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E-Book

Adler über See

Bordflugzeug und Küstenaufklärer Arado Ar 196

AutorChristian König
VerlagHelios Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl204 Seiten
ISBN9783869331973
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Die Arado Ar 196 war das letzte in Deutschland gebaute See-Kampfflugzeug. Gedacht als katapultfähiges Bordflugzeug für den Einsatz auf Kriegsschiffen, bewährte sich der stabile Tiefdecker auch als Küstenaufklärer. Obwohl das Muster bereits zu Beginn des 2. Weltkriegs technologisch veraltet war, wurden bis 1944 über 500 Exemplare gefertigt, die teilweise bis in die 1960iger Jahre hinein flogen. Die Reichsmarine begann 1928 mit Planungen für ein Bordflugzeug, und entschied sich zugunsten des Doppeldeckers Heinkel He 60. Die Suche nach einem moderneren Nachfolgemuster gestaltete sich schwierig; diverse Entwürfe befriedigten nicht. 1936 schrieb man das Bordflugzeug erneut aus, und vergab den Auftrag schließlich an die Firma Arado, deren Entwurf Arado Ar 196 überzeugte. Anhand größtenteils unveröffentlichter Fotografien begleitet der Leser den Werdegang der Maschine über V-Muster bis zu den in Serie gefertigten Baureihen, und von dort in Einsatz und Verlust. Ein Extrakapitel weist alle bekannten Verbleibe nach, und stellt erhaltene Maschinen vor. Zahlreiche Skizzen und Zeichnungen geben wertvolle Hinweise für ernsthafte Modellbauer.

Christian König veröffentlicht seit über 25 Jahren Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeiten zur Luftfahrzeugtechnik. Unter anderem ist er Fachmitarbeiter der Magazine Jet & Prop, FlugzeugClassic und Wetnotes, Mitautor von Flugzeug-Monographien (Junkers Ju 52/3m, Focke Wulf Fw 190) und Fachbüchern zur Flugzeugarchäologie. Christian König lebt in Köln und setzt seine Arbeiten in diesem Bereich fort

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Leseprobe

1. Vorgeschichte


1.1 Der Urahn: Heinkel He 60


Die Geschichte der Arado Ar 196 ist untrennbar mit ihrer indirekten Vorgängerin, der Heinkel He 60 verbunden. Die als Heinkel HD 60 (HD = Heinkel Doppeldecker) projektierte Maschine basierte auf einer 1928/29 erstellten internen Studie des Reichswehrministeriums, welches zusammen mit der Reichsmarine den im Aufbau begriffenen Seefliegerverbänden zwei leistungsstarke Einsatztypen zur Verfügung stellen wollte. Im Rahmen der Studie war man zu der Einsicht gelangt, dass parallel ein zweimotoriges Mehrzweckflugzeug und ein einmotoriges Bordflugzeug zu beschaffen seien. Aus der Einsatzkasuistik leitete man die grundsätzliche Auslegung als Schwimmerflugzeuge ab. Im Jahr 1930 gewann man mit den Ernst Heinkel Flugzeugwerken den am besten erscheinenden Konsortialpartner für den Entwurf der beiden Maschinen. Heinkel hatte sich in den 1920er Jahren einen hervorragenden Ruf in der Konstruktion leistungsfähiger Seeflugzeuge erworben. Zunächst arbeitete die Heinkel-Konstruktionsabtei-lung unter Reinhold Mewes 1930-1932 an dem zweimotorigen Mehrzweckflugzeug Heinkel HD (später He) 59. Obwohl sie mit diesem Projekt mehr als ausgelastet gewesen sein durfte, schuf man parallel die einmotorige Heinkel HD 60. Diese sollte ebenso als Küstenaufklärer wie auch als Bordflugzeug Verwendung finden. Die Forderung nach diesem Flugzeug fiel in eine Zeit, in der deutsche Kriegsschiffe noch gar keine Katapulte trugen, weil sich diese noch in der Entwicklung befanden. Schiffbaulich und planerisch war ihre Verwendung allerdings schon berücksichtigt worden. Die Reichsmarine hatte in ihrem Forderungskatalog für ein Bordflugzeug unter anderem die folgenden Eckwerte definiert:

a) Höchstgeschwindigkeit 235 km/h

b) Reichweite 1100 km

c) Erreichen von 3000 m Flughöhe in 10 Minuten

d) Seefähigkeit bis Seegang 5

e) Doppelsitzer (Flugzeugführer & Beobachter)

