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E-Book

Die Angstspirale

Wie Fundamentalismus und Überwachungsstaat unsere Demokratie bedrohen

AutorChrista Chorherr
VerlagResidenz Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl336 Seiten
ISBN9783701745036
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Islamistischer Terror und westlicher Überwachungsstaat - ein bedrohliches Wechselspiel Terroranschläge und Radikalisierung lösen in der westlichen Gesellschaft Beklemmung aus. Die Furcht vor 'dem Islam' geht mit der Ausweitung des Überwachungsstaates einher. Doch wie wirkt sich islamistischer Terrorismus tatsächlich aus? Sind die Ängste vor einer 'Überfremdung' berechtigt? Oder dienen sie nicht vielmehr als Vorwand für massive staatliche Eingriffe in unsere Freiheit? Christa Chorherr zeigt schonungslos auf, wie groß die Gefahren durch Islamismus und Terrorismus für Europa wirklich sind - und welche Konsequenzen für uns alle daraus erwachsen: staatliche 'Schutzmaßnahmen', die zu einer lückenlosen Sammlung persönlicher Daten und deren Verwertung ausarten und zum zunehmenden Verlust unserer Privatsphäre führen.

Christa Chorherr Wirtschaftswissenschaftlerin und Autorin, war lange Jahre in der Verwaltung internationaler Organisationen und Unternehmen tätig. 'Fressen die Alten den Kuchen weg? Das Alter neu denken' (2012), 'Die Angstspirale' (2015)

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Leseprobe

PROLOG – ANGST GEHT UM IN EUROPA


Wir leben derzeit in einem friedlichen, sicheren und lebenswerten Umfeld – im Gegensatz zu vielen anderen Teilen der Welt. Und dennoch: In Europa geht Angst um – vor der Ausbreitung von Seuchen, man denke an die Vogelgrippe oder Ebola, oder vor der zunehmenden Entfremdung zwischen Ost und West, die vielleicht zu einem Aufflammen des Kalten Krieges führen könnte. Angst vor einem wirtschaftlichen Niedergang, Angst, dass die Arbeitslosigkeit noch stärker steigt oder dass der eigene Job bedroht ist. Vielen bereitet die Klimaerwärmung Angst. Andere haben Angst, dass die europäischen Standards bei Lebensmitteln durch TTIP, das Handels- und Investitionsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten, bedroht sind. Ein weiterer wesentlicher Faktor in diesem Szenario sind die Folgen der Krisen im Nahen und Mittleren Osten und natürlich in Afrika: die Flüchtlingsströme, die an den Grenzen Europas landen und auch hereinfluten.

Es ist nicht zu leugnen: Vielen Europäern macht die zunehmende Präsenz »der Muslime« in ihren eigenen Ländern zu schaffen. Aber warum? Wir leben doch friedlich miteinander, unabhängig davon, zu welcher Religion wir uns bekennen oder woher wir stammen. Natürlich, es gibt sie, die Schwierigkeiten im Zusammenleben einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft, die viele aber auch als Chance begreifen. Schließlich lassen sich alle Konflikte lösen. Doch man befürchtet, dass die Zuwanderung von Muslimen stark ansteigen wird, man nimmt an, dass muslimische Familien mehr Kinder haben als einheimische. Und das könnte dazu führen – so die Befürchtungen der Menschen –, dass Muslime die spärlicher werdenden Arbeitsplätze beanspruchen könnten und ein immer stärkeres Gewicht in Gesellschaft und Politik fordern werden. Denn viele Muslime in Europa zeigen ihre Identität bereits sehr offen – durch ihre Kleidung und auch durch ihr Verhalten. Also lautet die Frage: Wie lange kann es noch dauern, bis vonseiten der Fundamentalisten unter ihnen – die laut Statistikern in manchen Ländern an die 50 Prozent ausmachen sollen – zum Beispiel die Einführung der Scharia gefordert wird? Ist diese Angst berechtigt?

