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99 Fragen zu den Habsburgern

AutorKarl Vocelka
VerlagVerlag Carl Ueberreuter
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783800079131
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Welche Klöster stifteten die Habsburger? War Rudolf IV. ein krimineller Fälscher? Was waren die Leistungen Maria Theresias für die Monarchie? Wer waren die 'schwarzen Schafe' unter den Habsburgern des 19. Jahrhunderts? Welche Theater gehen auf das habsburgische Erbe zurück? Kenntnisreich und spannend führt Karl Vocelka durch die wechselvolle Geschichte der Habsburger von den Anfängen bis in die Gegenwart - alles Wissenswerte in einem Band!

Univ.-Prof. Dr. Karl Vocelka, geboren 1947 in Wien, lehrte bis Oktober 2012 Österreichische Geschichte an der Universität Wien und ist Autor zahlreicher Publikationen zu diesem Thema.

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ALLGEMEINE FRAGEN


1. In welchen Ländern der Welt herrschten Angehörige des Hauses Habsburg?


Wie kaum eine andere Dynastie übten die Habsburger in verschiedenen Gebieten des europäischen Kontinents und auch weit darüber hinaus Macht aus.

Nach den Anfängen der Habsburger mit Herrschaftsgebieten in der Schweiz, in Süddeutschland und dem Elsass im hohen Mittelalter vergrößerte sich einerseits das von der Familie beherrschte Territorium im späten Mittelalter durch die Erwerbung der österreichischen Länder, andererseits gingen die Schweizer Besitzungen verloren. Daneben waren die Habsburger seit 1438 auch kontinuierlich gewählte Herrscher im Heiligen Römischen Reich, das neben dem heutigen Deutschland noch – zumindest theoretisch – Gebiete in Italien, Polen, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz, Luxemburg, Dänemark und Frankreich umfasste.

Durch eine Serie von Heiraten am Beginn der Neuzeit (vgl. Frage 14) erwarben die Habsburger Burgund (die Benelux-Länder und Teile Frankreichs), Spanien mit seinen Nebenländern in Italien und den überseeischen Besitzungen in Lateinamerika sowie schließlich Böhmen und Ungarn.

Im Zuge der Vergrößerung der habsburgischen Territorien im 18. und 19. Jahrhundert gelangten große Teile Oberitaliens (Lombardei, Venetien, Toskana etc.) sowie Polens und der heutigen Ukraine (Galizien-Lodomerien, Bukowina, Krakau) an das Erzhaus Österreich, wie die Dynastie seit dem Spätmittelalter auch genannt wurde. Das Gebiet der Habsburgermonarchie umfasste oder hatte Anteil an folgenden heutigen europäischen Staaten: Österreich, Ungarn, Tschechische Republik, Slowakei, Polen, Ukraine, Moldawien, Rumänien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Slowenien und Italien.

Das zweite Herrschaftsgebiet der Habsburger in der sogenannten spanischean Linie war nicht bloß das heutige Spanien, sondern darüber hinaus die burgundischen Nebenländer (wovon der nördliche Teil, die Niederlande, allerdings im Freiheitskampf unabhängig wurde) und das Königreich beider Sizilien in Süditalien. Sardinien sowie andere – oft wechselnde – Gebiete in Oberitalien (darunter am wichtigsten Mailand/Milano) gehörten zu diesem Staat. Dazu kamen Inseln im Mittelmeer und im Atlantik (Mallorca, Menorca, Ibiza, Kanarische Inseln) sowie der gesamte lateinamerikanische Kontinent mit Ausnahme von Brasilien. Im Laufe des 16. Jahrhunderts wurden weitere Handelsstützpunkte und Gebiete im Pazifik (z. B. Philippinen) dazugewonnen. Von 1580 bis 1640 beherrschten die spanischen Habsburger auch Portugal und damit den großen überseeischen Besitz dieses Staates (vor allem Brasilien).

Im 19. Jahrhundert herrschte der Habsburger Ferdinand Maximilian als Kaiser Maximilian von Mexiko noch einmal in einem lateinamerikanischen Land, allerdings endete dieses kurze Abenteuer für ihn tragisch (vgl. Frage 46).

2. Woher kommen die Habsburger?


Die Herkunft der Familie Habsburg führt ins Elsass und in die Schweiz, wo im Kanton Aargau die namengebende Burg liegt.

Am Beginn der Neuzeit, vor allem unter Kaiser Maximilian I. (1459–1519), wurden Stammbäume der Habsburger erstellt, die sehr fantasievoll waren und die Familie auf römische Adelsfamilien, die Trojaner, die alttestamentarischen Könige oder den legendären König Artus zurückführten.

Wissenschaftlich gesehen ist die frühe Geschichte der Familie Habsburg allerdings nicht in allen Details erforscht oder erforschbar. Die wenigen Quellen aus dem 11. und 12. Jahrhundert erlauben keine eindeutigen Aussagen und die Ergebnisse der einen Forscher werden von anderen bestritten. Als Stammvater des Geschlechtes gilt nach dem Stammbaum der Acta Murensia aus dem habsburgischen Hauskloster Muri um 1160 Guntram der Reiche (gest. 973), der mit dem Geschlecht der Etichonen im Elsass in Verbindung gebracht wird. Für diese Verwandtschaft spricht der Besitz der frühen Habsburger im Elsass und im Breisgau. Ein zweiter Kern der Herrschaft war der Aargau rund um das vom habsburgischen Grafen Radbot (985–1045) und seiner Frau Ita von Lothringen (995–1035) 1027 gegründete benediktinische Familienkloster Muri. Radbots Bruder Rudolf (985/990 – um 1063) gründete übrigens im Oberelsass 1045 das Benediktinerinnenkloster Ottmarsheim.

