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E-Book

Ziviler Friedensdienst

Exemplarische Wirkungsanalysen

AutorMartin Quack
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl469 Seiten
ISBN9783531918648
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR
Der Zivile Friedensdienst (ZFD) ist eine neue Institution zur zivilen Konfliktbearbeitung. Finanziert von der Bundesregierung wird von Entwicklungs- und Friedensorganisationen Fachpersonal in Konfliktgebiete entsandt, um lokale Akteure in der Konflikttransformation zu unterstützen. Dieses Buch untersucht anhand von zwei Fallstudien in Serbien und in Palästina und Israel Wirkungen des ZFD, angemessene Methoden zur Wirkungsanalyse und Konsequenzen für die Wirkungsorientierung des ZFD. Es verdeutlicht das friedenspolitische Potential des ZFD und zeigt systematisch Möglichkeiten und Grenzen sozialwissenschaftlicher Wirkungsanalyse in diesem Politikfeld auf.

Martin Quack ist Politikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung und ist seit 2008 für das Forum Ziviler Friedensdienst in Kosovo tätig.

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Leseprobe
1 Einleitung (S. 20)

Seit 1999 gibt es den deutschen Zivilen Friedensdienst (ZFD), der durch die Entsendung von Friedensfachkräften zusammen mit lokalen Partnerorganisationen den gewaltfreien Umgang mit Konflikten fördern soll. Die im Konsortium ZFD zusammengeschlossenen Träger des ZFD gehen von einem positiven Friedensbegriff aus, der die Stärkung partizipativer und inklusiver Strukturen, die dem Ausbruch physischer Gewalt langfristig vorbeugen, umfasst.

Der ZFD soll im Zusammenhang mit anderen deutschen, internationalen und lokalen Akteuren aus verschiedenen Politikfeldern wirken. Sein komparativer Vorteil soll darin liegen, dass er komplementär zu den staatlichen Initiativen, aber unabhängig von staatlicher Einbindung auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen arbeiten kann.

Im Zivilen Friedensdienst sind über acht Träger weltweit etwa 140 Friedensfachkräfte tätig, weitgehend finanziert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Zu den ZFD-Projekten gehört neben der Entsendung von deutschem Personal auch die Arbeit der lokalen Partnerakteure.

Aber wie wirkt der ZFD auf die Konflikte? Vermindert er tatsächlich die Gewaltanwendung und fördert er Frieden? Um diese Fragen zu beantworten, werden in dieser Arbeit beispielhaft Wirkungen des ZFD untersucht. Das Vorhaben soll zum einen politisch interessante Aussagen über die Wirkung und den Erfolg von ZFD-Projekten ermöglichen und zum anderen zur methodischen Weiterentwicklung der Wirkungsanalyse solcher Projekte beitragen.

Exemplarisch werden dazu die Wirkungen zweier ZFD-Projekte in Serbien sowie in Palästina und Israel auf verschiedenen Konflikt-Ebenen untersucht. In der Untersuchung wird ein Mangel an spezifischer Literatur deutlich, insbesondere gibt es kaum Autorinnen und Autoren, die sich kritisch mit dem ZFD beschäftigen. Es scheint so zu sein, dass der ZFD aus seinem Umfeld eher wohlwollend betrachtet und von anderer Seite weitgehend ignoriert wird.

1.1 Wirkungsorientierung und Wirkungsanalyse

Der Zivile Friedensdienst ist institutionell im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) angesiedelt. In der Vergangenheit reichten in der EZ häufig die guten Absichten, der große Einsatz oder die erbrachten Leistungen zur Rechtfertigung von Entwicklungszusammenarbeit und der damit zusammenhängenden Zivilen Konfliktbearbeitung (ZKB).

Seit einigen Jahren wird jedoch von der EZ und auch von ZKB verstärkt Wirkungsorientierung – also ein Perspektivenwechsel von den Tätigkeiten auf die sich daraus ergebenden Wirkungen – und der Nachweis von Wirkungen verlangt. „Selten wurde ein entwicklungspolitisches Thema so konsequent von `oben nach unten` bearbeitet wie das der `Wirkungsorientierung`“ (SLE 2005: 1).