Dieses Buch beschäftigt sich nicht mit den Muslimen, die hier leben, eine Familie gründen, ihren Geschäften nachgehen, zum Teil studieren, am öffentlichen Leben teilnehmen und – ja, regelmäßig in die Moschee gehen. Es ist nicht »der Islam«, den es zu fürchten gilt, sondern es ist jener extreme Islamismus, der derzeit in Syrien und im Irak herrscht, der sich in Libyen ausbreitet, der in Zentralafrika wütet und der letztlich die gesamte muslimische Welt vereinen will. Es ist der als »Steinzeitislam« betitelte Terrorismus, der weder vor andersdenkenden Menschen haltmacht noch vor Kulturgütern, die die Basis der Zivilisation verkörpern. Der Feinde öffentlich köpft, in Stahlkäfigen verbrennt und Videos davon über das Internet verbreitet. Und es ist leider auch »dieser Islam«, der junge Menschen aus dem Westen anzieht, sie zu Kämpfern ausbildet und sie dann zurückschickt, um in ihrer Heimat ihrem Hass auf die westliche Zivilisation durch Anschläge Luft zu machen.

Dieses Buch soll die Begründung für diese mehr oder minder diffusen Ängste aufzeigen – aber auch, dass es besser ist, sich nicht zu fürchten und Gegenstrategien zuzulassen, sofern sie nicht unangemessen die Freiheit bedrohen.

WELCHER ISLAM?


Die Mehrzahl der Muslime, die nach Europa gekommen sind und noch kommen werden, wünscht sich, in einem friedlichen Land zu leben, in dem demokratische Strukturen herrschen, in dem die Menschenrechte beachtet werden, wo sie ihren Glauben frei leben können und wo sie die gleichen Chancen wie alle anderen wahrnehmen können.

»Die Muslime« gibt es nicht!

Muslime unterscheiden sich nach den Regionen, in denen sie wohnen (müssen), aber auch nach Ethnien, nach der Herrschaftsstruktur des Landes, in dem sie leben. Die größte bekannte Unterscheidung ist jene in Schiiten und Sunniten, wobei sich die Sunniten wieder in Anhänger verschiedener Rechtsschulen teilen. Es gibt noch weitere Ausprägungen islamischer Gesinnung, die von den anderen teilweise anerkannt werden oder auch nicht (etwa die Alawiten). Vielen bekannt sind die muslimischen Mystiker, die zum Beispiel dem Sufismus anhängen. Diese verschiedenen Gruppierungen haben sich teilweise immer wieder untereinander bekämpft – und tun es noch heute. Wobei die Auseinandersetzungen vielleicht vordergründig religiös begründet sein mögen, doch primär geht es meist nicht um religiöse Konzepte, sondern viel eher um Macht und wirtschaftliche Aspekte.

Dann können Muslime, so wie auch Anhänger anderer Religionen, noch nach ihrer Einstellung zur Religion unterschieden werden: Es gibt liberale, orthodoxe, fundamentalistische oder radikalislamische Gruppen. Aber die gemeinsame Basis für alle sind Koran und Sunna.

Steigt die Anzahl der Muslime wirklich so dramatisch an?

Österreich zum Beispiel ist zu einem Einwanderungsland geworden – auch für Muslime. Dazu ein paar Zahlen: Gemäß der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung des Jahres 2008 weisen 1 441 500 Personen (oder 17,5 Prozent der Gesamtbevölkerung Österreichs) einen Migrationshintergrund auf. Zu dieser Bevölkerungsgruppe werden jene Menschen gezählt, bei denen beide Elternteile im Ausland geboren wurden. Diese Gruppe lässt sich wiederum in Migranten der ersten Generation (Personen, die selbst im Ausland geboren wurden) und Migranten der zweiten Generation (Kinder von zugewanderten Personen, die jedoch selbst in Österreich zur Welt gekommen sind) untergliedern.

