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Terrarienhaltung in der Schule. Der Einsatz lebender Organismen im Biologieunterricht

AutorChristina Täubert
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl98 Seiten
ISBN9783640793402
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Didaktik - Biologie, Note: 1,0, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Bildungsplänen sowie den Rahmenrichtlinien für das Fach Biologie ist zu entnehmen, dass ein wichtiges Erziehungsziel die Vermittlung von Umweltbewusstsein darstellt. Die Schüler sollen sich infolge der Erschließung von ökologischen Zusammenhängen als einen abhängigen Teil der Natur begreifen. Gerade in Zeiten eines zunehmenden Artenaussterbens nimmt die Förderung eines verantwortungsbewussten und schützenden Verhaltens bei den Heranwachsenden einen besonderen Stellenwert ein. [...] Um diese Erziehungsziele zu erreichen, genügt es jedoch nicht, allein die kognitive Ebene anzusprechen. Vielmehr müssen auch die Emotionalität und das ästhetische Erleben von Natur Berücksichtigung finden. In diesem Sinne wird die originale Begegnung mit der Natur als ein wichtiger Schritt für die Entwicklung einer schützenden und naturverbundenen Haltung gesehen. [...] Hervorzuheben ist [...] die Haltung und die damit verbundene Pflege von Tieren an Schulen, da neben den grundsätzlichen Vorteilen des Einsatzes von lebenden Organismen noch weitere Vorzüge entstehen. [...] In Anbetracht der zahlreichen Vorteile erscheint eine schuleigene Tierhaltung mit Tieren der unterschiedlichsten Klassen und Stämme geradezu als logische Konsequenz. Die Praxis widerspricht dagegen dieser Annahme. Den wenigen Untersuchungen der letzten 50 Jahre ist zu entnehmen, dass nur knapp über 50% der Schulen in Deutschland lebende Organismen halten. [...] Die Ergebnisse von Anette Bull machen deutlich, dass auch heute noch bevorzugt Pflanzen als lebende Organismen gehalten werden, und wenn es doch Tiere an den Schulen gibt, handelt es sich dabei meist um Fische und Kleinsäuger. Dass die Haltung anderer Tierarten genauso leicht zu organisieren ist, [...] soll die vorliegende Arbeit zeigen. [...] Für Anfänger im Bereich der Haltung und Pflege von Tieren liefert der zweite Schwerpunkt dieser Arbeit wichtige Hinweise und Informationen hinsichtlich den gesetzlichen Rahmenbedingungen, den Kriterien für die richtige Artenauswahl, den technischen Voraussetzungen an einer Schule und der Organisation der Pflegemaßnahmen sowie des Unterrichtseinsatzes der Tiere. Im Anschluss daran werden zwei konkrete Arten, der Kongo-Rosenkäfer und die Indische Stabschrecke als Beispiele für die Haltung von Terrarientieren vorgestellt. [...] Um die Lehrerschaft für die Tierhaltung zu motivieren, sind am Ende dieses Beitrages Arbeitsaufträge für die Schüler und dazugehörige Erwartungsbilder für die Lehrer beigefügt, [...]

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Leseprobe

1. Einleitung


 

Bildungsplänen sowie den Rahmenrichtlinien für das Fach Biologie ist zu entnehmen, dass ein wichtiges Erziehungsziel die Vermittlung von Umweltbewusstsein darstellt. Die Schüler[1] sollen sich infolge der Erschließung von ökologischen Zusammenhängen als einen abhängigen Teil der Natur begreifen. Gerade in Zeiten eines zunehmenden Artenaussterbens nimmt die Förderung eines verantwortungsbewussten und schützenden Verhaltens bei den Heranwachsenden einen besonderen Stellenwert ein. Der Biologieunterricht „[...] trägt somit zur Herausbildung entsprechender Wertvorstellungen bei“ (Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt 2003, S. 6).

 

Um diese Erziehungsziele zu erreichen, genügt es jedoch nicht, allein die kognitive Ebene anzusprechen. Vielmehr müssen auch die Emotionalität und das ästhetische Erleben von Natur Berücksichtigung finden. In diesem Sinne wird die originale Begegnung mit der Natur als ein wichtiger Schritt für die Entwicklung einer schützenden und naturverbundenen Haltung gesehen. Dabei können Pflanzen und Tiere auf unterschiedlichste Weise in den Unterricht einbezogen werden. Als Beispiele seien an dieser Stelle der Freilandunterricht, Zoo-Besuche, die Arbeit im Schulgarten und die Haltung von Tieren an der Schule genannt. Der Vorteil all dieser Möglichkeiten besteht darin, dass einerseits einer weiteren Aufgabe des Biologieunterrichts, nämlich die möglichst häufige Verwendung von Naturobjekten zur Demonstration von morphologischen, physiologischen oder anderen Merkmalen Rechnung getragen und andererseits den Schülern Wissen und Fähigkeiten zur Bewältigung alltäglicher Lebenssituationen vermittelt wird.

