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Aufstand in der Wüste

Lawrence von Arabien

AutorThomas Edward Lawrence
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl587 Seiten
ISBN9783752861099
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Thomas Edward Lawrence befand sich bereits einige Zeit als Forscher in Arabien, als sich zwischen 1916 und 1918 der arabische Aufstand gegen die türkische Vorherrschaft formierte. Die Briten unterstützten den Aufstand nach Leibeskräften. Lawrence, der gute Kontakte zum britischen Geheimdienst unterhielt, gewann das Vertrauen der arabischen Befehlshaber und wurde zu einem zentralen strategischen Berater. Sein Buch über den »Aufstand in der Wüste« bezieht seine Faszination aus der Unmittelbarkeit und Authentizität der Schilderungen. Hier berichtet der einstige Rebellenführer, der als »Lawrence von Arabien« Kultstatus erlangen sollte, von eigenen Erfahrungen. Tatsächlich war Lawrence entscheidend am Erfolg des Aufstands beteiligt: Er entwarf die Guerilla-Strategie, mit der die Kräfte des Gegners in leicht angreifbare kleine Einheiten aufgespalten wurden. Lawrence engagierte sich sehr stark für den Erfolg des Aufstands. Phasenweise verlor er das Ziel der Briten aus den Augen, anstelle der Türken selbst die Vorherrschaft in der Region zu übernehmen.

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Leseprobe

Einleitung: Leben und Taten des Oberst Lawrence


Als das britische Weltreich geschaffen oder besser aus zufälligen, der Gunst des geschichtlichen Augenblicks zu dankenden Eroberungen entstanden war, fehlte zuletzt noch ein wichtiges Verbindungsglied, das die in sämtlichen Erdteilen verstreuten Stücke zusammenschloß. Zwar besaß oder beherrschte man den durch Suezkanal und Rotes Meer führenden Seeweg nach Indien und den fernasiatischen Besitzungen, doch war es eben nur die eine, durch einzelne Stützpunkte gesicherte Wasserstraße, und zweitens blieb sie gerade an ihrer empfindlichsten Stelle ständig bedroht, solange die Gebiete nördlich des schmalen, von Kanal und Rotem Meer gebildeten Durchlasses in fremden Händen waren. Diese fast ganz von Arabern bewohnten Länder: Palästina, Syrien, Mesopotamien und die arabische Halbinsel, gehörten seit vielen Jahrhunderten zum Osmanischen Reich, einem überalterten und in der bestehenden Form kaum mehr lebensfähigen Gebilde. Die britische Regierung hat von jeher die in der Politik so wichtige Kunst des Abwartens verstanden. Sie sah dem langsamen Absterben des »kranken Mannes am Bosporus« ruhig zu und sorgte nur dafür, daß ihr selbst keine Zukunftsmöglichkeiten abgedrosselt würden. So ließ England die unter deutscher Leitung in Bau begriffene Bagdadbahn, die vom Bosporus zum Persischen Golf führen sollte, gewissermaßen in einer Sackgasse endigen und nahm das letzte und wichtigste Stück von Bagdad bis Basra unter eigene Kontrolle. Denn der sichere Besitz des Persischen Golfs mit dem Ausgang zum Indischen Ozean war eine der Voraussetzungen für die weit ausgreifenden Pläne Großbritanniens.

Mit der jungtürkischen Revolution und ihren Folgen – weitere bedeutende Gebietsverluste und die Balkankriege von 1912 und 1913 – trat eine akute Krise ein. Die überstürzten Versuche, sich durch Reformen in zwölfter Stunde den Daseinsbedingungen der Zeit anzupassen, führten nur zu einer weiteren Lockerung der an sich schon längst brüchigen, das weite Reich kaum mehr zusammenhaltenden Klammern. Sobald die Jungtürken die von Europa übernommene Nationalidee für das eigene Volk in Anspruch nahmen und als Kampfruf auf ihre Fahne schrieben, wurde der gleiche Gedanke auch von den nichttürkischen Völkerschaften des Reichs aufgegriffen und auch von ihnen zur Forderung erhoben. Das galt besonders von den Arabern, die als ein altes Kulturvolk mit großer Vergangenheit die wenn auch nur lässige Oberherrschaft der aus Asien eingewanderten Türken stets unwillig ertragen hatten. Die neuen, von Konstantinopel ausgehenden Türkisierungsbestrebungen weckten nun aber erst recht das Rassenbewußtsein der Araber. In den arabischen Ländern – fast die Hälfte des Osmanischen Reichs – begann es zu gären. Vielerorts, namentlich unter der städtischen Bevölkerung, bildeten sich Geheimbünde mit dem Ziel der Wiedergewinnung der arabischen Unabhängigkeit.

