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E-Book

Die Inflation kommt

Und wie Sie sich jetzt schon schützen können

AutorRiße Stefan
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl250 Seiten
ISBN9783862483372
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
'Ist mein Geld sicher?' - Wie hypnotisiert starren die Anleger derzeit auf ihre Konten und Depots. Jeder Wertverlust ruft neue Panik hervor. Nicht ganz zu Unrecht. Es ist kann sein, dass der Wert der Ersparnisse zu 100 Prozent erhalten bleibt. Muss aber nicht. Viel wahrscheinlicher ist es, dass die Kaufkraft dieses Geldes massiv schwindet. Warum? Die Staaten dieser Welt haben sich in eine wahre Schuldenorgie gestürzt. Milliarden, ja sogar Billionen wurden ausgegeben, um die Finanzkrise und ihre Folgen abzufedern. Langfristig gibt es nur einen Ausweg, um die Staatspleite führender Industrienationen abzuwenden: die schleichende Geldentwertung. Stefan Riße, gefragter Börsenexperte und Anlageprofi, ist sich sicher: Die Inflation kommt! In seinem Buch führt Riße Argument für Argument den stichhaltigen Beweis für diese erschreckende Prognose, auf die sich jeder über kurz oder lang einstellen muss, und gibt dem kleinen und großen Anleger handfeste Tipps, wie er sein Erspartes retten kann.

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Leseprobe

1. Der lange Weg in die unausweichliche Krise


14. September 2008: Man trifft sich sonntags, denn die Zeit drängt. Bis am Montag die Börsen eröffnen, muss eine Lösung gefunden sein. Ein Rettungskonzept für die akut von der Pleite bedrohte Investmentbank Lehman Brothers. Es sieht nicht gut aus: Lehman, eine der fünf mächtigsten Banken der Vereinigten Staaten, hat sich mit »faulen« Kreditverbriefungen verspekuliert. Ihr fehlen Milliarden, um wieder auf die Beine zu kommen. Milliarden, die keiner zahlen will.

Schon zuvor hatte Timothy Geithner, der New Yorker Vertreter der US-Notenbank Federal Reserve, unmissverständlich klargestellt: »Es gibt keinen politischen Willen, Lehman mit Staatsmitteln zu retten. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie etwas tun müssen.« Sie – das sind 30 Bankenvertreter, die heute ein letztes Mal in der New Yorker Zentrale der Federal Reserve zusammengekommen sind. Ihnen dämmert allmählich, dass sich Finanzminister Hank Paulson, Notenbankchef Ben Bernanke und sein New Yorker Vertreter Timothy Geithner nicht umstimmen lassen.

Tatsächlich bleiben Regierung und Notenbank bei ihrem rigorosen Kurs: Der Staat müsse sich aus der Bankenmisere heraushalten. Weder Staatsgelder noch Staatsgarantien ständen zur Lehman-Rettung zur Verfügung. Zu viel Geld sei bereits in die Rettung anderer maroder Kreditinstitute geflossen, etwa in Bear Stearns, Fanny Mae und Freddie Mac. Wo käme man denn hin, wenn das so weitergehe? Am Ende erwarte jede Bank, die sich mit riskanten Immobilienanleihen verzockt habe, der Staat würde mit Steuergeldern für sie in die Bresche springen.

Es kommt also nur noch eine bankeninterne Lösung infrage. Doch wer soll die Mehrheit bei Lehman Brothers übernehmen?

Die Bank of America, gestern noch als heißer Favorit für einen Einstieg bei Lehman gehandelt, hat bereits abgewinkt. Ohne Staatsgarantien sei die Gefahr zu groß, zusammen mit der hoch verschuldeten Investmentbank in die Tiefe gerissen zu werden.