Herrschaftsmittelpunkt in der Schweiz war die um 1020 gegründete Habsburg, auch Habichtsburg, im Kanton Aargau, deren Name sich aber vermutlich nicht vom Vogelnamen Habicht, sondern einem althochdeutschen Wort für »Furt« ableitet.

Eine Trennung der Familie in zwei Linien erfolgte im frühen 13. Jahrhundert. Neben der Hauptlinie entstand eine Habsburg-Laufenburgische Linie, doch diese Teilung schwächte die Familie. 1232 wurde der Besitz der Familie zwischen den Brüdern Albrecht IV. (um 1188–1239) und dem Begründer der Laufenburger Linie Rudolf III. (gest. 1249) geteilt. Durch eine Heirat mit einer Frau aus dem Geschlecht Rapperswil erbte die Laufenburger Linie große Besitzungen im Zürichgau. Schon 1354 mussten die in Konflikte mit der Stadt Zürich verwickelten Laufenburger einen Teil ihrer Herrschaften an die Hauptlinie verkaufen, ein weiterer Teil ging 1386 an diese. 1408 starb die Laufenburger Linie aus.

3. Welche Titel trugen die Habsburger?


Die Gebiete der Habsburger, sowohl der österreichischen als auch der spanischen Linie, bestanden aus verschiedenen historischen Einheiten, deren Herrscher unterschiedliche Titel trugen. Diese finden sich in der Titulatur der Habsburger, wobei der höchste Titel der Kaisertitel war.

Der höchste in Europa bestehende Titel war »Kaiser«, der sich von der antiken Tradition und dem Namen Caesar ableiten lässt. Nach dem Aussterben der Staufer im Heiligen Römischen Reich am Ende des Hochmittelalters wurde das Reich ein Wahlreich, in dem sieben Kurfürsten (die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier sowie die weltlichen Kurfürsten von Sachsen, Brandenburg, der Pfalz und der König von Böhmen) einen Herrscher wählten. Dieser war zunächst römisch-deutscher König und wurde erst durch die Krönung in Rom durch den Papst zum Kaiser. Nur zwei Habsburger wurden vom Papst zum Kaiser gekrönt: 1452 Friedrich III. (1415–1493) in Rom und 1530 Karl V. (1500–1558) in Bologna. Allerdings hatte Maximilian I. (1459–1519), als ihn die Venezianer, mit denen er im Krieg lag, daran hinderten, durch ihr Gebiet nach Rom zu ziehen, in Trient/Trento 1508 den Titel »erwählter römischer Kaiser« angenommen, sodass dieses Problem in der Neuzeit nicht mehr bestand. Das einzige Privileg, das der Kaiser gegenüber dem König des Reiches hatte, war, dass er zu Lebzeiten einen Nachfolger wählen lassen konnte, was aber nicht immer funktionierte.

Unter dem Druck Napoleons (1769–1821), der sich selbst zum Kaiser der Franzosen gekrönt hatte, gründete Kaiser Franz II. (1768–1835) 1804 das Kaisertum Österreich, das im Gegensatz zum Heiligen Römischen Reich ein Erbkaisertum war. Zwei Jahre lang war Franz II./I. doppelter Kaiser. 1806 löste er – wieder unter dem Druck Napoleons – das Heilige Römische Reich auf. Ein weiterer Habsburger, Maximilian von Mexiko (1832–1867) führte den Kaisertitel, die Vertreter der spanischen Linie hingegen waren »nur« Könige.

Sowohl die österreichischen als auch die spanischen Habsburger führten allerdings einen sehr langen, »großen« (es gab auch den mittleren und kleinen) Titel, in dem alle ihre Besitzungen sowie die Würden und Titel, die ihre Herrschaft in diesen Gebieten legitimierten, genannt wurden. Dieser begann mit dem Kaiser (des Reiches oder Österreich), dann folgten die Königstitel (Böhmen, Ungarn, Galizien und Lodomerien, Kroatien, Dalmatien, Slawonien, Illyrien), dann der für die Habsburger spezifische Titel »Erzherzog von Österreich«, der Titel Großherzog (Toskana und Krakau), die Herzogstitel (Burgund, Lothringen, Bukowina etc.) und alle weiteren Titel bis zum »Herrn auf der windischen Mark«, der das Ende der langen Liste darstellte. Besonders wichtig für die Identität war der Titel »gefürsteter Graf von Habsburg und Tirol«. Interessanterweise finden sich in dieser langen Aufzählung an Besitzungen auch sogenannte »Anspruchstitel«, also Herrschertitel von Gebieten, die man gar nicht besaß. Der eigenartigste davon ist der Titel eines »Königs von Jerusalem«, der auf die Kreuzzüge zurückgeht und noch vom letzten Habsburger in Österreich, Kaiser Karl (1887–1922), geführt wurde.

4. In welchem Verhältnis standen die spanische und die österreichische Linie des Hauses zueinander?


Von den beiden Linien des Hauses, die Anfang des 16. Jahrhunderts entstanden, war zunächst der spanische Zweig mächtiger, doch verschob sich das Verhältnis allmählich zugunsten der österreichischen Linie. Als die spanischen Habsburger 1700 ausstarben, blieben nur die europäischen Nebenländer der spanischen Habsburger im Besitz der Familie.

Am...

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