England besitzt ein sehr fein entwickeltes Gehör für unterirdische Vorgänge, und so nahm es auch sehr bald das leise Grollen unter den arabischen Volksteilen des Türkischen Reichs wahr. Anzeichen deuteten darauf hin, daß in absehbarer Zeit vielleicht die Stunde nahen könnte, um lang gehegte Wünsche zu verwirklichen. In Voraussicht dessen wurde im Jahre 1913 auf Veranlassung Lord Kitcheners, des damaligen Oberbefehlshabers in Ägypten, eine Expedition nach der Sinaihalbinsel und dem südlichen Palästina entsandt, die offiziell archäologische Forschungen vornehmen sollte und unter dieser wissenschaftlichen Tarnung auch die Genehmigung der türkischen Behörden erhielt. In Wahrheit aber hatte sie den geheimen Auftrag, ein vielleicht zukünftiges Aufmarschgebiet auf seine Möglichkeiten für Truppenbewegungen zu erkunden und die unzulänglichen Karten danach zu verbessern und zu vervollständigen. Zu dieser Expedition gehörte auch ein junger, eben fünfundzwanzigjähriger Gelehrter, Archäologe seines Zeichens, der dank seiner Kenntnis der arabischen Sprache und seiner Erfahrung im Umgang mit der Bevölkerung wertvolle Dienste leistete. Sein Name war Thomas Edward Lawrence.

Nun ist es eine Eigentümlichkeit des britischen Weltreichs, daß es, zum mindesten in seinen wichtigsten Teilen, von Außenseitern, Abenteurern könnte man sagen, von Privatmenschen auf eigene Verantwortung und oft auch eigene Kosten zusammengebracht worden ist. Es begann mit den elisabethanischen Freibeutern, setzte sich fort über einen Drake, Raleigh, Clive bis zu Cecil Rhodes, dem Begründer Südafrikas, und schließlich T. E. Lawrence, dessen Name untrennbar mit dem Einbau des Schlußstücks jenes riesigen Gebäudes verknüpft ist.

Wie die meisten dieser Wegbereiter des Empire fiel auch Lawrence nach Art und Wesen aus dem gewohnten Rahmen heraus, war ein Einzelgänger, stand außerhalb aller Norm und Regel, zeigte Absonderlichkeiten und Exzentrizitäten, wofür übrigens seine durchschnittlich sehr korrekten Landsleute immer viel Verständnis haben. So zum Beispiel legte er auf seine äußere Erscheinung gar keinen Wert, wie das auch von Cecil Rhodes berichtet wird, und erschien oft in geradezu »vagabundenhaftem« Aufzug. Mit Cecil Rhodes hatte er auch das gemeinsam, daß in beider Leben das weibliche Element nie auch nur die geringste Rolle gespielt hat.

Schon Lawrences Aussehen war ungewöhnlich. Er hatte eine kleine zierliche Gestalt – »wie eine kirkassische Tänzerin«, hat ihn einer charakterisiert. Auch sein Gesicht hatte, wenigstens in der Mittelpartie, mit den graublauen, meist etwas verschleierten Augen etwas Mädchenhaftes. Darüber aber erhob sich eine hochgewölbte, sehr männliche Stirn, und ihr Gegenpart bildete die langgezogene, stark ausgeprägte, eckige und harte Kinnpartie. Dieses Äußere spiegelte die beiden Hauptseiten seines Wesens. Denn er war ein kühler Tatmensch von nie erlahmender Zähigkeit und Willenskraft und zugleich ein phantasievoller Träumer oder besser Visionär – eine Polarität, wie man sie gemeinhin bei den als nüchtern und praktisch geltenden Engländern nicht so selten findet, und die oft gerade ihren schöpferischen Staatsmännern eigen war. Überblickt man das Werden des britischen Weltreichs, so könnte man fast sagen, das Phantastische wurde Ereignis.