An diesem Tag ist nur noch die britische Großbank Barclays im Rennen. Die aber will zuvor eine Hauptversammlung der Lehman-Aktionäre abhalten – eine Illusion angesichts der drängenden Zeit. Zudem scheitert auch Barclays mit ihrem Bemühen, das Risiko auf mehrere Schultern zu verteilen. Die Briten erhalten eine glatte Abfuhr von den anwesenden Regierungs- und Notenbankvertretern. Staatsgarantien von der US-Regierung dürfen auch sie nicht erwarten; was die Barclays-Manager dazu veranlasst, den Sitzungssaal gegen 14 Uhr unvermittelt zu verlassen. Zunächst wird gemunkelt, das sei lediglich ein taktisches Manöver, um die eigene Verhandlungsposition zu stärken. Als die Herren aber nach einiger Zeit immer noch nicht auf ihre Plätze zurückgekehrt sind, ist für alle Beteiligten offensichtlich: Die letzte Chance auf Rettung hat sich soeben in Luft aufgelöst.

Es gibt keine Staatsmilliarden, es gibt keine Staatsgarantien – und es soll auch keine »Bad Bank« geben, also keine Ausgliederung und Bündelung der Wertpapierrisiken, für die dann der Staat bürgt oder die anwesenden Großbanken gemeinsam einstehen. Es ist auch kein potenzieller Investor mehr da, der die immensen Risiken ohne Garantien freiwillig auf sich nehmen würde.

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Weil niemand für Lehmans »giftigen« Wertpapiermüll garantiert, ist die Rettung der einst so mächtigen US-Investmentbank in unerreichbare Ferne gerückt. Durchgesetzt haben sich – zunächst – die Hardliner, die eine strikte Trennung von Politik und Wirtschaft fordern und jede Einmischung des Staates in die freie Wirtschaft ablehnen. Von da an wird Wirtschaftsgeschichte neu geschrieben.

»Too big to fail« – zu groß, um zu scheitern –, dieser Satz galt früher, aber heute gilt er nicht mehr. Sicherlich, die Begründung klingt plausibel: Die Bedeutsamkeit eines einzelnen Finanzunternehmens dürfe kein Argument sein, um Banken, die in ihrer Gier nach schnellem Reichtum viel zu viel riskiert haben, wieder und wieder mit Staatsmitteln unter die Arme zu greifen. Die Finanzwirtschaft müsse sich jetzt selbst helfen, so die einhellige Meinung von Regierung und Notenbank.

Entsetzen macht sich unter den Anwesenden breit. Jede der hier vertretenen Banken ist eng mit Lehman verwoben. Die Bankenchefs wissen, im Fall einer Lehman-Pleite werden auch die Verluste in ihren eigenen Häusern immens sein. Gegen 19 Uhr sickert die Nachricht durch: Lehman Brothers muss morgen Insolvenz anmelden.

15. September 2008: Die Nachricht von der Lehman-Pleite sendet Schockwellen über den gesamten Globus. Weltweit stürzen die Kurse, überall werden hektisch Aktien verkauft. Am schlimmsten trifft es – logisch! – die Finanzunternehmen. Zunächst den Pleitekandidaten Lehman, aber auch andere in Bedrängnis geratene Großbanken. In Frankfurt brechen die Aktien von Lehman um über 88 Prozent ein. 28 Eurocent werden jetzt noch gezahlt für eine Bank, die Anfang 2007 noch bei über 60 Euro notierte. Die Bank of America verzeichnet Verluste von fast 12 Prozent. Kein Wunder, denn sie hat sich die ebenfalls mit Milliardenverlusten belastete Investmentbank Merrill Lynch einverleibt – nicht ganz freiwillig, sondern auf Druck des Finanzministeriums und der Notenbank, wie später gemunkelt wird. Notenbankchef Ben Bernanke muss sich später noch gegen solche Vorwürfe verteidigen.

»Alles, was mit Finanzgeschäften zu tun hat, ist hochgiftig« – so könnte die Devise dieses Handelstags lauten. Aktien von Banken, Versicherungen und Rückversicherern werden unterschiedslos abgestoßen, als ständen sie alle direkt vor dem Bankrott. Das geschieht nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. 7,8 Prozent verliert der europäische Bankenindex an diesem einen Tag. In Deutschland führt die Commerzbank mit 11 Prozent die Liste der Verlierer an, gefolgt von der Deutschen Bank mit fast 10 Prozent. Die Aktien der Schweizer Großbank UBS sacken um fast 15 Prozent ab. Um 23 Prozent stürzt der Kurs der britischen Hypothekenbank HBOS.

