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E-Book

Wie wir Schule machen

Lernen, wie es uns gefällt

AutorAlma Zárate, Jamila Tressel, Lara-Luna Ehrenschneider
VerlagKnaus
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783641137779
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Jetzt geht die Bildungsdebatte richtig los: Drei Schülerinnen haben sehr konkrete Ideen für einen Unterricht, der alle begeistert.
In der Bildungsdebatte sind alle zu Wort gekommen - nur die Schüler hat keiner gefragt. Das regt Alma (13), Jamila (14) und Lara-Luna (15) schon lange auf. In ihrem Buch berichten sie, wie sie in ihrer Schule fürs Leben lernen. Ihre Fächer heißen 'Herausforderung' und 'Verantwortung', in sogenannten Lernbüros teilen sie sich ihr Pensum selbst ein - alles innerhalb des Lehrplans. Ein Beispiel des Gelingens, einfach und erfrischend. Die drei Autorinnen und ihre Mitschüler bilden inzwischen Lehrer weiter und machen Mut umzudenken.

Alma de Zárate, 1999 in Berlin geboren, besucht die Evangelische Schule Berlin Zentrum, die für ihr Lernkonzept inzwischen vielfach ausgezeichnet wurde (u.a. von der Karg-Stiftung).

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Leseprobe

Vorwort: Warum wir und dieses Buch?

Wir sind Alma, Jamila und Lara-Luna, 13, 14 und 15 Jahre alt. Wir gehen in die achte und neunte Klasse der Evangelischen Schule Berlin Zentrum, einer Gemeinschaftsschule mitten in Berlin. Wenn das Buch erscheint, sind wir eine Klasse weiter und vielleicht auch ein Jahr weiser, aber so soll das ja auch sein.

Manche denken jetzt vielleicht, wir sind die Schlauen, weil wir uns das trauen. Also zu schreiben, was wir denken, und dann kann man das auch noch kaufen. Dazu noch über Schule und sogar Erziehung. Das Thema ist ja nicht neu. Jeder hat dazu eine Meinung. Denn jeder war schon in der Schule. Und kann mitreden.

Vielleicht denkt ihr auch, wir sind hochbegabt. Also übelst intelligent und dass wir das Alphabet rückwärts aufsagen können. Oder beim Arzt vermessen worden sind. Also einen IQ-Test gemacht haben. Haben wir nicht. Wir wurden auch nicht rausgepickt, weil wir irgendwie total gut schreiben können oder so. Können wir nämlich nicht: Wenn ihr sehen würdet, wie wir andauernd im Internet gucken, wie was geschrieben wird, würdet ihr die Augen verdrehen. Alleine wo die Kommas hin kommen weiß doch keiner. Merkt ihr, dass dieser Satz falsch geschrieben ist? Kam uns irgendwie auch so vor, also haben wir nachgeschaut. Es muss heißen: Alleine, wo die Kommas hinkommen, weiß doch keiner. Außerdem ist der Plural von Komma Kommata, das haben wir jetzt beim Schreiben gelernt. Aber darüber wollen wir nicht reden, das ist langweilig. Spannender ist: Viele von uns könnten so ein Buch schreiben, weil sie Experten sind, was Schule und Lernen angeht. Experten sind Leute, die sich mit etwas besonders gut auskennen, oder? Und wir kennen uns besonders gut mit uns aus.

Also mit dem Schreiben war das einfach so: Unsere Schulleiterin, Frau Rasfeld, hat in der Schulversammlung gefragt, wer Lust hätte, ein Buch zu schreiben. So, wie sie uns immer fragt, wenn es was zu tun gibt. Wir hatten Lust.

Unsere Schule ist nicht wie viele andere, und Frau Rasfeld ist keine gewöhnliche Schulleiterin. Sie möchte gern Dinge verändern und Kinder unterstützen, wenn die was verändern wollen. Also haben wir Schüler vor Jahren damit begonnen, Lehrern zu erzählen, wie der Unterricht bei uns abläuft und wie wir uns das Lernen vorstellen. Aber davon erzählen wir später. Frau Rasfeld nimmt zu Vorträgen immer Schüler als Mitreferenten mit, damit wir von unseren Erfahrungen und Erlebnissen berichten. So reisen wir Schüler viel herum und haben mittlerweile schon die ganze Bundesrepublik gesehen. Wir wurden im Flughafen auch schon ausgerufen, weil wir spät dran waren. Es kann auch schon mal nach Wien gehen und nach Basel oder Zürich. Wo gibt es das schon: dass Schüler nicht weglaufen, wenn der Schulleiter etwas von einem will? Wir machen gerne was mit unserer Schulleiterin, weil wir dann immer was erleben.

