftig zu lösen, erfüllte mich diesmal grenzenlose Ohnmacht. Wie durch einen Schleier sah ich auf all die Plakate, Fotos und Erinnerungsstücke von Michael Jackson in meinem Büro, die er mir zum Dank für die gemeinsame Arbeit geschenkt hatte. Zeit meines Lebens galt auch ich eher als Einzelgänger und, so behaupteten zumindest manche, im Geschäftsleben als erfahrener Stratege, und dennoch verband mich mit Michael Jackson mehr als nur eine langjährige Geschäftsbeziehung: In dieser Nacht verlor ich einen Freund.

Kaum hatte ich die Nachricht erhalten, ging sie auch schon um die Welt, und innerhalb weniger Minuten konnte ich mich vor Mails und Anrufen nicht mehr retten. Die Lage wurde dramatisch, und es war mir nicht mehr möglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Telefone klingelten im Sekundenabstand, mein Mailaccount brach zusammen, und es war aussichtslos, allen Interviewanfragen gleichzeitig gerecht zu werden. Hinzu kamen die Mails und Anrufe zahlreicher zutiefst geschockter Fans, die die Nachricht von Michael Jacksons Tod weder glauben konnten noch wollten. Ich merkte schnell, wie sehr diese Nachricht die ganze Welt bewegte, wie tief der Schock sass, aber auch welchen Unglauben sein Tod bei vielen die ersten Tage hervorrief. Michael Jackson tot: Das konnte, das durfte nicht sein! Eine Frage jedoch, die mir schon in dieser Nacht immer wieder gestellt wurde, konnte ich eindeutig mit «Nein» beantworten: Nein, Michael Jackson hatte bestimmt keinen Selbstmord begangen. Nicht nur weil Michael seine Kinder über alles liebte, sondern auch weil er sich noch so viel vorgenommen hatte in seinem Leben, ein freiwilliges Ende einfach nicht zu ihm passte. Michael wollte leben.

An Schlaf war in dieser Nacht nicht mehr zu denken, immer noch geschockt, überkamen mich auf einmal unzählige Erinnerungen an die gemeinsam verbrachte Zeit: unser erstes Treffen, die stundenlangen Gespräche, die «HIStory»-Tour, all die furchtbaren, aber auch schönen Erlebnisse, die ich mit ihm geteilt hatte. Ich verlor das Zeitgefühl, doch irgendwann – es dämmerte schon – sass ich in meinem Wagen und fuhr durch die menschenleere Landschaft nach Hause.

Am nächsten Morgen offenbarte sich dann das ungeheure Ausmass der Flut an Anfragen und Kondolenzbekundungen aus aller Welt, die über Nacht nicht abgerissen war. Aber nicht nur das: Viele der Fans schienen so geschockt und verzweifelt, dass einige von ihnen sogar drohten, Selbstmord zu begehen. Und selbst heute erreichen mich immer noch unzählige Mails, die Zeugnis ablegen von dem grossen Vakuum, das Michael Jackson hinterlassen hat – die nach dem wahren Michael fragen, die mehr wissen wollen und die die Umstände seines Todes nicht loslassen.

Seit Michaels Tod sind auch die Stimmen seiner notorischen Kritiker verstummt, und verächtliche Bezeichnungen wie «Wacko Jacko» wurden respektvoll wieder durch «King of Pop» ersetzt. Der Todestag von Michael Jackson gehört für viele Menschen zu den kollektiv erlebten Eckdaten, von denen man sagt, die Welt sei danach nie mehr so gewesen wie zuvor. Jeder weiss noch genau, was er zu dem Zeitpunkt, als er die Nachricht erfuhr, gemacht hat und wo er gewesen ist. Jeder hat seine eigene Geschichte zu Michael Jacksons Tod, denn, ob man nun tatsächlich Fan war oder nicht, sein viel zu früher Tod riss eine Lücke in die Musikwelt.