Laut Handbuch des Integrationsfonds lebten am 1. Jänner 2009 insgesamt etwas über eine halbe Million Menschen islamischen Glaubens in Österreich, das entsprach einem Anteil von rund sechs Prozent der Bevölkerung. Gegenüber den rund 350 000 Personen, die bei der Volkszählung 2001 den Islam als Religionsbekenntnis angegeben hatten, bedeutet dies eine Zunahme um fast das Doppelte. Alle diese Ziffern sind nicht aktuell, da derartige Zählungen nur in großen Abständen durchgeführt werden und außerdem – um nicht zu diskriminieren – gewisse Fragen, auch jene nach der Religion, ausgeklammert werden.

Fakt ist, dass die größte nichtchristliche Glaubensgemeinschaft in Österreich heute der Islam ist, eine seit 1912 anerkannte Religionsgemeinschaft.

Der Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerung wird aus zwei Gründen höher: Der eine ist der Flüchtlingsstrom, der seit Beginn des Arabischen Frühlings, besonders aber seit dem Bürgerkrieg in Syrien und im Irak steil ansteigt. Wobei zu beachten ist, dass die Menschen, die nach Europa flüchten, aus den unterschiedlichsten Ländern und Milieus kommen, unterschiedlichste Mentalitäten haben. Die Syrer beispielsweise, die gerade derzeit verstärkt um Asyl ansuchen, stammen oft aus dem Mittelstand. Sie wollen arbeiten, ihren Kindern Bildung zukommen lassen, und sie hoffen, auch hier wieder zu Wohlstand zu gelangen.

Der zweite Grund ist die Diskrepanz zwischen der Kinderzahl europäischer gegenüber muslimischen Familien. Die deutlich höhere Geburtenbilanz der muslimischen Bevölkerung ist auf zwei wesentliche Faktoren zurückzuführen: Einerseits handelt es sich meist um sehr junge Leute mit entsprechend mehr Geburten als Sterbefällen. Im Durchschnitt der Jahre 2001 bis 2008 hatten rund 14 Prozent der Neugeborenen mindestens einen muslimischen Elternteil, während der Anteil der muslimischen Bevölkerung in Österreich insgesamt nur bei rund sechs Prozent lag. Zum anderen kehren etliche Migranten im Alter in ihr Heimatland zurück, wodurch nur ein Teil der Sterbefälle der muslimischen Bevölkerung in Österreich erfasst wird. Mittelfristig wird jedoch mit einer Annäherung der derzeit noch deutlich höheren Geburtenzahlen der Bevölkerung islamischen Glaubens an den Durchschnitt der Gesamtbevölkerung gerechnet. Die Statistiken (beispielsweise das Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) zeigen bereits eine massive Anpassung an das österreichische Niveau. Die Erklärung ist einfach: die höhere Bildung der Frauen und die damit einhergehende Familienplanung. Kinder binden bei der klassischen Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau die Mütter ans Haus. Dieses Rollenverständnis steht verstärkter Erwerbsbeteiligung der Frauen im Weg. Das hat zur Folge, dass die Verwirklichung bestehender Kinderwünsche so lange hinausgeschoben wird, dass nur noch ein Kind geboren oder gänzlich auf Kinder verzichtet wird. Dazu kommt, dass Kinder einen erheblichen Kostenaufwand bedeuten und der Aufwand für Erziehung und Betreuung die Bewegungsfreiheit der Eltern räumlich und zeitlich einschränkt. Kinder zu haben steht somit im Widerspruch zu den materiellen und individualistischen Ansprüchen nach hohem Lebensstandard und persönlicher Ungebundenheit. Und den Leistungen und Einschränkungen von Eltern fehlt es an Anerkennung.

Der Grund, warum zum Beispiel türkische Einwanderer aus Anatolien so viele Kinder hatten und noch immer bekommen,...

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