Frau Rasfeld sagte also, dass es ein Projekt mit Uli Hauser aus Hamburg gibt, der meinte, jetzt sollten mal Kinder über Bildung und Erziehung schreiben. Wir fanden das total cool und aufregend, ein neues Abenteuer. So etwas hatten wir vorher noch nie gemacht. Erst wollten wir nicht glauben, dass jemand hören will, was wir zu sagen haben. Denn so ein Buch ist etwas anderes als ein Vortrag: Den kann man vielleicht vergessen. Aber in ein Buch kann man immer wieder hineinschauen. Als wir dann im Mai an unserem unterrichtsfreien Brückentag eine Lehrerfortbildung in München durchgeführt haben, haben wir mit Britta vom Knaus Verlag gesprochen und waren danach voll begeistert.

In diesem Buch wollen wir euch nur mal sagen, wie wir Schule erleben. Und wie wir uns Lernen und die Zukunft vorstellen. Was man besser machen könnte. Wie es uns geht. Was wir uns wünschen. Wir wollen euch unsere Schule etwas näher vorstellen und erklären, was da bei uns abgeht. Wie viel Spaß man haben kann in der Schule. Wie man besser lernt und wie es funktionieren kann, einen Sinn darin zu sehen, morgens aufzustehen. Aber am meisten hoffen wir, dass ihr euch nicht langweilt, wenn ihr unser Buch lest. Wir sind uns sicher, es gibt einen Haufen Leute, die Bücher schreiben und viele Vorträge darüber halten, wie Schule eigentlich funktioniert und was man alles für eine gute Schule braucht. Aber mal ganz ehrlich: Geht es dabei eigentlich um uns oder um euch? Ist es nicht komisch, dass Menschen, die nicht mehr in die Schule gehen, besser Bescheid wissen sollen als wir Schüler, die jeden Tag dorthin gehen?

Sollten wir nicht auch ein Wörtchen mitreden können?

Natürlich geht es auch um die Lehrer; wenn es ihnen nicht gut geht, bringt uns das auch nicht viel. Aber eigentlich ist die Reihenfolge doch so: Lehrer sind nur da, weil wir da sind. Würden wir nicht in die Schule gehen, hätten Lehrer keinen Job. Aber in der Schule geht es fast die ganze Zeit nur um den Stoff und die Lehrer, so kommt uns das vor.

Wann werden denn schon wir, die Schüler, gefragt, zum Beispiel: »Na, wie findet ihr die Schule so oder was würdet ihr euch vielleicht wünschen?« Wenn diese Frage gestellt würde, ehrlich mal, würde es wahrscheinlich ganz andere Schulen geben. Schulen, in denen sich Kinder und Jugendliche wohlfühlen. Dann würde endlich auf den Tisch kommen, was falsch läuft.

Jetzt wollen wir euch mal erzählen, wie wir das Buch gemacht haben. Damit ihr auch glaubt, dass wir es selbst geschrieben haben. Wir hatten viele Ideen und Gedanken. Stellt euch vor, es ist Schule, und alle Kinder wollen hin! Wie muss Schule aussehen, damit dieser Traum Wirklichkeit wird? Und wen sollte man fragen, um diese wichtige, aktuelle Frage zu beantworten? Die Lehrer? Die Direktoren? Bildungsbeauftragte? Minister? Die Bundeskanzlerin?

Wir sind mal in ein paar Buchläden gegangen und haben geguckt, was es so alles gibt zu dem Thema Schule und Erziehung. Ganz schön viel. Und alles von Erwachsenen. Und man kriegt das Gefühl, dass die Erwachsenen denken, wir seien so kleine Leutchen, die man an die Leine nehmen muss. So, als würden wir allein nichts auf die Reihe kriegen.

