Im Folgenden werden die ausgewählten Studien präsentiert. Zunächst wird die Stichprobe beschrieben, dann wird die Vorgehensweise der Autorinnen und Autoren erläutert, sowie die erhobenen Variablen und die Ergebnisse dargestellt.
In der Studie „Acculturation and well-being among college students from immigrant families” untersuchten Schwartz et al. (2013) den Zusammenhang zwischen Akkulturation und Wohlbefinden bei Studierenden aus Immigrantenfamilien der ersten und zweiten Generation in den USA. Dabei stellte sich die Frage, in welchem Ausmaß Herkunfts- und Aufnahmekultur mit Wohlbefinden assoziiert sind, und ob es einen Unterschied im Geschlecht, der Ethnizität und der Immigrantengeneration der Versuchspersonen gibt. Seit 1965 und bis heute sind die USA einer beispiellosen Immigrationswelle ausgesetzt, d. h. mehr als 25 Millionen Immigranten sind dort legal eingewandert, und 13% der US-Gesamtbevölkerung sind Personen, die in einem fremden Land geboren wurden. Der Immigrantenbegriff wird in dieser Studie dahingehend ausgeweitet, dass er nicht nur diejenigen Immigranten beinhaltet, die außerhalb der USA (Immigranten der ersten Generation) geboren sind, sondern auch die in den USA geborenen Kinder, der in ihrem Herkunftsland geborenen Eltern (Immigranten der zweiten Generation).
An der Studie nahmen 2.754 Studierende (30% Männer, 70% Frauen) im Alter von 18 und 29 Jahren (M = 20.16, SD = 3.24) von 30 Colleges und Universitäten der USA teil, 40% der Teilnehmer waren Immigranten der ersten Generation und 60% der zweiten Generation. Bezüglich der Ethnizität waren 9% Weiße, 11% Schwarze, 32% Hispanics, 33% Ost-/Südostasiaten, 11% Südasiaten und 4% kamen aus dem Nahen Osten, 19% gaben keine Ethnizität an. Sowohl Akkulturation als auch Wohlbefinden wurden als mehrdimensionale Konstrukte operationalisiert, wobei Akkulturation durch die Praktiken, Werte (kollektivistische und individualistische) und Identifikation mit der Herkunfts- und Aufnahmekultur operationalisiert wurde, Wohlbefinden wurde in die Komponenten subjektiv, psychisch und eudämonisch (glücklich sein) unterteilt, außerdem wurden demografische Variablen erhoben.
Es handelte sich um eine Fragebogenstudie, die im Rahmen einer Forschungskollaboration zwischen Universitäten hinsichtlich Identität und Kultur (multi-site university study of identity and culture, MUSIC) in den USA durchgeführt wurde. Zwei Standorte, an denen die Studie durchgeführt wurde, waren hispanische Institutionen, ein dritter Standort war eine Institution für Minderheiten. Die Analyse mittels eines Strukturgleichungsmodells ergab, dass die individualistischen Werte der amerikanischen Kultur positiv mit psychischem (ß = .32, p < .001), eudämonischen (ß = .38, p < .001) und subjektiven (ß = .15, p < .05) Wohlbefinden korrelierten. Identifikation mit der amerikanischen Mehrheitskultur und der eigenen Herkunftskultur korrelierte ebenfalls positiv mit psychischem (Mehrheitskultur: ß = .07, p < .01; Herkunftskultur: ß = .11, p < .001) und eudämonischen Wohlbefinden (Mehrheitskultur: ß = .11, p < .001; Herkunftskultur: ß = .08, p < .001). Diese Ergebnisse waren konsistent bezüglich Geschlecht, Immigrantengeneration (erste und zweite) und Ethnizität. Psychisches und eudämonisches Wohlbefinden zeigte sich also bei integrierten Teilnehmern, assimilierte Personen hingegen hatten hohe Werte in psychischem, eudämonischen und subjektiven Wohlbefinden. Insgesamt betrachtet waren die Akkulturationsstrategien Integration und Assimilation mit psychischem, eudämonischen und subjektiven Wohlbefinden assoziiert.
In der Studie „Acculturation and subjective well-being of chinese students in Australia” der Autoren Zheng, Sang und Wang (2004) sollte die Frage beantwortet werden , wie die zwei Dimensionen Identifikation mit der Aufnahmekultur (host-national identification, HNI) und Identifikation mit der Herkunftskultur (co-national identification, CNI) und die vier Akkulturationsstrategien (Integration, Assimilation, Separation und Marginalisierung) mit dem subjektiven Wohlbefinden (subjective well-being, SWB) der Studierenden in Beziehung stehen. Seit die chinesische Regierung in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts eine open policy durchführte, stieg die Anzahl chinesischer Studierenden und Gastwissenschaftler in westlichen Ländern (wie z.B. Australien, Kanada und Amerika) rasant an. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gab es bereits ca. vier Millionen chinesische Studierende in westlichen Ländern, von denen Australien den höchsten Anteil chinesischer Studierenden aufweist. In Anbetracht des Individualismus-/Kollektivismusaspektes (individualism-collectivism, IC), der Unterschiede zwischen westlichen und östlichen Kulturen postuliert, herrscht eine große kulturelle Diversität zwischen der chinesischen und der australischen Kultur.
