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Andrea Bernasconi und die Oper am Münchner Kurfürstenhof 1753–1772

AutorDaniela Sadgorski
VerlagHerbert Utz Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl351 Seiten
ISBN9783831640003
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis44,99 EUR
Kurfürst Maximilian III. Joseph von Bayern ist bekannt als Förderer von Kunst und Wissenschaft und war selbst ein begabter Instrumentalist und Komponist. So war er einer der wenigen Landesherrn im deutschsprachigen Raum, der eine Oper mit festem Ensemble unterhielt. Ungeachtet dessen wird die Münchner Hofoper unter ihrem langjährigen Kapellmeister Andrea Bernasconi bis heute als unzeitgemäß und belanglos geschmäht. Bewies der Kurfürst also gerade in musikalischer Hinsicht schlechten Geschmack? War Bernasconi tatsächlich nichts als ein mittelmäßiger Opernkomponist? Wie legitimiert sich ein ex post-Urteil über Geschmack und Begabung? Die Antwort auf diese Fragen setzt einen gründlichen Blick auf das organisatorische, soziale und musikalische System voraus, das hinter der Münchner Hofoper und den drammi per musica Bernasconis stand. Dessen musikalische Einfälle genießt man inzwischen wieder als „Ehrenrettung für die gescholtene Opera seria“.

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Leseprobe
5 Bernasconis Opern im Kontext (S. 225-226)

5.1 Gattungs- und Musikgeschichte


5.1.1 Thematische und methodische Ansätze


Wer sich mit der opera seria des 18. Jahrhunderts beschäftigt, sieht sich im Hintergrund mit einer enormen Materialfülle konfrontiert. Immerhin war die Gattung über viele Jahrzehnte hinweg in ganz Europa verbreitet und zahlreiche Opernhäuser brachten pro Saison jeweils mehrere Produktionen auf die Bühne. Im Ergebnis hat sich bis heute eine Vielzahl musikdramatischer Werke erhalten, die diesen Markt in einer durchaus auf Ef?zienz und Funktionalität hin ausgerichteten Art undWeise bedient haben.

Charakteristischerweise sind sie handschriftlich überliefert, nicht ediert und außerhalb ihres Aufbewahrungsortes nur eingeschränkt zugänglich. Aus diesem Grund wurde bisher nur ein Bruchteil der Quellen von der musikwissenschaftlichen Forschung ausgewertet. Die Tatsache, dass es sich bei der Oper nicht um absolute Musik handelt, sondern in ihr mehrere künstlerische Sparten zusammenwirken und dass ihre Entstehung und Aufführung in ein komplexes System kultureller wie wirtschaftlicher Interessen eingebunden ist, erweitert darüber hinaus den Katalog der möglichen Fragestellungen. Entsprechend groß ist die Zahl der wissenschaftlichen Arbeiten, die sich mit der Oper des 18. Jahrhunderts befassen und dabei thematisch ganz verschiedenen Aspekten nachgehen.

Dennoch lassen sich für die musikwissenschaftliche Opernforschung einige grundsätzliche Tendenzen formulieren: Viele Studien beschränken sich auf ein überschaubares Corpus, etwa das Werk eines einzelnen Komponisten oder das Repertoire eines bestimmten Theaters, einer bestimmten Region oder eines bestimmten Fürstenhofes.563 Andere Publikationen setzen einen thematischen Schwerpunkt, um die Menge des relevanten Quellenmaterials einzudämmen.

Dabei erfreuen sich auf der einen Seite Komponisten und Institutionen besonderer Aufmerksamkeit, die heute noch einen guten Ruf genießen, auf der anderen Seite sind Themen beliebt, die sich auf der Basis messbarer Daten bearbeiten lassen: Wie viel Text wurde im Libretto gekürzt, wie viele Arien entfallen auf welche Sänger, wie viele orchesterbegleitete Rezitative oder Ensembles enthält ein dramma per musica, welche Arienformen werden wie oft verwendet?

