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Basel II - Kennzeichnung und Beurteilung der Ratinganforderungen an KMU unter Berücksichtigung ausgewählter Kreditinstitute

Kennzeichnung und Beurteilung der Ratinganforderungen an KMU unter Berücksichtigung ausgewählter Kreditinstitute

AutorJakub Szczepanski
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl115 Seiten
ISBN9783638374996
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis149,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich BWL - Investition und Finanzierung, Note: 2.0, Hochschule Bremen, 75 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Seit Veröffentlichung der ersten Baseler Eigenkapitalvorschläge 1999 ist das Stichwort Basel II und das Thema Rating in der Wirtschaftspresse ein Dauerbrenner. Der Grund dafür, dass diese Thematik so große Aufmerksamkeit genießt, sind die vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht vorgeschlagenen und im Juni 2004 verabschiedeten Modifikationen der Eigenkapitalstandards. Während zur Zeit jede Bank bei der Vergabe eines Kredites pauschal 8% des jeweiligen Kreditvolumens als Eigenkapital zu unterlegen hat, müssen Kreditinstitute nach der neuen Regelung für risikobehaftetere Firmenkredite mehr Eigenkapital vorhalten als für risikoärmere. Dabei wird, und das ist das neuartige daran, das Rating eines Kreditnehmers zukünftig das wesentliche Kriterium zur Bestimmung seiner Bonität und damit zur Bestimmung der Eigenkapitalunterlegung der Kreditinstitute sein. Die Folge ist, dass zukünftig die anhand des Ratings ermittelte Bonität des Unternehmens maßgeblich für die Kreditvergabe und insbesondere für die Zinskonditionen sein wird. Auf Grund der Tatsache, dass die Fremdfinanzierung durch Bankkredite gerade für mittelständische Unternehmen die zentrale Form der Mittelbeschaffung darstellt, müssen sich diese unbedingt mit dem Thema Rating und den damit verbundenen Anforderungen der Banken auseinandersetzen. Schließlich wird das Ergebnis des Ratings für viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) Existenz bestimmend sein, denn die Banken werden gezwungen sein, Geschäftsverbindungen zu Kreditnehmern mit einem schlechten Rating zu beenden, um hohe Ausfallwahrscheinlichkeiten und damit Kreditrisiken zu vermeiden, sog. Portfolio-Steuerung. Oft wissen die Unternehmen jedoch nicht oder nur ungenau, was eine Bank für Ihr Rating braucht, obwohl aus einer Auseinandersetzung mit den Anforderungen der Banken, Einsichten resultieren können, die eine Verbesserung der Ratingeinschätzung zu Folge haben könnten. Die Erfüllung der Raitinganforderungen stellt für kleine und mittlere Unternehmen auf der einen Seite ein mögliches Problem dar, auf der anderen Seite bietet es Chancen für die weitere Unternehmensentwicklung. Ziel dieser Diplomarbeit ist es daher einen Überblick über die Ratinganforderungen der Banken an ihre Kunden (hier speziell an KMU) zu geben. Ferner sollen die sich aus den Ratinganforderungen der Banken ergebenden Auswirkungen für KMU beurteilt werden.

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3. Das Rating unter besonderer Berücksichtigung der KMU


 

3.1 Definition des Begriffes Rating


 

Der Begriff Rating ist vom englischen Wort „to rate“ abgeleitet und bedeutet so viel wie „bewerten, abschätzen, einstufen oder klassifizieren“ Es handelt sich dabei um nichts anderes als einen Prozess zur Gewinnung und Bewertung von Informationen, die zum Schluss zu einem Urteil verdichtet werden. Ratings werden heutzutage in allen Lebensbereichen erstellt, z.B. für die Bewertung der Dienstleistungen von Hotels oder Restaurants, Universitäten oder Wertpapieranlagen. Sie zielen dabei immer auf eine Klassifizierung ab durch Vergabe einer Zensur. Das Rating im hier verwendeten Sinne bezieht sich auf den Banken-und Finanzsektor und meint damit das Credit Rating.[109] Für die Banken stellt das Rating vor allem ein Instrument zur Einschätzung der Kreditwürdigkeit eines Schuldners (z.B. KMU) dar. An Hand von Ratingverfahren leiten sie dann die Wahrscheinlichkeit ab, mit der ein Kreditnehmer seine Verbindlichkeiten vollständig und pünktlich bezahlen wird. Ferner wird über das Rating auch ein Urteil über die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens gefällt.[110]

 

