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E-Book

Curiosity und Phobos Grunt

Die neuesten Marssonden

AutorBernd Leitenberger
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl324 Seiten
ISBN9783744891264
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
2011 starteten die beiden ambitioniertesten Marsprojekte der letzten zwei Jahrzehnte, der Rover Curiosity und die Raumsonde Phobos Grunt, die erstmals Bodenproben von Phobos zur Erde bringen sollte. Leider liegen die Überreste der letzten russischen Raumsonde seit Anfang 2012 auf dem Grund des Pazifiks. Demgegenüber glückte die Landung von Curiosity, die nun aufbricht, um Mount Sharp im Gale Krater zu erkunden. Dieses Buch wendet sich an alle, die sich für diese beiden Raumsonden im speziellen, aber auch für die Marsforschung im Allgemeinen interessieren und mehr über die Zielsetzung, Instrumente, Technik und Mission der beiden letzten Roboter wissen möchten. Der Band wendet sich an alle, die sich für Raumfahrt interessieren. Wer schon mit der Materie vertraut ist, findet zahlreiche technische Daten in rund 100 Tabellen. Einsteiger profitieren von rund 100 Grafiken und Fotos, die nicht nur den Mars zeigen, sondern auch den Aufbau der Instrumente, Einführungskapiteln über die Funktion der Instrumente, der Erforschung des Mars und einem umfangreichen Abkürzungsverzeichnis, das die Abkürzungen auch erklärt. Der Autor beleuchtet auch die Frage, wie wahrscheinlich es ist, auf dem Mars Leben zu finden, und wie es in Russlands Raumfahrt nach dem Verlust von Phobos Grunt weitergehen soll. Curiositys Mission ist bis nach der Landung (Sol 10) beschrieben. Mit diesem Buch als Rüstzeug können sie die nun gerade erst begonnene Mission noch besser verstehen und verfolgen.

Bernd Leitenberger, Jahrgang 1965, ist von Beruf Lebensmittelchemiker und Softwaretechniker. Heute arbeitet er als freiberuflicher Softwareentwickler sowie als passionierter Autor. Seit seinem 15ten Lebensjahr interessiert der Autor sich für Raumfahrt und Astronomie. Seine Website gehört zu den umfangreichsten und bekanntesten zum Bereich Raumfahrt im deutschsprachigen Raum. Artikel von ihm haben inzwischen Einzug in Lehrbücher und Fachzeitschriften gehalten. Seit 2008 erscheinen von Bernd Leitenberger beim Verlag BOD Bücher vorwiegend zum Thema Raumfahrt (Schwerpunkt Trägerraketen) und Lebensmittelchemie/Ernährungslehre. Mehr über die Titel und Leseproben finden sie auf der Website des Autors: http://www.raumfahrtbuecher.de

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Leseprobe

Die Erforschung des Mars vor dem Raumfahrtzeitalter


Der Mars hat schon immer die Menschen fasziniert. Schon bei den Griechen stand der Planet wegen seiner rötlichen Färbung für den Kriegsgott Ares, der später bei den Römern Mars genannt wurde. Die Erforschung der Planeten begann allerdings erst in der Renaissance. Vorher wurden die Planeten zwar jahrhundertelang beobachtet, um anhand ihrer Positionen Horoskope zu erstellen, doch die Astronomie als Wissenschaft kam erst im sechzehnten Jahrhundert auf. Der Erforschung des Mars verdanken wir, dass die Bewegung der Planeten verstanden werden konnte. Da der Mars eine elliptische Umlaufbahn hat, konnte Kepler nachweisen, dass sich die Planeten in elliptischen Bahnen um die Sonne bewegen, und nicht, wie noch Kopernikus annahm, in perfekten Kreisen. Die Umlaufbahn des Mars ist exzentrisch und verläuft in einer Entfernung von 206 bis 250 Millionen km von der Sonne. Das nötige Datenmaterial hatte Kepler allerdings nicht selbst gesammelt. Der dänische Astronom Tycho Brahe hatte es in nächtelanger Kleinarbeit über viele Jahre zusammengetragen, als er einen Sternkatalog erstellte und dabei auch die Bewegung der Planeten akribisch festhielt.

