Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: sehr gut 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Ethnologie und Afrikanistik), Veranstaltung: Die Behandlung von alten und kranken Menschen in Wildbeuter- und Pflanzerkulturen, 8 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In meiner Seminararbeit möchte ich die Ainu im Norden Japans etwas näher beleuchten. Der besondere Schwerpunkt soll dabei auf der Behandlung von Alten und Kranken liegen. Diese scheint sich bei den verschiedenen Wildbeuter- und Pflanzerkulturen in der ethnologischen Literatur zunächst sehr unterschiedlich darzustellen. Von menschenunwürdigen Ritualen wie der Altentötung beispielsweise bei den Tschuktschen in Sibirien ist die Rede oder davon, dass ältere Menschen einfach ausgesetzt und sich selbst überlassen werden. Diese Behauptungen erfordern eine eingehendere Betrachtung, welche ich bei den Ainu im nördlichen Japan vollziehen möchte.
Um jedoch näher auf die Situation und die Behandlung von alten und kranken Menschen in diesem Volk eingehen zu können, werde ich zunächst mit dem kulturellen Hintergrund der Ainu näher zum zentralen Thema meiner Seminararbeit hinführen. Dabei werde ich das Verbreitungsgebiet der Ainu, ihre Herkunft und Geschichte sowie insbesondere ihre Religion kurz darstellen.
Die Siedlungsgebiete der Ainu umfassen die Insel Hokkaido, die nördlichste der vier japanischen Hauptinseln, sowie die Südhälfte von Sachalin und die Inseln der Kurilenkette, wobei in der heutigen Zeit nur noch Hokkaido als Siedlungsgebiet 'übrig geblieben' ist (vgl. Karte Abb.2, S.4). Die ethnische Selbstbezeichnung 'Ainu' steht für 'Mensch'. Eine Ableitung vom japanischen Wort 'imu' (Hund) ist mit großer Wahrscheinlichkeit falsch und wirft vielmehr einen Blick auf die Stellung und Wertschätzung der Ainu als Minderheit in der japanischen Gesellschaft .
Die Zahl der Ainu wird nach aktuellen Erhebungen auf knapp 24.000 geschätzt , bei Fitzhugh ist die Rede von bis 50.000 . In der Vergangenheit hatte man mehrfach ein Aussterben befürchtet. Dies schien jedoch unbegründet. Wie Ölschleger betont, zeigt ein Blick auf die Bevölkerungszahlen zwischen 1804 und 1940 zwar einen Rückgang von 21.697 auf 16.170 Menschen, jedoch fiel die Zahl nie unter 15.000 . Ohnuki-Tierney schreibt in diesem Kontext, dass der letzte der Kurilen-Ainu 1941 gestorben ist.
Im Bezug auf Technik und soziale Organisation ist die Ainu-Kultur auf Hokkaido am komplexesten und am weitesten entwickelt . Für Hokkaido spricht Ohnuki-Tierney von 18.000 tatsächlichen Ainu; diese Zahl bezieht sich allerdings auf Daten, welche sie im Jahr 1981 als Arbeitsgrundlage verwendete.
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