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Psychoonkologie. Eine Disziplin in der Entwicklung. (Jahrbuch der Medizinischen Psychologie, Band 22)

VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl310 Seiten
ISBN9783840920882
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,99 EUR

Das Buch gibt einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand der Psychoonkologie. Es behandelt psychische Belastungen von Krebspatienten und ihren Familien, patientenzentrierte Ansätze in der psychoonkologischen Versorgung, die Gestaltung und Wirksamkeit psychoonkologischer Interventionen sowie die Perspektiven der Versorgungsforschung. 

Nach neuesten Hochrechnungen erkranken in Deutschland jährlich etwa 425 000 Menschen an Krebs. Auch wenn für einige wenige Krebsarten ein Rückgang der Sterblichkeit festzustellen ist, sind die Tumorerkrankungen insgesamt gesehen nach den Herz-Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache geblieben. Dieses Buch gibt einen aktuellen Überblick über den derzeitigen Stand der Forschungsentwicklungen und Versorgungsansätze in der Psychoonkologie. 

Der Band behandelt psychische Belastungen von Krebspatienten und ihren Familien, patientenzentrierte Ansätze in der psychoonkologischen Versorgung, außerdem die Gestaltung und Wirksamkeit psychoonkologischer Interventionen sowie die Perspektiven der Versorgungsforschung in der Psychoonkologie. Der Band richtet sich an alle, die sich in Forschung und Praxis mit der Onkologie und Psychoonkologie befassen.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort und Einführung: Psychoonkologie – eine Disziplin in der Entwicklung
  3. I. Psychische Belastungen in Folge der Krebserkrankung bei Patienten und deren Familien
  4. II. Der Patient als Partner
  5. III. Psychoonkologische Interventionen
  6. IV. Perspektiven der Forschung
  7. V. Verzeichnisse
Leseprobe
Patienten als Partner in der Onkologie – Chancen der Partizipativen Entscheidungsfindung (S. 131-132)
Katrin Reuter, Andreas Loh und Martin Härter

Zusammenfassung

Der Forderung nach mehr Patientenbeteiligung in der Medizin kann mit Partizipativer Entscheidungsfindung (PEF, engl: „shared decision making“, SDM) im Arztgespräch nachgekommen werden. Es handelt sich beim PEF-Ansatz um ein Modell für die Arzt-Patient- Kommunikation in medizinischen Entscheidungssituationen. Wenn zwei oder mehr im Wesentlichen gleichwertige Behandlungsmöglichkeiten vorliegen, für die jeweils Wirkungsnachweise bestehen, die aber unterschiedliche Vor- und Nachteile und dementsprechende Folgen für den Patienten haben, dann wird eine von Arzt und Patient gemeinsam getragene Behandlungsentscheidung zunehmend wichtig. Da dies in der Diagnostik und Therapie von Tumorerkrankung häufig der Fall ist und PEF die individuellen Patientenbedürfnisse hinsichtlich des Ausmaßes an Patientenbeteiligung mit einbezieht, spielt dieser Ansatz in der Onkologie eine wichtige Rolle. Das Konzept hat in den vergangenen Jahren eine Reihe von psychometrischen Forschungsarbeiten und Studien zur Umsetzung von PEF in der medizinischen Versorgung hervorgebracht. Der Schwerpunkt liegt dabei bisher international auf der Entwicklung von medizinischen Entscheidungshilfen (Decision Aids). Erste Studien haben auch mit Schulungen von Ärzten und Patienten in Partizipativer Entscheidungsfindung begonnen. Untersuchungen zu Effekten Partizipativer Entscheidungsfindung zeigen, dass Krebspatienten von der Vorgehensweise in verschiedenen Bereichen profitieren und mit der Kommunikation mit ihren Ärzten zufriedener sind. Ärzte bewerten PEF ebenfalls positiv und stufen das Modell als implementierbar in die tägliche Routine ein. Nach intensiven konzeptuellen Entwicklungen zu PEF in den vergangenen Jahren, wird es zukünftig insbesondere um die nachhaltige Vermittlung der dazugehörigen Kompetenzen an die Berufsgruppen in der medizinischen Versorgung und an Patienten gehen.