Doch mehr als das Intervall zwischen zwei Oppositionen so bezeichnet der Astronom den Zeitpunkt, bei dem zwei Planeten den geringsten Abstand zueinander haben von 687 Tagen oder rund 26 Monaten kannte man nicht vor der Erfindung des Teleskops. Weder wusste man, wie der Mars aussieht, noch wie groß er ist, noch wie seine Umlaufbahn genau verläuft. Für das bloße Auge ist er ein rötlich-orangefarbener Himmelskörper, der bei der Opposition heller wird, aber selbst dann ist er noch über hundertmal kleiner als der Mond und erscheint als roter Stern.

Als die ersten Fernrohre aufkamen, konnten die Beobachter auf der Oberfläche farbliche Nuancen ausmachen, die sich auch zeitlich veränderten. Einige der Gebiete erhielten bald poetische Namen, die bis heute noch gültig sind, so die Hellas-Ebene, die sich als ein riesiges Einschlagbecken auf der Südhalbkugel entpuppte oder die Chryse(Gold)-Ebene im Norden, in der Viking 1 landen sollte. Die erste überlieferte Zeichnung, die Oberflächendetails darstellt, stammt von Christiaan Huygens aus dem Jahr 1659. Sie zeigt schon die beiden hellen Polkappen. Allerdings war und ist der Mars kein dankbares Beobachtungsobjekt. Er ist im Teleskop viel kleiner als Venus, Jupiter und Saturn. Selbst auf Aufnahmen des Hubble Space Teleskops kann man nur wenige Details ausmachen.

Sehr bald erkannten die Astronomen, dass der Mars zwar kleiner als die Erde ist, aber in anderen physikalischen Parametern der Erde ähnelt. So konnte schon 1719 seine Rotationsperiode von Maraldi auf 24 Stunden und 40 Minuten bestimmt werden. Die Rotationsachse ist um 23,5 Grad zur Bahnebene geneigt beides ist vergleichbar mit der Erde. Nachdem im 18. Jahrhundert die Entfernung der Erde von der Sonne durch die genaue Bestimmung der Zeit, welche die Venus braucht, um die Sonne zu passieren, berechnet werden konnte, war auch der Durchmesser des Mars bekannt. Er ist mit knapp 6.800 km nur etwa halb so groß wie die Erde.

Sehr schwierig war die Anfertigung von Karten. Wer einmal selbst den Mars durch ein Fernrohr beobachtet hat, weiß, dass er fast konturlos ist. Es dauert mehrere Minuten, bis die Augen sich angepasst haben, und nur kurz sieht man dann Details, auch weil die Luftunruhe diese gerne verschmiert. Das Zittern der Luft ist der Feind jedes Beobachters. Selbst in Gegenden mit stabilen Luftschichten, ohne Turbulenzen und auf Bergen kann man selten Details erkennen, die kleiner als eine Bogensekunde sind. Das ist etwa ein Zweitausendstel des Vollmonddurchmessers, aber nur ein Zwölftel des Marsdurchmessers bei einer sehr nahen Opposition.

Noch schwieriger zu beobachten sind die beiden Marsmonde Phobos und Deimos. Sie sind nur rund 20 km groß und befinden sich sehr nahe am Planeten. So dauerte es bis 1877, als Asaph Hall die beiden Monde entdeckte. 1877/78 gab es eine besonders günstige Opposition. Zusammen mit einem der größten Teleskope seiner Zeit, einem Linsenteleskop mit 67 cm Durchmesser, gelang Hall die Entdeckung der Monde. Er benannte die Monde nach den beiden Hunden, welche in der griechischen Mythologie den Streitwagen des Ares zogen. Durch die Monde konnten nun die Masse und Dichte des Mars berechnet werden, da die Umlaufsdauer von der Masse abhängt. Die Dichte des Mars ist mit 3,93 g/cm3erheblich niedriger als bei der Erde. Er verfügt nur über einen kleinen Kern aus schweren Metallen.

Aufsehen erregte eine Karte, die bei derselben Opposition entstand. Sie wurde 1878 von Schiaparelli gezeichnet und zeigte erstmals lange, gerade Linien, die er „canali“ nannte. Der Begriff selbst ist ein Kunstwort. Im Italienischen gibt es nur „Canale“, was künstliche Wasserstraße oder auch Flusskanal bedeutet. Schiaparelli sah sie als Verbindungsweg zwischen den dunklen Gebieten an, die man damals als Meere interpretierte. Sie sollten die Meere durch das trockene, rötliche Land verbinden, so wie der Ärmelkanal oder die Magellanstraße. Schiaparelli hat sich nicht zu künstlichen Wasserläufen geäußert. Fast jeder andere Forscher interpretierte sie jedoch als genau das, vor allem, weil die Linien auf der Karte so schnurgerade verliefen.