Die Forderungen nach dem Beweis von Wirkungen kommen von Seiten der Politik und der staatlichen Geldgeber aber auch von zivilgesellschaftlicher und wissenschaftlicher Seite.

Auch das Konsortium ZFD (2005: 3) möchte sich an seinen beabsichtigten Wirkungen messen lassen.3 Begrenzte Erkenntnis zu Wirkungen Bezüglich der Wirksamkeit und der Wirkungen von Entwicklungszusammenarbeit insgesamt herrscht jedoch einige Verwirrung: Bei der Beurteilung entwicklungspolitischer Wirkungen von Förderprogrammen der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) fällt vor allem die große Diskrepanz zwischen Fremd- und Selbsteinschätzung auf. Während sich die staatlichen und nichtstaatlichen Fördermittelgeber mit Erfolgsmeldungen geradezu überbieten, kann die Kritik der Gegner der EZ kaum fundamentaler sein (Stockmann 2002: 137).

Dies hängt auch mit unterschiedlichen Vorstellungen über Wirkungsanalysen bzw. Evaluation zusammen, zumal in der deutschen EZ:Um sich überhaupt erst einmal einen Überblick über die in den einzelnen EZ-Organisationen vorherrschende Evaluationspraxis zu verschaffen, hatte das BMZ eigens eine Studie in Auftrag gegeben, denn: ‚Von anekdotischem und verstreuten Wissen abgesehen, ist leider viel zu wenig darüber bekannt, was die einzelnen Akteure der deutschen EZ unter dem Stichwort Erfolgskontrolle treiben, z. B. welche Ziele sie prioritär verfolgen, welche Inhalte und Verfahren sie entwickelt haben, welche Methoden sie anwenden, welche Mittel sie einsetzen usw.’ (Breier 1998, zitiert nach Stockmann 2000: 446.)
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Abstract10
Zusammenfassung11
Abbildungsverzeichnis12
Abkürzungsverzeichnis14
Vorwort17
I Problemstellung und Vorgehen19
1 Einleitung20
1.1 Wirkungsorientierung und Wirkungsanalyse21
1.2 Fragestellung23
2 Vorgehen25
2.1 Rahmenbedingungen der Untersuchung25
2.2 Definitionen von Frieden, Konflikt und Gewalt33
2.3 Fallauswahl und Vergleich34
2.4 Methodik der Wirkungsanalyse37
2.5 Konflikt- und Problemanalyse38
2.6 Empirische Untersuchung40
2.7 Untersuchung der Plausibilität46
2.8 Methodische und politische Konsequenzen48
II Zivile Konfliktbearbeitung und Ziviler Friedensdienst49
1 Zivile Konfliktbearbeitung50
1.1 Ein neues Konzept50
1.2 ZKB-Interventionen53
1.3 Neue Institutionen in Deutschland59
2 Ziviler Friedensdienst60
2.1 Entstehung und Ziele60
2.2 Struktur und Akteure61
2.3 Handlungsfelder und erwartete Wirkungen67
2.4 Wirkungsorientierung und Wirkungsanalysen75
III Wirkungsanalyse78
1 Einleitung79
2 Wirkungsverständnis84
2.1 Wirkungskette und Evaluationskriterien der OECD84
2.2 Wirkungsdefinitionen86
2.3 Wirkungsdimensionen92
2.4 Wirkungsverständnis für den ZFD99
3 Konzepte und Modelle102
3.1 Peace and Conflict Impact Assessment102
3.2 Logical Framework103
3.3 Systemische Kritik114
3.4 Evaluationsansatz des Centrums für Evaluation (CEval)122
3.5 Konsequenzen für die ZFD-Wirkungsanalyse125
4 Wirkungsnachweis131
4.1 Herausforderungen für Wirkungsnachweise131
4.2 Kontrafaktischer Vergleich und Nachweismöglichkeiten135