1. Einleitung

Dem Thema der Patientenbeteiligung bei medizinischen Entscheidungen kommt in den letzten Jahren in der gesundheitspolitischen Diskussion eine besondere Aufmerksamkeit zu. Die stärkere Berücksichtigung der Interessen und Bedürfnisse von Patienten sowie ihre Mitarbeit bei medizinischen Entscheidungsprozessen ist nicht nur eine Forderung der Politik, sondern auch der Patienten selbst. Von Leistungsträgern und von Seiten der Wissenschaft wird zunehmend eine aktive Partizipation von Patientinnen und Patienten bei Fragen der Gesundheitsversorgung propagiert (Härter, Loh &, Spies, 2005). In der praktischen Erfahrung wird allerdings deutlich, dass sich eine stärkere Patientenbeteiligung nicht alleine durch Gesetzesinitiativen und strukturelle Maßnahmen durchsetzen lässt. Die Umsetzung von Patientenbeteiligung erfolgt im direkten Gespräch zwischen Arzt und Patient und umfasst die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient beim Herbeiführen individueller medizinischer Entscheidungen zu diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen. Auf dieser Ebene ansetzend entstand in den 90er Jahren, zunächst in Kanada und anschließend in Europa, das Konzept des Shared Decision Making (deutsche Übersetzung: Partizipative Entscheidungsfindung – PEF). Der PEF-Ansatz nimmt eine Mittelstellung zwischen der paternalistischen Vorgehensweise des Arztes, bei dem die Informations- und Entscheidungsmacht beim Arzt liegt, und dem Autonomiemodell, bei dem die Entscheidung in erster Linie beim Patienten liegt (Elwyn, Edwards &, Rhydderch, 2005), ein. Das Einbeziehen des Patienten bei medizinischen Entscheidungen folgt dabei einem klar erkennbaren Ablauf mit aufeinander aufbauenden Schritten im Gespräch zwischen Arzt und Patient.