Ähnlich verbreitet wie die statistische Auswertung ist die stilistische Bewertung der opera seria, die in erster Linie auf der Basis formaler Aspekte vorgenommen wird. Während in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Herausbildung, Etablierung und Vorherrschaft der fünfteiligen da capo-Arie angesetzt wird, gilt die zweite Jahrhunderthälfte als von einer beginnenden und sich kontinuierlich ausbreitenden „Reformbewegung“ gekennzeichnet. Ihre Merkmale sind einerseits die Zunahme der recitativi con stromenti und Ensemblesätze – Duette, Terzette und Quartette bis hin zum Sextett –, andererseits die Au?ösung der da capo-Arie zugunsten neuer Arienformen."
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhaltsverzeichnis8
Unknown0
Einleitung 18
1 Die Münchner Hofoper als Institution 258
2 Die Münchner Hofoper zur Zeit Bernasconis 538
3 Bernasconis Opern im Überblick 1299
4 Bernasconis Spätzeit 1767–1772 2019
5 Bernasconis Opern im Kontext 22510
Anhang 26510
Einleitung12
Thema und Forschungslage12
Methoden der Opernforschung21
Aufbau der Arbeit32
1 Die Münchner Hofoper als Institution36
1.1 Vorgeschichte36
1.2 Höfische Musikkultur38
1.3 Aufführungsanlässe43
1.4 Das Neue Residenztheater49
1.5 Kurfürst und Hofopernintendant54
1.6 Andrea Bernasconi – Leben undWerk bis 175358
2 Die Münchner Hofoper zur Zeit Bernasconis64
2.1 Bernasconi in München64
2.2 Chronologie und Spielplan73
2.2.1 Die Vorherrschaft Bernasconis 1753–176673
2.2.2 Die ersten scritture 1767–177288
2.3 Zeitgenössische Rezeption98
2.4 Das Sängerensemble100
2.4.1 Zusammensetzung100
2.4.2 Biographien und Rollenprofile105
2.4.3 Zeitgenössische Kritik116
2.5 Orchester und Instrumentalisten121
2.6 Das Ballett127
2.7 Die Bühnenbilder Giovanni Paolo Gasparis133
3 Bernasconis Opern im Überblick140
3.1 Quellen140
3.1.1 Quellenlage140
3.1.2 Quellenbeschreibung141
3.1.3 Zur Frage der Fassungen145
3.2 Libretti147
3.2.1 Repertoire147
3.2.2 Texteinrichtung148
3.3 Musikalische Dramaturgie153
3.3.1 Vorgaben des Textes153
3.3.2 Einzelne musikalischer Formen155
3.3.3 Größere dramatische Einheiten159
3.4 Grundzüge der Vertonungen161
3.5 Musikalische Faktur165
3.5.1 Der Orchestersatz165
3.5.2 Vokalsolo und Orchester170
3.5.3 Instrumentale Solostimmen173
3.5.4 Die Vokalduette176
3.5.5 Die Chorsätze178
3.5.6 Die Recitativi con stromenti182
3.5.7 Größere szenische Einheiten184
3.6 Arienformen189
3.6.1 Die dal segno-Form189
3.6.2 Die dreiteilige Reprisenform (ABA’)198
3.6.3 Die zweiteilige Arie (AA’)201
3.7 Arientypen204
3.8 Tendenzen und Entwicklungen209
3.8.1 Die Verwendung von Arienformen und -typen209
3.8.2 Musikalische Dramaturgie210
4 Bernasconis Spätzeit 1767–1772212
4.1 Die ersten scritture und ihre Komponisten212
4.2 Tommaso Trajetta: Il Siroe215
4.3 Andrea Bernasconi: La clemenza di Tito220
4.4 Pietro Pompeo Sales: Antigono223
4.5 Antonio Sacchini: Scipione in Cartagena & L’eroe227
4.6 Andrea Bernasconi: Demetrio230
4.7 Kontinuität und Innovation233
5 Bernasconis Opern im Kontext236
5.1 Gattungs- und Musikgeschichte236
5.1.1 Thematische und methodische Ansätze236
5.1.2 Die Entwicklung der Oper239
5.1.3 Bernasconi und seine Zeit243
5.2 Zeremoniell und Repräsentation248
5.2.1 Die Fürstenhochzeit von 1765248
5.2.2 Der Beitrag der Bühnenmusik252
5.2.3 Methodische Folgerungen254
5.3 Angebot und Nachfrage258
5.3.1 Die Situation am Münchner Hof258
5.3.2 Fazit264
Stammbäume276
Werkkatalog285
Vorbemerkung:285
Abkürzungen:285
Adriano in Siria (1755)286
Artaserse (1763)289
Il Bajazet (1754)292
La clemenza di Tito (1768)295
Demetrio (1772)299
Demofoonte (1766)302
Didone abbandonata (1756)306
L’Olimpiade (1764)309
Semiramide riconosciuta (1765)312
Temistocle (1754)316
Quellenverzeichnis320
Librettodrucke320
Handschriftliche Partituren324
Notendrucke und Faksimiles325
Archivalien325
Bayerische Staatsbibliothek (BSB):325
Bayerisches Hauptstaatsarchiv:326
Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden (HStAD):327
Literaturverzeichnis328
Kataloge und Datenbanken345
Bildnachweis346

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