Unter dem Begriff Rating wird sowohl das Verfahren zur Bewertung der Bonität eines Schuldners (Ratingprozess) als auch das Bewertungsergebnis (Ratingurteil) verstanden. Die komplexe Vielfalt der für die Einschätzung der Bonität des Kreditnehmers notwendigen Aspekte wird in Form einer einzigen Kennzahl, dem Ratingurteil bzw. Ratingsymbol, verdichtet.[111]

 

3.2 Die Einordnung des „Mittelstandsratings“ in den Kontext der verschiedenen Ratingarten


 

Es gibt je nach Untersuchungsobjekt, Zielsetzung und Auftraggeber verschiedene Ausgestaltungsformen der Ratings. Für diese Arbeit ist vor allem die Einordnung des so genannten Mittelstandsratings in einen Kontext dieser verschiedenen Ausgestaltungsformen von Bedeutung.

 

Zunächst ist für die Abgrenzung von Ratingarten die Unterscheidung zwischen Emissionsrating und Emittentenrating wichtig. Ein Emissionsrating drückt die aktuelle Meinung einer Ratingagentur über die Kreditwürdigkeit eines Schuldners im Bezug z.B. auf eine bestimmte Anleihe aus. Während Emittentenratings (auch „Issuer Rating“ genannt) eine aktuelle Meinung der Ratingagentur über die allgemeine Finanzkraft eines Schuldners, seinen finanziellen Verpflichtungen bei Fälligkeit nachzukommen, darstellen.

 

Ferner werden Ratings in Solicited Ratings und Unsolicited Ratings unterschieden. Beim Solicited Rating ist das zu bewertende Unternehmen Initiator des Ratings und dieses erteilt der Ratingagentur einen Auftrag zur Realisierung des Ratings. Wird dagegen ein Rating direkt auf die Initiative einer Ratingagentur bzw. eines möglichen Geldgebers zurückgeführt, ohne dass das zu bewertende Unternehmen in den Ratingprozess eingebunden ist, spricht man von einem Unsolicited Rating. Hierbei kann die Ratingagentur zur Unternehmensbeurteilung nur auf die Sekundärquellen zurückgreifen und besitzt somit im Vergleich zum Solicited Rating, wo zu Beurteilung auch die internen Unterlagen des zu beurteilenden Unternehmens zugezogen werden, eine geringere Aussagekraft.

 

In der Finanzwirtschaft wird auch noch zwischen Debt-Ratings und Equity-Ratings unterschieden. Zwar basieren beide Ratings auf der Analyse der grundlegenden Strukturen des Unternehmens, jedoch unterscheiden sie sich durch ihre Adressaten. Während Debt-Ratings entscheidungsrelevante Informationen für Fremdkapitalgeber liefern, zielen Equity-Rating auf die Bewertung von Eigenkapitaltiteln ab. Somit stehen für das Debt-Rating die Beurteilung der Bonität des Unternehmens im Hinblick auf die Ausfallwahrscheinlichkeit des Kredits im Vordergrund. Beim Equity-Rating erhofft sich der Investor eine fundierte Aussage über das Entwicklungspotenzial seiner Investition sowie über das Ausmaß und die Stabilität der Gewinne.

 

Beim so genannten „Mittelstandsrating“ bzw. „Rating für den Mittelstand“ sind ausschließlich die mittelständischen Unternehmen die Untersuchungsobjekte der Bewertung. Da Mittelstandsratings die Bonität ganzer Unternehmen beurteilen und nicht nur von deren emittierten Finanzpapieren, liegt eine Überleitung des Begriffs Mittelstandsrating in den Begriff Emittentenrating nahe. Allerdings ist eine präzise und abschließende Definition des Begriffs Mittelstandsrating ebenso schwierig wie die Definition von „Mittelstand“ allgemein. Die Orientierung an üblichen Unterscheidungsmerkmalen der mittelständischen Unternehmen wie beispielsweise dem Umsatz, hilft zunächst. Im Bezug auf die Vielfalt der Branchen, Gesellschafterstrukturen, Finanzierungsformen etc, die sich diesem Unternehmenskreis zuordnen lassen, und der unterschiedlichen Zielsetzungen, die für diese Unternehmen mit dem Rating vebunden sind, ist diese Definition jedoch wenig hilfreich. Neben der Beachtung der mittelstandsspezifischen Gegebenheiten, wie z.B. der oft anzutreffenden Integration des Managements und des Gesellschafterkreises haben Mittelstansratings letztendlich wie jedes andere Rating das Ziel, Ausfallwahrscheinlichkeiten zu begründen. Nur so erzielen sie vergleichbare Ratingergebnisse, die von den Kapitalgebern interpretiert und akzeptiert werden.

