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Operative Kennzahlen als Frühwarnsystem im internationalen Hotelmanagement

Prioritäten und Aussagefähigkeit im Entscheidungsprozess

AutorNicole Spateneder
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl163 Seiten
ISBN9783638391863
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Tourismus - Hotelfach / Gaststättengewerbe, Note: 1,0, Hochschule München, 118 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Bei Kennzahlen denkt jeder sofort an die Zahlen der Bilanzanalyse. In dieser Arbeit wird jedoch auf die operativen Kennzahlen eingegangen, d.h. Zahlen aus den Bereichen Logis, Food & Beverage und Personal. Zu Beginn der Arbeit wird mittels Begriffserklärungen auf das Thema hingeführt und auf die Darstellung von Frühwarnsystemen eingegangen. Darauf folgen eine Charakterisierung von Kennzahlen und eine Darstellung der unterschiedlichen Kennzahlensysteme. Im Anschluss daran erfolgt die Zwecksetzung von Kennzahlensystemen, die Planungsrechnung mit Kennzahlen und die Kennzahlenauswertung. Anschließend werden Kennzahlen für die drei Bereiche Logis, Food & Beverage und Personal für das Hotelmanagement aufgeführt und erläutert. Bei der Vorstellung der Kennzahlen wird nach folgendem Schema vorgegangen: Berechnung und Erläuterung: Die Formel zur Berechnung der Kennzahlen wird gezeigt, wobei weitere Erläuterungen zur Berechnung folgen. Anwendungsgebiete: Es wird dargelegt, wozu die Kennzahlen benötigt werden. Interpretation und Aussagefähigkeit: Die Kennzahlen werden interpretiert, auf Problem- und Fragestellungen eingegangen und Hintergründe beleuchtet. Darauf folgt ein empirischer Teil, der eine Auswertung von Interviews und Fragebögen darstellt. Es wurden dazu 36 Hoteldirektoren internationaler Hotels in Deutschland befragt. In den Gesprächen wurden zahlreiche, hauptsächlich offene Fragen zum Thema Kennzahlen besprochen, um eine möglichst genaue Einstellung zu diesem Thema zu erfassen. Aufgrund der geringen Resonanz in München, wurden auch einige Interviews deutschlandweit durchgeführt und ein Fragebogen per Email an 417 Hotels versandt, wobei jedoch nur 22 Rückläufe zu verzeichnen waren. Abschließend werden eine Zusammenfassung und ein Ausblick gegeben. Empfehlungen für die Praxis werden mit Hilfe eines Leitfadens aufgeführt, anhand dessen die Hoteldirektoren und Abteilungsleiter ihre Kennzahlensysteme selbst beurteilen können.

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Leseprobe

3. Charakteristik von Kennzahlen


 

3.1 Arten von Kennzahlen


 

3.1.1 Einteilung nach statistischen Gesichtspunkten


 

Absolute Zahlen

 

Bevor ich auf die absoluten Zahlen eingehe, soll folgende Übersicht alle Einteilungs­möglichkeiten von Kennzahlen in der internationalen Hotellerie veranschaulichen.

 

 

Abb. 4: Arten von Kennzahlen

 

Absolute Kennzahlen können Einzelwerte, Summen, Differenzen oder Mittelwerte sein. Sie geben über die Größe eines Tatbestandes Auskunft, vergleichen jedoch keine Zahlen. Deshalb besteht in der Literatur ein Meinungsstreit darüber, ob absolute Zahlen auch zu den Kennzahlen gezählt werden können. Einige Autoren sind der Ansicht, dass ausschließlich Verhältniszahlen Kennzahlen für betriebswirtschaftliche Zwecke sein können (28). In der Praxis werden jedoch auch die absoluten Zahlen zu den Kennzahlen gezählt. In der Hotellerie versteht man unter Einzelwerten z.B. die Anzahl der belegten Zimmer, unter Summen z.B. die Bilanzsumme, unter Differenzen z.B. die unproduk­tiven Stunden der Arbeitnehmer und unter Mittelwerten z.B. den durchschnittlichen Lagerbestand pro Monat.

