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Kognitives Lernen auf der Grundlage von Bewegung im Schulalter

AutorVanessa Bauer
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl91 Seiten
ISBN9783640816453
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Didaktik - Sport, Sportpädagogik, Note: 1,0, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Aktuell stößt man immer wieder auf Veröffentlichungen, in denen bedenkliche Entwicklungen hinsichtlich der schulischen Leistungsfähigkeit und dem Gesundheitszustand unserer Kinder beschrieben sind. In der heutigen Zeit verbringen viele Kinder immer mehr Freizeit mit elektronischen Spielen und vor dem Fernsehapparat. Dieses Verhalten schränkt nicht nur die Aufnahme und Beibehaltung sozialer Kontakte ein, sondern unterbindet auch vielfach die Möglichkeit zu ausreichender Bewegung. Wie bedeutend körperliche Aktivitäten allerdings für die kognitive Entwicklung von Kindern sind, zeigt die große Bandbreite an Studien und neurowissenschaftlichen Untersuchungen. Inzwischen erreichen ca.50 % der Jugendlichen in Europa den Richtwert für gesundheitsbezogene körperliche Aktivität, d.h. eine Stunde kumulierte moderate Bewegung pro Tag, nicht. Die Folgen von Bewegungsmangel sind vielfältig und reichen von körperlichen, gesundheitlichen, sozialen und kognitiven Problemen über Unausgeglichenheit bis hin zu Konzentrationsstörungen. Inwiefern bei Kindern durch körperliche Aktivitäten insbesondere die kognitive Leistung gefördert bzw. bei Defiziten entgegengewirkt werden kann, ist Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit.

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Leseprobe

1 Einleitung


 

Aktuell stößt man immer wieder auf Veröffentlichungen, in denen bedenkliche Entwicklungen hinsichtlich der schulischen Leistungsfähigkeit und dem Gesundheitszustand unserer Kinder beschrieben sind. In der heutigen Zeit verbringen viele Kinder immer mehr Freizeit mit elektronischen Spielen und vor dem Fernsehapparat. Dieses Verhalten schränkt nicht nur die Aufnahme und Beibehaltung sozialer Kontakte ein, sondern unterbindet auch vielfach die Möglichkeit zu ausreichender Bewegung. Wie bedeutend körperliche Aktivitäten allerdings für die kognitive Entwicklung von Kindern sind, zeigt die große Bandbreite an Studien und neurowissenschaftlichen Untersuchungen. Inzwischen erreichen ca. 50 % der Jugendlichen in Europa den Richtwert für gesundheitsbezogene körperliche Aktivität, d.h. eine Stunde kumulierte moderate Bewegung pro Tag, nicht (vgl. Brettschneider in Hummel, 2008, S. 7, www.5toair.de). Die Folgen von Bewegungsmangel sind vielfältig und reichen von körperlichen, gesundheitlichen, sozialen und kognitiven Problemen über Unausgeglichenheit bis hin zu Konzentrationsstörungen. Inwiefern bei Kindern durch körperliche Aktivitäten insbesondere die kognitive Leistung gefördert bzw. bei Defiziten entgegengewirkt werden kann, ist Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit.

 

In dieser Wissenschaftlichen Hausarbeit leitet ein kurzer historischer Rückblick auf die Rolle, die Bewegung im Hinblick auf das Lernen spielt, in das Thema „Kognitives Lernen auf der Grundlage von Bewegung im Schulalter“ ein. Hier werden verschiedene pädagogische Ansätze, die sich schon früher vom rein verkopften Lernen abwandten, skizziert. Anschließend wird auf die Relevanz von Körperbetätigung für die allgemeine kindliche, unter besonderer Berücksichtigung der geistigen Entwicklung, eingegangen. Zudem werden die negativen Folgen, die auf unzureichende Bewegung zurückzuführen sind, beschrieben. Weiter wird aufgezeigt wie grundlegend die handelnde und aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt für das Kennenlernen und Verstehen der (materiellen) Welt ist.