Dem Schock folgte eine Zeit der Lähmung. Die Millionen von Fans, die Mitarbeiter, Freunde und Verwandten von Michael versuchten während der Tage danach in einer stillen, verzweifelten Trauerarbeit überhaupt erst einmal mit der Tatsache seines Todes klarzukommen und sich dessen bewusst zu werden. So sehr auch mich sein Tod mitnahm und beschäftigte, sah ich in den ersten Tagen jedoch davon ab, mich mit seiner Familie in Verbindung zu setzen. Niemand möchte, so gut es auch gemeint sein mag, mit Beileidsbekundungen konfrontiert werden, wenn er selbst noch unter Schock steht.

Erst einige Tage später rief ich Michaels Vater Joe an. Es war ein knappes, leises und trauriges Gespräch mit einem guten Bekannten, den ich als robusten Geschäftsmann kannte, der nie um einen Scherz oder verwegenen Vorschlag verlegen war. Während des Gesprächs wirkte er jedoch auf einmal wie ein gebrochener Mann. Ihm war zu diesem Zeitpunkt noch völlig unklar, wie er und der Rest der Jackson-Familie den Medien gegenüber auftreten sollten, um auf den Tod des mit Abstand bekanntesten und erfolgreichsten Familienmitglieds zu reagieren. Er fragte mich, ob ich zur Trauerfeier nach Los Angeles kommen würde. Ich war mir nicht sicher, doch als danach allmählich klar wurde, welche Dimension die Feier annehmen würde, nahm ich davon Abstand. Am 7. Juli dann fand im Staples Center in Los Angeles der offizielle Abschied von Michael Jackson statt, ehemalige Weggefährten wie Diana Ross, Berry Gordy oder Brooke Shields gaben ihm die letzte Ehre – und nicht zuletzt natürlich auch die Familie. Weltweit verfolgten Millionen von Zuschauern die Abschiedszeremonie am Bildschirm. Auch mich liess sie nicht kalt, dennoch war ich froh, mich später in einem weitaus stilleren Moment von Michael verabschieden zu können.

Mit Joe Jackson stand ich nach Michaels Tod immer wieder in Kontakt, der sich bis heute fortsetzt. Von Vätern, deren Söhne viel zu früh starben, etwa in Kriegen, weiss man, dass sie oft von einem Gefühl der inneren Leere beherrscht werden, indem die normale Generationenabfolge ad absurdum geführt wurde und das eigene Dasein nunmehr sinnlos erscheint. Joseph Jackson jedenfalls, der Vater, beteuert stets, wie sehr er seinen Sohn geliebt hat und liebt – so schwierig ihr Verhältnis zuweilen gewesen sein mag. Irgendwann fragte ich ihn mal nach der schweren Kette um seinen Hals, an der sich ein grosses silbernes Amulett in Form eines Vogels befindet. Die abgesenkten Flügel und die Schwanzfedern unten in der Mitte bilden ein «M». «Das ist Michael …», so die Erklärung zum Schmuck über seinem Herzen, «… mein Sohn!»

Michael Jackson starb zu einem Zeitpunkt, als ihm die Kontrolle über sein eigenes Leben längst entglitten war. Durch trickreiches Handeln des Systems, das ihn umgab, blieb ihm schlicht kein Ausweg mehr, man hatte ihn gezwungen, aufzutreten und die «This Is It»-Tour durchzuführen, er selbst hat auf die Entscheidung keinen Einfluss mehr gehabt. Er war in eine Ecke gedrängt worden, aus der er nicht mehr herauskam.

Ein bekannter Schriftsteller wurde zu seinem 75. Geburtstag einmal gefragt, wie er sich fühle, und er antwortete: «Als ob ich in eine Garage fahre, und die Wand kommt immer näher.» Solch eine Aussage mag in diesem Fall der Unabdingbarkeit des Alters geschuldet sein – der unausweichlich fortschreitenden Zeit, der niemand...

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