Bei der Konstruktion des Flugzeuges griff Mewes auf einige Stilelemente zurück, die bereits in die Konstruktion der Heinkel He 59 eingeflossen waren, und verkleinerte diese lediglich. Auch bei der Triebwerksfrage stand die He 59 Pate: Als Motor sollte ebenfalls der flüssigkeitsgekühlte Reihenzwölfzylinder BMW VI 6,0 ZU mit 660 PS (486 kW) 1 Startleistung Verwendung finden, der 1930 bereits über 1000-fach von BMW gefertigt worden war. Bei der Heinkel He 59 sollte sich später herausstellen, dass sie mit ihren beiden BMW VI über keine Leistungsreserven verfügte. Im Einmotorenflug ließ sich der schwere Doppeldecker nicht in der Luft halten. Bei der Heinkel HD 60 war der BMW VI 6,0 ZU ebenfalls schwach, was vor allem der Tatsache geschuldet war, dass man ihn auf 660 PS gedrosselt hatte. Laut den Bayerischen Motorenwerken lag die Leistungsausbeute des Triebwerks ab Werk bei 690 PS (507 kW). Zur Verminderung des Verschleißes wurde die Motorleistung allerdings auf ca. 650 – 660 PS (ca. 477-486 kW) beschränkt. Der Motor trieb eine Vierblatt-Luftschraube aus Holz an. Im August 1930 stellte Heinkel die HD 60 (D-2157), drei Monate später die HD 60 a (D-2176) fertig. Geringfügige Modifikationen unterschieden die beiden Muster. So waren bei der HD 60 a die Seilzüge zwischen den Querrudern durch Gestänge ersetzt worden. Außerdem sollte ein vergrößertes Seitenruder die Steuerdrücke minimieren helfen, während gleichzeitig der Hornausgleich verkleinert werden konnte. Nach der Überführung zur Erprobungsstelle See in Travemünde begann man umgehend mit den Versuchsflügen.

Bereits am 16.12.1931 stürzte Karl Wiborg bei einem Erprobungsflug mit der Heinkel HD 60 a tödlich ab; die Maschine wurde zum Totalverlust. Heinkel modifizierte daraufhin die zweite Maschine auf HD 60 a-Standard. Im Sommer 1932 brach bei einem Erprobungsflug das Getriebegehäuse des BMW VI-Motors, womit beide Prototypen innerhalb eines halben Jahres ausgefallen waren.

Die Motorisierung blieb ein Schwachpunkt der Konstruktion, die sich ansonsten als stabil und leicht zu handhaben herausgestellt hatte. Immerhin betrug das Abfluggewicht der Heinkel HD 60 rund 3400 kg – das Leistungsverhältnis bei Verwendung eines BMW VI 6,0 ZU lag unter 7 kg/kW. Damit bewegte sich die HD 60 an der Grenze zur Untermotorisierung. BMW erhöhte die Verdichtung des VI-Motors von 6,0 auf 7,3. Statt der 426,4 kW Dauerleistung des BMW VI 6,0 brachte es der BMW VI 7,3 auf 430 kW. Kein Quantensprung, und letzten Endes auch keine dauerhaft vertretbare Lösung. Ein Zweiblattpropeller ersetzte die hölzerne vierblättrige Luftschraube. Der angestrebte Abschluss der Mustererprobung durch die Erprobungsstelle See in Travemünde ließ sich im Sommer 1932 lediglich mit der Heinkel He 60 b (D-2325, später DIKAV) erreichen, die man der E-Stelle im September 1932 zur Verfügung stellen konnte. Abgesehen von der geringen Motorisierung war man bei der E-Stelle mit der Heinkel 60 sehr zufrieden, und empfahl die Serienproduktion.