4.3 Nachweis von Wirkungen auf der Makroebene140
4.4 Fazit für die Untersuchung des ZFD151
5 Wirkungsanalyse für den Zivilen Friedensdienst153
IV Fallstudien156
IV.I DED und CCRR in Palästina und Israel157
1 Konflikt- und Problemanalyse158
1.1 Israelisch-palästinensischer Konflikt158
1.2 Friedensförderung in der palästinensischen Gesellschaft162
1.3 Probleme von ZFD-Kooperationen in Palästina163
2 Center for Conflict Resolution and Reconciliation170
3 Wirkungen auf die Partnerorganisation176
3.1 ZFD-Unterstützung176
3.2 Organisationsentwicklung179
3.3 Programmentwicklung186
3.4 Vernetzung und Kooperation192
3.5 Fazit zu Wirkungen auf die Partnerorganisation195
4 Wirkungen auf Zielgruppen der Partnerorganisation199
4.1 Arbeitsbereiche von CCRR199
4.2 Young Negotiators Program204
4.3 Medienprogramm214
4.4 Weitere Programme230
4.5 Wirkungen auf die Öffentlichkeit233
4.6 Fazit zu Wirkungen auf Zielgruppen234
5 Plausibilitätsuntersuchung239
5.1 Konzeptionelle Ansätze und regionale Spezifika239
5.2 Reflecting on Peace Practice245
5.3 Fazit zur Plausibilitätsuntersuchung258
6 Fazit zu den Wirkungen der ZFD- Intervention260
IV.II forumZFD, ORL und das Traumazentrum in Serbien263
1 Konflikt- und Problemanalyse264
1.1 Ehemaliges Jugoslawien264
1.2 Traumatisierte Veteranen in Serbien268
1.3 Zivile Konfliktbearbeitung mit Veteranen281
2 Das Traumazentrum286
3 Wirkungen auf die Partnerorganisation294
3.1 ZFD-Unterstützung294
3.2 Organisationsentwicklung296
3.3 Programmentwicklung302
3.4 Vernetzung und Kooperation306
3.5 Fazit zu Wirkungen auf die Partnerorganisation312
4 Wirkungen auf Zielgruppen der Partnerorganisation315
4.1 Arbeitsgrundlage315
4.2 Arbeitsbereiche des Traumazentrums316
4.3 Wirkungshypothesen317
4.4 Traumaarbeit324
4.5 Öffentlichkeitsarbeit337
4.6 Weitere Arbeitsbereiche348
4.7 Fazit zu Wirkungen auf Zielgruppen351
5 Plausibilitätsuntersuchung355
5.1 Arbeit mit traumatisierten Veteranen355
5.2 Zivilgesellschaftliche Friedensförderung369
5.3 Reflecting on Peace Practice373
5.4 Fazit zur Plausibilitätsuntersuchung384
6 Fazit zu den Wirkungen der ZFD- Intervention386
V Methodische und politische Konsequenzen389
1 Interpretation der Wirkungsanalysen390
1.1 Wirkungen auf Partnerorganisationen390
1.2 Wirkungen auf Zielgruppen392
1.3 Weitergehende Wirkungen392
1.4 Fazit: Politische Bewertung393
2 Methodische Ergebnisse und Schlussfolgerungen396
2.1 Reflexion des Vorgehens396
2.2 Wirkungsverständnis, Wirkungsmodell und Nachweismethoden399
2.3 Plausibilitätsuntersuchung405
2.4 Systemische Ansatzpunkte der Wirkungsanalyse406
2.5 Fazit zu methodischen Ergebnissen412
3 Konsequenzen für die Wirkungsorientierung des ZFD415
3.1 Personalentsendung415
3.2 ZFD als Partnerschaft422
3.3 Vom Pilotprojekt zum strategischen Instrument?429
3.4 Fazit zur Wirkungsorientierung434
4 Schlussbemerkung435
VI Anhang437
1 Zeitplan438
2 Interviews und Gespräche439
3 Vereinfachter Interview- Leitfaden444
VII Literatur448

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