Also haben wir dann beschlossen, einfach loszulegen. Wir drei kannten uns eigentlich noch gar nicht richtig, so als Gruppe. Erst später haben wir uns so richtig kennengelernt. Wir sind ja auch zufällig zusammengekommen. Wir drei Mädchen. Es wäre auch interessant gewesen, was die Jungs denken, aber gut, was Schule angeht, ticken wir wohl gleich.

Wir haben dann besprochen, was wir alles schreiben wollen, wie es aufgebaut und aufgeteilt werden sollte und was wir uns noch so alles wünschen. Wir haben uns vorgenommen, nur darüber zu schreiben, was wir wirklich erlebt haben. Oder was Freunde oder Bekannte uns erzählt haben. Wir haben mit vielen Leuten geredet und waren auch viel unterwegs. In anderen Schulen, soweit wir durften. Manche Schulleiter sehen nicht so gern, wenn andere ihren Unterricht anschauen wollen. Aber genau das wollten wir.

Und dann haben wir diese tolle Erfahrung gemacht: dass wir gemeinsam besser sind als allein. Wir hatten begonnen, jede für sich zu schreiben. Doch dann haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, dass wir uns dieses Buch besser gemeinsam erarbeiten. Damit wir direkt austauschen können, was wir denken. Gemeinsam nach Wörtern zu suchen, macht viel mehr Spaß, finden wir. Und wenn einer müde wird, ermuntern wir uns gegenseitig. Es ist keine große Kunst, einem anderen Mut zu machen, es macht das Leben einfacher. Und uns zufrieden.

Und jetzt wollen wir uns kurz vorstellen.

Wer wir sind:

Alma de Zárate: Eigentlich ist mein Name noch viel länger! Wie das bei lateinamerikanischen und spanischen Namen oft der Fall ist. Ich habe auch noch eine kleine Halbschwester, sie wohnt aber nicht bei mir, trotzdem verstehen wir uns sehr gut! Ich wurde am 2. Dezember 1999 während eines Schneegewitters in Berlin-Charlottenburg geboren. Ich bin jetzt 13 Jahre alt und gehe in die neunte Klasse der Evangelischen Schule Berlin Zentrum oder auch kurz ESBZ.

Meine Mutter stammt aus der Nähe von Chemnitz in Sachsen, mein Vater kommt aus Cienfuegos auf Kuba. Er kam vor 22 Jahren nach Deutschland und ist hier jetzt auch eingebürgert, von ihm habe ich meinen Namen. Meine Eltern haben sich zwei Jahre nach meiner Geburt getrennt. Früher habe ich eine Zeit lang mit meiner Mutter zusammen in Mitte gewohnt. Doch vor Kurzem sind wir nach Weißensee gezogen, hier gefällt es uns sehr. Meine Mutter arbeitet in einem Musikverlag und mein Vater ist Künstler, er macht Filme und malt Bilder.

Natürlich kann ich noch gar nicht so viel erlebt haben, weil ich ja erst 13 Jahre alt bin. Ich glaube, mit einem Jahr bin ich in einen Kinderladen gekommen, der hieß »Kinderladen Pippi Langstrumpf«. Hier habe ich vier lustige Jahre verbracht. Mit fünf Jahren wurde ich dann eingeschult; nicht weil ich wollte, und auch meine Mutter war dagegen. Sondern weil es damals die Regel gab, dass alle Kinder, die spätestens im Dezember fünf Jahre alt geworden sind, im Jahr darauf eingeschult werden mussten. Ich hatte mich auf die Schule gefreut, eigentlich, aber leider kam es dann anders. Fast alle Kinder waren älter als ich, ganz oft habe ich geweint, weil ich nicht in die Schule wollte. Meine Lehrer schlugen dann meiner Mutter vor, dass ich sitzen bleiben sollte. Super: Erst zerren sie einen viel zu früh in die Schule. Und dann wollen sie, dass du das erste Jahr gleich doppelt machst. Ich war dagegen, meine Mutter auch, meine Freunde auch: Sollte ich sie jetzt alle im Stich lassen? So kam ich also in die zweite Klasse und habe dann immer zu Hause mit meiner Mutter lesen geübt. Manchmal war ich ganz schön verzweifelt,...

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