 

Es folgt ein Überblick über die Gehirnfunktionen und Gehirnstrukturen, die durch sportliche Aktivität verändert, bzw. leistungsfähiger werden. Es wird aufgezeigt inwiefern diese Modifikation des Gehirns das kognitive Lernen beeinflusst und unterstützt. Das nächste Kapitel informiert über den Stellenwert gut ausgebildeter Sinne für die Informationsaufnahme und somit auch für Lernprozesse.

 

Im sechsten Kapitel ist der Zusammenhang zwischen körperlichen Aktivitäten und einer verbesserten Konzentrationsfähigkeit dargestellt. Eine Studie zeigt auf, dass durch Bewegung während des Schulvormittags die Konzentrationsfähigkeit der Schüler nicht nur gehalten, sondern sogar gesteigert werden kann. Es schließt sich eine Betrachtung über Motorik und Lernen an. Vor allem die Feinmotorik ist für viele kognitive Aspekte, wie Sprechen und Schreiben, unerlässlich. Das Folgende thematisiert die Bedeutung der koordinativen Fähigkeiten bezüglich der kognitiven Leistung, insbesondere der Konzentrationsfähigkeit. Auf verschiedene koordinative Teilkomponenten wird eingegangen und kurz erläutert wie sie jeweils geschult werden können.

 

Das Kapitel über Bewegung mit besonderem Augenmerk auf die Schule illustriert wie bewegtes Lernen sich im Deutsch- und Mathematikunterricht auswirken kann. Anschließend werden Anregungen zu verschiedenen Bewegungsangeboten während des gesamten Schulalltags gegeben und auf den Stellenwert hingewiesen, dem Bewegung in den Bildungsplänen beigemessen wird. Zum Abschluss sind noch verschiedene Studien aufgezählt, die die Abhängigkeit zwischen Körperbetätigung und geistiger Leistungssteigerung sowie verbesserten Schulleistungen wissenschaftlich belegen.

 

Im Fazit erfolgt eine kurze Zusammenfassung der zentralen Aussagen der vorliegenden Arbeit, die Bedeutung von Bewegung auf das kognitive Lernen wird diskutiert und der eigene Standpunkt zum behandelten Thema dargelegt. Abschließend folgen noch offener Fragen, denen in Zukunft nachgegangen werden müsste.

 

Praxisbeispiele über die konkrete Gestaltung des Unterrichtes sind nur am Rande erwähnt. Interessierte Pädagogen werden in diesem Bereich schnell fündig und stoßen in entsprechender Literatur auf gute Anregungen. Dennoch ist an einigen Textstellen auf empfehlenswerte Literatur, die eine Fülle von Umsetzungsbeispielen aufzählt, hingewiesen.

 

In der vorliegenden Arbeit wird aus Gründen des einfacheren Leseflusses auf eine getrennte Ausweisung der weiblichen Schreibform verzichtet, wo möglich werden allgemeine Begriffe verwendet, ansonsten ist in der männlichen Form die weibliche jeweils mitgedacht.

 

Internetquellen sind - wo möglich - mit dem Nachnamen des Autors und soweit vorhanden mit dem Datum der Veröffentlichung zitiert; ist kein Autor bekannt, wird der Titel angegeben. Die Internetadressen sind nach einem Zitat jeweils in Kurzform aufgeführt und erscheinen in kompletter Form im Literaturverzeichnis.

 

Forschungs- und Literaturstand

 

Die „Bewegungs-Neurowissenschaft” ist auf den Sportwissenschaftler Wildor Hollmann zurückzuführen (vgl. Siefer & Miltner & Pratschko, 2007, www.focus.de). Diese Wissenschaft untersucht den Zusammenhang von “regionalen hämodynamischen[1], metabolischen, kognitiven und psychischen Verhaltensweisen während körperlicher Aktivität.” (Hollmann, 2001, S. 337, www.zeitschrift-sportmedizin.de) Auf Grund technischen Fortschritts, wie beispielsweise bildgebender Verfahren, etablierte sich dieser Wissenschaftszweig etwa ab der zweiten Hälfte der 80er Jahre (vgl. Hollmann & Löllgen, 2002, www.aerzteblatt.de). Die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) ermöglicht es die Gehirnaktivität mit hoher Auflösung zu untersuchen (vgl. Spitzer & Kubesch, S. 16, www.tznl.de). So wurde es möglich, ab Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre sowohl die regionale Gehirndurchblutung als auch die Stoffwechselvorgänge im Gehirn während einer körperlichen Aktivität auf dem Fahrradergometer zu erheben (vgl. Hollmann, 2001, S. 337, www.zeitschrift-sportmedizin.de). Neue technische Verfahrensweisen brachten 1998 eine Wende in der Neurobiologie (vgl. Siefer & Miltner & Pratschko, 2007, www.focus.de). Bis dahin herrschte noch die Ansicht vor, dass bei Erwachsenen keine Nervenzellen neu gebildet und keine neuen synaptischen Verbindungen entstehen können, Ende des 20. Jahrhunderts konnte aber das Gegenteil bewiesen werden (vgl. ebd.).