Die Karte löste eine erste Marshysterie aus. Zwischen 1880 und 1905 erschienen zahlreiche populärwissenschaftliche Schriften über den Mars und seine möglichen Bewohner. Schnell fand man Erklärungen für die Kanäle. Sie sollten dazu dienen, Wasser zu verteilen. Die

Abbildung 1: Karte der Marsopposition von 1877, gezeichnet von Schiaparelli

Marsianer mussten sehr unter Trockenheit leiden und daher diese Kanäle gebaut haben. Schließlich war der ganze Planet rot wie irdische Wüsten. Völlig unter den Tisch fiel, dass bei der Auflösung, die mit den damaligen Teleskopen möglich war, ein Kanal mindestens 50 bis 60 km breit sein musste. Selbst wenn man den Effekt berücksichtigt, dass feine Linien auch bei kleinerer Breite gut sichtbar sind, so mussten die Kanäle für irdische Verhältnisse enorm groß sein. Zum Vergleich: Der Suezkanal ist heute rund 300 m breit. Er war, als er 1869 eröffnet wurde, weitaus schmaler. Die Kanäle auf dem Mars mussten mindestens hundertmal größer als jede vom Menschen geschaffene künstliche Wasserstraße auf der Erde sein.

Die Vermutung, dass der Mars bewohnt sein könnte, war nicht neu, nur fehlten bisher die Beweise für Marsianer. Carl Friedrich Gauss schlug schon ein halbes Jahrhundert vorher vor, in Sibirien riesige Weizenfelder mit geometrischen Mustern anzulegen, um mit den Marsianern zu kommunizieren. Schon 1879 fertigte Schiaparelli eine neue Karte an. Sie zeigte nicht nur viel mehr Kanäle als die Erste. Ein Kanal von war nun schon doppelt aufgespalten. Er stellte klar, dass er sie als natürliche Wasserläufe ansah, wie den Ärmelkanal, den er als Vergleich heranzog. In der ersten Auflage hatte er sich noch nicht zu diesem Problem geäußert. Doch es kam zu spät in anderen Sprachen steht „Kanal“ für einen künstlichen Wasserlauf. Da sich zudem ein Kanal nun in zwei Kanäle aufgespalten hatte, erhielt die Spekulation über Marsianer neuen Auftrieb. Denn nun gab es zeitliche Veränderungen, was für eine heute noch aktive Zivilisation sprach.

Dabei war die Diskussion über die Oberfläche des Planeten noch nicht abgeschlossen. Während einige Experten meinten, die dunklen Gebiete seien Wasser, sahen andere sie als Vegetation an. Andere vertraten sogar die Ansicht, die Oberfläche sei gefroren, und wir würden nur den Staub auf dem Eispanzer sehen. Das wären die dunkeln Gebiete. Svante Arrhenius, der schon den Treibhauseffekt der Venus richtig erkannte, bewies schlüssig, dass es auf dem Mars aufgrund seiner Entfernung von der Sonne kein Wasser in flüssiger Form geben konnte. Arrhenius war einer der damals schon seltenen Universalgelehrten, der sich nicht nur mit Chemie beschäftigte, sondern auch mit Polarlichtern, Geologie und eben der Astronomie. Er konnte daher auf sein Wissen in anderen Gebieten zurückgreifen und kam daher zur richtigen Einschätzung über die Oberflächentemperatur.

Einer der heftigsten Gegner von Arrhenius' These eines toten Mars war Percival Lowell. Lowell war Sohn einer reichen Patrizierfamilie in Massachusetts. Er beschloss, sein Vermögen für die Astronomie einzusetzen und verließ Boston, um ein Observatorium in Arizona aufzubauen. Nahe Flagstaff, in 2.100 m Höhe, einem Ort mit sehr klarer Luft, entstand 1893 eines der größten Teleskope seiner Zeit. Lovell fand bei seinen Beobachtungen immer mehr Kanäle. Von Zeichnung zu Zeichnung wurden es mehr, am Schluss fast hundert. Er schrieb zahlreiche populäre Schriften über die Marsianer und seine Beobachtungen. Sie fielen auf fruchtbaren Boden, denn damals waren die Leute überzeugt, es müsse Marsianer geben. Lowells Schriften wurden nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa veröffentlicht. In derselben Periode, im Jahre 1898, erschien H.G. Wells' Roman „Krieg der Welten“, der vierzig Jahre...

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