Nach Krieg und Judenmord

Ungarns Geschichtspolitik seit 1944

Autor	Regina Fritz
Verlag	Wallstein Verlag
Erscheinungsjahr	2012
Seitenanzahl	364 Seiten
ISBN	9783835322851
Format	PDF
Kopierschutz	kein Kopierschutz/DRM
Geräte	PC/MAC/eReader/Tablet
Preis	27,99 EUR

Am 19. September 1946 rief Winston Churchill die einstigen Kriegsgegner zu einem 'segensreichen Akt des Vergessens' auf. Trotz dieser Forderung gab es unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg von Seiten der Nationalstaaten große Bemühungen, die Verbrechen der vergangenen Regime zu dokumentieren und zu ahnden. So zunächst auch in Ungarn. Regina Fritz untersucht die ungarische Auseinandersetzung mit dem Holocaust von 1944/45 bis nach der Jahrtausendwende: Wie und aus welchen Gründen wurde dieser Teil der Geschichte thematisiert, genutzt, umgedeutet und schließlich zunehmend tabuisiert? Das Beispiel Ungarn zeigt in eindrucksvoller Weise, wie stark das Umschreiben von Geschichte nach 1945 politisch motiviert und von politischen Akteuren gelenkt wurde. Die Autorin bettet den Erinnerungsdiskurs in Ungarn in den internationalen Zusammenhang ein und untersucht, wie internationale Prozesse auf die innerungarische Aufarbeitung wirkten.

Die Autorin Regina Fritz, geb. 1980, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Editionsprojekt 'Judenverfolgung 1933-1945' an der Universität Wien. Veröffentlichungen u.a.: Politische Gewalt und Machtausübung im 20. Jahrhundert. Zeitgeschichte, Zeitgeschehen und Kontroversen (2011, mit Heinrich Berger, Melanie Dejnega und Alexander Prenninger); Nationen und ihre Selbstbilder. Postdiktatorische Gesellschaften in Europa (2008, mit Carola Sachse und Edgar Wolfrum).

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Inhaltsverzeichnis

Umschlag	1
Titel	4
Impressum	5
Inhalt	6
Einleitung	10
1. Die Ermordung der ungarischen Juden	44
Zwischen Emanzipation und Assimilation – Die ungarischen Juden bis 1918	46
Politische Situation in Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg	49
Die Situation der ungarischen Juden in der Zwischenkriegszeit	52
Widerspru¨che der antiju¨dischen Politik vor der deutschen Besatzung	54
Der deutsche Einmarsch und die Ermordung der ungarischen Juden	60
Die ungarische Mitverantwortung an der Ermordung der ungarischen Juden	68
2. Die unmittelbaren Folgen des Krieges	74
Die politische und gesellschaftliche Situation nach 1944/45	76
Die Vertreibung der deutschsprachigen Minderheit	81
Die Bodenreform	83
Juden in Ungarn in den ersten Nachkriegsjahren	84
Die ungarischen Juden zwischen Assimilation und Dissimilation	86
Die Versorgung der ju¨dischen Überlebenden	89
Ju¨dische Dokumentationsbestrebungen – Die Arbeit des DEGOB	93
3. Auseinandersetzungen um Kriegsschuld und Holocaust in den ersten Nachkriegsmonaten	97
Mit der Vergangenheit brechen – Die Bewertung der Kriegsschuldfrage durch die Provisorische Nationalversammlung	99
Symbolische Akte der Anerkennung	108
Die gescheiterte praktische Umsetzung	115
Die Heimholung der Deportierten	116
Restitution und Entschädigung	124
Innerju¨dische Auseinandersetzungen – Die umstrittene Rolle der Judenräte	136
4. Der Pariser Friedensvertrag und die ungarische Geschichtspolitik 1945-1947	142
Die Pariser Friedensverhandlungen und die Bewertung von Kriegsschuld	147
Konstruktionsversuche eines Widerstandsmythos	157
Hervorhebung konkreter Widerstandshandlungen	158
Das Narrativ u¨ber die passive Resistenz der Bevölkerung	163
Das »Gesetz u¨ber die Brandmarkung der Verfolgung«	167
Die Darstellung des Holocaust im Lichte der Friedensverhandlungen	171
Parteipolitische Auseinandersetzungen um die Verantwortung am Holocaust	176
Die Bewertung der rechtsdiktatorischen Vergangenheiten auf ju¨discher Seite	180
5. Die Vergangenheit als Instrument der Machtu¨bernahme – Volksgerichte und antiju¨dische Ausschreitungen	184
Die justizielle Ahndung von Kriegsverbrechen in Ungarn 1945-1950	187
Organisation und Struktur der Volksgerichte	188
Ein Bruch mit der Vergangenheit? Die Arbeit der Volksgerichte 1945-1946	193
Volksgerichte, politische Machtu¨bernahme und Machtausbau	203
Antisemitismus im Lichte des Holocaust	210
Das Pogrom von Kunmadaras	211
Die antiju¨dischen Ausschreitungen in Miskolc	215
Reaktionen auf den Antisemitismus auf ju¨discher Seite – Protest und Emigration	218
Reaktionen auf regierungs- und parteipolitischer Ebene	221
6. Tabuisierung oder Schweigen? Die Jahre 1948-1956	230
Die kommunistische »Judenpolitik« in der Rákosi-Ära	233
Der bewaffnete Widerstand und die Erinnerungskultur der Rákosi-Ära	239
Antisemitismus, ju¨dische Emigration und die ungarische Revolution 1956	245
7. Geschichtspolitik in der Kádár-Ära – politische Instrumentalisierung der Holocaust-Erinnerung	249
Die Rede von der »faschistischen Revolution« – neue Gerichtsverfahren gegen Pfeilkreuzler	250
Das Holocaust-Gedenken in der ersten Hälfte der Kádár-Ära	257
Die Hauptakteure des Gedenkens – die Überlebendenverbände	259
Der Eichmann-Prozess und das Politbu¨ro	262
Der antifaschistische Widerstand und die ungarische Ausstellung im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau	269
Die langsame Öffnung	273
8. Zwischen nationalen und transnationalen Tendenzen. Ungarische Holocausterinnerung 1989/90-2009	280
Neue Opferkonkurrenzen – die Geschichtspolitik der 1990er Jahre	281
Das Haus des Terrors	288
Erste Ansätze zur Anerkennung einer nationalen Mitverantwortung	295
Das Holocaust Gedenkzentrum	299
Internationale Einflu¨sse auf die ungarische Erinnerungslandschaft	303
Resu¨mee	310
Vergessen »im Dienste des nationalen Wiederaufbaus«	310
Geschichtspolitik und Holocaust-Gedenken abseits der Öffentlichkeit	319
Von der nationalen zur globalen Holocaust-Erinnerung	321
Abku¨rzungen	326
Quellen und Literatur	328
Dank	359
Personenregister	362