Was Lawrence geworden ist, hat er nur sich selbst zu verdanken. Er entstammte einer verarmten Familie, die nach langem Aufenthalt in Irland nicht mehr recht im englischen Heimatboden Wurzel fassen konnte. Die Eltern zogen unstet von Ort zu Ort, bald diesseits, bald jenseits des Kanals, bis dann nach dem Tode des nie recht eine Beschäftigung findenden Vaters die Mutter sich in Oxford niederließ, wo sie ihre fünf Söhne schlecht und recht durchbrachte. Die Mittel zum Schulbesuch und erst recht zum Universitätsstudium erhielt der junge Lawrence durch Stipendien, die zu erwerben seiner großen Begabung nicht übermäßig schwer fiel. Im übrigen suchte er sein eigener Herr zu bleiben, hielt sich abseits des an englischen Schulen so stark ausgeprägten Gemeinschaftslebens und überließ sich, ein Verächter jeder Regel und Ordnung, unbekümmert den beiden starken Antrieben seiner Natur. Sie standen in innerem Zusammenhang. Es war ein Schweifen in die Ferne, körperlich wie geistig. Tagsüber war er meist unterwegs, allein immer auf weiten Fahrten zu Rade durch das Land, erweitert in den Ferien zu einsamen Wanderungen durch fremde Länder. Später trat das Motorrad an die Stelle, was seiner Lust an Bewegung noch mehr entgegenkam, und was ihm schließlich auch zum Verhängnis wurde.

Nachts durchstreifte er ebenso ruhelos das weite Reich des Geistes. Er las und las, auf einer Decke oder Matratze liegend, um gleich an Ort und Stelle zwischendurch schlafen zu können. Meist hatte er gleichzeitig sechs Bände aus der Oxforder Bibliothek entliehen, die er nach wenigen Tagen umtauschte. Bücher und Motorrad waren die einzigen Besitztümer, auf die er Wert legte. Für Geld und Geldeswert hatte er kaum Sinn, daran fehlte es ihm auch immer.

Bei aller Willkür und Absonderlichkeit seiner Lebensführung, über die seine englischen Biographen nicht genug erzählen können, darf man indessen nicht übersehen, daß die Formung seines Wesens doch der gültigen Norm entsprach. Vor allem eignete er sich eine gründliche humanistisch-klassische Bildung an, die jenseits des Kanals noch heute als unerläßlich angesehen wird für den Begriff des wahren »gentleman« oder, vielleicht etwas enger, aber genauer ausgedrückt, für den, der der führenden Schicht des Volkes angehören oder zu ihr aufsteigen will. Diese Führerschule ist vor allem Oxford; und seiner sehr ausgesprochenen Prägung konnte und wollte sich auch Lawrence nicht entziehen, der seine gesamten Lehr- und Bildungsjahre dort verbrachte. Im Grunde war und blieb er durch und durch Engländer. (Für den Außenstehenden ist das leichter erkennbar.) Er beherrschte zum Beispiel die griechische Sprache so sicher, daß er noch in späteren Jahren, wo andere ihre Schulkenntnisse längst vergessen haben, in Mußestunden eine Homerübersetzung anfertigte und herausgab.

Sehr merkwürdig nun, wie der junge Wissenschaftler auf eine ihm unbewußte, gleichsam magische Weise von der seltsamen, einzig noch bestehenden Lücke im Bau des britischen Weltreiches angezogen wurde, wo noch Aufgaben winkten, die seiner ungewöhnlichen Natur entsprachen. Wesen und Werk fanden, wie vom Schicksal bestimmt, zueinander. Seine Neigung war von Jugend an die Archäologie. Wie ein Wiesel war er überall hinter Scherben von römischen und mittelalterlichen Tongefäßen her, sammelte unermüdlich Abbildungen von alten Kirchen und Grabplatten und wurde zu einem Meister im Dachklettern, um von irgendeinem Turm oder Giebel aus neue...

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