Das PEF-Konzept wurde für chronische Erkrankungen entwickelt und erscheint für Tumorerkrankungen prädestiniert, da sich diese durch komplexe Behandlungsalternativen mit stark variablen Kurz- und Langzeitnebenwirkungen sowie bedeutsamen Auswirkungen auf die körperliche und psychische Lebensqualität der Patienten auszeichnen. Studien in der onkologischen Versorgung zeigen, dass sich ein Großteil der Patienten (87%) vom Arzt detaillierte Informationen über die eigene Erkrankung und Behandlung wünscht und bei der medizinischen Entscheidungsfindung von ihrem Arzt involviert werden möchten (44-67%) (Degner, Kristjanson, Bowman et al., 1997, Jenkins, Fallowfield &, Saul, 2001). Aus Berichten von Betroffenen geht hervor, dass die bisherige Zusammenarbeit mit Ärzten häufig nicht als „Teamwork“ gesehen wird. Sowohl von Patienten als auch von Behandlern wird daher heute im Bereich von Informationsvermittlung und Kommunikationskompetenz ein deutlicher Verbesserungsbedarf gesehen (Chapman &, Rush, 2003, Kleeberg, Tews, Ruprecht et al., 2005, Hack, Degner, Watson &, Sinha, 2006).
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Vorwort und Einführung: Psychoonkologie – eine Disziplin in der Entwicklung10
I. Psychische Belastungen in Folge der Krebserkrankung bei Patienten und deren Familien14
Psychische Belastung und Lebensqualität bei Prostatakrebspatienten im Behandlungsverlauf16
1. Psychoonkologische Aspekte bei Prostatakrebs17
2. Zielsetzungen und Fragestellungen18
3. Methodik19
4. Ergebnisse21
5. Diskussion25
6. Fazit28
Lebensqualität von krebsbetroffenen Familien – Ergebnisse aus einer psychoonkologischen Nachsorgeeinrichtung29
1. Einleitung30
2. Psychoonkologische Nachsorgeangebote für Familien32
3. Studie zur Lebensqualität krebsbetroffener Familien33
4. Fazit42
Psychische Belastungen und ihre Bewältigung bei Kindern krebskranker Eltern45
1. Einleitung45
2. Fallbeispiel48
3. Entwicklungspsychologische Aspekte50
4. Familiendynamische Aspekte52
5. Empirische Studien54
6. Interventionskonzepte58
7. Diskussion und Ausblick62
Genetische Beratung für Familien mit erblichem Darmkrebs – Psychosoziale Aspekte64
1. Einleitung65
2. Methodik67
3. Ergebnisse70
4. Diskussion77
Geschlechtsspezifische psychische Belastungen und Lebensqualität bei Partnern von Krebspatienten in der onkologischen Rehabilitation81
1. Hintergrund82
2. Methodik83
3. Ergebnisse85
4. Diskussion92
Beanspruchung der Partner von Krebspatienten in der palliativen Situation95
1. Literaturübersicht96
2. Eigene Untersuchung102
3. Diskussion113
Belastungen und Belastungsverarbeitung bei Angehörigen in der Geriatrischen Onkologie115
1. Einleitung116
2. Methodik120
3. Ergebnisse123
4. Diskussion und Ausblick126
II. Der Patient als Partner130
Patienten als Partner in der Onkologie – Chancen der Partizipativen Entscheidungsfindung132
1. Einleitung133
2. Der Ansatz der Partizipativen Entscheidungsfindung134
3. Partizipative Entscheidungsfindung in der Onkologie141
4. Ausblick144
Informationsbedarf und erwünschte Entscheidungsmitwirkung von Patienten – Empirische Befunde zu soliden und systemischen Krebserkrankungen146
1. Einleitung und Fragestellung146
2. Stichprobe und Methode151
3. Ergebnisse152
4. Zusammenfassung und Ausblick156
Patientenkompetenz im onkologischen Kontext: Konzeptionelle Grundlagen und Messung159
1. Patientenkompetenz im Kontext aktueller Entwicklungen des Gesundheitswesens160
2. Grundlagen161
3. Patientenkompetenz: Arbeitsdefinition und Manifestationsmodell165
4. Entwicklung eines Fragebogens zur Selbsteinschätzung von Patientenkompetenz im Kontext der Krebserkrankung168
5. Zusammenfassung und Ausblick170
Das Beratungsangebot „Second Opinion“ Erfahrungen und Ergebnisse eines Modellprojekts einer ambulanten Beratung für onkologische Patienten172
1. Wissenschaftlicher Hintergrund173
2. Ausgewählte Ergebnisse176
III. Psychoonkologische Interventionen188
Erfolg psychologischer Interventionen – ein Review190
1. Ziele psychologischer Interventionen191
2. Typen psychoonkologischer Interventionen192
3. Wirksamkeit auf psychisches Befinden und Lebensqualität193
4. Wirksamkeit auf den Krankheitsverlauf197
5. Zukünftige Forschungsthemen198
6. Schlussfolgerungen für die Praxis198
Diagnose und Therapie von Progredienzangst200
1. Was ist „Progredienzangst“?201
2. Wie kann man Progredienzangst messen?203
3. Die Behandlung dysfunktionaler Progredienzangst206
4. Evaluation der Progredienzangsttherapie210
5. Diskussion211
Psychoedukative Gruppentherapie mit Krebspatienten213
1. Einführung214
2. Konzepte psychoonkologischer Gruppentherapie214
3. Wirksamkeit psychoonkologischer Gruppentherapien215
4. Methodenkritische Bewertung der psychoonkologischen Interventionsforschung216
5. Forschungsprojekt216
6. Zusammenfassung und Diskussion224
Psychosoziale Rehabilitation nach Kehlkopfentfernung226
1. Einleitung227
2. Methode231
3. Ergebnisse233
4. Fazit238
Kommunikation mit onkologischen Patienten. Ein evaluiertes Trainingsprogramm für Ärzte und Pflegende239
1. Relevanz einer guten Kommunikation zwischen Behandlern und Patient240
2. Merkmale einer guten Kommunikation zwischen Behandlern und Patient240
3. Die Vermittlung von Gesprächsführungskompetenzen in der Onkologie242
4. Das Hamburger Kursprogramm zum Unterrichten von Gesprächsführungskompetenzen in Onkologie und Palliativversorgung243
5. Schlussbemerkung250
IV. Perspektiven der Forschung252
Psychosoziale Versorgung von Krebspatienten aus der Perspektive der Versorgungsforschung254
1. Versorgungsforschung vor dem Hintergrund eines sich verändernden Gesundheitssystems254
2. Psychoonkologie als Gegenstand der Versorgungsforschung256
3. Fazit261
V. Verzeichnisse262
Literaturverzeichnis264
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren306
Verzeichnis der Gutachterinnen und Gutachter310

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