 

In der Praxis sehen sich treffen mittelständische Unternehmen mit internen und externen Ratings konfrontiert. Diese beiden Ratingverfahren werden nachfolgend näher betrachtet und auf ihre Eignung für KMU geprüft.[112]

 

3.3 Ratingverfahren und deren Eignung für KMU


 

3.3.1 Externes Rating durch Agenturen


 

Beim externen Rating werden die Unternehmenseinschätzungen von einer privaten Ratingagentur erstellt und laufen somit nicht Gefahr von Interessen der Gesellschafter beeinflusst zu sein.[113] Die bekanntesten privaten Ratinganbieter sind die beiden amerikanischen Agenturen Standard & Poor´s (S&P) und Moody´s sowie die europäische Ratingagentur Fitch IBCA.[114]. Diese so genannten global players vergeben bereits seit mehreren Jahrzehnten kapitalmarktorientierte Ratings, die auf den internationalen Finanzmärkten anerkannt werden.[115]. Ihren Markt, bzw. ihre Zielgruppe sehen diese Agenturen somit vor allem bei international ausgerichteten Unternehmen, die Finanzierungen über den internationalen Kapitalmarkt planen und dazu ein weltweit anerkanntes Rating benötigen.[116]. Ihre Ratings beziehen sich dabei meistens auf Wertpapiere (Emissionsrating) und weniger auf die Bestandsfestigkeit und Zahlungsfähigkeit eines ganzen Unternehmens (Emittentenrating).[117]

 

Neben den großen Ratingagenturen hat sich in jüngster Zeit eine Reihe kleinerer Rating-agenturen etabliert, die sich fast ausnahmslos auf das Segment des Ratings von mittelständischen Unternehmen konzentrieren. In Deutschland sind die bekanntesten unter ihnen die Creditreform Rating AG, die RS Rating Services AG und die URA Unternehmensratingagentur AG.[118] Im Gegensatz zu den internationalen Agenturen verfügen diese so genannten „Agenturen für Unternehmens- und Mittelstandsrating“[119]. noch nicht über einen langen, erfolgreichen „track record“[120]. und über dementsprechendes „standing“ im Markt. Dafür sind die kleinen Agenturen oft drei- bis fünfmal günstiger als die großen – allerdings sind ihre Ratings bei Preisen ab ca. 10.000 Euro für KMU weiterhin nicht billig.[121]

 

Derzeit sind weltweit ca. 10.000 Emissionen und Unternehmen bankextern geratet. In Deutschland hat sich das Rating allerdings noch nicht richtig durchgesetzt und es besitzen nur ca. 40 Unternehmen ein Rating der beiden großen internationalen Agenturen Moody´s und S&P .Der Grund dafür ist, dass in Deutschland Emissionsratings nach amerikanischem Vorbild traditionell eine marginale Rolle spielen, da sich die Unternehmen – wie bereits im Kapitel 2.1.3 erwähnt – überwiegend durch Bankkredite und nicht über Kapitalmarktanleihen finanzieren.[122]

 

Die Ratingagenturen verwenden bei der Klassifizierung eines Unternehmens in eine bestimmte Rating-Klasse Kurzschriften die sich voneinander marginal unterscheiden. Bei S&P reicht die Skala z.B. von AAA bis D, wobei das so genannte Triple A (AAA) für ein absolut solides Unternehmen steht und das D für ein Unternehmen, das zahlungsunfähig ist. Zur weiteren Differenzierung innerhalb der Ratingklassen werden Plus- bzw. Minuszeichen verwendet.

 

Dieses standardisierte Rating ermöglicht Dritten (z.B. internationalen Investoren), die mit einem Engagement verbundenen Risiken einzuschätzen. Jede Ratingstufe beschreibt dabei eine Ausfallwahrscheinlichkeit, die bei S&P z.B. von 0,01 Prozent (AAA) bis 15,34% (D =Default) reichen kann.[123]

 

Auf Grund ihrer langjährigen Ratingaktivtät verfügen diese Agenturen über eine sehr breite statistische Basis, die es Ihnen ermöglicht, Ausfallwahrscheinlichkeiten mit einer sehr hohen Präzision zu bemessen.[124] Dass die analytische Systematik der Agenturen durchaus geeignet ist, Bonitätsrisiken mit...

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