 

Der Einsatz lebender Objekte ist in jedem Fall dem Studium von Bildern vorzuziehen, vor allem, wenn es darum geht, die für die Entwicklung von Natur- und Umweltbewusstsein notwendigen Emotionen anzusprechen. Außerdem sind „Lebewesen, im Gegensatz zu den Medien, nicht didaktisch bearbeitet und bieten daher meist ein breites Feld an Informationen und eine Fülle von Eindrücken. Sie sprechen verschiedene Sinneskanäle gleichzeitig an: den Gesichtssinn, den Gehörsinn, zum Teil auch den Geruchssinn und den Tastsinn“ (Hiering u. a. 2005, S. 156).

 

Hervorzuheben ist trotz der Vorteile aller oben genannten Möglichkeiten der Einbeziehung von Naturobjekten in den Unterricht die Haltung und die damit verbundene Pflege von Tieren an Schulen, da neben den grundsätzlichen Vorteilen des Einsatzes von lebenden Organismen noch weitere Vorzüge entstehen. Während die Einbeziehung von Tieren in den Unterricht generell die Motivation der Schüler - denn diese interessieren sich häufig mehr für Tiere als für Pflanzen - und somit deren Denk- und Selbsttätigkeit sowie deren Lerneffektivität erhöht und die Unterrichtung von Fachkenntnissen, instrumentellen Fähigkeiten, ethologischen Kenntnissen und schließlich von Einsichten in ökologische Zusammenhänge erleichtert, hat die Haltung und Pflege (durch die Schüler) von Tieren weitaus mehr Nutzen: Durch sie erhalten die Schüler einen Einblick in die Ansprüche der zu haltenden Lebewesen, sie lernen Pflegetechniken kennen und Verantwortung zu übernehmen, werden in die Lage versetzt, Tiere artgerecht zu halten - was hinsichtlich der Haltung von Haustieren einem praktizierten Tierschutz nahe kommt - und lernen, mit Furcht oder Ekel gegenüber einzelnen Tieren umzugehen (vgl. Heimerich 1998). Weiterhin wird nicht nur die Schule mit Lebendigem angereichert, sondern die Schüler entwickeln auch Achtung vor der Natur. Findet die Pflege der Tiere zudem in Schülergruppen statt, fördert dies die Teamfähigkeit der Heranwachsenden, spricht also neben der kognitiven und affektiven auch die soziale Ebene an. Weitere Vorteile der Tierhaltung an der Schule ergeben sich aus dem Vergleich mit dem Freilandunterricht. Im Gegensatz zu diesem sind die gehaltenen Tiere ständig für den Unterricht verfügbar, der organisatorische und zeitliche Aufwand ist wesentlich geringer, Schüleraktivitäten sind umsetzbar, da häufig eine größere Anzahl der gleichen Art gehalten werden kann, und das Erfassen von Objektelementen sowie die Untersuchung der Lebensbedingungen oder beeinflussenden Faktoren sind gut möglich. Dennoch sollten Alternativen, wie der Unterrichtsgang, nicht vernachlässigt werden, denn die Tiere an der Schule gewährleisten nicht, den Zusammenhang von Objekt und Umwelt zu erkennen und die Komplexität des Lebens sichtbar zu machen (vgl. Bretschneider 1994).

 

Als letzter nennenswerter Vorteil der Haltung und Pflege von Tieren ist deren wissenschaftspropädeutische Funktion zu erwähnen. Selbst zu den fachgemäßen Arbeitsweisen gehörend, fördern Tierhaltung und -pflege die Anwendung weiterer methodischer Handlungsmuster, welche nach Eschenhagen u. a. (2001, S. 212) „[...] auf die besonderen Anforderungen des Biologieunterrichts abgestimmt [...]“ sind. Anhand der gehaltenen Tiere kann demzufolge das Erkunden als weiteres methodisches Handlungsmuster bzw. fachgemäße Arbeitsweise geübt werden. Hierzu zählen die vier Erkundungsformen „Betrachten“, „Beobachten“, „Untersuchen“ und „Experimentieren“ (vgl. Hiering u. a. 2005). Werden diese mit Hilfe der gehaltenen Tiere umgesetzt, sind zum einen die in den Rahmenrichtlinien für das Fach Biologie geforderten Qualifikationen (vgl. Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt 2003) berücksichtigt und zum anderen wird das häufig angestrebte Ziel eines handlungsorientierten und abwechslungsreichen Unterrichts erreicht.