An der Studie nahmen 157 chinesische Universitätsangehörige teil (weiblich: N = 73; männlich: N = 84). Unter den Personen befanden sich Studierende, Doktoranden, Doktoren und Gastwissenschaftler im Alter von 18 bis 48 Jahre (M = 27.9, SD = 6.0), 91% der Teilnehmer kamen aus China, 9% aus Taiwan, Hong Kong, Singapur und Malaysia. Die bisherige Aufenthaltsdauer in Australien reichte von zwei Monaten bis 15 Jahren (M = 3.2, SD = 2.7). Mithilfe einer E-Mail-Adressenliste der Vereinigung chinesischer Studierender und Wissenschaftler von zehn Universitäten in Australien, denen die meisten chinesischen Überseestudierenden angehören, wurden zehn Universitäten in Australien per E-Mail kontaktiert, indem Informationen zur Studie, Anfrage zur Teilnahme sowie Online-Fragebögen verschickt wurden. Um die Teilnehmerrate zu erhöhen, wurden die Fragebögen sowohl in englischer als auch chinesischer Sprache angefertigt. Zur Beurteilung der Akkulturation der chinesischen Studierenden wurden zwei verschiedene Dimensionen herangezogen: HNI und CNI. Mithilfe drei verschiedener Skalen wurde SWB gemessen.
Eine Varianzanalyse ergab keinen Geschlechtsunterschied in HNI und CNI, das Alter der Teilnehmer korrelierte jedoch mit HNI (r = -.27, p < .01), aber nicht mit CNI und SWB. Signifikante Korrelationen gab es außerdem zwischen Aufenthaltsdauer in Australien und HNI (r = .42, p < .01), CNI (r = -.17, p < .05) und SWB (r = .18, p < .05). Teilnehmer aus China zeigten höhere Werte in CNI (F [1,155] = 6,41, p < .05), aber nicht in HNI und SWB. Insgesamt führten hohe Werte in HNI (r = .229, p < .01) als auch CNI (r = .179, p < .05) zu einem hohen Wert in SWB. Die Analyse ergab außerdem signifikante Unterschiede zwischen SWB und den vier Akkulturationsstrategien (F [3,151] = 3.65, p < .05). Integrierte Studienteilnehmer zeigten signifikant höhere Werte in SWB als ihre assimilierten (p < .05), separierten (p < .01) oder marginalisierten (p < .01)
Kommilitonen. Die Mittelwerte und Standardabweichungen waren für Integration (M = 6.24, SD = 0.66), Assimilation (M = 5.93, SD = 0.74), Separation (M = 5.71, SD = 0.36) und Marginalisierung (M = 5.53, SD = 1.09). Somit konnte gezeigt werden, dass die Akkulturationsstrategie Integration hinsichtlich SWB die vorteilhafteste Strategie war.
Chae und Foley (2010) untersuchten in ihrer Studie „Relationship of ethnic identity, acculturation, and psychological well-being among Chinese, Japanese and Korean Americans” die Beziehung zwischen ethnischer Identität, Akkulturation und psychischem Wohlbefinden von chinesischen, japanischen und koreanischen in den USA lebenden Migranten. Ferner fokussierten die Autoren auf die Frage, ob der Akkulturationsstatus einer Person deren psychisches Wohlbefinden beeinflusst. In den USA lebende Asiaten bilden eine der am schnellsten wachsenden Minderheitsgruppe. Vermutungen legen nahe, dass bis zum Jahr 2050 die asiatische Bevölkerung in den USA bis auf 40 Millionen angestiegen ist. Da rund 60% der in den USA lebenden Asiaten in Ländern außerhalb geboren wurden, sind sie sowohl den Herausforderungen ihrer eigenen Herkunftskultur als auch der amerikanischen Mehrheitskultur ausgesetzt und haben als ethnische Minderheit vielerlei Schwierigkeiten bezüglich der neuen Kultur zu meistern.
An der Studie nahmen 334 Ostasiaten (weiblich: N = 165, männlich: N = 169) im Alter von 17 bis 55 Jahren (M = 26.4, SD = 8.0) teil, 38% der Teilnehmer waren in Asien geboren (N = 130) und 60% in den USA (N = 204). Alle Personen gaben an eine gute Ausbildung zu haben und waren entweder Angehörige der unteren Mittelklasse (N = 52), der Mittelklasse (N = 190) oder der oberen Mittelklasse (N = 90).
Zur Messung der Konstrukte ethnische Identität, Akkulturation und psychisches Wohlbefinden, sowie Angaben über demografische Variablen, setzten die Autoren Fragebögen ein, die die Teilnehmer im Anschluss an Gottesdiensten oder kulturellen Treffen ausfüllen sollten.
Eine simultane multiple Regressionsanalyse zur Vorhersage von psychischem Wohlbefinden mit den Variablen...