 

Verhältniszahlen

 

Die Verhältniszahlen sind aussagefähiger als die absoluten Zahlen, da sie sich auf eine Vergleichszahl beziehen (29). Der Zähler wird als „Beobachtungszahl“ bezeichnet, da über die Größe im Zähler eine Aussage gemacht werden soll. Der Nenner wird als „Bezugszahl“ bezeichnet, da an der Größe im Nenner die Beobachtungszahl gemessen wird (30). Die relativen Zahlen unterscheiden sich in Gliederungs-, Beziehung- und Indexzahlen (31). Ein Beispiel für eine Gliederungszahl aus der Hotellerie ist die Belegungsquote, bei der die Beobachtungszahl „Belegte Zimmer“ einen Teil der Bezugszahl „Verfügbare Zimmer“ darstellt. Eine Beziehungszahl ist z.B. der Umsatz pro Beschäftigen, bei der die Beschäftigten als gleichrangige, aber wesensverschiedene Größe den Umsatz beeinflussen. Als Messzahl bezeichnet man z.B. das Verhältnis Speisen- und Getränkeumsatz, bei der sich Nenner und Zähler nur durch ein einziges Merkmal, hier sachlicher Art, unterscheiden und der Getränkeumsatz mit 100 gleichgesetzt wird.

 

3.1.2 Einteilung nach der Informationskategorie


 

Monetäre Größen

 

Als monetäre Größen werden Wertgrößen bezeichnet. Obwohl die betriebswirtschaft­lichen Kennzahlen grundsätzlich Wertgrößen darstellen, stehen viele Mengen- bzw. Zeitgrößen aber ersatzweise für Wertgrößen (32). Die Information aus diesen Kennzahlen lässt finanzielle Rückschlüsse zu. Monetäre Kennzahlen in der Hotellerie sind beispielsweise der Deckungsbeitrag, der Yield und die Personalkosten.

 

Nicht monetäre Größen

 

Nicht-monetäre Größen sind Mengen- und Zeitgrößen (33). Beispiele im internationalen Hotelmanagement sind die durchschnittliche Aufenthaltsdauer, die effektive Öffnungszeit und die Verbesserungsvorschlagsquote. Hier werden nicht numerische Einflussgrößen wie die Qualität, Gästebegeisterung und Mitarbeiterzufriedenheit berücksichtigt.

 

3.1.3 Einteilung nach dem betriebswirtschaftlichem Inhalt


 

Das Unternehmen als Ganzes

 

Die Kennzahlen zur Planung, Steuerung und Kontrolle der Unternehmung als Ganzes beinhalten Kennzahlen zur Erfolgslage, wie z.B. Rentabilität, Gewinn, Kosten und Kennzahlen zur Finanzlage, also der Kapital- und Vermögensverhältnisse. Was genau unter Einheit Betrieb und Unternehmen zu verstehen ist, lässt sich nur schwer definieren. Es handelt sich jedoch um Kennzahlen, mit denen eine Erscheinung charakterisiert wird, die die ganze wirtschaftliche Einheit Betrieb betrifft (34). Es werden Kennzahlen benötigt, die sich auf die gesamtbetrieblichen Zusammenhänge beziehen.

 

Einzelne betriebliche Funktionen

 

Die Kennzahlen zur Planung, Steuerung und Kontrolle einzelner betrieblicher Funktionen werden berechnet in den Bereichen Beschaffung, Lagerwirtschaft, Fertigung, Vertrieb und Personalwirtschaft (35). Diese Kennzahlen erfassen die funktionalen und organisatorischen Gegenstandsbereiche des Unternehmens, welche im operativen Hotelgeschäft Logis, Food & Beverage und Personal darstellen.

 

3.1.4 Einteilung nach der Herkunft der Kennzahlen


 

Interne Kennzahlen

 

Die internen Kennzahlen sind verlässlicher und aussagefähiger als die externen, da der Controller weiß, wie diese Zahlen zustande gekommen sind und mit welchen Ungenauigkeiten sie evtl. behaftet sind (36). Sie liefern Aussagen zu Sachverhalten, welche die Leistungsfähigkeit funktionsorientierter Profit Center im Hotelbetrieb dokumentieren (27), z.B. im F&B den Umsatz pro Sitzplatz.

 

Externe Kennzahlen

 

Externe Kennzahlen werden zum einen von Institutionen (z.B. Hochschulinstitut, Verband, Kammer) mittels Fragebogen ermittelt. Zum anderen können sie aus veröffentlichtem Material abgeleitet werden (z.B. aus Jahresabschlüssen und Geschäfts­berichten von Aktiengesellschaften). Außerdem ermitteln externe Analytiker (z.B. Steuerverwaltung, Banken) bei betriebswirtschaftlichen oder steuerlichen Prüfungen Kennzahlen (38).