 

In Anbetracht der zahlreichen Vorteile erscheint eine schuleigene Tierhaltung mit Tieren der unterschiedlichsten Klassen und Stämme geradezu als logische Konsequenz. Die Praxis widerspricht dagegen dieser Annahme. Den wenigen Untersuchungen der letzten 50 Jahre ist zu entnehmen, dass nur knapp über 50% der Schulen in Deutschland lebende Organismen halten. Signifikante Unterschiede sind dabei vor allem zwischen den Schularten und der Schulgröße zu erkennen. Eschenhagen u. a. (vgl. 2001) beziehen sich, wie auch viele andere Wissenschaftler der Biologie-Didaktik (z. B. Krischke 1987), auf die empirische Untersuchung von Klaus Dumpert, welche von ihm 1976 an 231 damaligen bundesdeutschen (allgemeinbildenden) Schulen durchgeführt wurde und als repräsentativ gilt. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Stichprobe sind:

 

 „An 49% bis 65% aller Schulen werden lebende Organismen gehalten. Am häufigsten findet man Blütenpflanzen, dann andere Pflanzen und Fische.

 

 52% der befragten Lehrer geben an, dass sie es für unbedingt notwendig halten, im Biologieunterricht mit lebenden Organismen zu arbeiten; 42% der Lehrer sind der Meinung, dass die Arbeit mit lebenden Organismen zwar nicht notwendig, aber didaktisch nützlich sei.

 

 Lebende Organismen werden im Biologieunterricht am meisten dafür verwendet, um deren Morphologie zu zeigen [...].

 

 Unter den Unterrichtsmethoden, die im Zusammenhang mit lebenden Organismen angewendet werden, hat das Stellen von Beobachtungsaufgaben eine besondere Bedeutung. In abnehmender Häufigkeit folgen das Demonstrieren der Lebewesen, das Schüler- und das Lehrerexperiment“ (Eschenhagen u. a. 2001, S. 321f). Eschenhagen u. a. (vgl. 2001) nehmen des Weiteren zu den Ergebnissen einer Untersuchung von Axel Meffert im Jahre 1980 Stellung: Dieser Studie zufolge werden in 33% der kleineren Schulen mit weniger als 400 Schülern und in 58% der größeren Schulen Tiere gehalten. Der deutliche Unterschied wird von Eschenhagen u. a. auf die zunehmende Arbeitsbelastung der einzelnen Lehrerkräfte in kleineren Schulen zurückgeführt. Ebenso kennzeichnende Differenzen ergeben sich bei einem Vergleich der Schularten, da 75% der Grundschulen und im Gegensatz dazu nur 35% der allgemeinbildenden Schulen Pflanzen halten.

 

Wie aus einer neuesten Studie von Anette Bull ersichtlich wird, finden die Ergebnisse aus den 70er und 80er Jahren Bestätigung. Sie untersuchte an 873 Berliner Schulen die Häufigkeit der Tierhaltung und unterschied dabei zwischen Schulform und gehaltener Tierart. Resultat der Umfrage war, dass an 22% aller Schulen Tierhaltung vorzufinden ist. Betrachtet man die Schularten im Einzelnen, gibt es an 32% der Gymnasien schuleigene Tiere. Bezüglich der Tierarten, die an den untersuchten Schulen gehalten werden, brachte die Studie folgende Erkenntnisse: an 154 Schulen werden Fische, an 40 Schulen Mäuse, an 28 Schulen Kaninchen/Meerschweinchen, an 24 Schulen Reptilien, an 17 Schulen Vögel, an 9 Schulen andere Nager und an ebenfalls 9 Schulen Insekten gehalten (vgl. Technische Universität Berlin 2000).

 

Die Ergebnisse von Anette Bull machen deutlich, dass auch heute noch bevorzugt Pflanzen als lebende Organismen gehalten werden, und wenn es doch Tiere an den Schulen gibt, handelt es sich dabei meist um Fische und Kleinsäuger.

 

Vergleicht man schließlich die wissenschaftlichen Beiträge über die Vorteile von Tierhaltung an Schulen mit den in diesem Zusammenhang durchgeführten empirischen Untersuchungen, ist deutlich eine Divergenz zwischen Theorie und Praxis festzustellen. Dass dieser Widerspruch jedoch leicht zu überwinden ist, soll die vorliegende Arbeit zeigen. Wie die Studie von Dumpert ergab, stufen zwar viele Lehrer den Einsatz lebender Organismen im Unterricht als bedeutsam ein, scheuen allerdings die durch eine schuleigene Tierhaltung entstehenden Kosten und den zeitlichen Mehraufwand. Genau diese Befürchtungen sollen hiermit widerlegt werden. Für...

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