 

Schon bevor bildgebende Verfahren Einblick in die Prozesse des Gehirns während körperlicher Aktivität ermöglichten, wurde in Studien die Beziehung zwischen Bewegung und kognitiven Fähigkeiten untersucht. Allerdings war es zu diesem Zeitpunkt nur möglich die Wirkung von sportlicher Aktivität auf die geistige Leistung beispielsweise durch einen Konzentrations- oder Leistungstest zu messen. Der technische Fortschritt in den letzten Jahren macht es möglich, Veränderungen im Gehirn auf Grund körperlicher Belastung festzustellen. Der schon zuvor erkannte Zusammenhang zwischen Bewegung und geistiger Leistungssteigerung konnte nun neurowissenschaftlich erklärt werden. So konnte eine gesteigerte Gehirndurchblutung, Neubildung von Nervenzellen sowie neue synaptische Verschaltungsmuster mit Bewegung in Verbindung gebracht werden. Diese Vorgänge im Gehirn beeinflussen kognitive Lernprozesse.

 

Um weitere Erkenntnisse über den Einfluss physischer Aktivität auf das Gehirn zu erlangen, werden Tierversuche, häufig an Mäusen, vorgenommen. Die gewonnenen Ergebnisse und Erkenntnisse müssen daraufhin überprüft werden, ob sie auf den Menschen übertragbar sind. Auf dem Gebiet der Be- wegungs-Neurowissenschaft ist auch für die Zukunft mit weiteren Entdeckungen zu rechnen, so dass vermutlich immer mehr über den Zusammenhang von Bewegung und Lernen bekannt wird. Ein solcher Wissenszuwachs sollte dann Einzug in die Pädagogik und die Gestaltung des Schullebens finden, damit das Lernen optimiert werden kann.

 

Aussagekräftige Veröffentlichungen und Hinweise zum Thema meiner Wissenschaftlichen Hausarbeit fand ich überwiegend in Literatur sowie Internetquellen von Sport- und Neurowissenschaftlern sowie Entwicklungsund Lernpsychologen.

 

Die Sportwissenschaftlerin Sabine Kubesch befasst sich in ihrem 2007 veröffentlichten Fachbuch „Das bewegte Gehirn. Körperliche Aktivität und exekutive Funktionen“ mit der Frage, wie sich Bewegung auf das Gehirn auswirkt. Insbesondere geht sie auf den Einfluss ein, den Bewegung auf die exekutive Funktion, die unter anderem das Planungsvermögen und Arbeitsgedächtnis umfasst, hat. Sie beschreibt synaptische Anpassungserscheinungen und die Neurogenese, welche durch physische Aktivität beeinflusst werden. Der Neurobiologe Manfred Spitzer befasst sich mit dem Thema, wie wir lernen und was Lernen beeinflusst. Vor allem in seinen Werken „Selbstbestimmen: Gehirnforschung und die Frage: Was sollen wir tun?“ (2004) und „Lernen: Gehirnforschung und die Schule des Lebens“ (2003b) betont er die Bedeutung der synaptischen Verschaltungsmuster für das Lernen. Der Entwicklungspsychologe Jean Piaget hat sich in seinem Werk „Meine Theorie der geistigen Entwicklung“ (1970) intensiv damit auseinandergesetzt, welche Rolle die Interaktion zwischen dem Kind und seiner materiellen Umwelt in Bezug auf das Lernen und das Gewinnen von...

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