 

3.2 Funktionen von Kennzahlen


 

Kennzahlen sind eine wichtige Informationsgrundlage und unterstützen als Instrument der Unternehmensführung Managementaufgaben im Bereich der Leistungserstellung (39). Fünf wesentliche Funktionen von Kennzahlen sind die Operationalisierungsfunk­tion, Anregungsfunktion, Vorgabefunktion, Steuerungsfunktion und Kontrollfunktion. Nicht zu vergessen ist weiterhin die Funktion der Wirtschaftlichkeit.

 

Operationalisierungsfunktion:

 

Kennzahlen geben die Unternehmensziele weiter und müssen diese somit auch messbar machen, d.h. in Kennzahlen umsetzen. Die Kennzahlen werden gebildet und berechnet, um Ziele zu operationalisieren, die somit konkret messbar sind. Für operationale Ziele müssen der Zeitbezug, das Zielausmaß und die Messbarkeit vorgegeben sein (40). Quantitative Ziele, die als Entscheidungskriterien benötigt werden, können als Kennzahlen ausgedrückt werden und unterstützen bei schlecht strukturierten Problemen den Entscheidungsprozess. Dadurch werden Orientierungsziele vermittelt (41). In der Hotellerie wird beispielsweise im Restaurant der Sitzplatzumschlag berechnet. Dieser dient unter anderem als Entscheidungskriterium für Zwecke der Personalplanung.

 

Anregungsfunktion:

 

Kennzahlen dienen der Erkennung von Auffälligkeiten und Veränderungen (42). Als Frühwarnsystem werden sie bei der momentanen Wirtschaftslage immer wichtiger, um Gefahren und Fehlentwicklungen frühzeitig aufzuzeigen. Steuert das Unternehmen auf kritische Werte zu, wird ein Signal gegeben und es kann sofort reagiert werden (43). In der Hotellerie wird beispielsweise im Logisbereich die No-Show Rate für die jeweiligen Wochentage berechnet. Der Empfangschef wird aus seiner Erfahrung im Verhältnis zur No-Show immer überbuchen. Er erstellt eine vierteljährliche Statistik der tatsächlich vorgekommenen No-Shows pro Wochentag, um Prognosefaktoren zu erhalten. Für die verschiedenen aufgetretenen Anzahlen von No-Shows werden sodann der erwartete Gesamtverlust bei Überbuchung errechnet und so viele Zimmer überbucht, die im Zusammenhang mit dem niedrigstem zu erwartenden Gesamtverlust stehen. Diese kalkulierbare Überbuchungsmethode minimiert zum einen die Deckungsbeitrags­verluste, wenn Gäste nicht erscheinen und zum anderen eventuelle Schadensersatz­kosten bei Überbuchungen. Treten nun im nächsten Vierteljahr vermehrt oder vermindert No-Shows auf, dienen die Kennzahlen als Frühwarnsystem, und die Anzahl der notwendigen Überbuchungen wird neu berechnet.

 

Vorgabefunktion:

 

Kennzahlen sind bei der Budgeterstellung die wichtigsten Zielvorgaben. Sie dienen als Grundlage für alle strategischen und operativen Entscheidungen (44). Diese Vorgabewerte ergeben sich aus den Zielen, Plänen und Planzahlen, die dann für die Entscheidungsebenen abgeleitet werden. Aufgrund der Vorgabe können sodann Ursachen und Abweichungen analysiert werden und schließlich Korrekturmaßnahmen ergriffen werden (45). In der Hotellerie bekommen die Abteilungsleiter beispielsweise einen gewissen Prozentsatz der Personalkosten vorgegeben, den sie nicht überschreiten dürfen.

 

Steuerungsfunktion:

 

Durch nur wenige Kennzahlen können komplexe Steuerungsprozesse im Unternehmen vereinfacht und besser beurteilt werden. Als Eckdaten vermitteln sie den Mitarbeitern ein Bild der Zukunft. Es werden Maßnahmen vorgegeben, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Die Zielerreichung wird kontinuierlich überprüft und Abweichungen analysiert (46). Komplexe Sachverhalte werden verständlicher dargestellt, die Führungskräfte werden über die Zusammenhänge informiert, Einflussfaktoren des Erfolges, Ursachen für Mängel und Auswirkungen von Schwächen werden erkennbar (47). In der Hotellerie kann dies beispielsweise mit der Varianzanalyse deutlich dargestellt...

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