Nach den Mustern Heinkel HD 60, HD 60 a und HD/He 60 B2 begann die Serienproduktion des einstieligen Doppeldeckers mit seinen gestaffelt angeordneten Tragflächen ungleicher Spannweite mit der Version Heinkel He 60 C. Als Grundgerüst verfügte die Maschine über ein komplett geschweißtes Stahlrohrskelett, auf dem hölzerne Former befestigt wurden. Sie bildeten die ovale Form der Zelle aus, nur die Triebwerksabdeckung war aus Metall gefertigt worden. Am Ende der hölzernen Rumpfkonstruktion wurde ein Seitenleitwerk eingestakt. Das durchgehende Höhenruder wurde mit N-Stielen nach unten abgefangen. Beim Leitwerk und den vier Querrudern wählte man ein seewasserbeständiges Hydronalium-Gerüst, welches man mit Stoff bespannte. Die unterschiedlich breiten und tiefen Tragflächen waren durch N-Stiele miteinander verbunden; zusätzlich stützten N-Stiele die obere Tragfläche zur Zelle hin ab. Bei der Konstruktion der Tragflächen orientierte sich Heinkel ebenfalls an Altbewährtem: Jede Tragfläche verfügte über zwei Holme, über Rippen und Torsionsnasen, und wurde aus Holz gefertigt. Anschließend bespannte man die Konstruktion mit Stoff.

Mit der Version Heinkel He 60 C war man zum BMW VI 6,0 ZU-Triebwerk zurückgekehrt. Der Motor trieb eine Schwarz-Zweiblattluftschraube3 mit 310 cm Durchmesser an. Unter dem Flugzeugführer wurden ein Kraftstofftank mit 672 l Fassungsvermögen und ein Öltank für den Reihenmotor angeordnet. Zwei starr über dem Motor lafettierte Maschinengewehre MG 17, die nach vorn durch den Propellerkreis schießen konnten, dienten dem Flugzeugführer neben bis zu zwölf 10-kg-Bomben als Offensivbewaffnung. Der Beobachter, der gleichzeitig Funker und Bordschütze war, sollte die Maschine nach hinten mit einem Maschinengewehr MG 15 in Drehringlafette sichern. Ein auf der rechten unteren Tragfläche angeordneter Windgenerator versorgte die Maschine im Flug mit dem nötigen Strom für die von Telefunken entwickelten Funkgeräte NAS-1.4 Dabei handelte es sich um die Sende- und Empfangsgeräte FuG Va und FuE Va.

Diese nach 1935 retuschierte Aufnahme zeigt die Heinkel HD 60a, W. Nr. 380. Sie wurde im August 1932 als D-2157 „Seeadler“ registriert.

Heinkel He 60 C auf dem Katapult des leichten Kreuzers „Königsberg“ während eines Flottenbesuchs in Swinemünde.

Heinkel He 60 D am Heck des leichten Kreuzers „Karlsruhe“. Am doppelstöckigen Vormarsleitstand ließ sich die „Karlsruhe“ leicht von ihren Schwestern unterscheiden.

Rückkehr der 60+E95 zum Kreuzer „Leipzig“ während des ersten Spanieneinsatzes im September 1936. Die He 60 D gehörte zur 5. Bordfliegerstaffel 196.

Die Heinkel He 60 D entsprach der C, wies aber ein MG17 als Vorwärtsbewaffnung auf. Die 60+G91 flog bei der 1. Bordfliegerstaffel 196 in Wilhelmshaven.

Ab Oktober 1936 setzte die Aufklärungsstaffel See 88 der Legion Condor von Cadiz aus Heinkel He 60 ein. Später übernahm Spanien einige He 60; im Bild die zerstörte „515“ in Malaga.

Im Zeitraum 1.6.1937-30.6.1939 waren die Heinkel He 60 D/E der 1. Bordfliegerstaffel 196 mit 60+(A-Z)91 gekennzeichnet. Die Aufnahme entstand 1938 beim Tag der Wehrmacht auf dem Fliegerdeich in Wilhelmshaven.

Der Angriff republikanischer Bomber auf das am 29.5.1937 auf Ibiza-Reede liegende Panzerschiff „Deutschland“ forderte 31 Todesopfer und 75 Verwundete. Das Bordflugzeug Heinkel He 60 D brannte auf dem Katapult aus.

Standardtriebwerk der Heinkel He 60 war der wassergekühlte Zwölfzylinder-Viertaktmotor BMW VI 6,0ZU.

Die Heinkel He 60 C „stand“ auf zwei gekielten Ganzmetall-Schwimmern. Diese verfügten über hochziehbare Wasserruder, und waren mit einem Strebengerüst zur Zelle hin abgefangen. In den...

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