Auch die Versicherer bleiben nicht verschont. Wie sollten sie auch? Wird es doch immer offensichtlicher, dass mit der American International Group (AIG) eine der größten und renommiertesten Versicherungen ebenfalls durch gefährliche Subprime-Spekulationen ins Straucheln geraten ist. AIG hat massiven Bedarf an staatlichen Mitteln, heißt es. Und so erfasst die Verkaufswelle auch die Versicherungskonzerne dies- und jenseits des Atlantiks.

Aber damit nicht genug. Es setzt eine Flucht aus Aktien aller Branchen ein. Bloß raus aus Aktien! »Sichere« Staatsanleihen sind gefragt, sonst nichts. Im Moment fragt sich noch keiner, wie sicher etwa US-Staatsanleihen wirklich sind. Erst später, als die Staaten massive Schulden machen, um die Folgen der Finanzkrise zu mildern, soll diese Frage die Gemüter der Investoren bewegen.

Bleiben wir aber zunächst noch bei diesem denkwürdigen 15. September 2008: Der Dow Jones verliert allein an diesem Tag über 4 Prozent. Den anderen Indizes rund um den Erdball ergeht es kaum besser. Dabei markiert dieser Kurssturz nur den Anfang einer rasanten Talfahrt, die zugleich den Beginn einer tiefen Rezession darstellt. Sechs Monate später, im März 2009, haben Dow Jones, Nikkei, EuroStoxx und DAX allesamt mehr als 40 Prozent ihres Wertes eingebüßt.

Wer bisher der Auffassung war, die Finanzkrise würde sich allein an den Finanzmärkten abspielen und wäre komplett vom sonstigen Wirtschaftsgeschehen abgekoppelt, sieht sich getäuscht. Innerhalb weniger Wochen ist auch in der Realwirtschaft das angekommen, was einst als US-Immobilienkrise so vermeintlich harmlos begann.

Hätten die verantwortlichen US-Regierungsvertreter Lehman Brothers gerettet, wenn sie gewusst hätten, welches Erdbeben ihre Entscheidung gegen Staatshilfen und staatliche Garantien auslösen würde? Das ist anzunehmen, denn im Nachhinein kamen auch die USA nicht um massive Staatshilfen herum. Selbst Hardliner mussten schließlich – widerwillig – Milliarden aus dem Staatshaushalt zur Rettung und Verstaatlichung ganzer Finanzkonzerne zustimmen. Schon zwei Tage später, am 17. September 2008, sollten beispielsweise 87 Milliarden Dollar in ein Rettungspaket für den angeschlagenen Versicherungskonzern AIG fließen. Am Ende werden sich die Hilfen sogar auf 182 Milliarden Dollar belaufen. AIG hatte sich massiv mit Kreditversicherungen verspekuliert. Am Tropf von AIG und seinen Versicherungen hing ein Großteil der Finanzbranche weltweit. Wäre dieses Unternehmen zahlungsunfähig, gäbe es keine Absicherung mehr für Kreditausfälle weltweit. Dann wäre die gesamte globale Wirtschaft ins Bodenlose abgestürzt.

Die Lehman-Pleite aber war der Initialfunke, der das Pulverfass explodieren ließ und aus der Immobilienkrise in den USA die größte Weltwirtschaftskrise seit 80 Jahren machte; das Ereignis, welches das Ende einer Epoche markiert und eine neue einläutet.

In der Wirtschaftskrise der 30er-Jahre war dies der heute noch berühmte schwarze Freitag am 29. Oktober 1929 an der Wall Street, der übrigens ein Donnerstag war. Da die Nachricht vom Kurssturz aber erst am Freitag in Europa ankam, war fortan vom schwarzen Freitag die Rede.

Hier wird der epochale Unterschied zwischen der Welt von damals und heute deutlich, in der in der gleichen Millisekunde alle Nachrichten dieser Welt überall auf dem Globus verfügbar sind. In anderer Hinsicht aber weisen die Ursprünge der Krise von damals mit der heutigen erschreckende Parallelen auf. Und in noch einer Hinsicht wird die Ähnlichkeit...

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